Verpflanzen in Töpfe von ungenügendem Raum, ferner das Drehen von Stamm und Aesten in horizontaler Richtung oder aufsteigender Spirale, sowie die Abkühlung des Bodens und der Wurzeln durch die Verdunstungskälte, welche mittelst poröser Töpfe hervorgerufen wird. Auch das Veredeln ist vielfach ein Mittel zu diesem Zweck, d. h. es dient ebenfalls, um die natürliche Entwickelung zu hemmen. Es wird unter anderm besonders viel bei den mancherlei Spielarten des Mo- miji (Acer polymorphum) angewandt und besteht gewöhnlich in dem ältesten Veredelungsverfahren, welches die Gartenkunst kennt, dem Pfropfen durch Juxtapposition, einer Art "greffe par approche", wie die Franzosen es nennen, wobei das auf einer Seite etwas zugeschnittene Pfropfreis in eine 'schräg aufsteigende Furche des Wildlings gelegt oder nach Art der Copulation dem Wildling angefügt und damit sorg- fältig verbunden wird.
Die Resultate, welche die chinesisch-japanische Gärtnerei in der Zwergbildung zum Theil erzielt, sind theilweise höchst überraschend. So erwähnt Kämpfer, dass er einst in einem kleinen Kästchen von 4 Zoll Länge, 11/2 Zoll Breite und 6 Zoll Höhe nebeneinander wachsen sah: ein Bambusrohr, eine Kiefer und ein blühendes Bäumchen der Mumepflaume. Der Preis dieser seltenen Gruppe von Zwergen betrug 1200 holländische Gulden (etwa 2000 Mk.), ein Beweis, dass ihre Er- zielung sehr schwierig und mühsam gewesen sein musste, anderseits aber auch ein Zeichen für die hohe Werthschätzung solcher abnormen Gebilde; denn welchem Pflanzenliebhaber Europas würde es einfallen, für derartige Dinge nur den zehnten Theil einer solchen Summe zu zahlen!
Besonders beliebt ist die Anwendung dieser eigenthümlichen Kunst der Nanisation auf verschiedene Coniferen, zumal auf Matsu (Pinus Massoniana und P. densiflora), Nagi (Podocarpus Nageia) und Koya- maki (Sciadopitys verticillata), aber auch auf Mume (Prunus Mume), Sakura (P. pseudocerasus), Kaki (Diospyros kaki), Momo (Amyg- dalus persica), Masaki (Evonymus japonicus) und mehrere andere Zierpflanzen, unter denen auch Bambusrohr vorkommt. Besonders sel- tene Arten solcher Zwergbildung werden in prächtigen, blau verzier- ten Porzellantöpfen präsentiert und erlangen hohe Preise.
Wer im Frühjahr eine japanische Kunst- und Handelsgärtnerei be- sucht, kann neben solchen Zwergformen noch eine andere Art beliebter Verstümmelung wahrnehmen, welche vornehmlich bei Prunus Mume angewandt wird. Junge, blühende Triebe aus Stümpfen von 30--100 cm Höhe hat man nämlich um diese gewunden oder schirmförmig über sie weggebogen. Oft ist aber auch der alte Stamm bis zur Erde verkürzt,
I. Land- und Forstwirthschaft.
Verpflanzen in Töpfe von ungenügendem Raum, ferner das Drehen von Stamm und Aesten in horizontaler Richtung oder aufsteigender Spirale, sowie die Abkühlung des Bodens und der Wurzeln durch die Verdunstungskälte, welche mittelst poröser Töpfe hervorgerufen wird. Auch das Veredeln ist vielfach ein Mittel zu diesem Zweck, d. h. es dient ebenfalls, um die natürliche Entwickelung zu hemmen. Es wird unter anderm besonders viel bei den mancherlei Spielarten des Mo- miji (Acer polymorphum) angewandt und besteht gewöhnlich in dem ältesten Veredelungsverfahren, welches die Gartenkunst kennt, dem Pfropfen durch Juxtapposition, einer Art »greffe par approche«, wie die Franzosen es nennen, wobei das auf einer Seite etwas zugeschnittene Pfropfreis in eine ’schräg aufsteigende Furche des Wildlings gelegt oder nach Art der Copulation dem Wildling angefügt und damit sorg- fältig verbunden wird.
Die Resultate, welche die chinesisch-japanische Gärtnerei in der Zwergbildung zum Theil erzielt, sind theilweise höchst überraschend. So erwähnt Kämpfer, dass er einst in einem kleinen Kästchen von 4 Zoll Länge, 1½ Zoll Breite und 6 Zoll Höhe nebeneinander wachsen sah: ein Bambusrohr, eine Kiefer und ein blühendes Bäumchen der Mumepflaume. Der Preis dieser seltenen Gruppe von Zwergen betrug 1200 holländische Gulden (etwa 2000 Mk.), ein Beweis, dass ihre Er- zielung sehr schwierig und mühsam gewesen sein musste, anderseits aber auch ein Zeichen für die hohe Werthschätzung solcher abnormen Gebilde; denn welchem Pflanzenliebhaber Europas würde es einfallen, für derartige Dinge nur den zehnten Theil einer solchen Summe zu zahlen!
