Städten, das leistet, und zwar in weit höherem Maasse, Olea fragrans im September und October in den Gärten und Parkanlagen Nord- und Mittelitaliens. Die weissen, unscheinbaren Blüthen dieses grossen Strauches verbreiten alsdann weithin ihren Wohlgeruch, so am Comer- see und Lago Maggiore, wie nicht minder in Florenz und an der Ri- viera. Ich erinnere nur an den Aufstieg im kleinen Park von Acqua Sola in Genua.
In Norditalien ist ferner eine japanische Oelweide (Elaeagnus umbellata Thunb., E. reflexa Morr.) hier und da, z. B. bei Pallanza, sehr beliebt, um Häuser und mehr noch Gartengitter dicht mit schönem Grün zu bekleiden, indem man die langen, windenden Schösslinge mit den Eisenstäben sich verflechten lässt. Diese Pflanze ist als mittel- grosser Strauch weit über Himalaya, China und Japan verbreitet, führt hier den Namen Gumi und wird auch als Zierstrauch angebaut.
Aehnlichen Zwecken dient Evonymus radicans Sieb., jap. Tsuru- masaki. Obgleich auch im wärmeren Deutschland völlig winterhart, hat diese Pflanze doch noch nicht die gebührende Beachtung gefunden. In Japan ist sie sehr verbreitet und erscheint als Busch ohne Luft- wurzeln. Findet sich aber eine Stütze zum Anlehnen: ein Baum, eine Felswand oder Mauer, so erinnert ihre Lebensweise an die des Epheus. Mit Luftwurzeln leicht versehen, legt sie sich dicht an, steigt hohen, alten Kiefern bis zu den Kronen hinan und bedeckt Felswände oft vollständig mit lieblichem Immergrün. In der Mittelmeerregion könnte sie dieselben Dienste verrichten, wie Ficus repens in den Treibhäusern, und das nackte Mauerwerk freundlich kleiden.
Auch Shizophragma hydrangeoides S. & Z., der Shiro-tsuta- no-ki, d. h. "weisse Kletterbaum" der Japaner, empfiehlt sich durch ähnliche Eigenschaften und noch grössere Widerstandskraft. In den Bergwaldungen Japans ist er einer der mächtigsten Kletterer mit be- moosten Stämmen von 40--60 cm Umfang, die sich dicht anlehnen und an Felswänden und alten Bäumen zuweilen 15--20 m hoch emporragen.
Viel verbreiteter und beliebter zur Flächenbedeckung, als die vor- erwähnten Arten, ist in der Mittelmeerregion eine prächtige, unbe- wehrte Kletterrose, die Rosa Banksiae R. Br. und Mokoko Japans und Chinas, mit glänzenden, immergrünen Blättern und gefüllten gelben oder weissen Blüthen, welche im Frühjahr am Ende der Zweige in unregelmässigen kleinen Dolden auftreten. Die gelbblühende Varietät ist am schönsten und verbreitetsten und schon bei den Villen der nord- italienischen Seen sehr häufig in schönster Entwickelung zu sehen. In den lauschigen Patios von Cordoba, Sevilla und andern spanischen Städten überzieht sie oft ganze Wände und in den Gärten sieht man sie
I. Land- und Forstwirthschaft.
Städten, das leistet, und zwar in weit höherem Maasse, Olea fragrans im September und October in den Gärten und Parkanlagen Nord- und Mittelitaliens. Die weissen, unscheinbaren Blüthen dieses grossen Strauches verbreiten alsdann weithin ihren Wohlgeruch, so am Comer- see und Lago Maggiore, wie nicht minder in Florenz und an der Ri- viera. Ich erinnere nur an den Aufstieg im kleinen Park von Acqua Sola in Genua.
In Norditalien ist ferner eine japanische Oelweide (Elaeagnus umbellata Thunb., E. reflexa Morr.) hier und da, z. B. bei Pallanza, sehr beliebt, um Häuser und mehr noch Gartengitter dicht mit schönem Grün zu bekleiden, indem man die langen, windenden Schösslinge mit den Eisenstäben sich verflechten lässt. Diese Pflanze ist als mittel- grosser Strauch weit über Himalaya, China und Japan verbreitet, führt hier den Namen Gumi und wird auch als Zierstrauch angebaut.
Aehnlichen Zwecken dient Evonymus radicans Sieb., jap. Tsuru- masaki. Obgleich auch im wärmeren Deutschland völlig winterhart, hat diese Pflanze doch noch nicht die gebührende Beachtung gefunden. In Japan ist sie sehr verbreitet und erscheint als Busch ohne Luft- wurzeln. Findet sich aber eine Stütze zum Anlehnen: ein Baum, eine Felswand oder Mauer, so erinnert ihre Lebensweise an die des Epheus. Mit Luftwurzeln leicht versehen, legt sie sich dicht an, steigt hohen, alten Kiefern bis zu den Kronen hinan und bedeckt Felswände oft vollständig mit lieblichem Immergrün. In der Mittelmeerregion könnte sie dieselben Dienste verrichten, wie Ficus repens in den Treibhäusern, und das nackte Mauerwerk freundlich kleiden.
