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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.

Ki-urushi oder Rohlack wird gleich den daraus bereiteten
Lacksorten in Holzgefässen (Kübeln oder flachen runden Schachteln)
aufbewahrt und sorgfältig gegen Licht und Staub geschützt. Der
Rohlack kann nicht ohne Weiteres vom Lackierer angewandt werden,
sondern muss erst verschiedene Reinigungs- und Umgestaltungsprocesse
durchlaufen, deren erster darin besteht, dass man ihn von den mecha-
nisch beigemengten Rinden- und Holzteilchen befreit. Dies geschieht,
indem man ihn durch Baumwollstoff presst. So erhält man den Ki-
sho-mi
, d. h. von fremden Beimengungen getrennten Rohlack.

Bevor ich aber die weitere Behandlung angebe, will ich die Re-
sultate meiner und insbesondere der Korschelt'schen Untersuchung
dieses Körpers mittheilen. Ki-sho-mi oder gereinigter Rohlack
stellt, wie schon angedeutet wurde, eine graue bis lohbraune, syrup-
dicke, sehr klebrige Flüssigkeit von verschiedener Consistenz und
einem specifischen Gewicht dar, welches das des Wassers nur wenig
überschreitet. Korschelt fand 1,0020--1,0379, womit meine eigenen
Beobachtungen recht gut stimmen. Ein eigenartiger süsslicher Geruch
des Rohlacks wird namentlich dann wahrgenommen, wenn derselbe
längere Zeit in einem Gefäss abgeschlossen war. Bei stärkerer Ver-
grösserung erkennt man unter dem Mikroskop eine bräunliche Masse
mit eingestreuten Kügelchen von zweierlei Art, nämlich zahlreichen
kleineren dunkelbraun gefärbten und dazwischen spärlicher einge-
streute, grössere, hellfarbige. Auf Zusatz von Wasser verschwinden
diese, während absoluter Alkohol jene in Lösung bringt. Letzterer,
wie alle gewöhnlichen Lösungsmittel für Harze, also Aether, Chloro-
form, Schwefelkohlenstoff, Benzin und andere vermögen schon in der
Kälte, leichter noch bei Behandlung mit dem gelinde erwärmten Roh-
lack ansehnliche Mengen (zwischen 60 und 80 %) zu lösen, während
anderseits Wasser kaum einen Einfluss zu üben scheint, thatsächlich
aber doch bei längerem Schütteln einige Procent des Rohlacks auf-
nimmt. Hieraus ergibt sich, dass letzterer den Charakter eines Gummi-
harzes hat. Die Bestandteile desselben sind folgende:

1) Eine flüchtige Säure in sehr geringer Menge. Sie ent-
weicht schon bei gewöhnlicher Temperatur und dem Trocknen der
Lackanstriche, rascher aber, wenn der Lack mit Wasser destilliert

strikte des Landes sendet und ein einzelner gegen 41/2 Taru oder Kübel Lack
zusammenbringen kann. Gesetzt nun, das Maximum der Productionsfähigkeit jener
1500 Personen würde erreicht, so wären dies immer nur 1500 x 41/2 = 6750 Kübel,
und jeden der letzteren zu 18 kg in Rechnung gesetzt, würden als Gesammtpro-
duction sich immerhin nur 121500 Kilogramm ergeben.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.

Ki-urushi oder Rohlack wird gleich den daraus bereiteten
Lacksorten in Holzgefässen (Kübeln oder flachen runden Schachteln)
aufbewahrt und sorgfältig gegen Licht und Staub geschützt. Der
Rohlack kann nicht ohne Weiteres vom Lackierer angewandt werden,
sondern muss erst verschiedene Reinigungs- und Umgestaltungsprocesse
durchlaufen, deren erster darin besteht, dass man ihn von den mecha-
nisch beigemengten Rinden- und Holzteilchen befreit. Dies geschieht,
indem man ihn durch Baumwollstoff presst. So erhält man den Ki-
shô-mi
, d. h. von fremden Beimengungen getrennten Rohlack.

