Reihe von Jahren bereits eine Feuersbrunst hier gründlich aufräumte und die neuen Häuser ohne alles Interesse sind. Auch die alten, riesigen Kampherbäume bei einigen Tempeln, der grosse Friedhof auf der Anhöhe über dem Hafen, sind sehenswerthe Objecte.
Tojin-yashiki, die chinesische Factorei, lag von einer Mauer um- geben im Innern der Stadt und umfasste 25 leicht gebaute Wohn- häuser und etwa eben so viele Waarenräume. Die hundert chine- sischen Insassen standen zwar auch unter genügender Controlle, ge- nossen jedoch weit grössere Freiheiten als die Holländer. Zu jeder Tagesstunde durften sie frei aus- und eingehen, ungehindert in der Stadt verkehren und ihren kleinen Handel treiben. Derselbe bestand in dem Einführen von Arzeneien und Farben, Woll- und Baumwoll- stoffen und andern Gegenständen, und in dem Export von Fischen, Trepang, Algen, Kupfer und Lackwaaren.
Nördlich von Nagasaki liegt am Wege nach Tokitsu an der Omura-Bucht der Ort Urakami, in welchem sich seit der Portugiesen Zeit unbeachtet jene christliche Gemeinde erhalten hatte, die vor etwa 10 Jahren noch einmal vorrübergehend ihres Glaubens wegen leiden musste und damals viel von sich reden machte. Nagasaki ist eben so weit, nämlich 3 ri, von Tokitsu an der Omura-Bucht ent- fernt, wie von dem südöstlich gelegenen kleinen Hafen Mogi, der als Ueberfahrtsort nach Amakusa dient.
Saga, die zweite Stadt der Provinz Hizen auf der Nordseite der Shimabara-nada in fruchtbarer Ebene gelegen, hat 21700 Ein- wohner. Es war die Residenz von Nabeshima, des Fürsten von Hizen, dessen Vorfahren mit dieser Herrschaft von Taiko-sama be- lehnt wurden, etwa zur selben Zeit als Nagasaki zur Domäne wurde. Ein grosser Theil des Gebietes gehörte zuvor dem christlichen Fürsten von Bungo. Saga ist eine etwas herunter gekommene Stadt. Ihre Samurai machten sich 1874 durch einen Aufstand bemerkbar. Ha- suike (2030 Einwohner), Ogi oder Oshiro (3650 Einwohner) und Kashima (2970 Einwohner), waren die Sitze jüngerer Glieder der Familie Nabeshima. Sie liegen nicht sehr weit von Saga in derselben Ebene. Shimabara auf der Ostseite der gleichnamigen Halbinsel, der Ueberfahrtsort auf dem Wege von Nagasaki nach Kumamoto, hat 18700 Einwohner. Die blutigste Christenverfolgung, welche die Geschichte Japans aufweist, fand 1637 zu Arima im Süden der Halb- insel statt. Omura an der Südostseite der gleichnamigen Bucht mit 9300 Einwohnern, hatte seine alte Herrscherfamilie behalten, doch war ihr Besitz und Einfluss, seit dem ihr Nagasaki nicht mehr gehörte, sehr zusammengeschmolzen. Bartholomäus, Prinz der Omu-
III. Topographie.
Reihe von Jahren bereits eine Feuersbrunst hier gründlich aufräumte und die neuen Häuser ohne alles Interesse sind. Auch die alten, riesigen Kampherbäume bei einigen Tempeln, der grosse Friedhof auf der Anhöhe über dem Hafen, sind sehenswerthe Objecte.
Tôjin-yashiki, die chinesische Factorei, lag von einer Mauer um- geben im Innern der Stadt und umfasste 25 leicht gebaute Wohn- häuser und etwa eben so viele Waarenräume. Die hundert chine- sischen Insassen standen zwar auch unter genügender Controlle, ge- nossen jedoch weit grössere Freiheiten als die Holländer. Zu jeder Tagesstunde durften sie frei aus- und eingehen, ungehindert in der Stadt verkehren und ihren kleinen Handel treiben. Derselbe bestand in dem Einführen von Arzeneien und Farben, Woll- und Baumwoll- stoffen und andern Gegenständen, und in dem Export von Fischen, Trepang, Algen, Kupfer und Lackwaaren.
Nördlich von Nagasaki liegt am Wege nach Tokitsu an der Ômura-Bucht der Ort Urakami, in welchem sich seit der Portugiesen Zeit unbeachtet jene christliche Gemeinde erhalten hatte, die vor etwa 10 Jahren noch einmal vorrübergehend ihres Glaubens wegen leiden musste und damals viel von sich reden machte. Nagasaki ist eben so weit, nämlich 3 ri, von Tokitsu an der Ômura-Bucht ent- fernt, wie von dem südöstlich gelegenen kleinen Hafen Môgi, der als Ueberfahrtsort nach Amakusa dient.
