breitungsgeschichte der Aucuba und mancher andern beliebten japa- nischen Zierpflanze könnte hierzu lehrreiche Beispiele liefern.
Auf der andern Seite zeigt jedoch erst die Erfahrung, dass manche Pflanzen ein sehr dehnbares Naturell haben, d. h. bezüglich ihrer An- sprüche an Klima und Boden wenig wählerisch sind, während andere sich in diesen Beziehungen eng beschränken. Hier kann desshalb nur der Versuch entscheiden, wie weit eine Pflanze accommodationsfähig ist oder nicht. Von zwei Gewächsen, deren Heimat die nämliche ist, die hier neben einander auf demselben Boden und unter gleichen klima- tischen Einflüssen gedeihen, gewöhnt sich das eine leicht an die ver- änderten Verhältnisse eines fremden Ortes, das andere durchaus nicht. Wie bereits pg. 188 bei Besprechung des Lackbaumes hervorgehoben wurde, erwies sich derselbe für Deutschland völlig winterhart. Nun findet man in Japan in seiner Nachbarschaft und gleich ihm angebaut die Camellia, Olea aquifolium und andere Zierpflanzen, welche dort mit ihm zuweilen Nachtfröste bis zu -- 12°C. ausgesetzt sind, die aber in Europa nördlich der Alpen im Freien nicht aushalten.
Da der Kampferlorbeer in einem Gebiete mit reichen Sommer- regen heimisch ist und im Winter Nachtfröste erträgt, bei welchen das Quecksilber im hunderttheiligen Thermometer ausnahmsweise bis -- 9 Grad sinkt, so begreift man sein Gedeihen an den norditalienischen Seen und der Riviera. Dass er aber auch in der heissen, trockenen Atmosphäre von Aegypten und den Canaren fortkommt, zeigt seine Accommodationsfähigkeit in einer Richtung, in welcher ihm wenige andere Holzgewächse Japans zu folgen vermögen.
Der Weinstock passt sich bis zu einem gewissen Grade vielen Klimaten und Bodenarten an; aber wie gewaltig verändert er damit den Charakter seiner Früchte! Um noch ein anderes Beispiel anzu- führen, möge hier an das verschiedene Verhalten des Schlafmohns (Papaver somniferum) erinnert werden, dessen Kapseln bei uns nur Spuren der bekannten Opiumalkaloide entwickeln, während die Pflanze in heissen Ländern, wie Kleinasien, Aegypten und Indien nur des Opiums wegen gebaut wird, wobei dieses immer noch, je nach dem Erzeugungslande, in seiner chemischen Zusammensetzung bedeutend verschieden erscheint.
Aus diesen wenigen Beispielen, denen sich noch manche anreihen liessen, geht zur Genüge hervor, dass die Anpassungsfähigkeit eines Gewächses viel grösser ist, als seine völlige Acclimatisation, wenn wir unter dieser das leichte Fortkommen desselben in veränderten Klima- und Bodenverhältnissen verstehen, ohne Ausartung, d. h. ohne wesent- liche Veränderung seines heimatlichen Charakters.
I. Land- und Forstwirthschaft.
breitungsgeschichte der Aucuba und mancher andern beliebten japa- nischen Zierpflanze könnte hierzu lehrreiche Beispiele liefern.
Auf der andern Seite zeigt jedoch erst die Erfahrung, dass manche Pflanzen ein sehr dehnbares Naturell haben, d. h. bezüglich ihrer An- sprüche an Klima und Boden wenig wählerisch sind, während andere sich in diesen Beziehungen eng beschränken. Hier kann desshalb nur der Versuch entscheiden, wie weit eine Pflanze accommodationsfähig ist oder nicht. Von zwei Gewächsen, deren Heimat die nämliche ist, die hier neben einander auf demselben Boden und unter gleichen klima- tischen Einflüssen gedeihen, gewöhnt sich das eine leicht an die ver- änderten Verhältnisse eines fremden Ortes, das andere durchaus nicht. Wie bereits pg. 188 bei Besprechung des Lackbaumes hervorgehoben wurde, erwies sich derselbe für Deutschland völlig winterhart. Nun findet man in Japan in seiner Nachbarschaft und gleich ihm angebaut die Camellia, Olea aquifolium und andere Zierpflanzen, welche dort mit ihm zuweilen Nachtfröste bis zu — 12°C. ausgesetzt sind, die aber in Europa nördlich der Alpen im Freien nicht aushalten.
