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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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II. Ethnographie.
im 13. Jahrhundert, denn dieses war das goldene Zeitalter für den
Buddhismus in Japan. In dasselbe fällt die Entfaltung seiner höchsten
geistigen und materiellen Macht, das Leben und Wirken seiner grössten
Geister.

Gegenwärtig gibt es sieben Hauptsecten (shiu, shiu-mon, auch
shau und shau-mon geschrieben) unter den Buddhisten Japans, welche
nach der Zeit ihrer Gründung in folgende Ordnung kommen:

1. Zen oder Zen-shiu (Meditation) gegründet von Dharma in In-
dien 513 n. Chr., hat 21547 Tempel*).
2. Tendai (himmlischer Befehl) gegründet von Chisha (?) in
China, hat 6391 Tempel.
3. Shingon (wahre Worte) gegründet von Kobo Daishi in Japan
813 n. Chr., hat 15503 Tempel.
4. Yodo (himmlische Strasse) gegründet von Honen in Japan
1173 n. Chr., hat 9819 Tempel.
5. Shin (Geist), Monto (Thorfolger) oder Ikko gegründet von
Shinran in Japan 1213 n. Chr., hat 13718 Tempel.
6. Nichiren (Sonnenlotus) oder Hokke gegründet von Nichiren
in Japan 1262 n. Chr.
7. Ji (Jahreszeiten) gegründet von Ippen in Japan 1288 n. Chr.,
hat 586 Tempel.

Die drei erstgenannten und ältesten Secten werden wohl auch
gelehrte Secten genannt, in so fern ihre Priesterschaft immer hohes
Gewicht auf die Kenntniss des Sanskrit und seiner Töchtersprachen
legte und in einer der letzteren, dem Pali, ihre religiösen Schriften
abgefasst sind. Diese heilige Schriftsprache der Buddhisten führt in
Japan den Namen Bonji.

Die Tendai-shiu leitete ihren Namen von dem heiligen Berge
in China ab, auf dem ihr berühmtes Kloster stand, in welchem gegen
Ende des 8. Jahrhunderts ein Prinz von Omi, Namens Saito, seine
Studien machte. Nach seiner Rückkehr übte er auf den Mikado
Kuwammu-Tenno grossen Einfluss. Derselbe trat der Tendai-Secte
bei und gewährte ihr grosse Privilegien auf dem Hiyezan, wo Saito
das berühmte Kloster gründete (siehe den historischen Theil). Es
galt diesem vor allem, das entartete Priesterthum zu reformieren, es
zu classischen Studien anzuregen und seine Moral zu heben. Ausser
der Tempelcolonie auf dem Hiyezan und dem noch florierenden Kloster
Miidera bei Otsu am Biwasee besass die Secte auch den berühmten

*) Die Angaben über die Zahl der Tempel habe ich Griffis: "The Mikado's
Empire" entnommen.

II. Ethnographie.
im 13. Jahrhundert, denn dieses war das goldene Zeitalter für den
Buddhismus in Japan. In dasselbe fällt die Entfaltung seiner höchsten
geistigen und materiellen Macht, das Leben und Wirken seiner grössten
Geister.

Gegenwärtig gibt es sieben Hauptsecten (shiu, shiu-mon, auch
shû und shû-mon geschrieben) unter den Buddhisten Japans, welche
nach der Zeit ihrer Gründung in folgende Ordnung kommen:

1. Zen oder Zen-shiu (Meditation) gegründet von Dharma in In-
dien 513 n. Chr., hat 21547 Tempel*).
2. Tendai (himmlischer Befehl) gegründet von Chisha (?) in
China, hat 6391 Tempel.
3. Shingon (wahre Worte) gegründet von Kôbô Daishi in Japan
813 n. Chr., hat 15503 Tempel.
4. Yôdô (himmlische Strasse) gegründet von Hônen in Japan
1173 n. Chr., hat 9819 Tempel.
5. Shin (Geist), Monto (Thorfolger) oder Ikkô gegründet von
Shinran in Japan 1213 n. Chr., hat 13718 Tempel.
6. Nichiren (Sonnenlotus) oder Hokke gegründet von Nichiren
in Japan 1262 n. Chr.
7. Ji (Jahreszeiten) gegründet von Ippen in Japan 1288 n. Chr.,
hat 586 Tempel.

