Eine ähnliche Zersetzung durch Solfataren beobachtete Pumpelli bei Yu-nonai, den Solfataren des Iwanai auf Yezo, worüber er Fol- gendes bemerkt: "Hier stehen die heissen Quellen in engem Zusam- menhang mit dem schneeweissen Quarzitporphyr. Dieser Fels ist mit Schwefelkies imprägniert, der an manchen Stellen nur durch kubische Hohlräume angedeutet wird, welche Schwefel enthalten."*) Die ge- bleichten Liparite der Liparischen Inseln, sowie die grauweissen Rhyolithe Ungarns sind vielleicht ebenfalls durch den Einfluss von Solfataren verändert worden, wenigstens erinnern sie lebhaft an die Arita- und Amakusa-Steine, über deren Vorkommen, chemische Zu- sammensetzung und Verwendung noch Weiteres in dem Abschnitt über Keramik folgt.
2) Verwitterungsproducte gewöhnlicher Art des Feldspaths und verwandter Mineralien, sowie thonerdereicher Gesteine. Hierher ge- hören in erster Linie der Kaolin, sodann die plastischen Thone in ihren verschiedenen Abstufungen bis zum gewöhnlichen Lehm.
Die Hauptfundstätten der Porzellansteine und Kaoline, die Grund- lagen der edleren Töpferei, sind auf dem Kärtchen neben den Pro- ducten der eigentlichen Montanindustrie angegeben und sollen bei der Keramik noch weiter besprochen werden.
Porzellanstein und Kaolin werden durch Tagebau gewonnen, ge- hören desshalb nicht mehr der Montanindustrie im eigentlichen Sinne an, sondern zu den Gioko-seki-rui, der Gruppe der Steine, welche man im Steinbruch, jap. Ishi-yama (Steinberg) oder Ishio wo hori-dasu tokoro (d. h. Ort, wo man Steine aushaut) ge- winnt. Dass die eigentlichen Hausteine, wie Steine überhaupt, in der Baukunst bislang nur eine untergeordnete Verwendung fanden (z. B. zu Cyclopenmauern alter Burgen, Treppen, welche zu hoch ge- legenen Tempeln führten, Steinlaternen, Denksteinen, Stegen, Platten für die Wege in Tempelhöfen und Gärten, Kochherden, Waschbecken, Reiströgen), ist im ersten Bande dieses Werkes bereits hervorgehoben worden. Den erwähnten Zwecken dienten fast ausnahmslos Granit, so namentlich der Mikage-ishi aus Settsu und der Teshima-ishi aus Bizen, trachytische und doleritische Lava, sowie ältere Schiefer. Der gewöhnliche Kalkstein wird gebrannt, sein Pulver (Ishi-bai d. h. Steinasche) viel als Dünger, selten zu Bauzwecken verwendet. Mar- mor, von den Japanern Ro-seki und Sarasa-ishi genannt, findet sich an verschiedenen Stellen des Landes, so in Bizen, Mino und Hitachi. Einzelne Sculpturen, welche man in und bei Tempeln trifft,
*) Pumpelly: Across America and Asia pg. 177.
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Porzellanstein, Kaolin, Töpferthone.
Eine ähnliche Zersetzung durch Solfataren beobachtete Pumpelli bei Yu-nonai, den Solfataren des Iwanai auf Yezo, worüber er Fol- gendes bemerkt: »Hier stehen die heissen Quellen in engem Zusam- menhang mit dem schneeweissen Quarzitporphyr. Dieser Fels ist mit Schwefelkies imprägniert, der an manchen Stellen nur durch kubische Hohlräume angedeutet wird, welche Schwefel enthalten.«*) Die ge- bleichten Liparite der Liparischen Inseln, sowie die grauweissen Rhyolithe Ungarns sind vielleicht ebenfalls durch den Einfluss von Solfataren verändert worden, wenigstens erinnern sie lebhaft an die Arita- und Amakusa-Steine, über deren Vorkommen, chemische Zu- sammensetzung und Verwendung noch Weiteres in dem Abschnitt über Keramik folgt.
2) Verwitterungsproducte gewöhnlicher Art des Feldspaths und verwandter Mineralien, sowie thonerdereicher Gesteine. Hierher ge- hören in erster Linie der Kaolin, sodann die plastischen Thone in ihren verschiedenen Abstufungen bis zum gewöhnlichen Lehm.
Die Hauptfundstätten der Porzellansteine und Kaoline, die Grund- lagen der edleren Töpferei, sind auf dem Kärtchen neben den Pro- ducten der eigentlichen Montanindustrie angegeben und sollen bei der Keramik noch weiter besprochen werden.
