eigenartiges Spielzeug japanischer Mädchen, zumal dann, wenn sie ihre jüngeren Geschwister auf dem Rücken herumtragen. Man trennt die rothe Beere, welche die Grösse einer kleinen Kirsche hat, von dem sie umgebenden orangefarbigen Balg und conserviert sie in Salzwasser. Beim Gebrauch löst man durch Hin- und Herdrücken die Haut von dem Fleisch und den Samen im Innern und presst diese dann durch ein kleines Loch, gegenüber dem, welches an der Basis entstand, her- aus. Die Beerenhaut hat nun, wie eine Lampenglocke, zwei Oeffnun- gen. Sie wird in den Mund genommen, voll Luft geblasen und diese dann durch Gaumendruck mit einem eigenthümlichen Ton ausgepresst. Hierin besteht nun das ganze Vergnügen.
36) Capsicum annuum L., jap. Togarashi, spanischer oder Ca- yenne-Pfeffer, span. Pimiento, franz. Piment. Derselbe wird in vielen Abarten cultiviert, die sich namentlich in der Farbe, Gestalt und Grösse der Früchte unterscheiden. So ist in Japan besonders häufig der Naga- togarashi, lange, zugespitzte Pfeffer (C. longum D. C.) mit glänzend rothen oder schwarzen Beerenfrüchten, ferner der Maru-togarashi mit herzförmigen (C. cordifolium Mill.). Die schwarzen Varietäten heissen Murasaki-togarashi, die rothen Aka-togarashi.
37) C. frutescens Willd., ebenfalls Togarashi genannt, kommt in Japan viel seltener vor, als die vorerwähnte krautförmige Art.
Nach de Candolle *) stammt der spanische Pfeffer wahrscheinlich aus dem tropischen Amerika, von wo er sich aber jedenfalls bald nach der Entdeckung rasch verbreitete, denn in England lernte man ihn bereits im Jahre 1548 kennen. Zu seiner rechten Würdigung gehört ein warmes Klima. In vielen Ländern ist er im frischen, eingemach- ten oder pulverisierten Zustande das beliebteste Gewürz. So bemerkt Cap. Hall **): "Chilies (d. h. span. Pfeffer) bilden das wichtigste Con- diment der koreanischen Kochkunst" und hebt weiter hervor, dass sie kaum einer Speise fehlen und in der Nähe der Ortschaften viel ange- baut werden.
In Japan wird der Name Togarashi, Pfeffer, auch als Collectiv- bezeichnung für verschiedene Gewürze gebraucht. So hörte ich während meines ersten fünfmonatlichen Aufenthaltes in der deutschen Legation in Tokio jeden Morgen eine an meinen Fenstern vorübergehende Frau rufen: "Nana iro togarashi!" d. h. wörtlich: "Sieben Sorten Cayenne- Pfeffer". Sie verkaufte ein pulverförmiges Gemisch aus sieben Gewür- zen, darunter Togarashi als Hauptbestandtheil. Die übrigen Ingre-
*) L'origine des plantes cultivees. Paris 1883.
**) Capt. Hall: A visit to Korea. Proc. R. G. S. 1881.
2. Nährpflanzen.
eigenartiges Spielzeug japanischer Mädchen, zumal dann, wenn sie ihre jüngeren Geschwister auf dem Rücken herumtragen. Man trennt die rothe Beere, welche die Grösse einer kleinen Kirsche hat, von dem sie umgebenden orangefarbigen Balg und conserviert sie in Salzwasser. Beim Gebrauch löst man durch Hin- und Herdrücken die Haut von dem Fleisch und den Samen im Innern und presst diese dann durch ein kleines Loch, gegenüber dem, welches an der Basis entstand, her- aus. Die Beerenhaut hat nun, wie eine Lampenglocke, zwei Oeffnun- gen. Sie wird in den Mund genommen, voll Luft geblasen und diese dann durch Gaumendruck mit einem eigenthümlichen Ton ausgepresst. Hierin besteht nun das ganze Vergnügen.
36) Capsicum annuum L., jap. Tôgarashi, spanischer oder Ca- yenne-Pfeffer, span. Pimiénto, franz. Piment. Derselbe wird in vielen Abarten cultiviert, die sich namentlich in der Farbe, Gestalt und Grösse der Früchte unterscheiden. So ist in Japan besonders häufig der Naga- tôgarashi, lange, zugespitzte Pfeffer (C. longum D. C.) mit glänzend rothen oder schwarzen Beerenfrüchten, ferner der Maru-tôgarashi mit herzförmigen (C. cordifolium Mill.). Die schwarzen Varietäten heissen Murasaki-tôgarashi, die rothen Aka-tôgarashi.
37) C. frutescens Willd., ebenfalls Tôgarashi genannt, kommt in Japan viel seltener vor, als die vorerwähnte krautförmige Art.
