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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
so dass er hier die untere Grenze des Vorkommens der Buche über-
schreitet. So fand ich in der Nähe von Sasagami-toge in Shikoku zu
meiner Ueberraschung einst im April etwa 900 m über der See 5--6 m
hohe Camellienbäume und ihre abgefallenen Blüthen zwischen Buchen-
laub und blühendem Waldmeister. Weiter gen Norden und den Ein-
flüssen des Kuro-shiwo mehr entrückt, senkt sich die Höhengrenze der
wild wachsenden Camellie rasch und ebenso verringern sich ihre Di-
mensionen: sie sinkt zum Strauch herab, wie wir die Pflanze in unsern
Kalthäusern kennen. Auf Seite des Stillen Oceans dürfte Choshi-
no-kuchi
, die Mündung des Tone-gawa nahe dem 36. Parallel
die Nordgrenze der Yama-tsubaki sein. Dagegen bin ich derselben
im Westen von Hondo, nahe dem japanischen Meer, noch unter dem
38. Breitengrad, und zwar in den Hügelwaldungen des nördlichen
Echigo begegnet, wo sie das etwa meterhohe Unterholz bildete.*)

Die zur Oelgewinnung oder Zierde angebaute Camellie kommt als
Freilandpflanze noch um Hakodate vor, im nördlichen Hondo häufig
baumförmig mit einfachen, rothen Blüthen, wie die wild wachsende,
oder als Strauch in einer Anzahl Abarten, welche theils einfache,
theils gefüllte Blüthen liefern, doch nicht in solcher Mannichfaltigkeit,
wie unsere Gewächshäuser sie aufweisen.

Auch in China wird die Camellie seit alter Zeit als Zierpflanze
geschätzt und gepflegt. Wann und von wo aus sie nach der Insel
Luzon gelangte, ist nicht bekannt. Der mährische Jesuit Georg J.
Kamel
(Camellus), welcher im 17. Jahrhundert Manila besuchte und
später eine Historia stirpium Insulae Luzonis herausgab, hat die Pflanze
darin zuerst erwähnt. Ihm zu Ehren wurde sie dann 1737 von Linne
in seinem Werke "Genera plantarum" benannt. Die erste Abbildung
der Camellie erschien 1702 in Petivers: "Gasophylacium".**)

Im Jahre 1739 verpflanzte man die Camellie von Manila nach
dem Jardin del Buen Retiro zu Madrid, doch wurde damals die ein-
fache, rothblühende Form, die "japanische Rose", wie man sie
lange Zeit in Europa nannte, in England bereits von Robert James
Lord Petre gezogen.

*) Vielleicht interessirt es den einen oder den andern in Japan bekannten Leser,
Näheres über dieses Vorkommen zu erfahren. Es ist auf dem Wege von Gatsuke
am jap. Meer nach dem 2 ri 25 cho landeinwärts gelegenen Naka-mura, dessen Um-
gebung sich durch viele Lackbaumpflanzungen auszeichnet. Die zahlreichen Camel-
lienbüsche, von denen viele Anfang November schön gebildete Blüthenknospen
trugen, stachen durch ihre dunkelgrüne Belaubung scharf ab gegen die entblätterten
höheren Sträucher und Bäume, welche sich zwischen ihnen erhoben.
**) Siehe Seemann: "Synopsis of the Genera Camellia and Thea". Transact. Linn.
Society XXII. pg. 342 ff.

I. Land- und Forstwirthschaft.
so dass er hier die untere Grenze des Vorkommens der Buche über-
schreitet. So fand ich in der Nähe von Sasagami-tôge in Shikoku zu
meiner Ueberraschung einst im April etwa 900 m über der See 5—6 m
hohe Camellienbäume und ihre abgefallenen Blüthen zwischen Buchen-
laub und blühendem Waldmeister. Weiter gen Norden und den Ein-
flüssen des Kuro-shiwo mehr entrückt, senkt sich die Höhengrenze der
wild wachsenden Camellie rasch und ebenso verringern sich ihre Di-
mensionen: sie sinkt zum Strauch herab, wie wir die Pflanze in unsern
Kalthäusern kennen. Auf Seite des Stillen Oceans dürfte Chôshi-
no-kuchi
, die Mündung des Tone-gawa nahe dem 36. Parallel
die Nordgrenze der Yama-tsubaki sein. Dagegen bin ich derselben
im Westen von Hondo, nahe dem japanischen Meer, noch unter dem
38. Breitengrad, und zwar in den Hügelwaldungen des nördlichen
Echigo begegnet, wo sie das etwa meterhohe Unterholz bildete.*)

Die zur Oelgewinnung oder Zierde angebaute Camellie kommt als
Freilandpflanze noch um Hakodate vor, im nördlichen Hondo häufig
baumförmig mit einfachen, rothen Blüthen, wie die wild wachsende,
oder als Strauch in einer Anzahl Abarten, welche theils einfache,
theils gefüllte Blüthen liefern, doch nicht in solcher Mannichfaltigkeit,
wie unsere Gewächshäuser sie aufweisen.

