Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Handelsgewächse.
Masse, welche in diesem Aussehen lebhaft an verschiedene Anilin-
farben und an die Flügeldeckel mehrerer Arten Cetonia und anderer
Käfer erinnert, wird von den japanischen Mädchen in Wasser gelöst
und zum Röthen der Lippen angewandt, in Kioto manchmal so con-
centriert und reichlich, dass statt der rothen Farbe wieder der grüne
Metallglanz erscheint.

3) Rubia cordifolia L. (R. cordata Thunb., R. munjista Roxb.),
jap. Akane oder Beni-kadzura. Dies ist die alte indische Färbe-
röthe, welche ebenso, wie in den Thälern des Himalaya, auch im
östlichen Monsungebiete weit verbreitet zu sein scheint. In Japan
habe ich sie wiederholt gefunden, und zwar gleich der folgenden
Art stets wildwachsend.

4) Rubia chinensis Reg., jap. O-kinuta-so.

5) Lithospermum erythrorhizon S. & Z. (L. officinale, var.
japonica Miq., L. officinale b. erythrorhizon Maxim.), jap. Murasaki
und Murasaki-kusa. Die Wurzeln, Shikon genannt, dieses über
ganz Japan verbreiteten Steinsamens, dienten bisher, wie in China,
zum Violet- und Rothfärben.

6) Myrica rubra S. & Z., jap. Yama-momo. Die Rinde, welche
Shibuki genannt wird, enthält einen adstringierenden Farbstoff, mit
dem man Fischangeln und Gewebe färben und haltbar machen soll.

7) Perilla arguta Benth., jap. Aka-shiso. Der Verwen-
dung des rothen Farbstoffs dieser Pflanze im Haushalte wurde bereits
früher (pg. 88) gedacht.

8) Caesalpinia Sappan L., jap. Suwo. Das Sappanholz
findet sich nicht in Japan, wurde aber früher von Chinesen zum Roth-
färben viel eingeführt.

Wie Cochenille, Lac Dye, Fuchsin und verwandte Farben die Be-
deutung und Verwendung vorerwähnter rother Farbstoffe in Japan
herabgemindert haben, so fangen Auramin und Flavanilin durch ihre
vortrefflichen Eigenschaften und billigen Preise an die nachstehenden
gelben Pigmente zurückzudrängen.

9) Gardenia florida L. Mit dem Namen Kuchi-nashi be-
zeichnet man in Japan sowohl die Pflanze, als auch ihre Früchte.
Der kleine immergrüne Strauch findet sich hier und da als Zier-
pflanze, ist aber ohne Zweifel im südlichen und mittleren Japan auch
einheimisch und nicht blos verwildert.*) Der prismatisch sechskantige

*) So fand ich ihn in Menge auf kiesigem Grunde eines lichten Buschwaldes in
Mino und zwar am Wege, der von Gifu über Hino (2 ri) und Kuchinashi nach
Atami führt, auf Hügeln, wo man das wildwachsende Vorkommen nicht be-
zweifeln kann.
Rein, Japan. II. 14

3. Handelsgewächse.
Masse, welche in diesem Aussehen lebhaft an verschiedene Anilin-
farben und an die Flügeldeckel mehrerer Arten Cetonia und anderer
Käfer erinnert, wird von den japanischen Mädchen in Wasser gelöst
und zum Röthen der Lippen angewandt, in Kiôto manchmal so con-
centriert und reichlich, dass statt der rothen Farbe wieder der grüne
Metallglanz erscheint.

3) Rubia cordifolia L. (R. cordata Thunb., R. munjista Roxb.),
jap. Akane oder Beni-kadzura. Dies ist die alte indische Färbe-
röthe, welche ebenso, wie in den Thälern des Himalaya, auch im
östlichen Monsungebiete weit verbreitet zu sein scheint. In Japan
habe ich sie wiederholt gefunden, und zwar gleich der folgenden
Art stets wildwachsend.

4) Rubia chinensis Reg., jap. Ô-kinuta-sô.

5) Lithospermum erythrorhizon S. & Z. (L. officinale, var.
japonica Miq., L. officinale β. erythrorhizon Maxim.), jap. Murasaki
und Murasaki-kusa. Die Wurzeln, Shikon genannt, dieses über
ganz Japan verbreiteten Steinsamens, dienten bisher, wie in China,
zum Violet- und Rothfärben.

6) Myrica rubra S. & Z., jap. Yama-momo. Die Rinde, welche
Shibuki genannt wird, enthält einen adstringierenden Farbstoff, mit
dem man Fischangeln und Gewebe färben und haltbar machen soll.