Auch Shizophragma hydrangeoides S. & Z., der Shiro-tsuta- no-ki, d. h. »weisse Kletterbaum« der Japaner, empfiehlt sich durch ähnliche Eigenschaften und noch grössere Widerstandskraft. In den Bergwaldungen Japans ist er einer der mächtigsten Kletterer mit be- moosten Stämmen von 40—60 cm Umfang, die sich dicht anlehnen und an Felswänden und alten Bäumen zuweilen 15—20 m hoch emporragen.
Viel verbreiteter und beliebter zur Flächenbedeckung, als die vor- erwähnten Arten, ist in der Mittelmeerregion eine prächtige, unbe- wehrte Kletterrose, die Rosa Banksiae R. Br. und Mokoko Japans und Chinas, mit glänzenden, immergrünen Blättern und gefüllten gelben oder weissen Blüthen, welche im Frühjahr am Ende der Zweige in unregelmässigen kleinen Dolden auftreten. Die gelbblühende Varietät ist am schönsten und verbreitetsten und schon bei den Villen der nord- italienischen Seen sehr häufig in schönster Entwickelung zu sehen. In den lauschigen Patios von Cordoba, Sevilla und andern spanischen Städten überzieht sie oft ganze Wände und in den Gärten sieht man sie
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Städten, das leistet, und zwar in weit höherem Maasse, Olea fragrans
im September und October in den Gärten und Parkanlagen Nord- und
Mittelitaliens. Die weissen, unscheinbaren Blüthen dieses grossen
Strauches verbreiten alsdann weithin ihren Wohlgeruch, so am Comer-
see und Lago Maggiore, wie nicht minder in Florenz und an der Ri-
viera. Ich erinnere nur an den Aufstieg im kleinen Park von Acqua
Sola in Genua.
In Norditalien ist ferner eine japanische Oelweide (Elaeagnus
umbellata Thunb., E. reflexa Morr.) hier und da, z. B. bei Pallanza,
sehr beliebt, um Häuser und mehr noch Gartengitter dicht mit schönem
Grün zu bekleiden, indem man die langen, windenden Schösslinge mit
den Eisenstäben sich verflechten lässt. Diese Pflanze ist als mittel-
grosser Strauch weit über Himalaya, China und Japan verbreitet, führt
hier den Namen Gumi und wird auch als Zierstrauch angebaut.
Aehnlichen Zwecken dient Evonymus radicans Sieb., jap. Tsuru-
masaki. Obgleich auch im wärmeren Deutschland völlig winterhart,
hat diese Pflanze doch noch nicht die gebührende Beachtung gefunden.
In Japan ist sie sehr verbreitet und erscheint als Busch ohne Luft-
wurzeln. Findet sich aber eine Stütze zum Anlehnen: ein Baum, eine
Felswand oder Mauer, so erinnert ihre Lebensweise an die des Epheus.
Mit Luftwurzeln leicht versehen, legt sie sich dicht an, steigt hohen,
alten Kiefern bis zu den Kronen hinan und bedeckt Felswände oft
vollständig mit lieblichem Immergrün. In der Mittelmeerregion könnte
sie dieselben Dienste verrichten, wie Ficus repens in den Treibhäusern,
und das nackte Mauerwerk freundlich kleiden.
Auch Shizophragma hydrangeoides S. & Z., der Shiro-tsuta-
no-ki, d. h. »weisse Kletterbaum« der Japaner, empfiehlt sich durch
ähnliche Eigenschaften und noch grössere Widerstandskraft. In den
Bergwaldungen Japans ist er einer der mächtigsten Kletterer mit be-
moosten Stämmen von 40—60 cm Umfang, die sich dicht anlehnen und
an Felswänden und alten Bäumen zuweilen 15—20 m hoch emporragen.
Viel verbreiteter und beliebter zur Flächenbedeckung, als die vor-
erwähnten Arten, ist in der Mittelmeerregion eine prächtige, unbe-
wehrte Kletterrose, die Rosa Banksiae R. Br. und Mokoko Japans
und Chinas, mit glänzenden, immergrünen Blättern und gefüllten gelben
oder weissen Blüthen, welche im Frühjahr am Ende der Zweige in
unregelmässigen kleinen Dolden auftreten. Die gelbblühende Varietät
ist am schönsten und verbreitetsten und schon bei den Villen der nord-
italienischen Seen sehr häufig in schönster Entwickelung zu sehen.
In den lauschigen Patios von Cordoba, Sevilla und andern spanischen
Städten überzieht sie oft ganze Wände und in den Gärten sieht man sie
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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