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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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3. Kleidung, Wohnung und Nahrung der Japaner etc.
Rauch erfüllt und die grosse Reinlichkeit, welche hier herrscht, nicht
selten beeinträchtigt.

Dem japanischen Zimmer fehlt genügende Abgeschiedenheit und
jeder Comfort. Wir vermissen darin Stühle und Tische, Betten und
sonstige Dinge, welche bei uns zu einer behaglichen Zimmereinrich-
tung gehören. Der Japaner bedarf ihrer nicht. Er lässt seine geta
oder zori am Eingang, um die schönen Matten nicht zu beschmutzen,
und ist in behaglichster Stellung, wenn er auf den Knieen und Fersen
ruht. Nur zwei Möbel dürfen bei ihm nicht fehlen, das hibachi und
das tabako-mon, d. h. das Feuerbecken und das Tabaksbrett. Das
hibachi ist ein tragbarer Apparat, bestehend aus rundem Messing-
oder Bronze-Napfe oder einem Holzkasten, gefüllt mit feuerfestem
Thon am Rande und Holzasche gegen die Mitte, in welcher glühende
Holzkohlen liegen. Der tabako-mon ist ein Präsentierteller mit einer
kleinen ähnlichen Vorrichtung für glühende Kohlen und einem Spuck-
napfe, statt dessen oft ein Stück Bambusrohr fungiert. Das hibachi
dient sowohl zum Anzünden der Pfeifchen als auch zum Wärmen.
In letzterer Hinsicht erscheint noch besser die ältere Vorrichtung, das
kotatsu, eine grosse quadratische Oeffnung im Boden, welche mit
feuerfestem Thon und Asche, wie ein hibachi, halb ausgefüllt ist und
in der Mitte ein Häufchen glühender Kohlen trägt. An ihm suchen
die Bewohner des Hauses, den Körper mit gesteppten Matratzen be-
deckt, Schutz gegen die Kälte der langen Winternächte. In vielen
Zimmern, zumal den feinsten, bildet die eine feste Wand eine Art
Recess. Tokonoma heisst die eine Hälfte desselben. Der Boden des
Zimmers ist hier um 6--10 Centimeter und auf 60--80 Centimeter
Breite erhöht und trägt oft zwei Vasen mit blühenden Zweigen einer
Lieblingspflanze; zwischen beiden aber stand früher das katanakake
oder Schwertrepositorium. Die dahinter befindliche Wand ist mit
einem kake-mono (Hängebild) geziert. Dasselbe besteht in einer
einfachen Tuschzeichnung oder dem Sinnspruch eines chinesischen
Weisen auf einem langen Rechteck aus weisser Tapete oder einem
Seidenstück. Die zweite Wandhälfte bildet einen Erker, den kleine
Schränke mit Schiebethüren und schwarzlackierte Kasten füllen zur
Aufnahme des Bettzeuges, welches erst unmittelbar vor dem Schlafen-
gehen hervorgeholt wird. Dasselbe besteht: 1. in dem futon, einer
steif mit Baumwolle oder Seidenwatte ausgestopften Matratze; 2. in
dem nemaki oder Nachtkleide, einer Art Kaftan mit weiten Aermeln,
welcher für den Winter ebenfalls steif wattiert ist, und 3. in dem
makura oder Kopfkissen. Dieses ist ein kleines fussloses Schemel-
chen mit halbmondförmigem Ausschnitt, den eine Polsterrolle aus

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3. Kleidung, Wohnung und Nahrung der Japaner etc.
Rauch erfüllt und die grosse Reinlichkeit, welche hier herrscht, nicht
selten beeinträchtigt.

