Feuer verkohlen. Die so vorbereiteten Stecklinge werden reihenweise in Furchen guten Landes gesetzt, mit Compost gedüngt und dann an- gehäufelt. Die Verpflanzung erfolgt nach wenigen Jahren.
Am häufigsten trifft man die Birnbäume in Japan, wie bei uns auf dem Lande zerstreut, als Hochstämme mit natürlicher Entwickelung und augenscheinlich ohne besondere Pflege. Im nördlichen Honshiu siedelt sich nicht selten Viscum album L. auf ihnen an, doch noch viel häufiger auf Castanea vulgaris Lamk. und auch auf blattwechselnden Eichen. Dieser Mistel unterscheidet sich von dem unsrigen durch wein- gelbe Beeren.
Eine ganz andere Behandlungsweise und viel mehr Sorgfalt lässt man den Birnbäumen hier und da in der Nähe grosser Städte zu theil werden, so z. B. zu Kawasaki zwischen Tokio und Yokohama. Die Bäume werden hier in Reihen gepflanzt mit gleichen Abständen von 12 Shaku (3,64 Meter) nach jeder Richtung. Man düngt sie zweimal im Jahr und zieht zu dem Zweck ringförmige Gruben um die Stämme, welche man nach Eintragung des Düngers wieder schliesst. Im übri- gen wird der Boden von Unkraut freigehalten und von Zeit zu Zeit gelockert. In einer Höhe von 5--6 Shaku (150--180 cm) pflegt man die Kronen nach Art unserer Laubengänge horizontal zu ziehen. Als Aststützen dienen Zwischenreihen von Pfosten, sowie Querstangen aus Bambusrohr.
Als ich mir Ende April diese Pflanzungen näher besah, war die Blüthezeit vorbei und ich fand die Eigenthümer damit beschäftigt, die 20--25 cm langen neuen Triebe zu entfernen, damit sie den zahlrei- chen Fruchtansätzen nicht die Nahrung entziehen sollten. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass eine derartige Pflanzung nach 50--60 Jah- ren erneuert werden müsse. Die Birnen reifen hier Ende August, werden sehr gross und schön gelbbraun bis graubraun, scheinen sich sehr lange zu halten, sind aber ebenso wässerig von Geschmack und ohne Aroma, wie die andern.
2. Pyrus malus L., der Apfelbaum. Derselbe und seine unan- sehnlichen Früchte, jap. Ringo, sind so selten, dass mancher Fremde jahrelang im Lande wohnt, ohne ihnen zu begegnen.
3) Pyrus Cydonia L. (Cydonia vulgaris Pers.). Die Quitte, jap. Marumero, wurde durch die Portugiesen eingeführt und findet sich zerstreut durch ganz Japan in der Nähe der Wohnungen angebaut, doch nicht häufig.
4) P. chinensis Poir. (Cydonia sinensis Thouin). Die chinesische Quitte, jap. Kuwarin, mit kleineren Früchten als die voriger Art, wird wie diese hier und da cultiviert und zu Compot verwendet. Dagegen
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2. Nährpflanzen.
Feuer verkohlen. Die so vorbereiteten Stecklinge werden reihenweise in Furchen guten Landes gesetzt, mit Compost gedüngt und dann an- gehäufelt. Die Verpflanzung erfolgt nach wenigen Jahren.
Am häufigsten trifft man die Birnbäume in Japan, wie bei uns auf dem Lande zerstreut, als Hochstämme mit natürlicher Entwickelung und augenscheinlich ohne besondere Pflege. Im nördlichen Honshiu siedelt sich nicht selten Viscum album L. auf ihnen an, doch noch viel häufiger auf Castanea vulgaris Lamk. und auch auf blattwechselnden Eichen. Dieser Mistel unterscheidet sich von dem unsrigen durch wein- gelbe Beeren.
Eine ganz andere Behandlungsweise und viel mehr Sorgfalt lässt man den Birnbäumen hier und da in der Nähe grosser Städte zu theil werden, so z. B. zu Kawasaki zwischen Tôkio und Yokohama. Die Bäume werden hier in Reihen gepflanzt mit gleichen Abständen von 12 Shaku (3,64 Meter) nach jeder Richtung. Man düngt sie zweimal im Jahr und zieht zu dem Zweck ringförmige Gruben um die Stämme, welche man nach Eintragung des Düngers wieder schliesst. Im übri- gen wird der Boden von Unkraut freigehalten und von Zeit zu Zeit gelockert. In einer Höhe von 5—6 Shaku (150—180 cm) pflegt man die Kronen nach Art unserer Laubengänge horizontal zu ziehen. Als Aststützen dienen Zwischenreihen von Pfosten, sowie Querstangen aus Bambusrohr.
