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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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III. Topographie.
Besitz hatte und dasselbe dann überging in die Hände seines Feindes
Kato Kiyomasa, um endlich dauernd den Hosokawa zuzufallen, wurde
im historischen Abschnitt erwähnt. Hosokawa, ein Kokushiu von
540000 koku, residierte in der grossen, starken Burg zu Kumamoto.
Die Abbildung pag. 371 zeigt uns nur einen kleinen Theil derselben,
mit ihren mächtigen Cyclopenmauern und hohen Kampherbäumen.
Das Schloss selbst und der Schlosspark sind zerstört und auf der
weiten Fläche Baracken für die Garnison errichtet worden. Auch
die ehemals tiefen Schloss- und Wallgräben hat man verschüttet.
Dennoch vermochte die Besatzung unter General Tani im Frühjahr 1877
diesen Platz gegen die Belagerer unter Saigo zu halten (pag. 431).

Die Stadt Kumamoto liegt unter 32° 48' N. und 9° 51/2' W. Tokio
an beiden Seiten des vom Vulkan Aso kommenden Shira-gawa
eine Meile vor dessen Mündung und ist jetzt Sitz des gleichnamigen
ken, der auch nach dem Kreise Shirakawa-ken genannt wird und
Higo nebst Chikugo umfasst. Sie hat 45000 Bewohner in 10000
Häusern und ist sonach die volkreichste Stadt auf Kiushiu. Ihre
Entfernung vom Aso-san beträgt 11 ri, von Shimabara 7 ri, von Na-
gasaki 48 ri, von Kokura 42 ri, von Funai 29 ri und von Kagoshima
53 ri. Als Hafen dient das Städtchen Oshima.

Die übrigen Schlossstädte der Provinz sind Udo und Yatsu-
shiro
, wo Zweige der Familie Hosokawa mit 30000 und 35000
koku wohnten, und Hitoyoshi, welches dem Daimio Sagara (22000
koku) gehörte. Die beiden ersten liegen unweit der Küste, südlich
von Kumamoto und haben 4400, beziehungsweise 9000 Bewohner;
Yatsushiro befindet sich am rechten Mündungsarm des Kuma-gawa.
Südöstlich davon, doch viel mehr landeinwärts erheben sich am näm-
lichen Flussufer Stadt und festes Schloss Hitoyoshi mit 4000 Einwohnern.
Ausserdem sind noch zu nennen Takase mit 2800 Einwohnern, nord-
wärts von Kumamoto am Wege nach Saga, und weiter Nagasu mit
5700 Einwohnern, südwärts aber Kawajiri mit 4700 Einwohnern.

Zur Provinz Higo gehörten die Inseln Amakusa, Oye oder
Kami-shima, Nago-shima und verschiedene kleinere im Süden
der Halbinsel Shimabara. Davon ist Amakusa, die westlichste, am
grössten und bedeutendsten. Das Schiefergebirge liefert zwar nicht
viel und nur geringwerthigen Ackerboden, birgt aber an mehreren
Stellen auf der Westseite der Insel Steinkohlen, Spiessglanz und
einen eigenartigen Porzellanstein, genannt Amakusa-ishi. Von Naga-
saki ist die Insel leicht erreichbar. Der Ueberfahrtsort zu ihr, Mogi,
liegt 3 ri von Nagasaki und etwa fünf von Tomioka, einem Städt-
chen und Hafen an schöner Bucht auf der Nordseite der Insel mit

III. Topographie.
Besitz hatte und dasselbe dann überging in die Hände seines Feindes
Kato Kiyomasa, um endlich dauernd den Hosokawa zuzufallen, wurde
im historischen Abschnitt erwähnt. Hosokawa, ein Kokushiu von
540000 koku, residierte in der grossen, starken Burg zu Kumamoto.
Die Abbildung pag. 371 zeigt uns nur einen kleinen Theil derselben,
mit ihren mächtigen Cyclopenmauern und hohen Kampherbäumen.
Das Schloss selbst und der Schlosspark sind zerstört und auf der
weiten Fläche Baracken für die Garnison errichtet worden. Auch
die ehemals tiefen Schloss- und Wallgräben hat man verschüttet.
Dennoch vermochte die Besatzung unter General Tani im Frühjahr 1877
diesen Platz gegen die Belagerer unter Saigo zu halten (pag. 431).

Die Stadt Kumamoto liegt unter 32° 48' N. und 9° 5½' W. Tôkio
an beiden Seiten des vom Vulkan Aso kommenden Shira-gawa
eine Meile vor dessen Mündung und ist jetzt Sitz des gleichnamigen
ken, der auch nach dem Kreise Shirakawa-ken genannt wird und
Higo nebst Chikugo umfasst. Sie hat 45000 Bewohner in 10000
Häusern und ist sonach die volkreichste Stadt auf Kiushiu. Ihre
Entfernung vom Aso-san beträgt 11 ri, von Shimabara 7 ri, von Na-
gasaki 48 ri, von Kokura 42 ri, von Funai 29 ri und von Kagoshima
53 ri. Als Hafen dient das Städtchen Ôshima.