7) Perilla arguta Benth., jap. Aka-shiso. Der Verwen-
dung des rothen Farbstoffs dieser Pflanze im Haushalte wurde bereits
früher (pg. 88) gedacht.

8) Caesalpinia Sappan L., jap. Suwo. Das Sappanholz
findet sich nicht in Japan, wurde aber früher von Chinesen zum Roth-
färben viel eingeführt.

Wie Cochenille, Lac Dye, Fuchsin und verwandte Farben die Be-
deutung und Verwendung vorerwähnter rother Farbstoffe in Japan
herabgemindert haben, so fangen Auramin und Flavanilin durch ihre
vortrefflichen Eigenschaften und billigen Preise an die nachstehenden
gelben Pigmente zurückzudrängen.

9) Gardenia florida L. Mit dem Namen Kuchi-nashi be-
zeichnet man in Japan sowohl die Pflanze, als auch ihre Früchte.
Der kleine immergrüne Strauch findet sich hier und da als Zier-
pflanze, ist aber ohne Zweifel im südlichen und mittleren Japan auch
einheimisch und nicht blos verwildert.*) Der prismatisch sechskantige

*) So fand ich ihn in Menge auf kiesigem Grunde eines lichten Buschwaldes in
Mino und zwar am Wege, der von Gifu über Hino (2 ri) und Kuchinashi nach
Atami führt, auf Hügeln, wo man das wildwachsende Vorkommen nicht be-
zweifeln kann.
Rein, Japan. II. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0231" n="209"/><fw place="top" type="header">3. Handelsgewächse.</fw><lb/>
Masse, welche in diesem Aussehen lebhaft an verschiedene Anilin-<lb/>
farben und an die Flügeldeckel mehrerer Arten Cetonia und anderer<lb/>
Käfer erinnert, wird von den japanischen Mädchen in Wasser gelöst<lb/>
und zum Röthen der Lippen angewandt, in Kiôto manchmal so con-<lb/>
centriert und reichlich, dass statt der rothen Farbe wieder der grüne<lb/>
Metallglanz erscheint.</p><lb/>
            <p>3) <hi rendition="#g">Rubia cordifolia</hi> L. (R. cordata Thunb., R. munjista Roxb.),<lb/>
jap. <hi rendition="#g">Akane</hi> oder <hi rendition="#g">Beni-kadzura.</hi> Dies ist die alte indische Färbe-<lb/>
röthe, welche ebenso, wie in den Thälern des Himalaya, auch im<lb/>
östlichen Monsungebiete weit verbreitet zu sein scheint. In Japan<lb/>
habe ich sie wiederholt gefunden, und zwar gleich der folgenden<lb/>
Art stets wildwachsend.</p><lb/>
            <p>4) <hi rendition="#g">Rubia chinensis</hi> Reg., jap. <hi rendition="#g">Ô-kinuta-sô.</hi></p><lb/>
            <p>5) <hi rendition="#g">Lithospermum erythrorhizon</hi> S. &amp; Z. (L. officinale, var.<lb/>
japonica Miq., L. officinale &#x03B2;. erythrorhizon Maxim.), jap. <hi rendition="#g">Murasaki</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Murasaki-kusa.</hi> Die Wurzeln, <hi rendition="#g">Shikon</hi> genannt, dieses über<lb/>
ganz Japan verbreiteten Steinsamens, dienten bisher, wie in China,<lb/>
zum Violet- und Rothfärben.</p><lb/>
            <p>6) <hi rendition="#g">Myrica rubra</hi> S. &amp; Z., jap. <hi rendition="#g">Yama-momo.</hi> Die Rinde, welche<lb/><hi rendition="#g">Shibuki</hi> genannt wird, enthält einen adstringierenden Farbstoff, mit<lb/>
dem man Fischangeln und Gewebe färben und haltbar machen soll.</p><lb/>
            <p>7) <hi rendition="#g">Perilla arguta Benth.,</hi> jap. <hi rendition="#g">Aka-shiso.</hi> Der Verwen-<lb/>
dung des rothen Farbstoffs dieser Pflanze im Haushalte wurde bereits<lb/>
früher (pg. 88) gedacht.</p><lb/>
            <p>8) <hi rendition="#g">Caesalpinia Sappan</hi> L., jap. <hi rendition="#g">Suwo.</hi> Das Sappanholz<lb/>
findet sich nicht in Japan, wurde aber früher von Chinesen zum Roth-<lb/>
färben viel eingeführt.</p><lb/>
            <p>Wie Cochenille, Lac Dye, Fuchsin und verwandte Farben die Be-<lb/>
