sich (nach der Lehre Buddha's) die Heiligen in Nirwana auf". Doch war wohl die ursprüngliche Meinung Buddha's im Sinne der Wort- bedeutung von Nirwana ein Erlöschen und Aufhören.
Die grosse Menge der Buddhisten denkt desshalb auch lieber nach einer späteren Lehre, die von Kashmir ausging, an das Para- dies des äussersten Westens, wohin ein anderer Buddha, Namens Amitabha, seine Getreuen zur Seligkeit führt, wo ihnen der be- seligende Anblick Amitabha's, der schönsten Gärten mit Blumen, Wasser, Vögeln etc. zu Theil wird.
Jeder Buddhist ist in der Metempsychose (Seelenwanderung) und auf dem Wege nach Nirwana. Ob derselbe abgekürzt oder mühe- und dornenvoller werde, liegt ganz in seiner Hand. Selbstbeherr- schung, Vermeidung des Bösen, gute Werke, reine Gedanken, ge- fördert durch klösterliche Abgeschiedenheit und Meditation beschleu- nigen die Wanderung, auf welcher die Seele über verschiedene Stufen der Vollkommenheit endlich in Nirwana eintritt. Nur Buddha selbst gelangte nach seinem Tode direct hinein. Aber er hatte schon 550 Tansmigrationen durchgemacht, bevor er seine Eltern Maya und Cuddhodana, Königin und König von Magadha (Behar), wählte und als Prinz Siddhartha erschien.
Der Glaube an diese Lehre von der Seelenwanderung war sicher ein gewaltiger Stimulus zu tugendhaftem Leben. Nicht blos die Cardinalsünden Mord, Diebstahl, Ehebruch, Lüge, Völlerei und un- züchtige Reden verbietet Buddha*), auch jede Art sonstiger Laster, wie Heuchelei, Zorn, Stolz, Argwohn, Gier, Schwatzhaftigkeit, Grau- samkeit gegen Thiere und andere mehr werden als verwerflich be- zeichnet, während es nicht fehlt an Ermahnungen zu Elternliebe, Ge- horsam, Dankbarkeit, Mässigung im Glück, Geduld im Unglück und Seelenruhe in allen Lagen des Lebens.
Der Buddhist soll nicht tödten, aus Mitleid nicht, und damit er nicht das Geringste störe auf seinem aufschreitenden Pfade; kann doch in dem Hausthiere, das er schlägt, und in dem geringsten Wurme, den er tödtet, die Seele eines seiner Vorfahren fortleben. In Japan wird diese Regel nur noch von buddhistischen Mönchen streng gehalten; sie allein sind Vegetarianer. Eine eigenthümliche Nutzanwendung aber machen gewisse geringe Leute von derselben, indem sie Vögel, zumal junge, fangen, in enge Käfige sperren und
*) Nach den Gokai oder "fünf Hauptgeboten" darf der Buddhist nicht tödten ein lebendig Wesen, nicht stehlen, nicht der Unzucht fröhnen, nicht lügen, kein geistiges Getränke zu sich nehmen.
6. Religiöse Zustände.
sich (nach der Lehre Buddha’s) die Heiligen in Nirwâna auf«. Doch war wohl die ursprüngliche Meinung Buddha’s im Sinne der Wort- bedeutung von Nirwâna ein Erlöschen und Aufhören.
Die grosse Menge der Buddhisten denkt desshalb auch lieber nach einer späteren Lehre, die von Kashmir ausging, an das Para- dies des äussersten Westens, wohin ein anderer Buddha, Namens Amitâbha, seine Getreuen zur Seligkeit führt, wo ihnen der be- seligende Anblick Amitâbha’s, der schönsten Gärten mit Blumen, Wasser, Vögeln etc. zu Theil wird.
Jeder Buddhist ist in der Metempsychose (Seelenwanderung) und auf dem Wege nach Nirwâna. Ob derselbe abgekürzt oder mühe- und dornenvoller werde, liegt ganz in seiner Hand. Selbstbeherr- schung, Vermeidung des Bösen, gute Werke, reine Gedanken, ge- fördert durch klösterliche Abgeschiedenheit und Meditation beschleu- nigen die Wanderung, auf welcher die Seele über verschiedene Stufen der Vollkommenheit endlich in Nirwâna eintritt. Nur Buddha selbst gelangte nach seinem Tode direct hinein. Aber er hatte schon 550 Tansmigrationen durchgemacht, bevor er seine Eltern Mâyâ und Çuddhôdana, Königin und König von Magadha (Behâr), wählte und als Prinz Siddhârtha erschien.