Die drei erstgenannten und ältesten Secten werden wohl auch
gelehrte Secten genannt, in so fern ihre Priesterschaft immer hohes
Gewicht auf die Kenntniss des Sanskrit und seiner Töchtersprachen
legte und in einer der letzteren, dem Pali, ihre religiösen Schriften
abgefasst sind. Diese heilige Schriftsprache der Buddhisten führt in
Japan den Namen Bonji.

Die Tendai-shiu leitete ihren Namen von dem heiligen Berge
in China ab, auf dem ihr berühmtes Kloster stand, in welchem gegen
Ende des 8. Jahrhunderts ein Prinz von Ômi, Namens Saito, seine
Studien machte. Nach seiner Rückkehr übte er auf den Mikado
Kuwammu-Tennô grossen Einfluss. Derselbe trat der Tendai-Secte
bei und gewährte ihr grosse Privilegien auf dem Hiyezan, wo Saito
das berühmte Kloster gründete (siehe den historischen Theil). Es
galt diesem vor allem, das entartete Priesterthum zu reformieren, es
zu classischen Studien anzuregen und seine Moral zu heben. Ausser
der Tempelcolonie auf dem Hiyezan und dem noch florierenden Kloster
Miidera bei Ôtsu am Biwasee besass die Secte auch den berühmten

*) Die Angaben über die Zahl der Tempel habe ich Griffis: »The Mikado’s
Empire« entnommen.
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[526/0560] II. Ethnographie. im 13. Jahrhundert, denn dieses war das goldene Zeitalter für den Buddhismus in Japan. In dasselbe fällt die Entfaltung seiner höchsten geistigen und materiellen Macht, das Leben und Wirken seiner grössten Geister. Gegenwärtig gibt es sieben Hauptsecten (shiu, shiu-mon, auch shû und shû-mon geschrieben) unter den Buddhisten Japans, welche nach der Zeit ihrer Gründung in folgende Ordnung kommen: 1. Zen oder Zen-shiu (Meditation) gegründet von Dharma in In- dien 513 n. Chr., hat 21547 Tempel *). 2. Tendai (himmlischer Befehl) gegründet von Chisha (?) in China, hat 6391 Tempel. 3. Shingon (wahre Worte) gegründet von Kôbô Daishi in Japan 813 n. Chr., hat 15503 Tempel. 4. Yôdô (himmlische Strasse) gegründet von Hônen in Japan 1173 n. Chr., hat 9819 Tempel. 5. Shin (Geist), Monto (Thorfolger) oder Ikkô gegründet von Shinran in Japan 1213 n. Chr., hat 13718 Tempel. 6. Nichiren (Sonnenlotus) oder Hokke gegründet von Nichiren in Japan 1262 n. Chr. 7. Ji (Jahreszeiten) gegründet von Ippen in Japan 1288 n. Chr., hat 586 Tempel. Die drei erstgenannten und ältesten Secten werden wohl auch gelehrte Secten genannt, in so fern ihre Priesterschaft immer hohes Gewicht auf die Kenntniss des Sanskrit und seiner Töchtersprachen legte und in einer der letzteren, dem Pali, ihre religiösen Schriften abgefasst sind. Diese heilige Schriftsprache der Buddhisten führt in Japan den Namen Bonji. Die Tendai-shiu leitete ihren Namen von dem heiligen Berge in China ab, auf dem ihr berühmtes Kloster stand, in welchem gegen Ende des 8. Jahrhunderts ein Prinz von Ômi, Namens Saito, seine Studien machte. Nach seiner Rückkehr übte er auf den Mikado Kuwammu-Tennô grossen Einfluss. Derselbe trat der Tendai-Secte bei und gewährte ihr grosse Privilegien auf dem Hiyezan, wo Saito das berühmte Kloster gründete (siehe den historischen Theil). Es galt diesem vor allem, das entartete Priesterthum zu reformieren, es zu classischen Studien anzuregen und seine Moral zu heben. Ausser der Tempelcolonie auf dem Hiyezan und dem noch florierenden Kloster Miidera bei Ôtsu am Biwasee besass die Secte auch den berühmten *) Die Angaben über die Zahl der Tempel habe ich Griffis: »The Mikado’s Empire« entnommen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/560>, abgerufen am 25.11.2024.