Saga, die zweite Stadt der Provinz Hizen auf der Nordseite der Shimabara-nada in fruchtbarer Ebene gelegen, hat 21700 Ein- wohner. Es war die Residenz von Nabeshima, des Fürsten von Hizen, dessen Vorfahren mit dieser Herrschaft von Taikô-sama be- lehnt wurden, etwa zur selben Zeit als Nagasaki zur Domäne wurde. Ein grosser Theil des Gebietes gehörte zuvor dem christlichen Fürsten von Bungo. Saga ist eine etwas herunter gekommene Stadt. Ihre Samurai machten sich 1874 durch einen Aufstand bemerkbar. Ha- suike (2030 Einwohner), Ogi oder Oshiro (3650 Einwohner) und Kashima (2970 Einwohner), waren die Sitze jüngerer Glieder der Familie Nabeshima. Sie liegen nicht sehr weit von Saga in derselben Ebene. Shimabara auf der Ostseite der gleichnamigen Halbinsel, der Ueberfahrtsort auf dem Wege von Nagasaki nach Kumamoto, hat 18700 Einwohner. Die blutigste Christenverfolgung, welche die Geschichte Japans aufweist, fand 1637 zu Arima im Süden der Halb- insel statt. Ômura an der Südostseite der gleichnamigen Bucht mit 9300 Einwohnern, hatte seine alte Herrscherfamilie behalten, doch war ihr Besitz und Einfluss, seit dem ihr Nagasaki nicht mehr gehörte, sehr zusammengeschmolzen. Bartholomäus, Prinz der Omu-
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III. Topographie.
Reihe von Jahren bereits eine Feuersbrunst hier gründlich aufräumte
und die neuen Häuser ohne alles Interesse sind. Auch die alten,
riesigen Kampherbäume bei einigen Tempeln, der grosse Friedhof
auf der Anhöhe über dem Hafen, sind sehenswerthe Objecte.
Tôjin-yashiki, die chinesische Factorei, lag von einer Mauer um-
geben im Innern der Stadt und umfasste 25 leicht gebaute Wohn-
häuser und etwa eben so viele Waarenräume. Die hundert chine-
sischen Insassen standen zwar auch unter genügender Controlle, ge-
nossen jedoch weit grössere Freiheiten als die Holländer. Zu jeder
Tagesstunde durften sie frei aus- und eingehen, ungehindert in der
Stadt verkehren und ihren kleinen Handel treiben. Derselbe bestand
in dem Einführen von Arzeneien und Farben, Woll- und Baumwoll-
stoffen und andern Gegenständen, und in dem Export von Fischen,
Trepang, Algen, Kupfer und Lackwaaren.
Nördlich von Nagasaki liegt am Wege nach Tokitsu an der
Ômura-Bucht der Ort Urakami, in welchem sich seit der Portugiesen
Zeit unbeachtet jene christliche Gemeinde erhalten hatte, die vor
etwa 10 Jahren noch einmal vorrübergehend ihres Glaubens wegen
leiden musste und damals viel von sich reden machte. Nagasaki ist
eben so weit, nämlich 3 ri, von Tokitsu an der Ômura-Bucht ent-
fernt, wie von dem südöstlich gelegenen kleinen Hafen Môgi, der
als Ueberfahrtsort nach Amakusa dient.
Saga, die zweite Stadt der Provinz Hizen auf der Nordseite
der Shimabara-nada in fruchtbarer Ebene gelegen, hat 21700 Ein-
wohner. Es war die Residenz von Nabeshima, des Fürsten von
Hizen, dessen Vorfahren mit dieser Herrschaft von Taikô-sama be-
lehnt wurden, etwa zur selben Zeit als Nagasaki zur Domäne wurde.
Ein grosser Theil des Gebietes gehörte zuvor dem christlichen Fürsten
von Bungo. Saga ist eine etwas herunter gekommene Stadt. Ihre
Samurai machten sich 1874 durch einen Aufstand bemerkbar. Ha-
suike (2030 Einwohner), Ogi oder Oshiro (3650 Einwohner) und
Kashima (2970 Einwohner), waren die Sitze jüngerer Glieder der
Familie Nabeshima. Sie liegen nicht sehr weit von Saga in derselben
Ebene. Shimabara auf der Ostseite der gleichnamigen Halbinsel,
der Ueberfahrtsort auf dem Wege von Nagasaki nach Kumamoto,
hat 18700 Einwohner. Die blutigste Christenverfolgung, welche die
Geschichte Japans aufweist, fand 1637 zu Arima im Süden der Halb-
insel statt. Ômura an der Südostseite der gleichnamigen Bucht
mit 9300 Einwohnern, hatte seine alte Herrscherfamilie behalten,
doch war ihr Besitz und Einfluss, seit dem ihr Nagasaki nicht mehr
gehörte, sehr zusammengeschmolzen. Bartholomäus, Prinz der Omu-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/652>, abgerufen am 22.11.2024.
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