hier und da längs der Wege, Orangenpflanzungen in geschützten Mulden, Theesträucher und Papiermaulbeeren an den Abhängen, mächtige, alte Kampferbäume bei einzelnen Tempeln, die herrlichsten Waldungen im Gebirge, worin die edelsten der japanischen Nadel- hölzer, die Cryptomerien und Retinisporen in Menge und in statt- lichen Exemplaren vertreten sind, erfreuen dann neben schönen Berg- formen und klaren Bächen sein Auge. Zum Versandt kommen von den Producten der Provinz vor allem prächtige Mikan (Mandarin- Orangen), vornehmlich aus dem Kreise Arita, nordöstlich von Waka- yama, dann Holz, Thee, Pflanzentalg, Steinkohlen und Lackwaaren.
Kishiu bildet gegenwärtig den Wakayama-ken. Früher gehörte es einem Verwandten des Shogun, dem Fürsten von Kishiu, der in Wakayama residierte und 555000 koku Einkünfte hatte. Zweige seines Hauses wohnten in Tanabe und Shingau *). Wakayama, die Haupt- stadt von Kishiu, liegt am linken Ufer des Yoshino-gawa, etwa eine Meile vor dessen Mündung in die Linshotenstrasse. Sie ist eine an- sehnliche Stadt von 62000 Einwohnern mit sauberen, geraden, doch nicht sehr breiten Strassen und macht den Eindruck der Wohlhaben- heit. Man hat das Schloss abgerissen, sein solides Mauerwerk zum Abbruch für eine geringfügige Summe verkauft und auch unter den Bäumen des schönen Parkes vandalisch aufgeräumt. In Wakayama entwickelte während der Uebergangszeit zwischen dem Bürgerkriege von 1868 und der Mediatisierung der Daimios der Feldwebel Köppen von Bückeburg als Instructor des kleinen Heeres von 5000 Mann unter dem freundlichen Fürsten seine Thätigkeit und Talente. Er imponierte den Japanern durch seine Gestalt und stramme Zucht, war nicht blos Lehrer auf dem Exercierplatze, sondern auch bei den Uebungen der Musikcapelle, welche er schuf, und wusste sich bei aller Strammheit im Dienste doch so populär zu machen, dass der Verfasser bei seiner Reise durch das Fürstenthum im Sommer 1875 von der Jugend noch deutsche Flüche hörte und verschiedene Per- sonen kennen lernte, die mit Stolz von ihrer Lehrzeit unter Köppen sprachen.
*) Die Verwandtschaft der fünf mächtigen Fürstenhäuser, welche die japa- nische Geschichte kurzer Hand als Owari, Kishiu, Mito, Echizen und Aidzu be- zeichnet und die immer als die nächsten und natürlichsten Stützen der Yedo- Shogune angesehen wurden, mit Iyeyasu ist folgende: Owari, Kishiu und Mito, die Sanke, stammten von den drei jüngsten Söhnen des Iyeyasu, Yoshinawo, Yoriyoshi und Yorifusa ab, das Haus Echizen vom ältesten, Namens Hideyasu, das Haus Aidzu von Hoshina Masayuki, einem Sohne des Shogun Hidetada, also Enkel des Iyeyasu.
VII. Nankaidô.
hier und da längs der Wege, Orangenpflanzungen in geschützten Mulden, Theesträucher und Papiermaulbeeren an den Abhängen, mächtige, alte Kampferbäume bei einzelnen Tempeln, die herrlichsten Waldungen im Gebirge, worin die edelsten der japanischen Nadel- hölzer, die Cryptomerien und Retinisporen in Menge und in statt- lichen Exemplaren vertreten sind, erfreuen dann neben schönen Berg- formen und klaren Bächen sein Auge. Zum Versandt kommen von den Producten der Provinz vor allem prächtige Mikan (Mandarin- Orangen), vornehmlich aus dem Kreise Arita, nordöstlich von Waka- yama, dann Holz, Thee, Pflanzentalg, Steinkohlen und Lackwaaren.
Kishiu bildet gegenwärtig den Wakayama-ken. Früher gehörte es einem Verwandten des Shôgun, dem Fürsten von Kishiu, der in Wakayama residierte und 555000 koku Einkünfte hatte. Zweige seines Hauses wohnten in Tanabe und Shingû *). Wakayama, die Haupt- stadt von Kishiu, liegt am linken Ufer des Yoshino-gawa, etwa eine Meile vor dessen Mündung in die Linshotenstrasse. Sie ist eine an- sehnliche Stadt von 62000 Einwohnern mit sauberen, geraden, doch nicht sehr breiten Strassen und macht den Eindruck der Wohlhaben- heit. Man hat das Schloss abgerissen, sein solides Mauerwerk zum Abbruch für eine geringfügige Summe verkauft und auch unter den Bäumen des schönen Parkes vandalisch aufgeräumt. In Wakayama entwickelte während der Uebergangszeit zwischen dem Bürgerkriege von 1868 und der Mediatisierung der Daimios der Feldwebel Köppen von Bückeburg als Instructor des kleinen Heeres von 5000 Mann unter dem freundlichen Fürsten seine Thätigkeit und Talente. Er imponierte den Japanern durch seine Gestalt und stramme Zucht, war nicht blos Lehrer auf dem Exercierplatze, sondern auch bei den Uebungen der Musikcapelle, welche er schuf, und wusste sich bei aller Strammheit im Dienste doch so populär zu machen, dass der Verfasser bei seiner Reise durch das Fürstenthum im Sommer 1875 von der Jugend noch deutsche Flüche hörte und verschiedene Per- sonen kennen lernte, die mit Stolz von ihrer Lehrzeit unter Köppen sprachen.
