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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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III. Topographie.
durchweg für angenehm und gesund. Taifune und Erdbeben gehören,
wie weiter nordwärts, zu den Plagen der Insulaner. Dieselben be-
schäftigen und nähren sich mit Ackerbau und Fischfang. Man baut
die Feldfrüchte China's und Japans, doch besonders viele Bataten,
auch Zuckerrohr. Unter den Hausthieren zeigen zahlreiche Schweine
chinesischen Einfluss. Die Bewohner bilden nach Körperbeschaffen-
heit, Sprache und Sitten mit den Japanern ein Volk. Ihre Manieren
gefallen. Der geschenkte Gegenstand wird zum Dank gegen die
Stirn gehalten, eine Sitte, der man auch in Japan noch viel begegnet.
Die Beamten trugen Strohsandalen, gingen aber bisher gleich dem ge-
wöhnlichen Volke barköpfig. Das Kopfhaar wird von allen Seiten nach
dem Scheitel gekämmt und dort in einem Knoten befestigt durch zwei
Metallnadeln aus Gold, Silber oder Kupfer, je nach Stand und
Mitteln. Die kürzere hat einen Kopf, den Beechey einer Blüthe mit
sechs Petalen vergleicht und der nach vorn gerichtet ist. Die längere
gleicht einem Marklöffel mit nach vorn gerichtetem Stiel.

Die nördliche Riukiu-Gruppe gehörte zuletzt zu Satsuma. Sie
umfasst Oshima, Tokushima, Kikaiga-shima und ver-
schiedene kleinere Inseln. Oshima gilt als sehr fruchtbar und liefert
namentlich Reis und Zucker. Der Haupthafen Tomari hat 5800
Bewohner.

Zur mittleren Gruppe gehört vor allem Okinawa-shima oder
"Gross-Riukiu", eine wohlcultivirte Insel von wellenförmiger
Beschaffenheit mit 400 Meter hohen Hügeln, soll Corallenbildung sein.
Die Hauptstadt heisst Shiuri, ihr Hafen Nafa. Die Angabe der
Einwohnerzahl zu 44984 und 14610 ist ohne Zweifel gewaltig über-
trieben. Allen Schilderungen nach sind es Städtchen, deren Bevölke-
rung 10000 Seelen nicht übersteigt. Der zweite Hafen der Insel mehr
im Norden heisst Kume.

Der 26. Parallel bildet die Südgrenze der centralen Inseln. Zwischen
dem 25. und 24. Breitegrad liegt die dritte oder Miyako-shima-Gruppe,
welche im Mai 1880 an China abgetreten sein soll. Die grössten
der hierher gehörenden Inseln heissen Miyako-shima, Ishigake-
shima
und Irima-shima.

Wie Satow angiebt, fanden 1451 die ersten intimeren Beziehungen
Japans zu den Riukiu-Inseln statt, zur Zeit als der König der
letzteren dem Shogun Ashikaga Yoshimasa ein Geschenk sandte.
Der Handel mit Hiogo und mehr noch mit Satsuma und seiner Haupt-
stadt Kagoshima entwickelte sich und aus den Geschenken die Zah-
lung eines regelmässigen Tributs, welche zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts aufhörte, indem sich damals der König von Shiuri mehr

III. Topographie.
durchweg für angenehm und gesund. Taifune und Erdbeben gehören,
wie weiter nordwärts, zu den Plagen der Insulaner. Dieselben be-
schäftigen und nähren sich mit Ackerbau und Fischfang. Man baut
die Feldfrüchte China’s und Japans, doch besonders viele Bataten,
auch Zuckerrohr. Unter den Hausthieren zeigen zahlreiche Schweine
chinesischen Einfluss. Die Bewohner bilden nach Körperbeschaffen-
heit, Sprache und Sitten mit den Japanern ein Volk. Ihre Manieren
gefallen. Der geschenkte Gegenstand wird zum Dank gegen die
Stirn gehalten, eine Sitte, der man auch in Japan noch viel begegnet.
Die Beamten trugen Strohsandalen, gingen aber bisher gleich dem ge-
wöhnlichen Volke barköpfig. Das Kopfhaar wird von allen Seiten nach
dem Scheitel gekämmt und dort in einem Knoten befestigt durch zwei
Metallnadeln aus Gold, Silber oder Kupfer, je nach Stand und
Mitteln. Die kürzere hat einen Kopf, den Beechey einer Blüthe mit
sechs Petalen vergleicht und der nach vorn gerichtet ist. Die längere
gleicht einem Marklöffel mit nach vorn gerichtetem Stiel.

Die nördliche Riukiu-Gruppe gehörte zuletzt zu Satsuma. Sie
umfasst Ôshima, Tokushima, Kikaiga-shima und ver-
schiedene kleinere Inseln. Ôshima gilt als sehr fruchtbar und liefert
namentlich Reis und Zucker. Der Haupthafen Tomari hat 5800
Bewohner.