Bevor ich aber die weitere Behandlung angebe, will ich die Re-
sultate meiner und insbesondere der Korschelt’schen Untersuchung
dieses Körpers mittheilen. Ki-shô-mi oder gereinigter Rohlack
stellt, wie schon angedeutet wurde, eine graue bis lohbraune, syrup-
dicke, sehr klebrige Flüssigkeit von verschiedener Consistenz und
einem specifischen Gewicht dar, welches das des Wassers nur wenig
überschreitet. Korschelt fand 1,0020—1,0379, womit meine eigenen
Beobachtungen recht gut stimmen. Ein eigenartiger süsslicher Geruch
des Rohlacks wird namentlich dann wahrgenommen, wenn derselbe
längere Zeit in einem Gefäss abgeschlossen war. Bei stärkerer Ver-
grösserung erkennt man unter dem Mikroskop eine bräunliche Masse
mit eingestreuten Kügelchen von zweierlei Art, nämlich zahlreichen
kleineren dunkelbraun gefärbten und dazwischen spärlicher einge-
streute, grössere, hellfarbige. Auf Zusatz von Wasser verschwinden
diese, während absoluter Alkohol jene in Lösung bringt. Letzterer,
wie alle gewöhnlichen Lösungsmittel für Harze, also Aether, Chloro-
form, Schwefelkohlenstoff, Benzin und andere vermögen schon in der
Kälte, leichter noch bei Behandlung mit dem gelinde erwärmten Roh-
lack ansehnliche Mengen (zwischen 60 und 80 %) zu lösen, während
anderseits Wasser kaum einen Einfluss zu üben scheint, thatsächlich
aber doch bei längerem Schütteln einige Procent des Rohlacks auf-
nimmt. Hieraus ergibt sich, dass letzterer den Charakter eines Gummi-
harzes hat. Die Bestandteile desselben sind folgende:

1) Eine flüchtige Säure in sehr geringer Menge. Sie ent-
weicht schon bei gewöhnlicher Temperatur und dem Trocknen der
Lackanstriche, rascher aber, wenn der Lack mit Wasser destilliert

strikte des Landes sendet und ein einzelner gegen 4½ Taru oder Kübel Lack
zusammenbringen kann. Gesetzt nun, das Maximum der Productionsfähigkeit jener
1500 Personen würde erreicht, so wären dies immer nur 1500 × 4½ = 6750 Kübel,
und jeden der letzteren zu 18 kg in Rechnung gesetzt, würden als Gesammtpro-
duction sich immerhin nur 121500 Kilogramm ergeben.
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[410/0434] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. Ki-urushi oder Rohlack wird gleich den daraus bereiteten Lacksorten in Holzgefässen (Kübeln oder flachen runden Schachteln) aufbewahrt und sorgfältig gegen Licht und Staub geschützt. Der Rohlack kann nicht ohne Weiteres vom Lackierer angewandt werden, sondern muss erst verschiedene Reinigungs- und Umgestaltungsprocesse durchlaufen, deren erster darin besteht, dass man ihn von den mecha- nisch beigemengten Rinden- und Holzteilchen befreit. Dies geschieht, indem man ihn durch Baumwollstoff presst. So erhält man den Ki- shô-mi, d. h. von fremden Beimengungen getrennten Rohlack. Bevor ich aber die weitere Behandlung angebe, will ich die Re- sultate meiner und insbesondere der Korschelt’schen Untersuchung dieses Körpers mittheilen. Ki-shô-mi oder gereinigter Rohlack stellt, wie schon angedeutet wurde, eine graue bis lohbraune, syrup- dicke, sehr klebrige Flüssigkeit von verschiedener Consistenz und einem specifischen Gewicht dar, welches das des Wassers nur wenig überschreitet. Korschelt fand 1,0020—1,0379, womit meine eigenen Beobachtungen recht gut stimmen. Ein eigenartiger süsslicher Geruch des Rohlacks wird namentlich dann wahrgenommen, wenn derselbe längere Zeit in einem Gefäss abgeschlossen war. Bei stärkerer Ver- grösserung erkennt man unter dem Mikroskop eine bräunliche Masse mit eingestreuten Kügelchen von zweierlei Art, nämlich zahlreichen kleineren dunkelbraun gefärbten und dazwischen spärlicher einge- streute, grössere, hellfarbige. Auf Zusatz von Wasser verschwinden diese, während absoluter Alkohol jene in Lösung bringt. Letzterer, wie alle gewöhnlichen Lösungsmittel für Harze, also Aether, Chloro- form, Schwefelkohlenstoff, Benzin und andere vermögen schon in der Kälte, leichter noch bei Behandlung mit dem gelinde erwärmten Roh- lack ansehnliche Mengen (zwischen 60 und 80 %) zu lösen, während anderseits Wasser kaum einen Einfluss zu üben scheint, thatsächlich aber doch bei längerem Schütteln einige Procent des Rohlacks auf- nimmt. Hieraus ergibt sich, dass letzterer den Charakter eines Gummi- harzes hat. Die Bestandteile desselben sind folgende: 1) Eine flüchtige Säure in sehr geringer Menge. Sie ent- weicht schon bei gewöhnlicher Temperatur und dem Trocknen der Lackanstriche, rascher aber, wenn der Lack mit Wasser destilliert *) *) strikte des Landes sendet und ein einzelner gegen 4½ Taru oder Kübel Lack zusammenbringen kann. Gesetzt nun, das Maximum der Productionsfähigkeit jener 1500 Personen würde erreicht, so wären dies immer nur 1500 × 4½ = 6750 Kübel, und jeden der letzteren zu 18 kg in Rechnung gesetzt, würden als Gesammtpro- duction sich immerhin nur 121500 Kilogramm ergeben.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/434>, abgerufen am 24.11.2024.