Im Allgemeinen liefern 4 Pfund frische Theeblätter 1 Pfund fer- tige Handelswaare; es würde also die Blatternte eines ha Theegartens von Japan auf 1920 kg. zu veranschlagen sein.
Der indische Theebau hat sich seit dem Jahre 1835 entwickelt, anfangs nur langsam, um so rascher aber während der letzten 20 Jahre. Den ersten Versuchen folgte 1839 die Gründung der Assam Tea Com- pany. Von 1864--1876 stieg die Ernte von 21/2 Millionen Pfund auf 28 Millionen Pfund an fertigem Thee. Im letztgenannten Jahre war der Durchschnittspreis in London 1 s. 11 d. für 1 Pfund indischen, gegen 1 s. 3 d. für 1 Pfund chinesischen Thee. Im Jahre 1879 be- rechnete man das mit Theesträuchern bepflanzte Areal in Indien auf 206874 acres, welche insgesammt 44771632 Pfund Thee lieferten, wovon 411/2 Millionen Pfund nach Europa verschifft wurden. Es er- gibt sich aus diesen Daten, dass der acre im Durchschnitt 216 Pfund Thee lieferte, was 245 kg. für die Hectare macht, ein Ertrag, welcher so sehr hinter dem für Japan berechneten (480 kg. per Ha) zurück- bleibt, dass man unwillkürlich die Richtigkeit der einen oder der an- dern Angabe, welche dieser Rechnung zu Grunde liegt, bezweifeln muss. Vom Assamthale aus hat sich die indische Theecultur über Chittagong und Arracan, Darjeeling, Nagpore, Kangra und andere Ge- biete verbreitet und gewinnt noch jährlich neue Areale.
Die Theecultur auf Java, obgleich ihr Anfang noch 7 Jahre hinter dem der indischen zurückliegt, und ins Jahr 1828 fällt, kann sich eines gleichen Aufschwungs nicht rühmen. Javathee hat zwar ein gutes Aussehen und ist hübsch gerollt, allein sein Aufguss ist schwach und besitzt überdies einen bitteren Beigeschmack. Desshalb steht er im Preise weit hinter dem indischen und selbst hinter dem chinesischen zurück, und diesem Umstand ist es denn auch zuzu- schreiben, dass der Theebau auf Java nicht die erwartete Ausdehnung gewonnen hat. Im Jahre 1872 wurden 3104000 kg. Thee aus Java ausgeführt.
Die Cultur des Theestrauchs hat, wie wir anführten, während der letzten 50 Jahre sich über zwei neue Gebiete (Indien und Java) ver- breitet und in ihren alten Stätten China und Japan mit zunehmender Ausfuhr ihres Produkts sich immer mehr ausgedehnt, aber sie bleibt immerhin auf das Monsungebiet beschränkt.
Alle Versuche, sie auch nach andern Ländern und Erdtheilen zu verpflanzen, lieferten bisher nicht die erwarteten Resultate; noch ist es meines Erachtens wahrscheinlich, dass zukünftige mehr Erfolg haben werden. Im Monsungebiete finden sich, wie nirgends sonst, die beiden Grundbedingungen ihres Erfolgs, ein geeignetes Klima und reichliche,
I. Land- und Forstwirthschaft.
Im Allgemeinen liefern 4 Pfund frische Theeblätter 1 Pfund fer- tige Handelswaare; es würde also die Blatternte eines ha Theegartens von Japan auf 1920 kg. zu veranschlagen sein.
Der indische Theebau hat sich seit dem Jahre 1835 entwickelt, anfangs nur langsam, um so rascher aber während der letzten 20 Jahre. Den ersten Versuchen folgte 1839 die Gründung der Assam Tea Com- pany. Von 1864—1876 stieg die Ernte von 2½ Millionen Pfund auf 28 Millionen Pfund an fertigem Thee. Im letztgenannten Jahre war der Durchschnittspreis in London 1 s. 11 d. für 1 Pfund indischen, gegen 1 s. 3 d. für 1 Pfund chinesischen Thee. Im Jahre 1879 be- rechnete man das mit Theesträuchern bepflanzte Areal in Indien auf 206874 acres, welche insgesammt 44771632 Pfund Thee lieferten, wovon 41½ Millionen Pfund nach Europa verschifft wurden. Es er- gibt sich aus diesen Daten, dass der acre im Durchschnitt 216 Pfund Thee lieferte, was 245 kg. für die Hectare macht, ein Ertrag, welcher so sehr hinter dem für Japan berechneten (480 kg. per Ha) zurück- bleibt, dass man unwillkürlich die Richtigkeit der einen oder der an- dern Angabe, welche dieser Rechnung zu Grunde liegt, bezweifeln muss. Vom Assamthale aus hat sich die indische Theecultur über Chittagong und Arracan, Darjeeling, Nagpore, Kangra und andere Ge- biete verbreitet und gewinnt noch jährlich neue Areale.
