Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.I. Land- und Forstwirthschaft. geschlossenen Puppen zum Schmetterling, sondern sie sterben (er-sticken?) bald nach ihrer gemeinsamen Arbeit. Ein aufmerksamer Züchter sucht aus diesen Gründen die Bildung solcher Doppelcocons zu verhindern, indem er, wo sie bevorsteht, durch Einschiebung eines Holzspahns oder steifen Papierstücks die Raupen trennt. In Europa hat man zu diesem Zweck sogar besondere Vorrichtungen, "Appareil cellulaire isolateur", und andere ersonnen, wie man sie auf den grossen Industrieausstellungen zu Paris sehen konnte. Auch die spitzen Co- cons (Cocons pointus), sowie die sehr grossen lockeren (Cocalons) sind schwer abzuhaspeln. Geringwerthig sind auch die Chaquettes und Co- cons calcines, nämlich solche, in denen das Insekt starb, bevor es den Faden vollendet hatte. Endlich ist hier noch der Cocons perces oder durchbrochenen Cocons zu gedenken. Hierher gehören in erster Linie diejenigen, aus welchen die Schmetterlinge geschlüpft sind, nachdem sie den Faden mit Hülfe eines scharfen Saftes am Ende der einen Längsachse des Cocons gelöst und ein Loch in dieses gemacht hatten. Aber auch solche Cocons, welche durch Parasiten, wie in Japan durch die Larven der Uchifliege durchlöchert sind, müssen hierher gerechnet werden, denn sie sind ebenfalls nicht abhaspelbar, sondern können nur gleich den Doppelcocons und der Bourre zu Floretseide verarbeitet werden. 17--18 Tage, nachdem sich die Raupen zu verspinnen anfingen, Die anfangs strohgelben rundlichen Samen oder Graines werden I. Land- und Forstwirthschaft. geschlossenen Puppen zum Schmetterling, sondern sie sterben (er-sticken?) bald nach ihrer gemeinsamen Arbeit. Ein aufmerksamer Züchter sucht aus diesen Gründen die Bildung solcher Doppelcocons zu verhindern, indem er, wo sie bevorsteht, durch Einschiebung eines Holzspahns oder steifen Papierstücks die Raupen trennt. In Europa hat man zu diesem Zweck sogar besondere Vorrichtungen, »Appareil cellulaire isolateur«, und andere ersonnen, wie man sie auf den grossen Industrieausstellungen zu Paris sehen konnte. Auch die spitzen Co- cons (Cocons pointus), sowie die sehr grossen lockeren (Cocalons) sind schwer abzuhaspeln. Geringwerthig sind auch die Chaquettes und Co- cons calcinés, nämlich solche, in denen das Insekt starb, bevor es den Faden vollendet hatte. Endlich ist hier noch der Cocons percés oder durchbrochenen Cocons zu gedenken. Hierher gehören in erster Linie diejenigen, aus welchen die Schmetterlinge geschlüpft sind, nachdem sie den Faden mit Hülfe eines scharfen Saftes am Ende der einen Längsachse des Cocons gelöst und ein Loch in dieses gemacht hatten. Aber auch solche Cocons, welche durch Parasiten, wie in Japan durch die Larven der Uchifliege durchlöchert sind, müssen hierher gerechnet werden, denn sie sind ebenfalls nicht abhaspelbar, sondern können nur gleich den Doppelcocons und der Bourre zu Floretseide verarbeitet werden. 17—18 Tage, nachdem sich die Raupen zu verspinnen anfingen, Die anfangs strohgelben rundlichen Samen oder Graines werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0256" n="234"/><fw place="top" type="header">I. Land- und Forstwirthschaft.</fw><lb/> geschlossenen Puppen zum Schmetterling, sondern sie sterben (er-<lb/> sticken?) bald nach ihrer gemeinsamen Arbeit. Ein aufmerksamer<lb/> Züchter sucht aus diesen Gründen die Bildung solcher Doppelcocons<lb/> zu verhindern, indem er, wo sie bevorsteht, durch Einschiebung eines<lb/> Holzspahns oder steifen Papierstücks die Raupen trennt. 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I. Land- und Forstwirthschaft.
geschlossenen Puppen zum Schmetterling, sondern sie sterben (er-
sticken?) bald nach ihrer gemeinsamen Arbeit. Ein aufmerksamer
Züchter sucht aus diesen Gründen die Bildung solcher Doppelcocons
zu verhindern, indem er, wo sie bevorsteht, durch Einschiebung eines
Holzspahns oder steifen Papierstücks die Raupen trennt. In Europa
hat man zu diesem Zweck sogar besondere Vorrichtungen, »Appareil
cellulaire isolateur«, und andere ersonnen, wie man sie auf den grossen
Industrieausstellungen zu Paris sehen konnte. Auch die spitzen Co-
cons (Cocons pointus), sowie die sehr grossen lockeren (Cocalons) sind
schwer abzuhaspeln. Geringwerthig sind auch die Chaquettes und Co-
cons calcinés, nämlich solche, in denen das Insekt starb, bevor es den
Faden vollendet hatte. Endlich ist hier noch der Cocons percés oder
durchbrochenen Cocons zu gedenken. Hierher gehören in erster Linie
diejenigen, aus welchen die Schmetterlinge geschlüpft sind, nachdem
sie den Faden mit Hülfe eines scharfen Saftes am Ende der einen
Längsachse des Cocons gelöst und ein Loch in dieses gemacht hatten.
Aber auch solche Cocons, welche durch Parasiten, wie in Japan durch
die Larven der Uchifliege durchlöchert sind, müssen hierher gerechnet
werden, denn sie sind ebenfalls nicht abhaspelbar, sondern können nur
gleich den Doppelcocons und der Bourre zu Floretseide verarbeitet
werden.
17—18 Tage, nachdem sich die Raupen zu verspinnen anfingen,
kriechen Morgens gegen 8 Uhr aus ihren Cocons die Schmetterlinge
(jap. Chôchô) aus. Sie haben mittelst eines ätzenden Saftes ihre Co-
cons am einen Ende der Längsachse durchbrochen und sitzen nun zu-
nächst ausserhalb derselben mit nach oben gerichteten Köpfen. Be-
deutendere Grösse, ein dickerer Hinterleib, nicht gekämmte Fühler
und grosse Trägheit sind die untrüglichen Erkennungszeichen der
Weibchen, während sich die Männchen oder Hähnchen durch lebhaften
Flügelschlag auszeichnen. Alsbald beginnt die Paarung und ist nach
6—8 Stunden beendet, worauf man die Männchen wegwirft, die Weib-
chen aber zur Ablegung ihrer 250—400 Eier auf die dazu bestimmten
Cartons setzt. Sie haben innerhalb 24 Stunden diese Aufgabe erfüllt
und werden nun ebenfalls als weiter unnütz beseitigt.
Die anfangs strohgelben rundlichen Samen oder Graines werden
innerhalb 14 Tagen schiefergrau und lassen dadurch ihre Befruchtung
erkennen. Man bringt sie, wie bereits früher erwähnt wurde, in Pa-
pier eingeschlagen in einen trocknen kühlen Raum und bewahrt sie
bis zur neuen Zucht im nächsten Frühjahr, oder man verkauft sie an
italienische und französische Händler für die Zucht in Europa, worüber
Näheres später folgt.
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