*) Die Verwandtschaft der fünf mächtigen Fürstenhäuser, welche die japa- nische Geschichte kurzer Hand als Owari, Kishiu, Mito, Echizen und Aidzu be- zeichnet und die immer als die nächsten und natürlichsten Stützen der Yedo- Shôgune angesehen wurden, mit Iyeyasu ist folgende: Owari, Kishiu und Mito, die Sanke, stammten von den drei jüngsten Söhnen des Iyeyasu, Yoshinawo, Yoriyoshi und Yorifusa ab, das Haus Echizen vom ältesten, Namens Hideyasu, das Haus Aidzu von Hoshina Masayuki, einem Sohne des Shôgun Hidetada, also Enkel des Iyeyasu.
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VII. Nankaidô.
hier und da längs der Wege, Orangenpflanzungen in geschützten
Mulden, Theesträucher und Papiermaulbeeren an den Abhängen,
mächtige, alte Kampferbäume bei einzelnen Tempeln, die herrlichsten
Waldungen im Gebirge, worin die edelsten der japanischen Nadel-
hölzer, die Cryptomerien und Retinisporen in Menge und in statt-
lichen Exemplaren vertreten sind, erfreuen dann neben schönen Berg-
formen und klaren Bächen sein Auge. Zum Versandt kommen von
den Producten der Provinz vor allem prächtige Mikan (Mandarin-
Orangen), vornehmlich aus dem Kreise Arita, nordöstlich von Waka-
yama, dann Holz, Thee, Pflanzentalg, Steinkohlen und Lackwaaren.
Kishiu bildet gegenwärtig den Wakayama-ken. Früher gehörte
es einem Verwandten des Shôgun, dem Fürsten von Kishiu, der in
Wakayama residierte und 555000 koku Einkünfte hatte. Zweige seines
Hauses wohnten in Tanabe und Shingû *). Wakayama, die Haupt-
stadt von Kishiu, liegt am linken Ufer des Yoshino-gawa, etwa eine
Meile vor dessen Mündung in die Linshotenstrasse. Sie ist eine an-
sehnliche Stadt von 62000 Einwohnern mit sauberen, geraden, doch
nicht sehr breiten Strassen und macht den Eindruck der Wohlhaben-
heit. Man hat das Schloss abgerissen, sein solides Mauerwerk zum
Abbruch für eine geringfügige Summe verkauft und auch unter den
Bäumen des schönen Parkes vandalisch aufgeräumt. In Wakayama
entwickelte während der Uebergangszeit zwischen dem Bürgerkriege
von 1868 und der Mediatisierung der Daimios der Feldwebel Köppen
von Bückeburg als Instructor des kleinen Heeres von 5000 Mann
unter dem freundlichen Fürsten seine Thätigkeit und Talente. Er
imponierte den Japanern durch seine Gestalt und stramme Zucht,
war nicht blos Lehrer auf dem Exercierplatze, sondern auch bei den
Uebungen der Musikcapelle, welche er schuf, und wusste sich bei
aller Strammheit im Dienste doch so populär zu machen, dass der
Verfasser bei seiner Reise durch das Fürstenthum im Sommer 1875
von der Jugend noch deutsche Flüche hörte und verschiedene Per-
sonen kennen lernte, die mit Stolz von ihrer Lehrzeit unter Köppen
sprachen.
*) Die Verwandtschaft der fünf mächtigen Fürstenhäuser, welche die japa-
nische Geschichte kurzer Hand als Owari, Kishiu, Mito, Echizen und Aidzu be-
zeichnet und die immer als die nächsten und natürlichsten Stützen der Yedo-
Shôgune angesehen wurden, mit Iyeyasu ist folgende: Owari, Kishiu und Mito,
die Sanke, stammten von den drei jüngsten Söhnen des Iyeyasu, Yoshinawo,
Yoriyoshi und Yorifusa ab, das Haus Echizen vom ältesten, Namens Hideyasu,
das Haus Aidzu von Hoshina Masayuki, einem Sohne des Shôgun Hidetada, also
Enkel des Iyeyasu.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/637>, abgerufen am 23.07.2024.
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