Die Theecultur auf Java, obgleich ihr Anfang noch 7 Jahre hinter dem der indischen zurückliegt, und ins Jahr 1828 fällt, kann sich eines gleichen Aufschwungs nicht rühmen. Javathee hat zwar ein gutes Aussehen und ist hübsch gerollt, allein sein Aufguss ist schwach und besitzt überdies einen bitteren Beigeschmack. Desshalb steht er im Preise weit hinter dem indischen und selbst hinter dem chinesischen zurück, und diesem Umstand ist es denn auch zuzu- schreiben, dass der Theebau auf Java nicht die erwartete Ausdehnung gewonnen hat. Im Jahre 1872 wurden 3104000 kg. Thee aus Java ausgeführt.
Die Cultur des Theestrauchs hat, wie wir anführten, während der letzten 50 Jahre sich über zwei neue Gebiete (Indien und Java) ver- breitet und in ihren alten Stätten China und Japan mit zunehmender Ausfuhr ihres Produkts sich immer mehr ausgedehnt, aber sie bleibt immerhin auf das Monsungebiet beschränkt.
Alle Versuche, sie auch nach andern Ländern und Erdtheilen zu verpflanzen, lieferten bisher nicht die erwarteten Resultate; noch ist es meines Erachtens wahrscheinlich, dass zukünftige mehr Erfolg haben werden. Im Monsungebiete finden sich, wie nirgends sonst, die beiden Grundbedingungen ihres Erfolgs, ein geeignetes Klima und reichliche,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0174"n="152"/><fwplace="top"type="header">I. Land- und Forstwirthschaft.</fw><lb/><p>Im Allgemeinen liefern 4 Pfund frische Theeblätter 1 Pfund fer-<lb/>
tige Handelswaare; es würde also die Blatternte eines ha Theegartens<lb/>
von Japan auf 1920 kg. zu veranschlagen sein.</p><lb/><p><hirendition="#g">Der indische Theebau</hi> hat sich seit dem Jahre 1835 entwickelt,<lb/>
anfangs nur langsam, um so rascher aber während der letzten 20 Jahre.<lb/>
Den ersten Versuchen folgte 1839 die Gründung der Assam Tea Com-<lb/>
pany. Von 1864—1876 stieg die Ernte von 2½ Millionen Pfund auf<lb/>
28 Millionen Pfund an fertigem Thee. Im letztgenannten Jahre war<lb/>
der Durchschnittspreis in London 1 s. 11 d. für 1 Pfund indischen,<lb/>
gegen 1 s. 3 d. für 1 Pfund chinesischen Thee. Im Jahre 1879 be-<lb/>
rechnete man das mit Theesträuchern bepflanzte Areal in Indien auf<lb/>
206874 acres, welche insgesammt 44771632 Pfund Thee lieferten,<lb/>
wovon 41½ Millionen Pfund nach Europa verschifft wurden. Es er-<lb/>
gibt sich aus diesen Daten, dass der acre im Durchschnitt 216 Pfund<lb/>
Thee lieferte, was 245 kg. für die Hectare macht, ein Ertrag, welcher<lb/>
so sehr hinter dem für Japan berechneten (480 kg. per Ha) zurück-<lb/>
bleibt, dass man unwillkürlich die Richtigkeit der einen oder der an-<lb/>
dern Angabe, welche dieser Rechnung zu Grunde liegt, bezweifeln<lb/>
muss. Vom Assamthale aus hat sich die indische Theecultur über<lb/>
Chittagong und Arracan, Darjeeling, Nagpore, Kangra und andere Ge-<lb/>
biete verbreitet und gewinnt noch jährlich neue Areale.</p><lb/><p><hirendition="#g">Die Theecultur auf Java</hi>, obgleich ihr Anfang noch 7 Jahre<lb/>
hinter dem der indischen zurückliegt, und ins Jahr 1828 fällt, kann<lb/>
sich eines gleichen Aufschwungs nicht rühmen. Javathee hat zwar<lb/>
ein gutes Aussehen und ist hübsch gerollt, allein sein Aufguss ist<lb/>
schwach und besitzt überdies einen bitteren Beigeschmack. Desshalb<lb/>
steht er im Preise weit hinter dem indischen und selbst hinter dem<lb/>
chinesischen zurück, und diesem Umstand ist es denn auch zuzu-<lb/>
schreiben, dass der Theebau auf Java nicht die erwartete Ausdehnung<lb/>
gewonnen hat. Im Jahre 1872 wurden 3104000 kg. Thee aus Java<lb/>
ausgeführt.</p><lb/><p>Die Cultur des Theestrauchs hat, wie wir anführten, während der<lb/>
letzten 50 Jahre sich über zwei neue Gebiete (Indien und Java) ver-<lb/>
breitet und in ihren alten Stätten China und Japan mit zunehmender<lb/>
Ausfuhr ihres Produkts sich immer mehr ausgedehnt, aber sie bleibt<lb/>
immerhin auf das Monsungebiet beschränkt.</p><lb/><p>Alle Versuche, sie auch nach andern Ländern und Erdtheilen zu<lb/>
verpflanzen, lieferten bisher nicht die erwarteten Resultate; noch ist es<lb/>
meines Erachtens wahrscheinlich, dass zukünftige mehr Erfolg haben<lb/>
werden. Im Monsungebiete finden sich, wie nirgends sonst, die beiden<lb/>
Grundbedingungen ihres Erfolgs, ein geeignetes Klima und reichliche,<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[152/0174]