Der Glaube an diese Lehre von der Seelenwanderung war sicher ein gewaltiger Stimulus zu tugendhaftem Leben. Nicht blos die Cardinalsünden Mord, Diebstahl, Ehebruch, Lüge, Völlerei und un- züchtige Reden verbietet Buddha*), auch jede Art sonstiger Laster, wie Heuchelei, Zorn, Stolz, Argwohn, Gier, Schwatzhaftigkeit, Grau- samkeit gegen Thiere und andere mehr werden als verwerflich be- zeichnet, während es nicht fehlt an Ermahnungen zu Elternliebe, Ge- horsam, Dankbarkeit, Mässigung im Glück, Geduld im Unglück und Seelenruhe in allen Lagen des Lebens.
Der Buddhist soll nicht tödten, aus Mitleid nicht, und damit er nicht das Geringste störe auf seinem aufschreitenden Pfade; kann doch in dem Hausthiere, das er schlägt, und in dem geringsten Wurme, den er tödtet, die Seele eines seiner Vorfahren fortleben. In Japan wird diese Regel nur noch von buddhistischen Mönchen streng gehalten; sie allein sind Vegetarianer. Eine eigenthümliche Nutzanwendung aber machen gewisse geringe Leute von derselben, indem sie Vögel, zumal junge, fangen, in enge Käfige sperren und
*) Nach den Gokai oder »fünf Hauptgeboten« darf der Buddhist nicht tödten ein lebendig Wesen, nicht stehlen, nicht der Unzucht fröhnen, nicht lügen, kein geistiges Getränke zu sich nehmen.
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6. Religiöse Zustände.
sich (nach der Lehre Buddha’s) die Heiligen in Nirwâna auf«. Doch
war wohl die ursprüngliche Meinung Buddha’s im Sinne der Wort-
bedeutung von Nirwâna ein Erlöschen und Aufhören.
Die grosse Menge der Buddhisten denkt desshalb auch lieber
nach einer späteren Lehre, die von Kashmir ausging, an das Para-
dies des äussersten Westens, wohin ein anderer Buddha, Namens
Amitâbha, seine Getreuen zur Seligkeit führt, wo ihnen der be-
seligende Anblick Amitâbha’s, der schönsten Gärten mit Blumen,
Wasser, Vögeln etc. zu Theil wird.
Jeder Buddhist ist in der Metempsychose (Seelenwanderung) und
auf dem Wege nach Nirwâna. Ob derselbe abgekürzt oder mühe-
und dornenvoller werde, liegt ganz in seiner Hand. Selbstbeherr-
schung, Vermeidung des Bösen, gute Werke, reine Gedanken, ge-
fördert durch klösterliche Abgeschiedenheit und Meditation beschleu-
nigen die Wanderung, auf welcher die Seele über verschiedene Stufen
der Vollkommenheit endlich in Nirwâna eintritt. Nur Buddha selbst
gelangte nach seinem Tode direct hinein. Aber er hatte schon 550
Tansmigrationen durchgemacht, bevor er seine Eltern Mâyâ und
Çuddhôdana, Königin und König von Magadha (Behâr), wählte und
als Prinz Siddhârtha erschien.
Der Glaube an diese Lehre von der Seelenwanderung war sicher
ein gewaltiger Stimulus zu tugendhaftem Leben. Nicht blos die
Cardinalsünden Mord, Diebstahl, Ehebruch, Lüge, Völlerei und un-
züchtige Reden verbietet Buddha *), auch jede Art sonstiger Laster,
wie Heuchelei, Zorn, Stolz, Argwohn, Gier, Schwatzhaftigkeit, Grau-
samkeit gegen Thiere und andere mehr werden als verwerflich be-
zeichnet, während es nicht fehlt an Ermahnungen zu Elternliebe, Ge-
horsam, Dankbarkeit, Mässigung im Glück, Geduld im Unglück und
Seelenruhe in allen Lagen des Lebens.
Der Buddhist soll nicht tödten, aus Mitleid nicht, und damit er
nicht das Geringste störe auf seinem aufschreitenden Pfade; kann
doch in dem Hausthiere, das er schlägt, und in dem geringsten
Wurme, den er tödtet, die Seele eines seiner Vorfahren fortleben.
In Japan wird diese Regel nur noch von buddhistischen Mönchen
streng gehalten; sie allein sind Vegetarianer. Eine eigenthümliche
Nutzanwendung aber machen gewisse geringe Leute von derselben,
indem sie Vögel, zumal junge, fangen, in enge Käfige sperren und
*) Nach den Gokai oder »fünf Hauptgeboten« darf der Buddhist nicht tödten
ein lebendig Wesen, nicht stehlen, nicht der Unzucht fröhnen, nicht lügen, kein
geistiges Getränke zu sich nehmen.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/557>, abgerufen am 25.11.2024.
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