das Verständniss und die Anwendung jedenfalls erleichtern. Will man z. B. die Namen irgend einer Jahreszahl im Cyclus, z. B. der 39., wissen, so sucht man die betreffende Zahl in der Tabelle auf und geht dann aufwärts zum Namen der Zehnerserie und links zu dem der Zwölferserie, so dass man im gegebenen Beispiel alsbald Wasser (midzu-no-ye) in jener und Tiger (tora) in dieser hat. Weiss man umgekehrt den Namen des Jahres in der Elementenreihe und der Thierkreisreihe, so findet man das wie vielste im Cyclus es ist, wenn man von jenem aus abwärts geht bis zur horizontalen Rubrik für das betreffende Sternbild. Es wird ferner mit Hülfe der Tabelle das irgend einem Jahrnamen entsprechende Jahr der christlichen Zeitrechnung leicht zu finden sein, vorausgesetzt, dass daneben noch angegeben ist, in welchem sexagesimalen Cyclus sich jener befindet.
Neben dem sechzigjährigen Cyclus läuft in China, wie in Japan, noch eine andere und mehr willkürliche Eintheilung der Jahre in Perioden her, welche man von wichtigen geschichtlichen Ereignissen an zählt, wie Thronbesteigung, grosses Erdbeben, Hungersnoth etc. Zur Benennung dieser historischen Jahresperioden oder nen-go (nen, Jahr, go, Name) braucht man einen oder mehrere von 68 besonders dafür bestimmten chinesischen Namen, wie Friede, Weisheit, glück- liche Regierung etc. Diese Sitte wurde in Japan im Jahre 645 n. Chr. eingeführt; sie war und ist noch ein Prärogativ des Kaisers, doch ist der jetzige nach seiner Thronbesteigung auf das ältere, rationelle Verfahren zurückgekommen und hat bestimmt, dass fortan für die ganze Regierungszeit eines Mikado nur ein nen-go gewählt werde. Für die seinige heisst es Meiji, d. h. "erleuchtete Regierung", so dass alle Documente der japanischen Regierung von diesem Jahre (1880) neben anderen Daten auch die Angabe "im 13. Jahre Meiji" tragen müssen (siehe auch pag. 418).
Für die einzelnen Monate gibt es keine besonderen Namen; sie werden als sho-guwatsu, ni-guwatsu, san-guwatsu (sprich shogats, nigats, sangats) etc., d. h. erster, zweiter, dritter Monat bezeichnet*).
Die Japaner haben zwei Arten von öffentlichen Festen, nämlich die Go-sekku oder fünf grossen Laienfeste des Jahres, welche vom ganzen Volke gefeiert werden, und die Matsuri oder Tempelfeste zu Ehren besonderer Heiligen, welche meist auf eine oder die andere Secte und bestimmte Tempel beschränkt sind. Die
*) Für unsere Zwecke genügen diese Erörterungen über die alte japanische Zeitrechnung. Wer eingehender, auch bezüglich der Eintheilung des Tages, sich belehren will, findet das Nöthige in Siebold's Archiv und in der japanischen Grammatik von Hoffmann.
II. Ethnographie.
das Verständniss und die Anwendung jedenfalls erleichtern. Will man z. B. die Namen irgend einer Jahreszahl im Cyclus, z. B. der 39., wissen, so sucht man die betreffende Zahl in der Tabelle auf und geht dann aufwärts zum Namen der Zehnerserie und links zu dem der Zwölferserie, so dass man im gegebenen Beispiel alsbald Wasser (midzu-no-ye) in jener und Tiger (tora) in dieser hat. Weiss man umgekehrt den Namen des Jahres in der Elementenreihe und der Thierkreisreihe, so findet man das wie vielste im Cyclus es ist, wenn man von jenem aus abwärts geht bis zur horizontalen Rubrik für das betreffende Sternbild. Es wird ferner mit Hülfe der Tabelle das irgend einem Jahrnamen entsprechende Jahr der christlichen Zeitrechnung leicht zu finden sein, vorausgesetzt, dass daneben noch angegeben ist, in welchem sexagesimalen Cyclus sich jener befindet.
