Bei der geringen Bedeutung, welche die Bivoltini (Natsu-go oder Sommerkinder) auch für Japan haben,*) genügen hier im Anschluss an das Vorausgegangene einige wenige Bemerkungen. Wir entnehmen dem bekannten, schon früher citierten Werke von Richthofen's, dass es in alter Zeit in China streng verboten war, in einem Jahr zwei Ernten von Seide zu machen, oder sagen wir statt dessen, Bivoltini zu ziehen. Das geringe Ansehen, in welchem diese Rassen damals schon standen, haben sie auch in andern Seidenländern. Es rührt daher, dass ihre Cocons leicht und die Fäden schwach sind. Nach Haberland enthalten jap. Bivoltini (Weiss- und Grünspinner) nur 9,18 Gramm oder 11 % vom Coconsgewicht Seide. Die Raupen bilden 30 Tage nach dem Auskriechen ihre Cocons, 15 Tage später erscheinen schon die Schmetter- linge. Ihre Samen sind kleiner als bei den andern Rassen, haben eine röthliche Farbe und längliche Gestalt. Zehn Tage, nachdem sie abgelegt sind, kriechen schon die Räupchen aus, und es beginnt eine zweite Zucht mit demselben Verlauf, wie die erste. Die Cocons sind in der Regel länglich eiförmig, auf einer Seite zugespitzt.
Abgesehen von verschiedenen Krankheiten wird die japanische Seidenzucht vor allen Dingen heimgesucht durch ein schmarotzendes Insekt, die Larve der Udschifliege (Udschimya sericaria Rond.). Nach C. Sasaki**) legt diese Fliege ihre kleinen ovalen Eier Anfang Mai längs der Blattrippen auf die Unterseite junger Maulbeerblätter. Die Seidenraupen, welche diese fressen, führen mit dem Futter auch manches heile Udschi-Ei ihrem Verdauungscanal zu, wo ihm eine dünne, weisse Larve entschlüpft. Mit Hülfe ihrer hornigen Mandi- beln und kleiner daran befindlicher Borsten durchbohrt sie die Wan- dung des Canals und gelangt in die Ganglien, wo sie sich von Nerven- zellen nährt. Später tritt sie in die Tracheen und den Fettkörper ein, erreicht hier ihre Reife und kommt endlich an irgend einer Stelle der Oberfläche der Raupe als fertiges Insekt hervor. Sehr häufig fängt dieser Entwickelungsgang erst in einem höheren Lebensalter der Raupe an und setzt sich in der Puppe fort. Der leichte Cocon, welcher dann entsteht, wird schliesslich noch durch die sich durchbohrende Udschifliege für die Abhaspelung ganz unbrauchbar. Das Tödten der Cocons, sobald sie fertig gebildet sind, verhütet desshalb in manchen Fällen auch die völlige Zerstörung solcher, welche noch den lebenden Parasiten bergen.
*) Nur in der Umgegend von Miharu, Provinz Iwaki, wurden weisse Bivol- tini bisher viel gezogen.
**) "Udschimya sericaria Rond. A Fly Parasitic on the Silkworm." Nature. Sept. 4. 1884.
4. Viehzucht und Seidenzucht.
Bei der geringen Bedeutung, welche die Bivoltini (Natsu-go oder Sommerkinder) auch für Japan haben,*) genügen hier im Anschluss an das Vorausgegangene einige wenige Bemerkungen. Wir entnehmen dem bekannten, schon früher citierten Werke von Richthofen’s, dass es in alter Zeit in China streng verboten war, in einem Jahr zwei Ernten von Seide zu machen, oder sagen wir statt dessen, Bivoltini zu ziehen. Das geringe Ansehen, in welchem diese Rassen damals schon standen, haben sie auch in andern Seidenländern. Es rührt daher, dass ihre Cocons leicht und die Fäden schwach sind. Nach Haberland enthalten jap. Bivoltini (Weiss- und Grünspinner) nur 9,18 Gramm oder 11 % vom Coconsgewicht Seide. Die Raupen bilden 30 Tage nach dem Auskriechen ihre Cocons, 15 Tage später erscheinen schon die Schmetter- linge. Ihre Samen sind kleiner als bei den andern Rassen, haben eine röthliche Farbe und längliche Gestalt. Zehn Tage, nachdem sie abgelegt sind, kriechen schon die Räupchen aus, und es beginnt eine zweite Zucht mit demselben Verlauf, wie die erste. Die Cocons sind in der Regel länglich eiförmig, auf einer Seite zugespitzt.