Besonders beliebt ist die Anwendung dieser eigenthümlichen Kunst der Nanisation auf verschiedene Coniferen, zumal auf Matsu (Pinus Massoniana und P. densiflora), Nagi (Podocarpus Nageia) und Koya- maki (Sciadopitys verticillata), aber auch auf Mume (Prunus Mume), Sakura (P. pseudocerasus), Kaki (Diospyros kaki), Momo (Amyg- dalus persica), Masaki (Evonymus japonicus) und mehrere andere Zierpflanzen, unter denen auch Bambusrohr vorkommt. Besonders sel- tene Arten solcher Zwergbildung werden in prächtigen, blau verzier- ten Porzellantöpfen präsentiert und erlangen hohe Preise.
Wer im Frühjahr eine japanische Kunst- und Handelsgärtnerei be- sucht, kann neben solchen Zwergformen noch eine andere Art beliebter Verstümmelung wahrnehmen, welche vornehmlich bei Prunus Mume angewandt wird. Junge, blühende Triebe aus Stümpfen von 30—100 cm Höhe hat man nämlich um diese gewunden oder schirmförmig über sie weggebogen. Oft ist aber auch der alte Stamm bis zur Erde verkürzt,
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Verpflanzen in Töpfe von ungenügendem Raum, ferner das Drehen
von Stamm und Aesten in horizontaler Richtung oder aufsteigender
Spirale, sowie die Abkühlung des Bodens und der Wurzeln durch die
Verdunstungskälte, welche mittelst poröser Töpfe hervorgerufen wird.
Auch das Veredeln ist vielfach ein Mittel zu diesem Zweck, d. h. es
dient ebenfalls, um die natürliche Entwickelung zu hemmen. Es wird
unter anderm besonders viel bei den mancherlei Spielarten des Mo-
miji (Acer polymorphum) angewandt und besteht gewöhnlich in dem
ältesten Veredelungsverfahren, welches die Gartenkunst kennt, dem
Pfropfen durch Juxtapposition, einer Art »greffe par approche«, wie die
Franzosen es nennen, wobei das auf einer Seite etwas zugeschnittene
Pfropfreis in eine ’schräg aufsteigende Furche des Wildlings gelegt
oder nach Art der Copulation dem Wildling angefügt und damit sorg-
fältig verbunden wird.
Die Resultate, welche die chinesisch-japanische Gärtnerei in der
Zwergbildung zum Theil erzielt, sind theilweise höchst überraschend.
So erwähnt Kämpfer, dass er einst in einem kleinen Kästchen von
4 Zoll Länge, 1½ Zoll Breite und 6 Zoll Höhe nebeneinander wachsen
sah: ein Bambusrohr, eine Kiefer und ein blühendes Bäumchen der
Mumepflaume. Der Preis dieser seltenen Gruppe von Zwergen betrug
1200 holländische Gulden (etwa 2000 Mk.), ein Beweis, dass ihre Er-
zielung sehr schwierig und mühsam gewesen sein musste, anderseits
aber auch ein Zeichen für die hohe Werthschätzung solcher abnormen
Gebilde; denn welchem Pflanzenliebhaber Europas würde es einfallen,
für derartige Dinge nur den zehnten Theil einer solchen Summe zu
zahlen!
Besonders beliebt ist die Anwendung dieser eigenthümlichen Kunst
der Nanisation auf verschiedene Coniferen, zumal auf Matsu (Pinus
Massoniana und P. densiflora), Nagi (Podocarpus Nageia) und Koya-
maki (Sciadopitys verticillata), aber auch auf Mume (Prunus Mume),
Sakura (P. pseudocerasus), Kaki (Diospyros kaki), Momo (Amyg-
dalus persica), Masaki (Evonymus japonicus) und mehrere andere
Zierpflanzen, unter denen auch Bambusrohr vorkommt. Besonders sel-
tene Arten solcher Zwergbildung werden in prächtigen, blau verzier-
ten Porzellantöpfen präsentiert und erlangen hohe Preise.
Wer im Frühjahr eine japanische Kunst- und Handelsgärtnerei be-
sucht, kann neben solchen Zwergformen noch eine andere Art beliebter
Verstümmelung wahrnehmen, welche vornehmlich bei Prunus Mume
angewandt wird. Junge, blühende Triebe aus Stümpfen von 30—100 cm
Höhe hat man nämlich um diese gewunden oder schirmförmig über sie
weggebogen. Oft ist aber auch der alte Stamm bis zur Erde verkürzt,
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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