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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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VIII. Kiushiu.
rener, wie es in der alten Geschichte der Jesuiten heisst, betheiligte
sich an der Gesandtschaft nach Rom durch seinen Bruderssohn Michael.
Karatsu, 8000 Einwohner, liegt nordwärts von Nagasaki an der
Genkai-nada. Ausfuhr von Kohlen und Porzellan. In derselben
Richtung, doch näher, befindet sich Arita mit grossen Porzellan-
fabriken, 5400 Einwohner, und westlich davon sein Hafen Imari
mit 4000 Einwohnern. Der Hafenplatz Isahaya mit 6600 Einwoh-
nern, liegt im Südwesten von Omura an der Shimabara-nada. To-
kitsu
an der Omura-Bucht hat 5000 Einwohner; ebensoviel Jagami
an der Chijiwa-nada, Fukabori, südwestlich von Nagasaki auf der
nämlichen Seite des Busens von Nagasaki der Insel Koyaki gegen-
über, soll 17800 Einwohner haben. Tomiye, 8670 Einwohner.

Unter den Inseln, welche im Westen von Kiushiu der Provinz
Hizen zugehören, sind Hirado und die Goto am grössten und be-
merkenswerthesten. Sie liegen in einer von Nordost gen Südwest ge-
richteten Linie, in deren nördlichen Fortsetzung Oki und etwas mehr
westlich Iki und Mishima erscheinen. Sie sind allesammt gebirgig,
auf den Bergen bewaldet, in den Thälchen und flachen Küsten-
streifen wohl cultiviert. Hirado, im Nordwesten des Einganges zur
Omura-Bucht gelegen und durch einen tiefen Canal, den Hirado-no-
Seto, von Kiushiu geschieden, ist am besten bekannt. Ihre gleich-
namige Hauptstadt liegt auf der Nordostseite nur wenige ri von Hizen.
Die Postdampfer zwischen Nagasaki und Shimonoseki nehmen ihren
Cours längs der Ostseite der Insel und Stadt Hirado hin und zeigen
ihre bebauten Felder. Die Stadt hat 10600 Einwohner und ist be-
merkenswerth, weil ihr früherer Besitzer, der Daimio von Hirado,
erst den Portugiesen und dann nach 1600 auch den Holländern hier
freundliche Aufnahme und Handelsverkehr gewährte. Im Jahr 1609
gründeten die Holländer eine Factorei, welche sie jedoch 1640 auf-
geben und nach Nagasaki verlegen mussten.

Die Goto oder Fünfinseln (Fukaye-, Kuga-, Naru-, Wa-
kamatsu-
und Nakatsu-shima) liegen ganz unter dem Einfluss
des westlichen Armes der Kuroshiwo-Strömung und haben daher ein
mildes Seeklima.

6. Higo. Diese ansehnliche Provinz liegt südöstlich von Hizen,
davon getrennt durch Shimabara- und Hayasaki-nada; sie ist ausser
durchs Meer auf der Westseite, im Norden von Chikugo, im Nord-
osten von Bungo, im Osten von Hiuga, im Süden von Hiuga und
Satsuma begrenzt. Sie hat viel fruchtbares Land und liefert nament-
lich Reis, Weizen und Gerste in Ueberfluss, daneben auch Tabak
und Pflanzentalg zum Export. Wie Konishi das Gebiet in kurzem

VIII. Kiushiu.
rener, wie es in der alten Geschichte der Jesuiten heisst, betheiligte
sich an der Gesandtschaft nach Rom durch seinen Bruderssohn Michael.
Karatsu, 8000 Einwohner, liegt nordwärts von Nagasaki an der
Genkai-nada. Ausfuhr von Kohlen und Porzellan. In derselben
Richtung, doch näher, befindet sich Arita mit grossen Porzellan-
fabriken, 5400 Einwohner, und westlich davon sein Hafen Imari
mit 4000 Einwohnern. Der Hafenplatz Isahaya mit 6600 Einwoh-
nern, liegt im Südwesten von Ômura an der Shimabara-nada. To-
kitsu
an der Ômura-Bucht hat 5000 Einwohner; ebensoviel Jagami
an der Chijiwa-nada, Fukabori, südwestlich von Nagasaki auf der
nämlichen Seite des Busens von Nagasaki der Insel Koyaki gegen-
über, soll 17800 Einwohner haben. Tomiye, 8670 Einwohner.