Dem japanischen Zimmer fehlt genügende Abgeschiedenheit und
jeder Comfort. Wir vermissen darin Stühle und Tische, Betten und
sonstige Dinge, welche bei uns zu einer behaglichen Zimmereinrich-
tung gehören. Der Japaner bedarf ihrer nicht. Er lässt seine geta
oder zori am Eingang, um die schönen Matten nicht zu beschmutzen,
und ist in behaglichster Stellung, wenn er auf den Knieen und Fersen
ruht. Nur zwei Möbel dürfen bei ihm nicht fehlen, das hibachi und
das tabako-mon, d. h. das Feuerbecken und das Tabaksbrett. Das
hibachi ist ein tragbarer Apparat, bestehend aus rundem Messing-
oder Bronze-Napfe oder einem Holzkasten, gefüllt mit feuerfestem
Thon am Rande und Holzasche gegen die Mitte, in welcher glühende
Holzkohlen liegen. Der tabako-mon ist ein Präsentierteller mit einer
kleinen ähnlichen Vorrichtung für glühende Kohlen und einem Spuck-
napfe, statt dessen oft ein Stück Bambusrohr fungiert. Das hibachi
dient sowohl zum Anzünden der Pfeifchen als auch zum Wärmen.
In letzterer Hinsicht erscheint noch besser die ältere Vorrichtung, das
kotatsu, eine grosse quadratische Oeffnung im Boden, welche mit
feuerfestem Thon und Asche, wie ein hibachi, halb ausgefüllt ist und
in der Mitte ein Häufchen glühender Kohlen trägt. An ihm suchen
die Bewohner des Hauses, den Körper mit gesteppten Matratzen be-
deckt, Schutz gegen die Kälte der langen Winternächte. In vielen
Zimmern, zumal den feinsten, bildet die eine feste Wand eine Art
Recess. Tokonoma heisst die eine Hälfte desselben. Der Boden des
Zimmers ist hier um 6—10 Centimeter und auf 60—80 Centimeter
Breite erhöht und trägt oft zwei Vasen mit blühenden Zweigen einer
Lieblingspflanze; zwischen beiden aber stand früher das katanakake
oder Schwertrepositorium. Die dahinter befindliche Wand ist mit
einem kake-mono (Hängebild) geziert. Dasselbe besteht in einer
einfachen Tuschzeichnung oder dem Sinnspruch eines chinesischen
Weisen auf einem langen Rechteck aus weisser Tapete oder einem
Seidenstück. Die zweite Wandhälfte bildet einen Erker, den kleine
Schränke mit Schiebethüren und schwarzlackierte Kasten füllen zur
Aufnahme des Bettzeuges, welches erst unmittelbar vor dem Schlafen-
gehen hervorgeholt wird. Dasselbe besteht: 1. in dem futon, einer
steif mit Baumwolle oder Seidenwatte ausgestopften Matratze; 2. in
dem nemaki oder Nachtkleide, einer Art Kaftan mit weiten Aermeln,
welcher für den Winter ebenfalls steif wattiert ist, und 3. in dem
makura oder Kopfkissen. Dieses ist ein kleines fussloses Schemel-
chen mit halbmondförmigem Ausschnitt, den eine Polsterrolle aus

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[483/0517] 3. Kleidung, Wohnung und Nahrung der Japaner etc. Rauch erfüllt und die grosse Reinlichkeit, welche hier herrscht, nicht selten beeinträchtigt. Dem japanischen Zimmer fehlt genügende Abgeschiedenheit und jeder Comfort. Wir vermissen darin Stühle und Tische, Betten und sonstige Dinge, welche bei uns zu einer behaglichen Zimmereinrich- tung gehören. Der Japaner bedarf ihrer nicht. Er lässt seine geta oder zori am Eingang, um die schönen Matten nicht zu beschmutzen, und ist in behaglichster Stellung, wenn er auf den Knieen und Fersen ruht. Nur zwei Möbel dürfen bei ihm nicht fehlen, das hibachi und das tabako-mon, d. h. das Feuerbecken und das Tabaksbrett. Das hibachi ist ein tragbarer Apparat, bestehend aus rundem Messing- oder Bronze-Napfe oder einem Holzkasten, gefüllt mit feuerfestem Thon am Rande und Holzasche gegen die Mitte, in welcher glühende Holzkohlen liegen. Der tabako-mon ist ein Präsentierteller mit einer kleinen ähnlichen Vorrichtung für glühende Kohlen und einem Spuck- napfe, statt dessen oft ein Stück Bambusrohr fungiert. Das hibachi dient sowohl zum Anzünden der Pfeifchen als auch zum Wärmen. In letzterer Hinsicht erscheint noch besser die ältere Vorrichtung, das kotatsu, eine grosse quadratische Oeffnung im Boden, welche mit feuerfestem Thon und Asche, wie ein hibachi, halb ausgefüllt ist und in der Mitte ein Häufchen glühender Kohlen trägt. An ihm suchen die Bewohner des Hauses, den Körper mit gesteppten Matratzen be- deckt, Schutz gegen die Kälte der langen Winternächte. In vielen Zimmern, zumal den feinsten, bildet die eine feste Wand eine Art Recess. Tokonoma heisst die eine Hälfte desselben. Der Boden des Zimmers ist hier um 6—10 Centimeter und auf 60—80 Centimeter Breite erhöht und trägt oft zwei Vasen mit blühenden Zweigen einer Lieblingspflanze; zwischen beiden aber stand früher das katanakake oder Schwertrepositorium. Die dahinter befindliche Wand ist mit einem kake-mono (Hängebild) geziert. Dasselbe besteht in einer einfachen Tuschzeichnung oder dem Sinnspruch eines chinesischen Weisen auf einem langen Rechteck aus weisser Tapete oder einem Seidenstück. Die zweite Wandhälfte bildet einen Erker, den kleine Schränke mit Schiebethüren und schwarzlackierte Kasten füllen zur Aufnahme des Bettzeuges, welches erst unmittelbar vor dem Schlafen- gehen hervorgeholt wird. Dasselbe besteht: 1. in dem futon, einer steif mit Baumwolle oder Seidenwatte ausgestopften Matratze; 2. in dem nemaki oder Nachtkleide, einer Art Kaftan mit weiten Aermeln, welcher für den Winter ebenfalls steif wattiert ist, und 3. in dem makura oder Kopfkissen. Dieses ist ein kleines fussloses Schemel- chen mit halbmondförmigem Ausschnitt, den eine Polsterrolle aus 31*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/517>, abgerufen am 22.11.2024.