deutung und Verwendung vorerwähnter rother Farbstoffe in Japan<lb/>
herabgemindert haben, so fangen Auramin und Flavanilin durch ihre<lb/>
vortrefflichen Eigenschaften und billigen Preise an die nachstehenden<lb/>
gelben Pigmente zurückzudrängen.</p><lb/>
            <p>9) <hi rendition="#g">Gardenia florida</hi> L. Mit dem Namen <hi rendition="#g">Kuchi-nashi</hi> be-<lb/>
zeichnet man in Japan sowohl die Pflanze, als auch ihre Früchte.<lb/>
Der kleine immergrüne Strauch findet sich hier und da als Zier-<lb/>
pflanze, ist aber ohne Zweifel im südlichen und mittleren Japan auch<lb/>
einheimisch und nicht blos verwildert.<note place="foot" n="*)">So fand ich ihn in Menge auf kiesigem Grunde eines lichten Buschwaldes in<lb/>
Mino und zwar am Wege, der von Gifu über Hino (2 ri) und Kuchinashi nach<lb/>
Atami führt, auf Hügeln, wo man das wildwachsende Vorkommen nicht be-<lb/>
zweifeln kann.</note> Der prismatisch sechskantige<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Rein,</hi> Japan. II. 14</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0231] 3. Handelsgewächse. Masse, welche in diesem Aussehen lebhaft an verschiedene Anilin- farben und an die Flügeldeckel mehrerer Arten Cetonia und anderer Käfer erinnert, wird von den japanischen Mädchen in Wasser gelöst und zum Röthen der Lippen angewandt, in Kiôto manchmal so con- centriert und reichlich, dass statt der rothen Farbe wieder der grüne Metallglanz erscheint. 3) Rubia cordifolia L. (R. cordata Thunb., R. munjista Roxb.), jap. Akane oder Beni-kadzura. Dies ist die alte indische Färbe- röthe, welche ebenso, wie in den Thälern des Himalaya, auch im östlichen Monsungebiete weit verbreitet zu sein scheint. In Japan habe ich sie wiederholt gefunden, und zwar gleich der folgenden Art stets wildwachsend. 4) Rubia chinensis Reg., jap. Ô-kinuta-sô. 5) Lithospermum erythrorhizon S. & Z. (L. officinale, var. japonica Miq., L. officinale β. erythrorhizon Maxim.), jap. Murasaki und Murasaki-kusa. Die Wurzeln, Shikon genannt, dieses über ganz Japan verbreiteten Steinsamens, dienten bisher, wie in China, zum Violet- und Rothfärben. 6) Myrica rubra S. & Z., jap. Yama-momo. Die Rinde, welche Shibuki genannt wird, enthält einen adstringierenden Farbstoff, mit dem man Fischangeln und Gewebe färben und haltbar machen soll. 7) Perilla arguta Benth., jap. Aka-shiso. Der Verwen- dung des rothen Farbstoffs dieser Pflanze im Haushalte wurde bereits früher (pg. 88) gedacht. 8) Caesalpinia Sappan L., jap. Suwo. Das Sappanholz findet sich nicht in Japan, wurde aber früher von Chinesen zum Roth- färben viel eingeführt. Wie Cochenille, Lac Dye, Fuchsin und verwandte Farben die Be- deutung und Verwendung vorerwähnter rother Farbstoffe in Japan herabgemindert haben, so fangen Auramin und Flavanilin durch ihre vortrefflichen Eigenschaften und billigen Preise an die nachstehenden gelben Pigmente zurückzudrängen. 9) Gardenia florida L. Mit dem Namen Kuchi-nashi be- zeichnet man in Japan sowohl die Pflanze, als auch ihre Früchte. Der kleine immergrüne Strauch findet sich hier und da als Zier- pflanze, ist aber ohne Zweifel im südlichen und mittleren Japan auch einheimisch und nicht blos verwildert. *) Der prismatisch sechskantige *) So fand ich ihn in Menge auf kiesigem Grunde eines lichten Buschwaldes in Mino und zwar am Wege, der von Gifu über Hino (2 ri) und Kuchinashi nach Atami führt, auf Hügeln, wo man das wildwachsende Vorkommen nicht be- zweifeln kann. Rein, Japan. II. 14

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/231
Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/231>, abgerufen am 25.11.2024.