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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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II. Ethnographie.
wird durch das Affix wa oder ga, der Genitiv durch no, der Dativ
durch ni, der Accusativ durch o gebildet, z. B.:

Dieser Garten ist alt, kono niwa-wa furu gozarimasu.

Die Bäume dieses Gartens sind hoch, kono niwa-no ki-wa taku
gozarimasu.

In diesem Garten gibt es viele Blumen, kono niwa-ni hana-ga
taxan gozarimasu.

Ich habe diesen Garten gesehen, Watakushi-wa kono niwa-o
mimashita.

Die Schwerfälligkeit der japanischen Sprache tritt namentlich
auch hervor, wenn unsere persönlichen und besitzanzeigenden Für-
wörter wiedergegeben werden sollen. Nehmen wir z. B. die Con-
jugation des Präsens Indicativ von sein. Dieselbe lautet:

ich bin, watakushi-wa aru,
du bist, anata-wa aru,
er ist, ano hito-wa aru,
sie ist, ano onna-wa aru,
es ist, are (sore)-wa aru.
wir sind, watakushi domo
ihr seid, anata gata
sie sind, ano hito tatsu-wa aru.

Soll von den hier gebrauchten Fürwörtern die Possessivform ge-
bildet werden, so geschieht dies durch Anhängung von no, z. B.
Watakushi-no fune, mein Schiff, anata gata-no tomodachi, euer
Freund. Dies gilt jedoch nur für den gewöhnlichen Umgang, wäh-
rend im Verkehr mit Höhergestellten wieder andere Ausdrücke an die
Stelle treten müssen.

Das japanische Verbum hat nur die drei Hauptzeiten der Gegen-
wart, Vergangenheit und Zukunft, ist dagegen reich an Aussageformen.
Eine nähere Betrachtung desselben liegt indess ausserhalb des hier
gesteckten Rahmens *).

Ihre Zahlwörter haben die Japaner fast alle den Chinesen ent-
liehen, da das einheimische (Yamato) Idiom nur Grundzahlen ein-
schliesslich der Zahl 10 aufweist. Sie heissen: 1 hitotsu (schtots),
2 futatsu (ftats), 3 mitsu (mits), 4 yotsu (yots), 5 Itutsu (schtuts),
6 mutsu (muts), 7 nanatsu (nanats), 8 yatsu (yats), 9 kokonotsu
(kokonots), 10 to. Beim Gebrauche (nur vor japanischen Worten)

*) Wer sich eingehender über die japanische Sprache belehren will, greife
zu Aston's Japanese Grammar oder zu L. de Rosny's "Introduction a l'etude
de la langue japonaise". An Gründlichkeit und Ausführlichkeit steht das Werk
von J. J. Hoffmann: "A Japanese Grammar" immer noch unerreicht da. Das
Buch hat den Nachtheil, dass der Verfasser seine Studien in Leiden und nicht
in Japan selbst machte.

II. Ethnographie.
wird durch das Affix wa oder ga, der Genitiv durch no, der Dativ
durch ni, der Accusativ durch o gebildet, z. B.:

Dieser Garten ist alt, kono niwa-wa furu gozarimasu.

Die Bäume dieses Gartens sind hoch, kono niwa-no ki-wa taku
gozarimasu.

In diesem Garten gibt es viele Blumen, kono niwa-ni hana-ga
taxan gozarimasu.

Ich habe diesen Garten gesehen, Watakushi-wa kono niwa-o
mimashita.

Die Schwerfälligkeit der japanischen Sprache tritt namentlich
auch hervor, wenn unsere persönlichen und besitzanzeigenden Für-
wörter wiedergegeben werden sollen. Nehmen wir z. B. die Con-
jugation des Präsens Indicativ von sein. Dieselbe lautet:

ich bin, watakushi-wa aru,
du bist, anata-wa aru,
er ist, ano hito-wa aru,
sie ist, ano onna-wa aru,
es ist, are (sore)-wa aru.
wir sind, watakushi domo
ihr seid, anata gata
sie sind, ano hito tatsu-wa aru.

Soll von den hier gebrauchten Fürwörtern die Possessivform ge-
bildet werden, so geschieht dies durch Anhängung von no, z. B.
Watakushi-no fune, mein Schiff, anata gata-no tomodachi, euer
Freund. Dies gilt jedoch nur für den gewöhnlichen Umgang, wäh-
rend im Verkehr mit Höhergestellten wieder andere Ausdrücke an die
Stelle treten müssen.