Neben dem sechzigjährigen Cyclus läuft in China, wie in Japan, noch eine andere und mehr willkürliche Eintheilung der Jahre in Perioden her, welche man von wichtigen geschichtlichen Ereignissen an zählt, wie Thronbesteigung, grosses Erdbeben, Hungersnoth etc. Zur Benennung dieser historischen Jahresperioden oder nen-gô (nen, Jahr, gô, Name) braucht man einen oder mehrere von 68 besonders dafür bestimmten chinesischen Namen, wie Friede, Weisheit, glück- liche Regierung etc. Diese Sitte wurde in Japan im Jahre 645 n. Chr. eingeführt; sie war und ist noch ein Prärogativ des Kaisers, doch ist der jetzige nach seiner Thronbesteigung auf das ältere, rationelle Verfahren zurückgekommen und hat bestimmt, dass fortan für die ganze Regierungszeit eines Mikado nur ein nen-gô gewählt werde. Für die seinige heisst es Meiji, d. h. »erleuchtete Regierung«, so dass alle Documente der japanischen Regierung von diesem Jahre (1880) neben anderen Daten auch die Angabe »im 13. Jahre Meiji« tragen müssen (siehe auch pag. 418).
Für die einzelnen Monate gibt es keine besonderen Namen; sie werden als shô-guwatsu, ni-guwatsu, san-guwatsu (sprich shôgats, nigats, sangats) etc., d. h. erster, zweiter, dritter Monat bezeichnet*).
Die Japaner haben zwei Arten von öffentlichen Festen, nämlich die Go-sekku oder fünf grossen Laienfeste des Jahres, welche vom ganzen Volke gefeiert werden, und die Matsuri oder Tempelfeste zu Ehren besonderer Heiligen, welche meist auf eine oder die andere Secte und bestimmte Tempel beschränkt sind. Die
*) Für unsere Zwecke genügen diese Erörterungen über die alte japanische Zeitrechnung. Wer eingehender, auch bezüglich der Eintheilung des Tages, sich belehren will, findet das Nöthige in Siebold’s Archiv und in der japanischen Grammatik von Hoffmann.
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39., wissen, so sucht man die betreffende Zahl in der Tabelle auf
und geht dann aufwärts zum Namen der Zehnerserie und links zu
dem der Zwölferserie, so dass man im gegebenen Beispiel alsbald
Wasser (midzu-no-ye) in jener und Tiger (tora) in dieser hat. Weiss
man umgekehrt den Namen des Jahres in der Elementenreihe und
der Thierkreisreihe, so findet man das wie vielste im Cyclus es ist,
wenn man von jenem aus abwärts geht bis zur horizontalen Rubrik
für das betreffende Sternbild. Es wird ferner mit Hülfe der Tabelle
das irgend einem Jahrnamen entsprechende Jahr der christlichen
Zeitrechnung leicht zu finden sein, vorausgesetzt, dass daneben noch
angegeben ist, in welchem sexagesimalen Cyclus sich jener befindet.
Neben dem sechzigjährigen Cyclus läuft in China, wie in Japan,
noch eine andere und mehr willkürliche Eintheilung der Jahre in
Perioden her, welche man von wichtigen geschichtlichen Ereignissen
an zählt, wie Thronbesteigung, grosses Erdbeben, Hungersnoth etc.
Zur Benennung dieser historischen Jahresperioden oder nen-gô (nen,
Jahr, gô, Name) braucht man einen oder mehrere von 68 besonders
dafür bestimmten chinesischen Namen, wie Friede, Weisheit, glück-
liche Regierung etc. Diese Sitte wurde in Japan im Jahre 645 n. Chr.
eingeführt; sie war und ist noch ein Prärogativ des Kaisers, doch
ist der jetzige nach seiner Thronbesteigung auf das ältere, rationelle
Verfahren zurückgekommen und hat bestimmt, dass fortan für die
ganze Regierungszeit eines Mikado nur ein nen-gô gewählt werde.
Für die seinige heisst es Meiji, d. h. »erleuchtete Regierung«, so
dass alle Documente der japanischen Regierung von diesem Jahre
(1880) neben anderen Daten auch die Angabe »im 13. Jahre Meiji«
tragen müssen (siehe auch pag. 418).
Für die einzelnen Monate gibt es keine besonderen Namen; sie
werden als shô-guwatsu, ni-guwatsu, san-guwatsu (sprich shôgats,
nigats, sangats) etc., d. h. erster, zweiter, dritter Monat bezeichnet *).
Die Japaner haben zwei Arten von öffentlichen Festen,
nämlich die Go-sekku oder fünf grossen Laienfeste des Jahres,
welche vom ganzen Volke gefeiert werden, und die Matsuri oder
Tempelfeste zu Ehren besonderer Heiligen, welche meist auf eine
oder die andere Secte und bestimmte Tempel beschränkt sind. Die
*) Für unsere Zwecke genügen diese Erörterungen über die alte japanische
Zeitrechnung. Wer eingehender, auch bezüglich der Eintheilung des Tages, sich
belehren will, findet das Nöthige in Siebold’s Archiv und in der japanischen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/540>, abgerufen am 16.02.2025.
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