Abgesehen von verschiedenen Krankheiten wird die japanische Seidenzucht vor allen Dingen heimgesucht durch ein schmarotzendes Insekt, die Larve der Udschifliege (Udschimya sericaria Rond.). Nach C. Sasaki**) legt diese Fliege ihre kleinen ovalen Eier Anfang Mai längs der Blattrippen auf die Unterseite junger Maulbeerblätter. Die Seidenraupen, welche diese fressen, führen mit dem Futter auch manches heile Udschi-Ei ihrem Verdauungscanal zu, wo ihm eine dünne, weisse Larve entschlüpft. Mit Hülfe ihrer hornigen Mandi- beln und kleiner daran befindlicher Borsten durchbohrt sie die Wan- dung des Canals und gelangt in die Ganglien, wo sie sich von Nerven- zellen nährt. Später tritt sie in die Tracheen und den Fettkörper ein, erreicht hier ihre Reife und kommt endlich an irgend einer Stelle der Oberfläche der Raupe als fertiges Insekt hervor. Sehr häufig fängt dieser Entwickelungsgang erst in einem höheren Lebensalter der Raupe an und setzt sich in der Puppe fort. Der leichte Cocon, welcher dann entsteht, wird schliesslich noch durch die sich durchbohrende Udschifliege für die Abhaspelung ganz unbrauchbar. Das Tödten der Cocons, sobald sie fertig gebildet sind, verhütet desshalb in manchen Fällen auch die völlige Zerstörung solcher, welche noch den lebenden Parasiten bergen.
*) Nur in der Umgegend von Miharu, Provinz Iwaki, wurden weisse Bivol- tini bisher viel gezogen.
**) »Udschimya sericaria Rond. A Fly Parasitic on the Silkworm.« Nature. Sept. 4. 1884.
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Bei der geringen Bedeutung, welche die Bivoltini (Natsu-go oder
Sommerkinder) auch für Japan haben, *) genügen hier im Anschluss
an das Vorausgegangene einige wenige Bemerkungen. Wir entnehmen
dem bekannten, schon früher citierten Werke von Richthofen’s, dass es
in alter Zeit in China streng verboten war, in einem Jahr zwei Ernten
von Seide zu machen, oder sagen wir statt dessen, Bivoltini zu ziehen.
Das geringe Ansehen, in welchem diese Rassen damals schon standen,
haben sie auch in andern Seidenländern. Es rührt daher, dass ihre
Cocons leicht und die Fäden schwach sind. Nach Haberland enthalten
jap. Bivoltini (Weiss- und Grünspinner) nur 9,18 Gramm oder 11 %
vom Coconsgewicht Seide. Die Raupen bilden 30 Tage nach dem
Auskriechen ihre Cocons, 15 Tage später erscheinen schon die Schmetter-
linge. Ihre Samen sind kleiner als bei den andern Rassen, haben
eine röthliche Farbe und längliche Gestalt. Zehn Tage, nachdem sie
abgelegt sind, kriechen schon die Räupchen aus, und es beginnt eine
zweite Zucht mit demselben Verlauf, wie die erste. Die Cocons sind
in der Regel länglich eiförmig, auf einer Seite zugespitzt.
Abgesehen von verschiedenen Krankheiten wird die japanische
Seidenzucht vor allen Dingen heimgesucht durch ein schmarotzendes
Insekt, die Larve der Udschifliege (Udschimya sericaria Rond.).
Nach C. Sasaki **) legt diese Fliege ihre kleinen ovalen Eier Anfang
Mai längs der Blattrippen auf die Unterseite junger Maulbeerblätter.
Die Seidenraupen, welche diese fressen, führen mit dem Futter auch
manches heile Udschi-Ei ihrem Verdauungscanal zu, wo ihm eine
dünne, weisse Larve entschlüpft. Mit Hülfe ihrer hornigen Mandi-
beln und kleiner daran befindlicher Borsten durchbohrt sie die Wan-
dung des Canals und gelangt in die Ganglien, wo sie sich von Nerven-
zellen nährt. Später tritt sie in die Tracheen und den Fettkörper ein,
erreicht hier ihre Reife und kommt endlich an irgend einer Stelle der
Oberfläche der Raupe als fertiges Insekt hervor. Sehr häufig fängt
dieser Entwickelungsgang erst in einem höheren Lebensalter der Raupe
an und setzt sich in der Puppe fort. Der leichte Cocon, welcher
dann entsteht, wird schliesslich noch durch die sich durchbohrende
Udschifliege für die Abhaspelung ganz unbrauchbar. Das Tödten der
Cocons, sobald sie fertig gebildet sind, verhütet desshalb in manchen
Fällen auch die völlige Zerstörung solcher, welche noch den lebenden
Parasiten bergen.
*) Nur in der Umgegend von Miharu, Provinz Iwaki, wurden weisse Bivol-
tini bisher viel gezogen.
**) »Udschimya sericaria Rond. A Fly Parasitic on the Silkworm.« Nature.
Sept. 4. 1884.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/257>, abgerufen am 22.11.2024.
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