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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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II. Tokaido. a. Kuwanto (Tokio).
Zozoji genannt, welcher in der Neujahrsnacht 1874 in Flammen auf-
ging. Noch weiter südlich zur Seite der Landstrasse ist Sengakuji
(3), der Begräbnissplatz des Daimio von Ako und der 47 lehns-
treuen Ronin und nahe dabei der Tempel des Kriegsgottes Hachiman.
Auf der Stadtseite vom Shibaparke (bei 5) befindet sich ein Hügel,
Atago-yama genannt, der seiner Aussicht wegen viel besucht wird.
An seine Rückseite lehnt sich der Begräbnissplatz von Tentokuji
an. Ganz im Süden ist der Weg nach Meguro angedeutet, einem
viel besuchten Orte in der Nähe von der Stadt mit berühmten Tempeln
und Theehäusern. Westlich an Shiba reiht sich Azabu-ku, dann
folgt Akasaka. In jenem liegt der Teich Tame-ike (1) und das
Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Kobusho (2), in diesem die lange
Akasakastrasse und Awo-yama mit den Versuchsgärten der Colonial-
regierung. Zur Rechten der genannten Strasse erblicken wir, in
Yotsuya-ku Kishiu-yashiki, die temporäre Residenz des Mikado.
Höher hinauf und ebenfalls westlich von Kojimachi schliesst sich der
Distrikt Ushigome mit Owari-yashiki an. Aus der Kojimachi gelangt
man in dieses Revier durch das bei Kudan gelegene Ushigome-Thor (1).
Erwähnenswerth ist noch der Tempel Gokokuji (6) und der Yodo-gawa,
welcher dem grossen Canal sein Wasser liefert. Die nordwestliche
Ecke des Planes nehmen die Stadttheile Koishi-kawa und Hongo ein.
Man sieht hier am äussersten Ende den Nakasendo und das durch
herrliche Lage, Tempelhöfe, Theehäuser und Gärten ausgezeichnete
und viel besuchte Oji. An der äusseren Enceinte liegt vor dem
Koishi-kawa-Thor (4) der Mito-yashiki, früher mit prächtiger Parkan-
lage, zur Seite ein Shintotempel und im Hintergrunde der viel be-
merkenswerthere Buddhatempel Dendzuin (2). Noch weiter entfernt
und etwas mehr rechts breitet sich Oyaku-yen (1), der botanische
Garten aus. In dem Stadttheile Hongo liegen im Anschluss an Kanda-
ku und den Wallgraben die Kamihalle Kanda Miojin (1), die Tokio-
Bibliothek (2) und der Kaga-yashiki. Seine herrlichen Parkanlagen
sind verwüstet und an ihre Stelle Wohnungen für fremde Lehrer ge-
kommen. Nach Osten schliesst sich an Hongo der Distrikt Shitaya
an, dann folgt weiter zum Sumida hin Asakusa. Jener hat für uns
ein besonderes Interesse dadurch, dass die von Deutschen geleitete
medicinische Schule (1 schraffiert) sich hier befindet. Noch mehr vom
Centrum der Stadt nach Norden bemerken wir den Teich von Uyeno,
auf dem sich, wie in den breiteren Theilen der Schlossgräben, wilde
Enten, Gänse und Cormorane ungestört tummeln; daneben aber breitet
sich der schöne Park von Uyeno aus, mit seinen Tempeln, Shogun-
gräbern, herrlichen Baumgruppen, Wohnungen deutscher Lehrer,