I. Land- und Forstwirthschaft.
Im Allgemeinen liefern 4 Pfund frische Theeblätter 1 Pfund fer-
tige Handelswaare; es würde also die Blatternte eines ha Theegartens
von Japan auf 1920 kg. zu veranschlagen sein.
Der indische Theebau hat sich seit dem Jahre 1835 entwickelt,
anfangs nur langsam, um so rascher aber während der letzten 20 Jahre.
Den ersten Versuchen folgte 1839 die Gründung der Assam Tea Com-
pany. Von 1864—1876 stieg die Ernte von 2½ Millionen Pfund auf
28 Millionen Pfund an fertigem Thee. Im letztgenannten Jahre war
der Durchschnittspreis in London 1 s. 11 d. für 1 Pfund indischen,
gegen 1 s. 3 d. für 1 Pfund chinesischen Thee. Im Jahre 1879 be-
rechnete man das mit Theesträuchern bepflanzte Areal in Indien auf
206874 acres, welche insgesammt 44771632 Pfund Thee lieferten,
wovon 41½ Millionen Pfund nach Europa verschifft wurden. Es er-
gibt sich aus diesen Daten, dass der acre im Durchschnitt 216 Pfund
Thee lieferte, was 245 kg. für die Hectare macht, ein Ertrag, welcher
so sehr hinter dem für Japan berechneten (480 kg. per Ha) zurück-
bleibt, dass man unwillkürlich die Richtigkeit der einen oder der an-
dern Angabe, welche dieser Rechnung zu Grunde liegt, bezweifeln
muss. Vom Assamthale aus hat sich die indische Theecultur über
Chittagong und Arracan, Darjeeling, Nagpore, Kangra und andere Ge-
biete verbreitet und gewinnt noch jährlich neue Areale.
Die Theecultur auf Java, obgleich ihr Anfang noch 7 Jahre
hinter dem der indischen zurückliegt, und ins Jahr 1828 fällt, kann
sich eines gleichen Aufschwungs nicht rühmen. Javathee hat zwar
ein gutes Aussehen und ist hübsch gerollt, allein sein Aufguss ist
schwach und besitzt überdies einen bitteren Beigeschmack. Desshalb
steht er im Preise weit hinter dem indischen und selbst hinter dem
chinesischen zurück, und diesem Umstand ist es denn auch zuzu-
schreiben, dass der Theebau auf Java nicht die erwartete Ausdehnung
gewonnen hat. Im Jahre 1872 wurden 3104000 kg. Thee aus Java
ausgeführt.
Die Cultur des Theestrauchs hat, wie wir anführten, während der
letzten 50 Jahre sich über zwei neue Gebiete (Indien und Java) ver-
breitet und in ihren alten Stätten China und Japan mit zunehmender
Ausfuhr ihres Produkts sich immer mehr ausgedehnt, aber sie bleibt
immerhin auf das Monsungebiet beschränkt.
Alle Versuche, sie auch nach andern Ländern und Erdtheilen zu
verpflanzen, lieferten bisher nicht die erwarteten Resultate; noch ist es
meines Erachtens wahrscheinlich, dass zukünftige mehr Erfolg haben
werden. Im Monsungebiete finden sich, wie nirgends sonst, die beiden
Grundbedingungen ihres Erfolgs, ein geeignetes Klima und reichliche,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/174>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.