viel breiteren Blättern des Phormium tenax ihre Kleider verfertigten. Diese Mino wurden auch aus verschiedenen Riedgräsern, sowie aus Hanfbast dargestellt. Man findet sie hin und wieder noch in Gebirgs- gegenden. Regenmäntel aus geöltem Bastpapier, sowie in neuerer Zeit namentlich Regenschirme, haben dieselben verdrängt.
17) Imperata arundinacea Cyrill (Saccharum spicatum Thunb.), jap. Chi-kaya oder Kaya wurde in ähnlicher Weise benutzt; auch diente dieses Gras in alten Zeiten zur Dachbedeckung.
18) Phragmites communis Trim. (Arundo phragmites L.). Die Japaner nennen dieses Schilfgras Yoshi. ebenso auch die verwandte Art P. Roxburgii Kunth. Es wächst in Menge auf uncultivierten, sumpfigen Stellen, namentlich auch zur Seite der Bewässerungscanäle für die Reisfelder. Man verwendet es vornehmlich zur Dachbedeckung, doch auch zur Darstellung der Yoshi-dzu oder Schilfmatten, und baut es gleich der folgenden Art zu diesen Zwecken hier und da auch auf nassem Boden an.
19) Eulalia japonica Trim. (Erianthus japonicus Beauv., Sac- charum polydactylon Thunb.), jap. Susuki. Mancher Freund der Er- zeugnisse des japanischen Kunstfleisses hat dieses schöne Gras mit seiner fingerförmig getheilten Rispe schon abgebildet gesehen. Aber auch lebend wird es uns in neuerer Zeit öfter vorgeführt; denn es erweist sich weniger empfindlich, als das südamerikanische Pampasgras und ist als Einzelpflanze auf schöner, kurzgehaltener Rasenfläche doch von ganz ähnlicher Wirkung. Ausser der einfachen Stammform er- scheint es auch mit panachierten, ja neuerdings sogar mit quer- gestreiften Blättern (Eulalia jap. zebrina). In seiner Heimat ist es sehr verbreitet. Es wächst vornehmlich auf der Hara, jenen ausge- dehnten grasigen Abhängen der Gebirge, aber auch an uncultivierten Stellen sumpfiger Niederungen. Hier und auf den damit bepflanzten Aeckern finden im Herbst und Winter Fasanen und Becassinen im Dickicht seiner abgestorbenen Halme und Blätter ebenso beliebte Ver- stecke, wie in demjenigen des gewöhnlichen Schilfes.
20) Das festere Holzflechtwerk wird aus Bambusrohr (Take), Wei- den*) (Yanagi) und Rotang oder Rattan (To) verfertigt. Die beiden erstgenannten Materialien liefert das Land selbst; dagegen muss der Rotang, aus welchem die feinsten Geflechte dargestellt werden, die so- gar zum Theil im Kunsthandwerk eine Rolle spielen, aus dem tropi- schen Monsungebiet im Süden bezogen werden. Dass er für diese Art
*) Ausser Salix japonica Thunb. kommen hier noch mehrere andere Arten in Betracht, die noch einer genaueren Untersuchung bedürfen.
3. Handelsgewächse.
viel breiteren Blättern des Phormium tenax ihre Kleider verfertigten. Diese Mino wurden auch aus verschiedenen Riedgräsern, sowie aus Hanfbast dargestellt. Man findet sie hin und wieder noch in Gebirgs- gegenden. Regenmäntel aus geöltem Bastpapier, sowie in neuerer Zeit namentlich Regenschirme, haben dieselben verdrängt.
17) Imperata arundinacea Cyrill (Saccharum spicatum Thunb.), jap. Chi-kaya oder Kaya wurde in ähnlicher Weise benutzt; auch diente dieses Gras in alten Zeiten zur Dachbedeckung.
18) Phragmites communis Trim. (Arundo phragmites L.). Die Japaner nennen dieses Schilfgras Yoshi. ebenso auch die verwandte Art P. Roxburgii Kunth. Es wächst in Menge auf uncultivierten, sumpfigen Stellen, namentlich auch zur Seite der Bewässerungscanäle für die Reisfelder. Man verwendet es vornehmlich zur Dachbedeckung, doch auch zur Darstellung der Yoshi-dzu oder Schilfmatten, und baut es gleich der folgenden Art zu diesen Zwecken hier und da auch auf nassem Boden an.