Das japanische Verbum hat nur die drei Hauptzeiten der Gegen-
wart, Vergangenheit und Zukunft, ist dagegen reich an Aussageformen.
Eine nähere Betrachtung desselben liegt indess ausserhalb des hier
gesteckten Rahmens *).

Ihre Zahlwörter haben die Japaner fast alle den Chinesen ent-
liehen, da das einheimische (Yamato) Idiom nur Grundzahlen ein-
schliesslich der Zahl 10 aufweist. Sie heissen: 1 hitotsu (schtots),
2 futatsu (ftats), 3 mitsu (mits), 4 yotsu (yots), 5 Itutsu (schtuts),
6 mutsu (muts), 7 nanatsu (nanats), 8 yatsu (yats), 9 kokonotsu
(kokonots), 10 tô. Beim Gebrauche (nur vor japanischen Worten)

*) Wer sich eingehender über die japanische Sprache belehren will, greife
zu Aston’s Japanese Grammar oder zu L. de Rosny’s »Introduction à l’étude
de la langue japonaise«. An Gründlichkeit und Ausführlichkeit steht das Werk
von J. J. Hoffmann: »A Japanese Grammar« immer noch unerreicht da. Das
Buch hat den Nachtheil, dass der Verfasser seine Studien in Leiden und nicht
in Japan selbst machte.
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[468/0502] II. Ethnographie. wird durch das Affix wa oder ga, der Genitiv durch no, der Dativ durch ni, der Accusativ durch o gebildet, z. B.: Dieser Garten ist alt, kono niwa-wa furu gozarimasu. Die Bäume dieses Gartens sind hoch, kono niwa-no ki-wa taku gozarimasu. In diesem Garten gibt es viele Blumen, kono niwa-ni hana-ga taxan gozarimasu. Ich habe diesen Garten gesehen, Watakushi-wa kono niwa-o mimashita. Die Schwerfälligkeit der japanischen Sprache tritt namentlich auch hervor, wenn unsere persönlichen und besitzanzeigenden Für- wörter wiedergegeben werden sollen. Nehmen wir z. B. die Con- jugation des Präsens Indicativ von sein. Dieselbe lautet: ich bin, watakushi-wa aru, du bist, anata-wa aru, er ist, ano hito-wa aru, sie ist, ano onna-wa aru, es ist, are (sore)-wa aru. wir sind, watakushi domo ihr seid, anata gata sie sind, ano hito tatsu-wa aru. Soll von den hier gebrauchten Fürwörtern die Possessivform ge- bildet werden, so geschieht dies durch Anhängung von no, z. B. Watakushi-no fune, mein Schiff, anata gata-no tomodachi, euer Freund. Dies gilt jedoch nur für den gewöhnlichen Umgang, wäh- rend im Verkehr mit Höhergestellten wieder andere Ausdrücke an die Stelle treten müssen. Das japanische Verbum hat nur die drei Hauptzeiten der Gegen- wart, Vergangenheit und Zukunft, ist dagegen reich an Aussageformen. Eine nähere Betrachtung desselben liegt indess ausserhalb des hier gesteckten Rahmens *). Ihre Zahlwörter haben die Japaner fast alle den Chinesen ent- liehen, da das einheimische (Yamato) Idiom nur Grundzahlen ein- schliesslich der Zahl 10 aufweist. Sie heissen: 1 hitotsu (schtots), 2 futatsu (ftats), 3 mitsu (mits), 4 yotsu (yots), 5 Itutsu (schtuts), 6 mutsu (muts), 7 nanatsu (nanats), 8 yatsu (yats), 9 kokonotsu (kokonots), 10 tô. Beim Gebrauche (nur vor japanischen Worten) *) Wer sich eingehender über die japanische Sprache belehren will, greife zu Aston’s Japanese Grammar oder zu L. de Rosny’s »Introduction à l’étude de la langue japonaise«. An Gründlichkeit und Ausführlichkeit steht das Werk von J. J. Hoffmann: »A Japanese Grammar« immer noch unerreicht da. Das Buch hat den Nachtheil, dass der Verfasser seine Studien in Leiden und nicht in Japan selbst machte.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/502>, abgerufen am 25.11.2024.