überhaupt, und namentlich in der Anwendung des Grubenschmelzes am meisten geleistet, und ist überdies fast der einzige, welcher mit grossem Erfolg, wenn auch wohl schwerlich in finanzieller Beziehung, das japanische Email cloisonne nachmacht und als grosse Flächen- decoration verwendet. Auch bleibt er bei der blossen Nachahmung nicht stehen, sondern sucht, was in unsern Augen viel verdienstvoller ist, näher liegende Decorationsmotive im japanischen Sinne zu ver- werthen. So führte er den Beschauern eine grosse Platte vor, in deren Mitte sich ein Weiher mit weissen Seerosen befand, während Wasserliesch (Butomus) und gelbblühende Iris die eine Seite einfassten und eine wilde Ente sich eben auf den Wasserspiegel niederliess. -- Brombeerranken und Reben, Eichenzweige, Hafer und Windhalm, so- wie verschiedene andere Angehörige unserer einheimischen Flora finden bei verschiedenen andern Bronzeartikeln ebenfalls zweckentsprechende Verwendung.
Diesen höchst beachtenswerthen Leistungen standen andere gegen- über, bei welchen man Japaner in theilweise sinnloser und höchst lächerlicher Weise copiert hatte. Derart war ein Ofenschirm der Firma Bouhon & Cie., dessen Bronzeverzierung, die auf Drahtgeflecht in einem breiten Messingrahmen ruhte, den Ast einer Kiefer darstellen sollte, deren Nadeln in schildförmige Blätter umgewandelt waren und bei dem blühende Zweige der Mumepflaume die Verästelung bildeten. Zu dieser unnatürlichen Verbindung kam dann noch ein Silberreiher auf dem horizontalen Theil des Astes. "Doch setze, was Du willst", schrieb einst der "Wandsbecker Bote" (Claudius) seinem Freund Andres, "Einige loben's doch!" So auch hier. Der Gegenstand, welcher 350 Frcs. kosten sollte, war schon fünfmal bestellt, wie ein Zettel besagte, offen- bar gerade dieser stilvollen Verbindung wegen.
Was Barbedienne unter den Bronzefabrikanten, das ist Christofle bei den Gold- und Silberschmieden Frankreichs, mehr aber noch als galvanoplastischer Veredler und Decorateur von Neusilber und Bronze. Seine Gegenstände sind theils vor, theils nach dem Versilbern cise- liert; oft wird auch nach der Versilberung die eingravierte Verzierung noch vergoldet oder mit einer Art Niello versehen, was von besonders schöner Wirkung ist. Christofle wendet die japanischen Decorations- motive ausserordentlich häufig an; eine ganze Abtheilung seiner gros- sen und reichen Ausstellung war im japanischen Stile ausgestattet.
Wollte man den Einfluss Japans auf das englische Kunstgewerbe kennen lernen, so brauchte man nur den Glanzpunkt der britischen Section, die Producte der fünf aufeinander folgenden grossen Firmen: Elkington, Minton, the Royal Porcelain Works Worcester, H. Doulton
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
überhaupt, und namentlich in der Anwendung des Grubenschmelzes am meisten geleistet, und ist überdies fast der einzige, welcher mit grossem Erfolg, wenn auch wohl schwerlich in finanzieller Beziehung, das japanische Email cloisonné nachmacht und als grosse Flächen- decoration verwendet. Auch bleibt er bei der blossen Nachahmung nicht stehen, sondern sucht, was in unsern Augen viel verdienstvoller ist, näher liegende Decorationsmotive im japanischen Sinne zu ver- werthen. So führte er den Beschauern eine grosse Platte vor, in deren Mitte sich ein Weiher mit weissen Seerosen befand, während Wasserliesch (Butomus) und gelbblühende Iris die eine Seite einfassten und eine wilde Ente sich eben auf den Wasserspiegel niederliess. — Brombeerranken und Reben, Eichenzweige, Hafer und Windhalm, so- wie verschiedene andere Angehörige unserer einheimischen Flora finden bei verschiedenen andern Bronzeartikeln ebenfalls zweckentsprechende Verwendung.
Diesen höchst beachtenswerthen Leistungen standen andere gegen- über, bei welchen man Japaner in theilweise sinnloser und höchst lächerlicher Weise copiert hatte. Derart war ein Ofenschirm der Firma Bouhon & Cie., dessen Bronzeverzierung, die auf Drahtgeflecht in einem breiten Messingrahmen ruhte, den Ast einer Kiefer darstellen sollte, deren Nadeln in schildförmige Blätter umgewandelt waren und bei dem blühende Zweige der Mumepflaume die Verästelung bildeten. Zu dieser unnatürlichen Verbindung kam dann noch ein Silberreiher auf dem horizontalen Theil des Astes. »Doch setze, was Du willst«, schrieb einst der »Wandsbecker Bote« (Claudius) seinem Freund Andres, »Einige loben’s doch!« So auch hier. Der Gegenstand, welcher 350 Frcs. kosten sollte, war schon fünfmal bestellt, wie ein Zettel besagte, offen- bar gerade dieser stilvollen Verbindung wegen.