Nach de Candolle *) stammt der spanische Pfeffer wahrscheinlich aus dem tropischen Amerika, von wo er sich aber jedenfalls bald nach der Entdeckung rasch verbreitete, denn in England lernte man ihn bereits im Jahre 1548 kennen. Zu seiner rechten Würdigung gehört ein warmes Klima. In vielen Ländern ist er im frischen, eingemach- ten oder pulverisierten Zustande das beliebteste Gewürz. So bemerkt Cap. Hall **): »Chilies (d. h. span. Pfeffer) bilden das wichtigste Con- diment der koreanischen Kochkunst« und hebt weiter hervor, dass sie kaum einer Speise fehlen und in der Nähe der Ortschaften viel ange- baut werden.
In Japan wird der Name Tôgarashi, Pfeffer, auch als Collectiv- bezeichnung für verschiedene Gewürze gebraucht. So hörte ich während meines ersten fünfmonatlichen Aufenthaltes in der deutschen Legation in Tôkio jeden Morgen eine an meinen Fenstern vorübergehende Frau rufen: »Nana iro tôgarashi!« d. h. wörtlich: »Sieben Sorten Cayenne- Pfeffer«. Sie verkaufte ein pulverförmiges Gemisch aus sieben Gewür- zen, darunter Tôgarashi als Hauptbestandtheil. Die übrigen Ingre-
*) L’origine des plantes cultivées. Paris 1883.
**) Capt. Hall: A visit to Korea. Proc. R. G. S. 1881.
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2. Nährpflanzen.
eigenartiges Spielzeug japanischer Mädchen, zumal dann, wenn sie ihre
jüngeren Geschwister auf dem Rücken herumtragen. Man trennt die
rothe Beere, welche die Grösse einer kleinen Kirsche hat, von dem
sie umgebenden orangefarbigen Balg und conserviert sie in Salzwasser.
Beim Gebrauch löst man durch Hin- und Herdrücken die Haut von
dem Fleisch und den Samen im Innern und presst diese dann durch
ein kleines Loch, gegenüber dem, welches an der Basis entstand, her-
aus. Die Beerenhaut hat nun, wie eine Lampenglocke, zwei Oeffnun-
gen. Sie wird in den Mund genommen, voll Luft geblasen und diese
dann durch Gaumendruck mit einem eigenthümlichen Ton ausgepresst.
Hierin besteht nun das ganze Vergnügen.
36) Capsicum annuum L., jap. Tôgarashi, spanischer oder Ca-
yenne-Pfeffer, span. Pimiénto, franz. Piment. Derselbe wird in vielen
Abarten cultiviert, die sich namentlich in der Farbe, Gestalt und Grösse
der Früchte unterscheiden. So ist in Japan besonders häufig der Naga-
tôgarashi, lange, zugespitzte Pfeffer (C. longum D. C.) mit glänzend
rothen oder schwarzen Beerenfrüchten, ferner der Maru-tôgarashi
mit herzförmigen (C. cordifolium Mill.). Die schwarzen Varietäten
heissen Murasaki-tôgarashi, die rothen Aka-tôgarashi.
37) C. frutescens Willd., ebenfalls Tôgarashi genannt, kommt in
Japan viel seltener vor, als die vorerwähnte krautförmige Art.
Nach de Candolle *) stammt der spanische Pfeffer wahrscheinlich
aus dem tropischen Amerika, von wo er sich aber jedenfalls bald nach
der Entdeckung rasch verbreitete, denn in England lernte man ihn
bereits im Jahre 1548 kennen. Zu seiner rechten Würdigung gehört
ein warmes Klima. In vielen Ländern ist er im frischen, eingemach-
ten oder pulverisierten Zustande das beliebteste Gewürz. So bemerkt
Cap. Hall **): »Chilies (d. h. span. Pfeffer) bilden das wichtigste Con-
diment der koreanischen Kochkunst« und hebt weiter hervor, dass sie
kaum einer Speise fehlen und in der Nähe der Ortschaften viel ange-
baut werden.
In Japan wird der Name Tôgarashi, Pfeffer, auch als Collectiv-
bezeichnung für verschiedene Gewürze gebraucht. So hörte ich während
meines ersten fünfmonatlichen Aufenthaltes in der deutschen Legation
in Tôkio jeden Morgen eine an meinen Fenstern vorübergehende Frau
rufen: »Nana iro tôgarashi!« d. h. wörtlich: »Sieben Sorten Cayenne-
Pfeffer«. Sie verkaufte ein pulverförmiges Gemisch aus sieben Gewür-
zen, darunter Tôgarashi als Hauptbestandtheil. Die übrigen Ingre-
*) L’origine des plantes cultivées. Paris 1883.
**) Capt. Hall: A visit to Korea. Proc. R. G. S. 1881.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/107>, abgerufen am 24.11.2024.
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