Als ich mir Ende April diese Pflanzungen näher besah, war die Blüthezeit vorbei und ich fand die Eigenthümer damit beschäftigt, die 20—25 cm langen neuen Triebe zu entfernen, damit sie den zahlrei- chen Fruchtansätzen nicht die Nahrung entziehen sollten. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass eine derartige Pflanzung nach 50—60 Jah- ren erneuert werden müsse. Die Birnen reifen hier Ende August, werden sehr gross und schön gelbbraun bis graubraun, scheinen sich sehr lange zu halten, sind aber ebenso wässerig von Geschmack und ohne Aroma, wie die andern.
2. Pyrus malus L., der Apfelbaum. Derselbe und seine unan- sehnlichen Früchte, jap. Ringô, sind so selten, dass mancher Fremde jahrelang im Lande wohnt, ohne ihnen zu begegnen.
3) Pyrus Cydonia L. (Cydonia vulgaris Pers.). Die Quitte, jap. Marumero, wurde durch die Portugiesen eingeführt und findet sich zerstreut durch ganz Japan in der Nähe der Wohnungen angebaut, doch nicht häufig.
4) P. chinensis Poir. (Cydonia sinensis Thouin). Die chinesische Quitte, jap. Kuwarin, mit kleineren Früchten als die voriger Art, wird wie diese hier und da cultiviert und zu Compot verwendet. Dagegen
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2. Nährpflanzen.
Feuer verkohlen. Die so vorbereiteten Stecklinge werden reihenweise
in Furchen guten Landes gesetzt, mit Compost gedüngt und dann an-
gehäufelt. Die Verpflanzung erfolgt nach wenigen Jahren.
Am häufigsten trifft man die Birnbäume in Japan, wie bei uns auf
dem Lande zerstreut, als Hochstämme mit natürlicher Entwickelung
und augenscheinlich ohne besondere Pflege. Im nördlichen Honshiu
siedelt sich nicht selten Viscum album L. auf ihnen an, doch noch viel
häufiger auf Castanea vulgaris Lamk. und auch auf blattwechselnden
Eichen. Dieser Mistel unterscheidet sich von dem unsrigen durch wein-
gelbe Beeren.
Eine ganz andere Behandlungsweise und viel mehr Sorgfalt lässt
man den Birnbäumen hier und da in der Nähe grosser Städte zu theil
werden, so z. B. zu Kawasaki zwischen Tôkio und Yokohama. Die
Bäume werden hier in Reihen gepflanzt mit gleichen Abständen von
12 Shaku (3,64 Meter) nach jeder Richtung. Man düngt sie zweimal
im Jahr und zieht zu dem Zweck ringförmige Gruben um die Stämme,
welche man nach Eintragung des Düngers wieder schliesst. Im übri-
gen wird der Boden von Unkraut freigehalten und von Zeit zu Zeit
gelockert. In einer Höhe von 5—6 Shaku (150—180 cm) pflegt man
die Kronen nach Art unserer Laubengänge horizontal zu ziehen. Als
Aststützen dienen Zwischenreihen von Pfosten, sowie Querstangen aus
Bambusrohr.
Als ich mir Ende April diese Pflanzungen näher besah, war die
Blüthezeit vorbei und ich fand die Eigenthümer damit beschäftigt, die
20—25 cm langen neuen Triebe zu entfernen, damit sie den zahlrei-
chen Fruchtansätzen nicht die Nahrung entziehen sollten. Bei dieser
Gelegenheit erfuhr ich, dass eine derartige Pflanzung nach 50—60 Jah-
ren erneuert werden müsse. Die Birnen reifen hier Ende August,
werden sehr gross und schön gelbbraun bis graubraun, scheinen sich
sehr lange zu halten, sind aber ebenso wässerig von Geschmack und
ohne Aroma, wie die andern.
2. Pyrus malus L., der Apfelbaum. Derselbe und seine unan-
sehnlichen Früchte, jap. Ringô, sind so selten, dass mancher Fremde
jahrelang im Lande wohnt, ohne ihnen zu begegnen.
3) Pyrus Cydonia L. (Cydonia vulgaris Pers.). Die Quitte, jap.
Marumero, wurde durch die Portugiesen eingeführt und findet sich
zerstreut durch ganz Japan in der Nähe der Wohnungen angebaut,
doch nicht häufig.
4) P. chinensis Poir. (Cydonia sinensis Thouin). Die chinesische
Quitte, jap. Kuwarin, mit kleineren Früchten als die voriger Art, wird
wie diese hier und da cultiviert und zu Compot verwendet. Dagegen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/119>, abgerufen am 22.11.2024.
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