Auch in China wird die Camellie seit alter Zeit als Zierpflanze
geschätzt und gepflegt. Wann und von wo aus sie nach der Insel
Luzon gelangte, ist nicht bekannt. Der mährische Jesuit Georg J.
Kamel
(Camellus), welcher im 17. Jahrhundert Manila besuchte und
später eine Historia stirpium Insulae Luzonis herausgab, hat die Pflanze
darin zuerst erwähnt. Ihm zu Ehren wurde sie dann 1737 von Linné
in seinem Werke »Genera plantarum« benannt. Die erste Abbildung
der Camellie erschien 1702 in Petivers: »Gasophylacium«.**)

Im Jahre 1739 verpflanzte man die Camellie von Manila nach
dem Jardin del Buen Retiro zu Madrid, doch wurde damals die ein-
fache, rothblühende Form, die »japanische Rose«, wie man sie
lange Zeit in Europa nannte, in England bereits von Robert James
Lord Petre gezogen.

*) Vielleicht interessirt es den einen oder den andern in Japan bekannten Leser,
Näheres über dieses Vorkommen zu erfahren. Es ist auf dem Wege von Gatsuke
am jap. Meer nach dem 2 ri 25 chô landeinwärts gelegenen Naka-mura, dessen Um-
gebung sich durch viele Lackbaumpflanzungen auszeichnet. Die zahlreichen Camel-
lienbüsche, von denen viele Anfang November schön gebildete Blüthenknospen
trugen, stachen durch ihre dunkelgrüne Belaubung scharf ab gegen die entblätterten
höheren Sträucher und Bäume, welche sich zwischen ihnen erhoben.
**) Siehe Seemann: »Synopsis of the Genera Camellia and Thea«. Transact. Linn.
Society XXII. pg. 342 ff.
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[332/0356] I. Land- und Forstwirthschaft. so dass er hier die untere Grenze des Vorkommens der Buche über- schreitet. So fand ich in der Nähe von Sasagami-tôge in Shikoku zu meiner Ueberraschung einst im April etwa 900 m über der See 5—6 m hohe Camellienbäume und ihre abgefallenen Blüthen zwischen Buchen- laub und blühendem Waldmeister. Weiter gen Norden und den Ein- flüssen des Kuro-shiwo mehr entrückt, senkt sich die Höhengrenze der wild wachsenden Camellie rasch und ebenso verringern sich ihre Di- mensionen: sie sinkt zum Strauch herab, wie wir die Pflanze in unsern Kalthäusern kennen. Auf Seite des Stillen Oceans dürfte Chôshi- no-kuchi, die Mündung des Tone-gawa nahe dem 36. Parallel die Nordgrenze der Yama-tsubaki sein. Dagegen bin ich derselben im Westen von Hondo, nahe dem japanischen Meer, noch unter dem 38. Breitengrad, und zwar in den Hügelwaldungen des nördlichen Echigo begegnet, wo sie das etwa meterhohe Unterholz bildete. *) Die zur Oelgewinnung oder Zierde angebaute Camellie kommt als Freilandpflanze noch um Hakodate vor, im nördlichen Hondo häufig baumförmig mit einfachen, rothen Blüthen, wie die wild wachsende, oder als Strauch in einer Anzahl Abarten, welche theils einfache, theils gefüllte Blüthen liefern, doch nicht in solcher Mannichfaltigkeit, wie unsere Gewächshäuser sie aufweisen. Auch in China wird die Camellie seit alter Zeit als Zierpflanze geschätzt und gepflegt. Wann und von wo aus sie nach der Insel Luzon gelangte, ist nicht bekannt. Der mährische Jesuit Georg J. Kamel (Camellus), welcher im 17. Jahrhundert Manila besuchte und später eine Historia stirpium Insulae Luzonis herausgab, hat die Pflanze darin zuerst erwähnt. Ihm zu Ehren wurde sie dann 1737 von Linné in seinem Werke »Genera plantarum« benannt. Die erste Abbildung der Camellie erschien 1702 in Petivers: »Gasophylacium«. **) Im Jahre 1739 verpflanzte man die Camellie von Manila nach dem Jardin del Buen Retiro zu Madrid, doch wurde damals die ein- fache, rothblühende Form, die »japanische Rose«, wie man sie lange Zeit in Europa nannte, in England bereits von Robert James Lord Petre gezogen. *) Vielleicht interessirt es den einen oder den andern in Japan bekannten Leser, Näheres über dieses Vorkommen zu erfahren. Es ist auf dem Wege von Gatsuke am jap. Meer nach dem 2 ri 25 chô landeinwärts gelegenen Naka-mura, dessen Um- gebung sich durch viele Lackbaumpflanzungen auszeichnet. Die zahlreichen Camel- lienbüsche, von denen viele Anfang November schön gebildete Blüthenknospen trugen, stachen durch ihre dunkelgrüne Belaubung scharf ab gegen die entblätterten höheren Sträucher und Bäume, welche sich zwischen ihnen erhoben. **) Siehe Seemann: »Synopsis of the Genera Camellia and Thea«. Transact. Linn. Society XXII. pg. 342 ff.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/356>, abgerufen am 22.11.2024.