und sechszipfelige grüne Kelch ist mit dem Fruchtknoten verwachsen. Die grosse weisse Krone sitzt präsentiertellerförmig auf. Ihren sechs Zipfeln entsprechen sechs an den unteren Kronenrand angewachsene Staubgefässe. Zur Reifezeit hat die orangegelbe Beere die Grösse unserer gewöhnlichen länglichen Eicheln. Sie ist von dem anlie- genden, runzligen, gelblichen Kelche umgeben und kommt mit dem- selben getrocknet in den Handel. Der gelbe Farbstoff, welchen sie enthält, soll mit dem Crocin C32H36O12 des Safrans identisch sein.*)
10) Evodia glauca Miq., jap. Kiwada und Obaku, ein hoher Baum aus der Familie Rutaceae (Gruppe Xanthoxylaceae) mit glatter Rinde, der nach seinen gefiederten Blättern und seiner ganzen Tracht an eine Esche erinnert und in den entlegeneren Bergwaldungen des mittleren und nördlichen Hondo immer noch ziemlich häufig vorkommt, trotzdem man ihn im Sommer viel aufsucht, um seine Rinde in grossen Streifen abzulösen und den Färbereien der Städte zuzuführen. Bei Reisen durch gebirgige Landestheile, z. B. durch die Halbinsel Yamato und die Landschaft Aidzu um den Inawashiro-See begegnet man nicht selten Trägern oder Packpferden mit Lasten von armlangen lufttrockenen Stücken dieser Rinde. Dieselbe ist durchweg bis auf die dünne bräun- liche und hellgraugefleckte Epidermis gelb gefärbt, wie zerriebenes Gummigutt, und lieferte früher vornehmlich das Ki-iro oder Gelb der Seidenstoffe. Auf meine Veranlassung nahm Herr Dr. F. Noll jun. während seiner Studienzeit in Marburg eine Reihe Versuche mit dieser Rinde vor, von denen ich hier nur die wichtigsten Ergebnisse mit- theilen will:
a. Unter den angewandten Lösungsmitteln nahm Wasser alsbald den Farbstoff in reicher Menge auf und färbte sich intensiv gelb. Bei Alkohol fand eine viel schwächere Lösung statt, bei Aether die schwächste. Dieser blieb längere Zeit klar und zeigte erst allmählich eine gelbe Farbe. Hieraus folgt, dass der Farbstoff nicht harziger Natur ist.
b. Die Lösung in kaltem Wasser ist viel reiner und schöner gelb, wie solche in kochendem, welches eine bräunliche Färbung an- nimmt nach beigemengten fremden Stoffen, wie Pflanzenschleim und andern.
c. Sowohl der durch kaltes Wasser gewonnene Extract, als auch der heisse reagiert neutral.
d. Die durch wässerigen Aufguss bei gewöhnlicher Temperatur
*) Flückiger: Pharmakognosie. 2. Aufl. pg. 735.
I. Land- und Forstwirthschaft.
und sechszipfelige grüne Kelch ist mit dem Fruchtknoten verwachsen. Die grosse weisse Krone sitzt präsentiertellerförmig auf. Ihren sechs Zipfeln entsprechen sechs an den unteren Kronenrand angewachsene Staubgefässe. Zur Reifezeit hat die orangegelbe Beere die Grösse unserer gewöhnlichen länglichen Eicheln. Sie ist von dem anlie- genden, runzligen, gelblichen Kelche umgeben und kommt mit dem- selben getrocknet in den Handel. Der gelbe Farbstoff, welchen sie enthält, soll mit dem Crocin C32H36O12 des Safrans identisch sein.*)
10) Evodia glauca Miq., jap. Kiwada und Obaku, ein hoher Baum aus der Familie Rutaceae (Gruppe Xanthoxylaceae) mit glatter Rinde, der nach seinen gefiederten Blättern und seiner ganzen Tracht an eine Esche erinnert und in den entlegeneren Bergwaldungen des mittleren und nördlichen Hondo immer noch ziemlich häufig vorkommt, trotzdem man ihn im Sommer viel aufsucht, um seine Rinde in grossen Streifen abzulösen und den Färbereien der Städte zuzuführen. Bei Reisen durch gebirgige Landestheile, z. B. durch die Halbinsel Yamato und die Landschaft Aidzu um den Inawashiro-See begegnet man nicht selten Trägern oder Packpferden mit Lasten von armlangen lufttrockenen Stücken dieser Rinde. Dieselbe ist durchweg bis auf die dünne bräun- liche und hellgraugefleckte Epidermis gelb gefärbt, wie zerriebenes Gummigutt, und lieferte früher vornehmlich das Ki-iro oder Gelb der Seidenstoffe. Auf meine Veranlassung nahm Herr Dr. F. Noll jun. während seiner Studienzeit in Marburg eine Reihe Versuche mit dieser Rinde vor, von denen ich hier nur die wichtigsten Ergebnisse mit- theilen will:
a. Unter den angewandten Lösungsmitteln nahm Wasser alsbald den Farbstoff in reicher Menge auf und färbte sich intensiv gelb. Bei Alkohol fand eine viel schwächere Lösung statt, bei Aether die schwächste. Dieser blieb längere Zeit klar und zeigte erst allmählich eine gelbe Farbe. Hieraus folgt, dass der Farbstoff nicht harziger Natur ist.