Porzellanstein und Kaolin werden durch Tagebau gewonnen, ge- hören desshalb nicht mehr der Montanindustrie im eigentlichen Sinne an, sondern zu den Gioko-seki-rui, der Gruppe der Steine, welche man im Steinbruch, jap. Ishi-yama (Steinberg) oder Ishio wo hori-dasu tokoro (d. h. Ort, wo man Steine aushaut) ge- winnt. Dass die eigentlichen Hausteine, wie Steine überhaupt, in der Baukunst bislang nur eine untergeordnete Verwendung fanden (z. B. zu Cyclopenmauern alter Burgen, Treppen, welche zu hoch ge- legenen Tempeln führten, Steinlaternen, Denksteinen, Stegen, Platten für die Wege in Tempelhöfen und Gärten, Kochherden, Waschbecken, Reiströgen), ist im ersten Bande dieses Werkes bereits hervorgehoben worden. Den erwähnten Zwecken dienten fast ausnahmslos Granit, so namentlich der Mikage-ishi aus Settsu und der Teshima-ishi aus Bizen, trachytische und doleritische Lava, sowie ältere Schiefer. Der gewöhnliche Kalkstein wird gebrannt, sein Pulver (Ishi-bai d. h. Steinasche) viel als Dünger, selten zu Bauzwecken verwendet. Mar- mor, von den Japanern Rô-seki und Sarasa-ishi genannt, findet sich an verschiedenen Stellen des Landes, so in Bizen, Mino und Hitachi. Einzelne Sculpturen, welche man in und bei Tempeln trifft,
*) Pumpelly: Across America and Asia pg. 177.
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Porzellanstein, Kaolin, Töpferthone.
Eine ähnliche Zersetzung durch Solfataren beobachtete Pumpelli bei
Yu-nonai, den Solfataren des Iwanai auf Yezo, worüber er Fol-
gendes bemerkt: »Hier stehen die heissen Quellen in engem Zusam-
menhang mit dem schneeweissen Quarzitporphyr. Dieser Fels ist mit
Schwefelkies imprägniert, der an manchen Stellen nur durch kubische
Hohlräume angedeutet wird, welche Schwefel enthalten.« *) Die ge-
bleichten Liparite der Liparischen Inseln, sowie die grauweissen
Rhyolithe Ungarns sind vielleicht ebenfalls durch den Einfluss von
Solfataren verändert worden, wenigstens erinnern sie lebhaft an die
Arita- und Amakusa-Steine, über deren Vorkommen, chemische Zu-
sammensetzung und Verwendung noch Weiteres in dem Abschnitt über
Keramik folgt.
2) Verwitterungsproducte gewöhnlicher Art des Feldspaths und
verwandter Mineralien, sowie thonerdereicher Gesteine. Hierher ge-
hören in erster Linie der Kaolin, sodann die plastischen Thone
in ihren verschiedenen Abstufungen bis zum gewöhnlichen Lehm.
Die Hauptfundstätten der Porzellansteine und Kaoline, die Grund-
lagen der edleren Töpferei, sind auf dem Kärtchen neben den Pro-
ducten der eigentlichen Montanindustrie angegeben und sollen bei der
Keramik noch weiter besprochen werden.
Porzellanstein und Kaolin werden durch Tagebau gewonnen, ge-
hören desshalb nicht mehr der Montanindustrie im eigentlichen Sinne
an, sondern zu den Gioko-seki-rui, der Gruppe der Steine,
welche man im Steinbruch, jap. Ishi-yama (Steinberg) oder Ishio
wo hori-dasu tokoro (d. h. Ort, wo man Steine aushaut) ge-
winnt. Dass die eigentlichen Hausteine, wie Steine überhaupt, in
der Baukunst bislang nur eine untergeordnete Verwendung fanden
(z. B. zu Cyclopenmauern alter Burgen, Treppen, welche zu hoch ge-
legenen Tempeln führten, Steinlaternen, Denksteinen, Stegen, Platten
für die Wege in Tempelhöfen und Gärten, Kochherden, Waschbecken,
Reiströgen), ist im ersten Bande dieses Werkes bereits hervorgehoben
worden. Den erwähnten Zwecken dienten fast ausnahmslos Granit, so
namentlich der Mikage-ishi aus Settsu und der Teshima-ishi aus
Bizen, trachytische und doleritische Lava, sowie ältere Schiefer. Der
gewöhnliche Kalkstein wird gebrannt, sein Pulver (Ishi-bai d. h.
Steinasche) viel als Dünger, selten zu Bauzwecken verwendet. Mar-
mor, von den Japanern Rô-seki und Sarasa-ishi genannt, findet
sich an verschiedenen Stellen des Landes, so in Bizen, Mino und
Hitachi. Einzelne Sculpturen, welche man in und bei Tempeln trifft,
*) Pumpelly: Across America and Asia pg. 177.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/395>, abgerufen am 25.11.2024.
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