Zur mittleren Gruppe gehört vor allem Okinawa-shima oder
»Gross-Riukiu«, eine wohlcultivirte Insel von wellenförmiger
Beschaffenheit mit 400 Meter hohen Hügeln, soll Corallenbildung sein.
Die Hauptstadt heisst Shiuri, ihr Hafen Nafa. Die Angabe der
Einwohnerzahl zu 44984 und 14610 ist ohne Zweifel gewaltig über-
trieben. Allen Schilderungen nach sind es Städtchen, deren Bevölke-
rung 10000 Seelen nicht übersteigt. Der zweite Hafen der Insel mehr
im Norden heisst Kume.

Der 26. Parallel bildet die Südgrenze der centralen Inseln. Zwischen
dem 25. und 24. Breitegrad liegt die dritte oder Miyako-shima-Gruppe,
welche im Mai 1880 an China abgetreten sein soll. Die grössten
der hierher gehörenden Inseln heissen Miyako-shima, Ishigake-
shima
und Irima-shima.

Wie Satow angiebt, fanden 1451 die ersten intimeren Beziehungen
Japans zu den Riukiu-Inseln statt, zur Zeit als der König der
letzteren dem Shôgun Ashikaga Yoshimasa ein Geschenk sandte.
Der Handel mit Hiogo und mehr noch mit Satsuma und seiner Haupt-
stadt Kagoshima entwickelte sich und aus den Geschenken die Zah-
lung eines regelmässigen Tributs, welche zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts aufhörte, indem sich damals der König von Shiuri mehr

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[614/0662] III. Topographie. durchweg für angenehm und gesund. Taifune und Erdbeben gehören, wie weiter nordwärts, zu den Plagen der Insulaner. Dieselben be- schäftigen und nähren sich mit Ackerbau und Fischfang. Man baut die Feldfrüchte China’s und Japans, doch besonders viele Bataten, auch Zuckerrohr. Unter den Hausthieren zeigen zahlreiche Schweine chinesischen Einfluss. Die Bewohner bilden nach Körperbeschaffen- heit, Sprache und Sitten mit den Japanern ein Volk. Ihre Manieren gefallen. Der geschenkte Gegenstand wird zum Dank gegen die Stirn gehalten, eine Sitte, der man auch in Japan noch viel begegnet. Die Beamten trugen Strohsandalen, gingen aber bisher gleich dem ge- wöhnlichen Volke barköpfig. Das Kopfhaar wird von allen Seiten nach dem Scheitel gekämmt und dort in einem Knoten befestigt durch zwei Metallnadeln aus Gold, Silber oder Kupfer, je nach Stand und Mitteln. Die kürzere hat einen Kopf, den Beechey einer Blüthe mit sechs Petalen vergleicht und der nach vorn gerichtet ist. Die längere gleicht einem Marklöffel mit nach vorn gerichtetem Stiel. Die nördliche Riukiu-Gruppe gehörte zuletzt zu Satsuma. Sie umfasst Ôshima, Tokushima, Kikaiga-shima und ver- schiedene kleinere Inseln. Ôshima gilt als sehr fruchtbar und liefert namentlich Reis und Zucker. Der Haupthafen Tomari hat 5800 Bewohner. Zur mittleren Gruppe gehört vor allem Okinawa-shima oder »Gross-Riukiu«, eine wohlcultivirte Insel von wellenförmiger Beschaffenheit mit 400 Meter hohen Hügeln, soll Corallenbildung sein. Die Hauptstadt heisst Shiuri, ihr Hafen Nafa. Die Angabe der Einwohnerzahl zu 44984 und 14610 ist ohne Zweifel gewaltig über- trieben. Allen Schilderungen nach sind es Städtchen, deren Bevölke- rung 10000 Seelen nicht übersteigt. Der zweite Hafen der Insel mehr im Norden heisst Kume. Der 26. Parallel bildet die Südgrenze der centralen Inseln. Zwischen dem 25. und 24. Breitegrad liegt die dritte oder Miyako-shima-Gruppe, welche im Mai 1880 an China abgetreten sein soll. Die grössten der hierher gehörenden Inseln heissen Miyako-shima, Ishigake- shima und Irima-shima. Wie Satow angiebt, fanden 1451 die ersten intimeren Beziehungen Japans zu den Riukiu-Inseln statt, zur Zeit als der König der letzteren dem Shôgun Ashikaga Yoshimasa ein Geschenk sandte. Der Handel mit Hiogo und mehr noch mit Satsuma und seiner Haupt- stadt Kagoshima entwickelte sich und aus den Geschenken die Zah- lung eines regelmässigen Tributs, welche zu Anfang des 17. Jahr- hunderts aufhörte, indem sich damals der König von Shiuri mehr

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/662>, abgerufen am 27.11.2024.