b. Die Lösung in kaltem Wasser ist viel reiner und schöner gelb, wie solche in kochendem, welches eine bräunliche Färbung an- nimmt nach beigemengten fremden Stoffen, wie Pflanzenschleim und andern.
c. Sowohl der durch kaltes Wasser gewonnene Extract, als auch der heisse reagiert neutral.
d. Die durch wässerigen Aufguss bei gewöhnlicher Temperatur
*) Flückiger: Pharmakognosie. 2. Aufl. pg. 735.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
und sechszipfelige grüne Kelch ist mit dem Fruchtknoten verwachsen.
Die grosse weisse Krone sitzt präsentiertellerförmig auf. Ihren sechs
Zipfeln entsprechen sechs an den unteren Kronenrand angewachsene
Staubgefässe. Zur Reifezeit hat die orangegelbe Beere die Grösse
unserer gewöhnlichen länglichen Eicheln. Sie ist von dem anlie-
genden, runzligen, gelblichen Kelche umgeben und kommt mit dem-
selben getrocknet in den Handel. Der gelbe Farbstoff, welchen sie
enthält, soll mit dem Crocin C32H36O12 des Safrans identisch sein. *)
10) Evodia glauca Miq., jap. Kiwada und Obaku, ein hoher
Baum aus der Familie Rutaceae (Gruppe Xanthoxylaceae) mit glatter
Rinde, der nach seinen gefiederten Blättern und seiner ganzen Tracht an
eine Esche erinnert und in den entlegeneren Bergwaldungen des mittleren
und nördlichen Hondo immer noch ziemlich häufig vorkommt, trotzdem
man ihn im Sommer viel aufsucht, um seine Rinde in grossen Streifen
abzulösen und den Färbereien der Städte zuzuführen. Bei Reisen
durch gebirgige Landestheile, z. B. durch die Halbinsel Yamato und die
Landschaft Aidzu um den Inawashiro-See begegnet man nicht selten
Trägern oder Packpferden mit Lasten von armlangen lufttrockenen
Stücken dieser Rinde. Dieselbe ist durchweg bis auf die dünne bräun-
liche und hellgraugefleckte Epidermis gelb gefärbt, wie zerriebenes
Gummigutt, und lieferte früher vornehmlich das Ki-iro oder Gelb der
Seidenstoffe. Auf meine Veranlassung nahm Herr Dr. F. Noll jun.
während seiner Studienzeit in Marburg eine Reihe Versuche mit dieser
Rinde vor, von denen ich hier nur die wichtigsten Ergebnisse mit-
theilen will:
a. Unter den angewandten Lösungsmitteln nahm Wasser alsbald
den Farbstoff in reicher Menge auf und färbte sich intensiv gelb.
Bei Alkohol fand eine viel schwächere Lösung statt, bei Aether die
schwächste. Dieser blieb längere Zeit klar und zeigte erst allmählich
eine gelbe Farbe. Hieraus folgt, dass der Farbstoff nicht harziger
Natur ist.
b. Die Lösung in kaltem Wasser ist viel reiner und schöner
gelb, wie solche in kochendem, welches eine bräunliche Färbung an-
nimmt nach beigemengten fremden Stoffen, wie Pflanzenschleim und
andern.
c. Sowohl der durch kaltes Wasser gewonnene Extract, als auch
der heisse reagiert neutral.
d. Die durch wässerigen Aufguss bei gewöhnlicher Temperatur
*) Flückiger: Pharmakognosie. 2. Aufl. pg. 735.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/232>, abgerufen am 22.11.2024.
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