Was Barbedienne unter den Bronzefabrikanten, das ist Christofle bei den Gold- und Silberschmieden Frankreichs, mehr aber noch als galvanoplastischer Veredler und Decorateur von Neusilber und Bronze. Seine Gegenstände sind theils vor, theils nach dem Versilbern cise- liert; oft wird auch nach der Versilberung die eingravierte Verzierung noch vergoldet oder mit einer Art Niello versehen, was von besonders schöner Wirkung ist. Christofle wendet die japanischen Decorations- motive ausserordentlich häufig an; eine ganze Abtheilung seiner gros- sen und reichen Ausstellung war im japanischen Stile ausgestattet.
Wollte man den Einfluss Japans auf das englische Kunstgewerbe kennen lernen, so brauchte man nur den Glanzpunkt der britischen Section, die Producte der fünf aufeinander folgenden grossen Firmen: Elkington, Minton, the Royal Porcelain Works Worcester, H. Doulton
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
überhaupt, und namentlich in der Anwendung des Grubenschmelzes
am meisten geleistet, und ist überdies fast der einzige, welcher mit
grossem Erfolg, wenn auch wohl schwerlich in finanzieller Beziehung,
das japanische Email cloisonné nachmacht und als grosse Flächen-
decoration verwendet. Auch bleibt er bei der blossen Nachahmung
nicht stehen, sondern sucht, was in unsern Augen viel verdienstvoller
ist, näher liegende Decorationsmotive im japanischen Sinne zu ver-
werthen. So führte er den Beschauern eine grosse Platte vor, in
deren Mitte sich ein Weiher mit weissen Seerosen befand, während
Wasserliesch (Butomus) und gelbblühende Iris die eine Seite einfassten
und eine wilde Ente sich eben auf den Wasserspiegel niederliess. —
Brombeerranken und Reben, Eichenzweige, Hafer und Windhalm, so-
wie verschiedene andere Angehörige unserer einheimischen Flora finden
bei verschiedenen andern Bronzeartikeln ebenfalls zweckentsprechende
Verwendung.
Diesen höchst beachtenswerthen Leistungen standen andere gegen-
über, bei welchen man Japaner in theilweise sinnloser und höchst
lächerlicher Weise copiert hatte. Derart war ein Ofenschirm der Firma
Bouhon & Cie., dessen Bronzeverzierung, die auf Drahtgeflecht in einem
breiten Messingrahmen ruhte, den Ast einer Kiefer darstellen sollte,
deren Nadeln in schildförmige Blätter umgewandelt waren und bei
dem blühende Zweige der Mumepflaume die Verästelung bildeten. Zu
dieser unnatürlichen Verbindung kam dann noch ein Silberreiher auf
dem horizontalen Theil des Astes. »Doch setze, was Du willst«, schrieb
einst der »Wandsbecker Bote« (Claudius) seinem Freund Andres, »Einige
loben’s doch!« So auch hier. Der Gegenstand, welcher 350 Frcs.
kosten sollte, war schon fünfmal bestellt, wie ein Zettel besagte, offen-
bar gerade dieser stilvollen Verbindung wegen.
Was Barbedienne unter den Bronzefabrikanten, das ist Christofle
bei den Gold- und Silberschmieden Frankreichs, mehr aber noch als
galvanoplastischer Veredler und Decorateur von Neusilber und Bronze.
Seine Gegenstände sind theils vor, theils nach dem Versilbern cise-
liert; oft wird auch nach der Versilberung die eingravierte Verzierung
noch vergoldet oder mit einer Art Niello versehen, was von besonders
schöner Wirkung ist. Christofle wendet die japanischen Decorations-
motive ausserordentlich häufig an; eine ganze Abtheilung seiner gros-
sen und reichen Ausstellung war im japanischen Stile ausgestattet.
Wollte man den Einfluss Japans auf das englische Kunstgewerbe
kennen lernen, so brauchte man nur den Glanzpunkt der britischen
Section, die Producte der fünf aufeinander folgenden grossen Firmen:
Elkington, Minton, the Royal Porcelain Works Worcester, H. Doulton
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/416>, abgerufen am 24.11.2024.
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