Die übrigen Schlossstädte der Provinz sind Udo und Yatsu-
shiro
, wo Zweige der Familie Hosokawa mit 30000 und 35000
koku wohnten, und Hitoyoshi, welches dem Daimio Sagara (22000
koku) gehörte. Die beiden ersten liegen unweit der Küste, südlich
von Kumamoto und haben 4400, beziehungsweise 9000 Bewohner;
Yatsushiro befindet sich am rechten Mündungsarm des Kuma-gawa.
Südöstlich davon, doch viel mehr landeinwärts erheben sich am näm-
lichen Flussufer Stadt und festes Schloss Hitoyoshi mit 4000 Einwohnern.
Ausserdem sind noch zu nennen Takase mit 2800 Einwohnern, nord-
wärts von Kumamoto am Wege nach Saga, und weiter Nagasu mit
5700 Einwohnern, südwärts aber Kawajiri mit 4700 Einwohnern.

Zur Provinz Higo gehörten die Inseln Amakusa, Oye oder
Kami-shima, Nago-shima und verschiedene kleinere im Süden
der Halbinsel Shimabara. Davon ist Amakusa, die westlichste, am
grössten und bedeutendsten. Das Schiefergebirge liefert zwar nicht
viel und nur geringwerthigen Ackerboden, birgt aber an mehreren
Stellen auf der Westseite der Insel Steinkohlen, Spiessglanz und
einen eigenartigen Porzellanstein, genannt Amakusa-ishi. Von Naga-
saki ist die Insel leicht erreichbar. Der Ueberfahrtsort zu ihr, Mogi,
liegt 3 ri von Nagasaki und etwa fünf von Tomioka, einem Städt-
chen und Hafen an schöner Bucht auf der Nordseite der Insel mit

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[606/0654] III. Topographie. Besitz hatte und dasselbe dann überging in die Hände seines Feindes Kato Kiyomasa, um endlich dauernd den Hosokawa zuzufallen, wurde im historischen Abschnitt erwähnt. Hosokawa, ein Kokushiu von 540000 koku, residierte in der grossen, starken Burg zu Kumamoto. Die Abbildung pag. 371 zeigt uns nur einen kleinen Theil derselben, mit ihren mächtigen Cyclopenmauern und hohen Kampherbäumen. Das Schloss selbst und der Schlosspark sind zerstört und auf der weiten Fläche Baracken für die Garnison errichtet worden. Auch die ehemals tiefen Schloss- und Wallgräben hat man verschüttet. Dennoch vermochte die Besatzung unter General Tani im Frühjahr 1877 diesen Platz gegen die Belagerer unter Saigo zu halten (pag. 431). Die Stadt Kumamoto liegt unter 32° 48' N. und 9° 5½' W. Tôkio an beiden Seiten des vom Vulkan Aso kommenden Shira-gawa eine Meile vor dessen Mündung und ist jetzt Sitz des gleichnamigen ken, der auch nach dem Kreise Shirakawa-ken genannt wird und Higo nebst Chikugo umfasst. Sie hat 45000 Bewohner in 10000 Häusern und ist sonach die volkreichste Stadt auf Kiushiu. Ihre Entfernung vom Aso-san beträgt 11 ri, von Shimabara 7 ri, von Na- gasaki 48 ri, von Kokura 42 ri, von Funai 29 ri und von Kagoshima 53 ri. Als Hafen dient das Städtchen Ôshima. Die übrigen Schlossstädte der Provinz sind Udo und Yatsu- shiro, wo Zweige der Familie Hosokawa mit 30000 und 35000 koku wohnten, und Hitoyoshi, welches dem Daimio Sagara (22000 koku) gehörte. Die beiden ersten liegen unweit der Küste, südlich von Kumamoto und haben 4400, beziehungsweise 9000 Bewohner; Yatsushiro befindet sich am rechten Mündungsarm des Kuma-gawa. Südöstlich davon, doch viel mehr landeinwärts erheben sich am näm- lichen Flussufer Stadt und festes Schloss Hitoyoshi mit 4000 Einwohnern. Ausserdem sind noch zu nennen Takase mit 2800 Einwohnern, nord- wärts von Kumamoto am Wege nach Saga, und weiter Nagasu mit 5700 Einwohnern, südwärts aber Kawajiri mit 4700 Einwohnern. Zur Provinz Higo gehörten die Inseln Amakusa, Oye oder Kami-shima, Nago-shima und verschiedene kleinere im Süden der Halbinsel Shimabara. Davon ist Amakusa, die westlichste, am grössten und bedeutendsten. Das Schiefergebirge liefert zwar nicht viel und nur geringwerthigen Ackerboden, birgt aber an mehreren Stellen auf der Westseite der Insel Steinkohlen, Spiessglanz und einen eigenartigen Porzellanstein, genannt Amakusa-ishi. Von Naga- saki ist die Insel leicht erreichbar. Der Ueberfahrtsort zu ihr, Mogi, liegt 3 ri von Nagasaki und etwa fünf von Tomioka, einem Städt- chen und Hafen an schöner Bucht auf der Nordseite der Insel mit

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/654>, abgerufen am 23.11.2024.