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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Handelsgewächse.
(Aphis chinensis) erzeugt werden, wie auch die chinesischen Galläpfel.
Sie sind unstreitig die gerbsäurereichsten und werthvollsten aller
Gallen, da sie 65--78 % Tannin enthalten.*)

Ich bin dem Fushi-no-ki (Galläpfel-Baum) in Japan sehr häufig,
seinen Gallen aber nur ausnahmsweise begegnet. Die besten kommen
aus Shinano. Als weitere Bezugsquellen wurden mir Nasu in Shi-
motsuke, Chichibu in Musashi, sowie die Provinzen Bingo, Jye,
Idzu und Kii genannt. Die Menge, welche in den Handel kommt,
übersteigt jedoch wenig den einheimischen Bedarf, während von China
im Jahre 1878 nicht weniger als 20409 Piculs oder gegen 1234000 kg
ausgeführt wurden.

Eine frühere Landessitte Japans, welche in der Neuzeit mehr und
mehr ausstirbt, verlangte, dass verheirathete Frauen, sowie Mädchen,
welche über ein gewisses Alter und die Hoffnung, einen Mann zu finden,
hinaus waren, ferner auch die Kuge (der Hofadel in Kioto) sich die
Zähne schwärzten. Es geschah dies durch eine Art Tinte, welche
an den Zähnen selbst erzeugt und Ohaguro,**) Haguro oder Kane
genannt wurde. Hierzu bediente man sich pulverisierter Gallen
(Fushi-no-ko) und essigsauren Eisens, das man durch Uebergiessen
von Eisenstücken in einer Schale mit kochendem, verdünnten Sake
bereitete. Nachdem man mit dieser Eisenlösung mit Hülfe einer
Bürste die Zähne bestrichen hatte, wurde etwas von dem weissen
Galläpfelpulver aufgerieben und so factisch Tinte erzeugt, welche
natürlich von Zeit zu Zeit erneuert werden musste.

Shibu oder Kaki-no-shibu. So heisst der adstringierende
Saft unreifer Kaki und zwar gewisser Sorten, die als Shibu-gaki
bezeichnet werden. In Transactions Asiatic Soc. Vol. IX pg. 36 gibt
Ishikawa die Darstellung desselben wie folgt an:

Die Früchte von Shibu-gaki, das sind Kakiarten, die selbst zur
Reifezeit noch ihren adstringierenden Charakter zeigen, werden früh-
zeitig im Sommer in eisernen Mörsern zerstampft, worauf man die
breiige Masse in Holzbütten überführt, mit Wasser übergiesst und
einen halben Tag stehen lässt. Hierauf wird das Ganze in aus dünnen
Strohseilen geflochtene Beutel eingetragen und unter einer sehr ein-
fachen Winkelpresse ein milchiger Saft ausgepresst, welcher den

*) Siehe Näheres unter Gallae chinenses pg. 246--249 in Flückiger: Pharma-
kognosie des Pflanzenreichs. 2. Aufl. Eine gute Abbildung der Pflanze mit einer
Galle gibt das 2. Heft des achtbändigen japan. Werkes, Ko yeki koku san ko
(Gedanken über die Verbreitung nützlicher Erzeugnisse des Landes) von Okura
(Nagatsune) Ozaka 1844.
**) O, ein respectvolles Praefix, ha, Zähne, guro = kuro, schwarz.

3. Handelsgewächse.
(Aphis chinensis) erzeugt werden, wie auch die chinesischen Galläpfel.
Sie sind unstreitig die gerbsäurereichsten und werthvollsten aller
Gallen, da sie 65—78 % Tannin enthalten.*)

Ich bin dem Fushi-no-ki (Galläpfel-Baum) in Japan sehr häufig,
seinen Gallen aber nur ausnahmsweise begegnet. Die besten kommen
aus Shinano. Als weitere Bezugsquellen wurden mir Nasu in Shi-
motsuke, Chichibu in Musashi, sowie die Provinzen Bingo, Jye,
Idzu und Kii genannt. Die Menge, welche in den Handel kommt,
übersteigt jedoch wenig den einheimischen Bedarf, während von China
im Jahre 1878 nicht weniger als 20409 Piculs oder gegen 1234000 kg
ausgeführt wurden.

Eine frühere Landessitte Japans, welche in der Neuzeit mehr und
mehr ausstirbt, verlangte, dass verheirathete Frauen, sowie Mädchen,
welche über ein gewisses Alter und die Hoffnung, einen Mann zu finden,
hinaus waren, ferner auch die Kuge (der Hofadel in Kiôto) sich die
Zähne schwärzten. Es geschah dies durch eine Art Tinte, welche
an den Zähnen selbst erzeugt und Ohaguro,**) Haguro oder Kane
genannt wurde. Hierzu bediente man sich pulverisierter Gallen
(Fushi-no-ko) und essigsauren Eisens, das man durch Uebergiessen
von Eisenstücken in einer Schale mit kochendem, verdünnten Sake
bereitete. Nachdem man mit dieser Eisenlösung mit Hülfe einer
Bürste die Zähne bestrichen hatte, wurde etwas von dem weissen
Galläpfelpulver aufgerieben und so factisch Tinte erzeugt, welche
natürlich von Zeit zu Zeit erneuert werden musste.

