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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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III.
Geologische Verhältnisse.

a. Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln.

Der Japaner kannte und suchte Erze zur Metallgewinnung, Thone
für seine keramische Industrie, Kalk als Dünger, Bergkrystalle als
Edelsteine, Schwefel zur Bereitung von Schiesspulver, aber er be-
durfte bei seinen leichten Holzbauten wenig Bausteine und bearbeitete
nur einzelne Steinbrüche. Für Granit, Trachyt, Lava, Sericitschiefer,
die er brach und zu den Cyclopenmauern seiner Burgen, zu Treppen
und Steinlaternen bei Tempeln, zur Ueberbrückung von Gräben, zu
Grab- und Denksteinen verwandte, hatte er keine Namen, nannte sie
vielmehr nach dem Ort, wo er sie gewann oder woher er sie bezog.
So kenne ich einen Granit, der Teshima-ishi (Teshima-Stein) genannt
wird, einen andern, den man Mikawa-ishi nennt u. s. w. Wie aber
die belebte Natur den Menschen zunächst überhaupt mehr anzieht, als
das Mineralreich, und er viel leichter und eher die Individuen, Gat-
tungen und Familien von Thieren und Pflanzen unterscheiden und
benennen lernt, als von Mineralkörpern, so auch hier. Fossile Ein-
schlüsse des Bodens fielen dem Japaner auf; er sammelte sie als
Curiosa, machte sich auch wohl Glossen über ihr Vorkommen, fand
aber Niemanden, der ihn belehrte. Die Aerzte im Dienste der hol-
ländischen Compagnie, welche sich als Botaniker und zum Theil auch
als Zoologen grosse Verdienste erworben haben, waren auf minera-
logischem und geologischem Gebiete Laien und nicht in der Lage,
die nöthige Belehrung und Anregung zu geben.

Nach der Wiedereröffnung Japans galt es den Einheimischen wie
Fremden vor allem darum, die gefabelten Schätze der Erde zu heben.
Bergingenieure aus Amerika, England, Frankreich und Deutschland
wurden engagiert und grösstentheils wieder entlassen, ohne dass sie
den Erwartungen entsprochen hätten. Thatsächlich ist das Vorkom-
men der meisten Metalle, wie Gold, Silber, Zinn, Blei, Zink, Queck-

III.
Geologische Verhältnisse.

a. Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln.

Der Japaner kannte und suchte Erze zur Metallgewinnung, Thone
für seine keramische Industrie, Kalk als Dünger, Bergkrystalle als
Edelsteine, Schwefel zur Bereitung von Schiesspulver, aber er be-
durfte bei seinen leichten Holzbauten wenig Bausteine und bearbeitete
nur einzelne Steinbrüche. Für Granit, Trachyt, Lava, Sericitschiefer,
die er brach und zu den Cyclopenmauern seiner Burgen, zu Treppen
und Steinlaternen bei Tempeln, zur Ueberbrückung von Gräben, zu
Grab- und Denksteinen verwandte, hatte er keine Namen, nannte sie
vielmehr nach dem Ort, wo er sie gewann oder woher er sie bezog.
So kenne ich einen Granit, der Teshima-ishi (Teshima-Stein) genannt
wird, einen andern, den man Mikawa-ishi nennt u. s. w. Wie aber
die belebte Natur den Menschen zunächst überhaupt mehr anzieht, als
das Mineralreich, und er viel leichter und eher die Individuen, Gat-
tungen und Familien von Thieren und Pflanzen unterscheiden und
benennen lernt, als von Mineralkörpern, so auch hier. Fossile Ein-
schlüsse des Bodens fielen dem Japaner auf; er sammelte sie als
Curiosa, machte sich auch wohl Glossen über ihr Vorkommen, fand
aber Niemanden, der ihn belehrte. Die Aerzte im Dienste der hol-
ländischen Compagnie, welche sich als Botaniker und zum Theil auch
als Zoologen grosse Verdienste erworben haben, waren auf minera-
logischem und geologischem Gebiete Laien und nicht in der Lage,
die nöthige Belehrung und Anregung zu geben.

Nach der Wiedereröffnung Japans galt es den Einheimischen wie
Fremden vor allem darum, die gefabelten Schätze der Erde zu heben.
Bergingenieure aus Amerika, England, Frankreich und Deutschland
wurden engagiert und grösstentheils wieder entlassen, ohne dass sie
den Erwartungen entsprochen hätten. Thatsächlich ist das Vorkom-
men der meisten Metalle, wie Gold, Silber, Zinn, Blei, Zink, Queck-

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[[30]/0050] III. Geologische Verhältnisse. a. Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln. Der Japaner kannte und suchte Erze zur Metallgewinnung, Thone für seine keramische Industrie, Kalk als Dünger, Bergkrystalle als Edelsteine, Schwefel zur Bereitung von Schiesspulver, aber er be- durfte bei seinen leichten Holzbauten wenig Bausteine und bearbeitete nur einzelne Steinbrüche. Für Granit, Trachyt, Lava, Sericitschiefer, die er brach und zu den Cyclopenmauern seiner Burgen, zu Treppen und Steinlaternen bei Tempeln, zur Ueberbrückung von Gräben, zu Grab- und Denksteinen verwandte, hatte er keine Namen, nannte sie vielmehr nach dem Ort, wo er sie gewann oder woher er sie bezog. So kenne ich einen Granit, der Teshima-ishi (Teshima-Stein) genannt wird, einen andern, den man Mikawa-ishi nennt u. s. w. Wie aber die belebte Natur den Menschen zunächst überhaupt mehr anzieht, als das Mineralreich, und er viel leichter und eher die Individuen, Gat- tungen und Familien von Thieren und Pflanzen unterscheiden und benennen lernt, als von Mineralkörpern, so auch hier. Fossile Ein- schlüsse des Bodens fielen dem Japaner auf; er sammelte sie als Curiosa, machte sich auch wohl Glossen über ihr Vorkommen, fand aber Niemanden, der ihn belehrte. Die Aerzte im Dienste der hol- ländischen Compagnie, welche sich als Botaniker und zum Theil auch als Zoologen grosse Verdienste erworben haben, waren auf minera- logischem und geologischem Gebiete Laien und nicht in der Lage, die nöthige Belehrung und Anregung zu geben. Nach der Wiedereröffnung Japans galt es den Einheimischen wie Fremden vor allem darum, die gefabelten Schätze der Erde zu heben. Bergingenieure aus Amerika, England, Frankreich und Deutschland wurden engagiert und grösstentheils wieder entlassen, ohne dass sie den Erwartungen entsprochen hätten. Thatsächlich ist das Vorkom- men der meisten Metalle, wie Gold, Silber, Zinn, Blei, Zink, Queck-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. [30]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/50>, abgerufen am 13.11.2024.