Da der Kampferlorbeer in einem Gebiete mit reichen Sommer- regen heimisch ist und im Winter Nachtfröste erträgt, bei welchen das Quecksilber im hunderttheiligen Thermometer ausnahmsweise bis — 9 Grad sinkt, so begreift man sein Gedeihen an den norditalienischen Seen und der Riviera. Dass er aber auch in der heissen, trockenen Atmosphäre von Aegypten und den Canaren fortkommt, zeigt seine Accommodationsfähigkeit in einer Richtung, in welcher ihm wenige andere Holzgewächse Japans zu folgen vermögen.
Der Weinstock passt sich bis zu einem gewissen Grade vielen Klimaten und Bodenarten an; aber wie gewaltig verändert er damit den Charakter seiner Früchte! Um noch ein anderes Beispiel anzu- führen, möge hier an das verschiedene Verhalten des Schlafmohns (Papaver somniferum) erinnert werden, dessen Kapseln bei uns nur Spuren der bekannten Opiumalkaloide entwickeln, während die Pflanze in heissen Ländern, wie Kleinasien, Aegypten und Indien nur des Opiums wegen gebaut wird, wobei dieses immer noch, je nach dem Erzeugungslande, in seiner chemischen Zusammensetzung bedeutend verschieden erscheint.
Aus diesen wenigen Beispielen, denen sich noch manche anreihen liessen, geht zur Genüge hervor, dass die Anpassungsfähigkeit eines Gewächses viel grösser ist, als seine völlige Acclimatisation, wenn wir unter dieser das leichte Fortkommen desselben in veränderten Klima- und Bodenverhältnissen verstehen, ohne Ausartung, d. h. ohne wesent- liche Veränderung seines heimatlichen Charakters.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
breitungsgeschichte der Aucuba und mancher andern beliebten japa-
nischen Zierpflanze könnte hierzu lehrreiche Beispiele liefern.
Auf der andern Seite zeigt jedoch erst die Erfahrung, dass manche
Pflanzen ein sehr dehnbares Naturell haben, d. h. bezüglich ihrer An-
sprüche an Klima und Boden wenig wählerisch sind, während andere
sich in diesen Beziehungen eng beschränken. Hier kann desshalb nur
der Versuch entscheiden, wie weit eine Pflanze accommodationsfähig ist
oder nicht. Von zwei Gewächsen, deren Heimat die nämliche ist, die
hier neben einander auf demselben Boden und unter gleichen klima-
tischen Einflüssen gedeihen, gewöhnt sich das eine leicht an die ver-
änderten Verhältnisse eines fremden Ortes, das andere durchaus nicht.
Wie bereits pg. 188 bei Besprechung des Lackbaumes hervorgehoben
wurde, erwies sich derselbe für Deutschland völlig winterhart. Nun
findet man in Japan in seiner Nachbarschaft und gleich ihm angebaut
die Camellia, Olea aquifolium und andere Zierpflanzen, welche dort
mit ihm zuweilen Nachtfröste bis zu — 12°C. ausgesetzt sind, die
aber in Europa nördlich der Alpen im Freien nicht aushalten.
Da der Kampferlorbeer in einem Gebiete mit reichen Sommer-
regen heimisch ist und im Winter Nachtfröste erträgt, bei welchen
das Quecksilber im hunderttheiligen Thermometer ausnahmsweise bis
— 9 Grad sinkt, so begreift man sein Gedeihen an den norditalienischen
Seen und der Riviera. Dass er aber auch in der heissen, trockenen
Atmosphäre von Aegypten und den Canaren fortkommt, zeigt seine
Accommodationsfähigkeit in einer Richtung, in welcher ihm wenige
andere Holzgewächse Japans zu folgen vermögen.
Der Weinstock passt sich bis zu einem gewissen Grade vielen
Klimaten und Bodenarten an; aber wie gewaltig verändert er damit
den Charakter seiner Früchte! Um noch ein anderes Beispiel anzu-
führen, möge hier an das verschiedene Verhalten des Schlafmohns
(Papaver somniferum) erinnert werden, dessen Kapseln bei uns nur
Spuren der bekannten Opiumalkaloide entwickeln, während die Pflanze
in heissen Ländern, wie Kleinasien, Aegypten und Indien nur des
Opiums wegen gebaut wird, wobei dieses immer noch, je nach dem
Erzeugungslande, in seiner chemischen Zusammensetzung bedeutend
verschieden erscheint.
Aus diesen wenigen Beispielen, denen sich noch manche anreihen
liessen, geht zur Genüge hervor, dass die Anpassungsfähigkeit eines
Gewächses viel grösser ist, als seine völlige Acclimatisation, wenn wir
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/352>, abgerufen am 24.11.2024.
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