II. Tôkaidô. a. Kuwantô (Tôkio).
Zôzôji genannt, welcher in der Neujahrsnacht 1874 in Flammen auf-
ging. Noch weiter südlich zur Seite der Landstrasse ist Sengakuji
(3), der Begräbnissplatz des Daimio von Ako und der 47 lehns-
treuen Rônin und nahe dabei der Tempel des Kriegsgottes Hachiman.
Auf der Stadtseite vom Shibaparke (bei 5) befindet sich ein Hügel,
Atago-yama genannt, der seiner Aussicht wegen viel besucht wird.
An seine Rückseite lehnt sich der Begräbnissplatz von Tentokuji
an. Ganz im Süden ist der Weg nach Meguro angedeutet, einem
viel besuchten Orte in der Nähe von der Stadt mit berühmten Tempeln
und Theehäusern. Westlich an Shiba reiht sich Azabu-ku, dann
folgt Akasaka. In jenem liegt der Teich Tame-ike (1) und das
Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Kôbusho (2), in diesem die lange
Akasakastrasse und Awo-yama mit den Versuchsgärten der Colonial-
regierung. Zur Rechten der genannten Strasse erblicken wir, in
Yotsuya-ku Kishiu-yashiki, die temporäre Residenz des Mikado.
Höher hinauf und ebenfalls westlich von Kojimachi schliesst sich der
Distrikt Ushigome mit Owari-yashiki an. Aus der Kojimachi gelangt
man in dieses Revier durch das bei Kudan gelegene Ushigome-Thor (1).
Erwähnenswerth ist noch der Tempel Gokokuji (6) und der Yodo-gawa,
welcher dem grossen Canal sein Wasser liefert. Die nordwestliche
Ecke des Planes nehmen die Stadttheile Koishi-kawa und Hongô ein.
Man sieht hier am äussersten Ende den Nakasendô und das durch
herrliche Lage, Tempelhöfe, Theehäuser und Gärten ausgezeichnete
und viel besuchte Oji. An der äusseren Enceinte liegt vor dem
Koishi-kawa-Thor (4) der Mito-yashiki, früher mit prächtiger Parkan-
lage, zur Seite ein Shintôtempel und im Hintergrunde der viel be-
merkenswerthere Buddhatempel Dendzuin (2). Noch weiter entfernt
und etwas mehr rechts breitet sich Oyaku-yen (1), der botanische
Garten aus. In dem Stadttheile Hongô liegen im Anschluss an Kanda-
ku und den Wallgraben die Kamihalle Kanda Miojin (1), die Tôkio-
Bibliothek (2) und der Kaga-yashiki. Seine herrlichen Parkanlagen
sind verwüstet und an ihre Stelle Wohnungen für fremde Lehrer ge-
kommen. Nach Osten schliesst sich an Hongô der Distrikt Shitaya
an, dann folgt weiter zum Sumida hin Asakusa. Jener hat für uns
ein besonderes Interesse dadurch, dass die von Deutschen geleitete
medicinische Schule (1 schraffiert) sich hier befindet. Noch mehr vom
Centrum der Stadt nach Norden bemerken wir den Teich von Uyeno,
auf dem sich, wie in den breiteren Theilen der Schlossgräben, wilde
Enten, Gänse und Cormorane ungestört tummeln; daneben aber breitet
sich der schöne Park von Uyeno aus, mit seinen Tempeln, Shôgun-
gräbern, herrlichen Baumgruppen, Wohnungen deutscher Lehrer,

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[553/0595] II. Tôkaidô. a. Kuwantô (Tôkio). Zôzôji genannt, welcher in der Neujahrsnacht 1874 in Flammen auf- ging. Noch weiter südlich zur Seite der Landstrasse ist Sengakuji (3), der Begräbnissplatz des Daimio von Ako und der 47 lehns- treuen Rônin und nahe dabei der Tempel des Kriegsgottes Hachiman. Auf der Stadtseite vom Shibaparke (bei 5) befindet sich ein Hügel, Atago-yama genannt, der seiner Aussicht wegen viel besucht wird. An seine Rückseite lehnt sich der Begräbnissplatz von Tentokuji an. Ganz im Süden ist der Weg nach Meguro angedeutet, einem viel besuchten Orte in der Nähe von der Stadt mit berühmten Tempeln und Theehäusern. Westlich an Shiba reiht sich Azabu-ku, dann folgt Akasaka. In jenem liegt der Teich Tame-ike (1) und das Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Kôbusho (2), in diesem die lange Akasakastrasse und Awo-yama mit den Versuchsgärten der Colonial- regierung. Zur Rechten der genannten Strasse erblicken wir, in Yotsuya-ku Kishiu-yashiki, die temporäre Residenz des Mikado. Höher hinauf und ebenfalls westlich von Kojimachi schliesst sich der Distrikt Ushigome mit Owari-yashiki an. Aus der Kojimachi gelangt man in dieses Revier durch das bei Kudan gelegene Ushigome-Thor (1). Erwähnenswerth ist noch der Tempel Gokokuji (6) und der Yodo-gawa, welcher dem grossen Canal sein Wasser liefert. Die nordwestliche Ecke des Planes nehmen die Stadttheile Koishi-kawa und Hongô ein. Man sieht hier am äussersten Ende den Nakasendô und das durch herrliche Lage, Tempelhöfe, Theehäuser und Gärten ausgezeichnete und viel besuchte Oji. An der äusseren Enceinte liegt vor dem Koishi-kawa-Thor (4) der Mito-yashiki, früher mit prächtiger Parkan- lage, zur Seite ein Shintôtempel und im Hintergrunde der viel be- merkenswerthere Buddhatempel Dendzuin (2). Noch weiter entfernt und etwas mehr rechts breitet sich Oyaku-yen (1), der botanische Garten aus. In dem Stadttheile Hongô liegen im Anschluss an Kanda- ku und den Wallgraben die Kamihalle Kanda Miojin (1), die Tôkio- Bibliothek (2) und der Kaga-yashiki. Seine herrlichen Parkanlagen sind verwüstet und an ihre Stelle Wohnungen für fremde Lehrer ge- kommen. Nach Osten schliesst sich an Hongô der Distrikt Shitaya an, dann folgt weiter zum Sumida hin Asakusa. Jener hat für uns ein besonderes Interesse dadurch, dass die von Deutschen geleitete medicinische Schule (1 schraffiert) sich hier befindet. Noch mehr vom Centrum der Stadt nach Norden bemerken wir den Teich von Uyeno, auf dem sich, wie in den breiteren Theilen der Schlossgräben, wilde Enten, Gänse und Cormorane ungestört tummeln; daneben aber breitet sich der schöne Park von Uyeno aus, mit seinen Tempeln, Shôgun- gräbern, herrlichen Baumgruppen, Wohnungen deutscher Lehrer,

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/595>, abgerufen am 22.07.2024.