Unter den Inseln, welche im Westen von Kiushiu der Provinz
Hizen zugehören, sind Hirado und die Gotô am grössten und be-
merkenswerthesten. Sie liegen in einer von Nordost gen Südwest ge-
richteten Linie, in deren nördlichen Fortsetzung Ôki und etwas mehr
westlich Iki und Mishima erscheinen. Sie sind allesammt gebirgig,
auf den Bergen bewaldet, in den Thälchen und flachen Küsten-
streifen wohl cultiviert. Hirado, im Nordwesten des Einganges zur
Ômura-Bucht gelegen und durch einen tiefen Canal, den Hirado-no-
Seto, von Kiushiu geschieden, ist am besten bekannt. Ihre gleich-
namige Hauptstadt liegt auf der Nordostseite nur wenige ri von Hizen.
Die Postdampfer zwischen Nagasaki und Shimonoseki nehmen ihren
Cours längs der Ostseite der Insel und Stadt Hirado hin und zeigen
ihre bebauten Felder. Die Stadt hat 10600 Einwohner und ist be-
merkenswerth, weil ihr früherer Besitzer, der Daimio von Hirado,
erst den Portugiesen und dann nach 1600 auch den Holländern hier
freundliche Aufnahme und Handelsverkehr gewährte. Im Jahr 1609
gründeten die Holländer eine Factorei, welche sie jedoch 1640 auf-
geben und nach Nagasaki verlegen mussten.

Die Gotô oder Fünfinseln (Fukaye-, Kuga-, Naru-, Wa-
kamatsu-
und Nakatsu-shima) liegen ganz unter dem Einfluss
des westlichen Armes der Kuroshiwo-Strömung und haben daher ein
mildes Seeklima.

6. Higo. Diese ansehnliche Provinz liegt südöstlich von Hizen,
davon getrennt durch Shimabara- und Hayasaki-nada; sie ist ausser
durchs Meer auf der Westseite, im Norden von Chikugo, im Nord-
osten von Bungo, im Osten von Hiuga, im Süden von Hiuga und
Satsuma begrenzt. Sie hat viel fruchtbares Land und liefert nament-
lich Reis, Weizen und Gerste in Ueberfluss, daneben auch Tabak
und Pflanzentalg zum Export. Wie Konishi das Gebiet in kurzem

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[605/0653] VIII. Kiushiu. rener, wie es in der alten Geschichte der Jesuiten heisst, betheiligte sich an der Gesandtschaft nach Rom durch seinen Bruderssohn Michael. Karatsu, 8000 Einwohner, liegt nordwärts von Nagasaki an der Genkai-nada. Ausfuhr von Kohlen und Porzellan. In derselben Richtung, doch näher, befindet sich Arita mit grossen Porzellan- fabriken, 5400 Einwohner, und westlich davon sein Hafen Imari mit 4000 Einwohnern. Der Hafenplatz Isahaya mit 6600 Einwoh- nern, liegt im Südwesten von Ômura an der Shimabara-nada. To- kitsu an der Ômura-Bucht hat 5000 Einwohner; ebensoviel Jagami an der Chijiwa-nada, Fukabori, südwestlich von Nagasaki auf der nämlichen Seite des Busens von Nagasaki der Insel Koyaki gegen- über, soll 17800 Einwohner haben. Tomiye, 8670 Einwohner. Unter den Inseln, welche im Westen von Kiushiu der Provinz Hizen zugehören, sind Hirado und die Gotô am grössten und be- merkenswerthesten. Sie liegen in einer von Nordost gen Südwest ge- richteten Linie, in deren nördlichen Fortsetzung Ôki und etwas mehr westlich Iki und Mishima erscheinen. Sie sind allesammt gebirgig, auf den Bergen bewaldet, in den Thälchen und flachen Küsten- streifen wohl cultiviert. Hirado, im Nordwesten des Einganges zur Ômura-Bucht gelegen und durch einen tiefen Canal, den Hirado-no- Seto, von Kiushiu geschieden, ist am besten bekannt. Ihre gleich- namige Hauptstadt liegt auf der Nordostseite nur wenige ri von Hizen. Die Postdampfer zwischen Nagasaki und Shimonoseki nehmen ihren Cours längs der Ostseite der Insel und Stadt Hirado hin und zeigen ihre bebauten Felder. Die Stadt hat 10600 Einwohner und ist be- merkenswerth, weil ihr früherer Besitzer, der Daimio von Hirado, erst den Portugiesen und dann nach 1600 auch den Holländern hier freundliche Aufnahme und Handelsverkehr gewährte. Im Jahr 1609 gründeten die Holländer eine Factorei, welche sie jedoch 1640 auf- geben und nach Nagasaki verlegen mussten. Die Gotô oder Fünfinseln (Fukaye-, Kuga-, Naru-, Wa- kamatsu- und Nakatsu-shima) liegen ganz unter dem Einfluss des westlichen Armes der Kuroshiwo-Strömung und haben daher ein mildes Seeklima. 6. Higo. Diese ansehnliche Provinz liegt südöstlich von Hizen, davon getrennt durch Shimabara- und Hayasaki-nada; sie ist ausser durchs Meer auf der Westseite, im Norden von Chikugo, im Nord- osten von Bungo, im Osten von Hiuga, im Süden von Hiuga und Satsuma begrenzt. Sie hat viel fruchtbares Land und liefert nament- lich Reis, Weizen und Gerste in Ueberfluss, daneben auch Tabak und Pflanzentalg zum Export. Wie Konishi das Gebiet in kurzem

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/653>, abgerufen am 23.11.2024.