Shibu oder Kaki-no-shibu. So heisst der adstringierende
Saft unreifer Kaki und zwar gewisser Sorten, die als Shibu-gaki
bezeichnet werden. In Transactions Asiatic Soc. Vol. IX pg. 36 gibt
Ishikawa die Darstellung desselben wie folgt an:

Die Früchte von Shibu-gaki, das sind Kakiarten, die selbst zur
Reifezeit noch ihren adstringierenden Charakter zeigen, werden früh-
zeitig im Sommer in eisernen Mörsern zerstampft, worauf man die
breiige Masse in Holzbütten überführt, mit Wasser übergiesst und
einen halben Tag stehen lässt. Hierauf wird das Ganze in aus dünnen
Strohseilen geflochtene Beutel eingetragen und unter einer sehr ein-
fachen Winkelpresse ein milchiger Saft ausgepresst, welcher den

*) Siehe Näheres unter Gallae chinenses pg. 246—249 in Flückiger: Pharma-
kognosie des Pflanzenreichs. 2. Aufl. Eine gute Abbildung der Pflanze mit einer
Galle gibt das 2. Heft des achtbändigen japan. Werkes, Ko yeki koku san ko
(Gedanken über die Verbreitung nützlicher Erzeugnisse des Landes) von Ôkura
(Nagatsune) Ôzaka 1844.
**) O, ein respectvolles Praefix, ha, Zähne, guro = kuro, schwarz.
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[213/0235] 3. Handelsgewächse. (Aphis chinensis) erzeugt werden, wie auch die chinesischen Galläpfel. Sie sind unstreitig die gerbsäurereichsten und werthvollsten aller Gallen, da sie 65—78 % Tannin enthalten. *) Ich bin dem Fushi-no-ki (Galläpfel-Baum) in Japan sehr häufig, seinen Gallen aber nur ausnahmsweise begegnet. Die besten kommen aus Shinano. Als weitere Bezugsquellen wurden mir Nasu in Shi- motsuke, Chichibu in Musashi, sowie die Provinzen Bingo, Jye, Idzu und Kii genannt. Die Menge, welche in den Handel kommt, übersteigt jedoch wenig den einheimischen Bedarf, während von China im Jahre 1878 nicht weniger als 20409 Piculs oder gegen 1234000 kg ausgeführt wurden. Eine frühere Landessitte Japans, welche in der Neuzeit mehr und mehr ausstirbt, verlangte, dass verheirathete Frauen, sowie Mädchen, welche über ein gewisses Alter und die Hoffnung, einen Mann zu finden, hinaus waren, ferner auch die Kuge (der Hofadel in Kiôto) sich die Zähne schwärzten. Es geschah dies durch eine Art Tinte, welche an den Zähnen selbst erzeugt und Ohaguro, **) Haguro oder Kane genannt wurde. Hierzu bediente man sich pulverisierter Gallen (Fushi-no-ko) und essigsauren Eisens, das man durch Uebergiessen von Eisenstücken in einer Schale mit kochendem, verdünnten Sake bereitete. Nachdem man mit dieser Eisenlösung mit Hülfe einer Bürste die Zähne bestrichen hatte, wurde etwas von dem weissen Galläpfelpulver aufgerieben und so factisch Tinte erzeugt, welche natürlich von Zeit zu Zeit erneuert werden musste. Shibu oder Kaki-no-shibu. So heisst der adstringierende Saft unreifer Kaki und zwar gewisser Sorten, die als Shibu-gaki bezeichnet werden. In Transactions Asiatic Soc. Vol. IX pg. 36 gibt Ishikawa die Darstellung desselben wie folgt an: Die Früchte von Shibu-gaki, das sind Kakiarten, die selbst zur Reifezeit noch ihren adstringierenden Charakter zeigen, werden früh- zeitig im Sommer in eisernen Mörsern zerstampft, worauf man die breiige Masse in Holzbütten überführt, mit Wasser übergiesst und einen halben Tag stehen lässt. Hierauf wird das Ganze in aus dünnen Strohseilen geflochtene Beutel eingetragen und unter einer sehr ein- fachen Winkelpresse ein milchiger Saft ausgepresst, welcher den *) Siehe Näheres unter Gallae chinenses pg. 246—249 in Flückiger: Pharma- kognosie des Pflanzenreichs. 2. Aufl. Eine gute Abbildung der Pflanze mit einer Galle gibt das 2. Heft des achtbändigen japan. Werkes, Ko yeki koku san ko (Gedanken über die Verbreitung nützlicher Erzeugnisse des Landes) von Ôkura (Nagatsune) Ôzaka 1844. **) O, ein respectvolles Praefix, ha, Zähne, guro = kuro, schwarz.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/235>, abgerufen am 26.11.2024.