19) Eulalia japonica Trim. (Erianthus japonicus Beauv., Sac- charum polydactylon Thunb.), jap. Susuki. Mancher Freund der Er- zeugnisse des japanischen Kunstfleisses hat dieses schöne Gras mit seiner fingerförmig getheilten Rispe schon abgebildet gesehen. Aber auch lebend wird es uns in neuerer Zeit öfter vorgeführt; denn es erweist sich weniger empfindlich, als das südamerikanische Pampasgras und ist als Einzelpflanze auf schöner, kurzgehaltener Rasenfläche doch von ganz ähnlicher Wirkung. Ausser der einfachen Stammform er- scheint es auch mit panachierten, ja neuerdings sogar mit quer- gestreiften Blättern (Eulalia jap. zebrina). In seiner Heimat ist es sehr verbreitet. Es wächst vornehmlich auf der Hara, jenen ausge- dehnten grasigen Abhängen der Gebirge, aber auch an uncultivierten Stellen sumpfiger Niederungen. Hier und auf den damit bepflanzten Aeckern finden im Herbst und Winter Fasanen und Becassinen im Dickicht seiner abgestorbenen Halme und Blätter ebenso beliebte Ver- stecke, wie in demjenigen des gewöhnlichen Schilfes.
20) Das festere Holzflechtwerk wird aus Bambusrohr (Take), Wei- den*) (Yanagi) und Rotang oder Rattan (To) verfertigt. Die beiden erstgenannten Materialien liefert das Land selbst; dagegen muss der Rotang, aus welchem die feinsten Geflechte dargestellt werden, die so- gar zum Theil im Kunsthandwerk eine Rolle spielen, aus dem tropi- schen Monsungebiet im Süden bezogen werden. Dass er für diese Art
*) Ausser Salix japonica Thunb. kommen hier noch mehrere andere Arten in Betracht, die noch einer genaueren Untersuchung bedürfen.
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viel breiteren Blättern des Phormium tenax ihre Kleider verfertigten.
Diese Mino wurden auch aus verschiedenen Riedgräsern, sowie aus
Hanfbast dargestellt. Man findet sie hin und wieder noch in Gebirgs-
gegenden. Regenmäntel aus geöltem Bastpapier, sowie in neuerer Zeit
namentlich Regenschirme, haben dieselben verdrängt.
17) Imperata arundinacea Cyrill (Saccharum spicatum Thunb.),
jap. Chi-kaya oder Kaya wurde in ähnlicher Weise benutzt; auch
diente dieses Gras in alten Zeiten zur Dachbedeckung.
18) Phragmites communis Trim. (Arundo phragmites L.). Die
Japaner nennen dieses Schilfgras Yoshi. ebenso auch die verwandte
Art P. Roxburgii Kunth. Es wächst in Menge auf uncultivierten,
sumpfigen Stellen, namentlich auch zur Seite der Bewässerungscanäle
für die Reisfelder. Man verwendet es vornehmlich zur Dachbedeckung,
doch auch zur Darstellung der Yoshi-dzu oder Schilfmatten, und
baut es gleich der folgenden Art zu diesen Zwecken hier und da auch
auf nassem Boden an.
19) Eulalia japonica Trim. (Erianthus japonicus Beauv., Sac-
charum polydactylon Thunb.), jap. Susuki. Mancher Freund der Er-
zeugnisse des japanischen Kunstfleisses hat dieses schöne Gras mit
seiner fingerförmig getheilten Rispe schon abgebildet gesehen. Aber
auch lebend wird es uns in neuerer Zeit öfter vorgeführt; denn es
erweist sich weniger empfindlich, als das südamerikanische Pampasgras
und ist als Einzelpflanze auf schöner, kurzgehaltener Rasenfläche doch
von ganz ähnlicher Wirkung. Ausser der einfachen Stammform er-
scheint es auch mit panachierten, ja neuerdings sogar mit quer-
gestreiften Blättern (Eulalia jap. zebrina). In seiner Heimat ist es
sehr verbreitet. Es wächst vornehmlich auf der Hara, jenen ausge-
dehnten grasigen Abhängen der Gebirge, aber auch an uncultivierten
Stellen sumpfiger Niederungen. Hier und auf den damit bepflanzten
Aeckern finden im Herbst und Winter Fasanen und Becassinen im
Dickicht seiner abgestorbenen Halme und Blätter ebenso beliebte Ver-
stecke, wie in demjenigen des gewöhnlichen Schilfes.
20) Das festere Holzflechtwerk wird aus Bambusrohr (Take), Wei-
den *) (Yanagi) und Rotang oder Rattan (To) verfertigt. Die beiden
erstgenannten Materialien liefert das Land selbst; dagegen muss der
Rotang, aus welchem die feinsten Geflechte dargestellt werden, die so-
gar zum Theil im Kunsthandwerk eine Rolle spielen, aus dem tropi-
schen Monsungebiet im Süden bezogen werden. Dass er für diese Art
*) Ausser Salix japonica Thunb. kommen hier noch mehrere andere Arten in
Betracht, die noch einer genaueren Untersuchung bedürfen.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/225>, abgerufen am 22.11.2024.
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