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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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insel bei Cap Lopatka ihrer ganzen Länge nach bespült. Sie be-
streicht hierauf den Norden und Osten der Insel Yezo und hat hier
selbst im Hochsommer kaum 5°C. Wärme. An den östlichen Ge-
staden von Nambu endlich, unter dem 39. Breitengrade, engt sich
diese arktische Strömung im Sommer als schmaler Streifen einer kal-
ten Küstenströmung ein, während sie im Winter um einen Grad mehr
nach Süden vordringt. Dieser kalte Meeresstrom heisst bei den Ja-
panern Oya-shiwo. Er hat eine dunkle trübe Farbe und contrastiert
auch hierin auffallend gegen das dunkelblaue Wasser der warmen
Strömung. Die neueren Untersuchungen des "Challenger" und der "Tus-
carora" haben indess die von deutschen Kriegsschiffen gemachten Be-
obachtungen bestätigt und nachgewiesen, dass am nördlichen Rande
des Kuro-shiwo Streifen von diesem und von der kalten arktischen
Strömung mehrmals mit einander abwechseln. In der Strasse La Perouse
bewirkt jene warme Strömung ein jederzeit offenes Wasser, aber an
der Nord- und Ostküste von Yezo, welche der Oya-shiwo bestreicht,
bedeckt sich das Meer im Winter 1--2 Meilen weit mit dickem Eis.

Betrachten wir nun zum Schlusse auch noch die durch die Mon-
sune bewirkten Triftströmungen an den japanischen Küsten.

Wenn im Sommer auf dem Finnischen Meerbusen mehrere Tage
hindurch Südwind herrscht, steigt das Meerwasser im Seebade Swea-
borg und seine Temperatur, das zu Reval dagegen sinkt und wird
kalt. Ein andauernder Nordwind bewirkt das Umgekehrte und trägt
das warme Wasser an der Oberfläche des Finnischen Meerbusens
dessen Südküste zu. Wie hier die Winde im Kleinen wirken, so
haben die Monsune auf das Wasser der Oberfläche in den ostasiati-
schen Meeren und ihren Buchten einen bedeutenden Einfluss.

Auf der Südseite der kleinen, durch ihre Kieselschwämme bekannt
gewordenen Insel Eno-shima in der Nähe von Yokohama befindet
sich eine Höhle, in welcher ein kleiner Buddhatempel, Benten ge-
nannt, zu sehen ist. Derselbe muss beim Eintritt des Südwest-Mon-
suns, d. h. jedes Frühjahr, um 12--15 Schritte weiter zurückgerückt
werden, weil hier wie an allen südlichen Küsten Japans die Winde
den Sommer über das Wasser stauen und um mindestens 1--2 Fuss
höher treiben, als es im Winter zu stehen pflegt. Selbstverständlich
erstreckt sich dieser Einfluss auch auf das Wasser des Kuro-shiwo,
welches während der Herrschaft des Südwest-Monsuns an die japani-
schen Süd- und Südostküsten unmittelbar herantritt und wesentlich dazu
beiträgt, dass hier um diese Zeit sehr hohe Temperaturen herrschen.
Ueberhaupt aber wird die Wärme des Wassers in seichten Buchten
wesentlich von lokalen Verhältnissen abhängen, von der Stärke der

II. Küstengestaltung, Meerestheile, Strömungen.
insel bei Cap Lopatka ihrer ganzen Länge nach bespült. Sie be-
streicht hierauf den Norden und Osten der Insel Yezo und hat hier
selbst im Hochsommer kaum 5°C. Wärme. An den östlichen Ge-
staden von Nambu endlich, unter dem 39. Breitengrade, engt sich
diese arktische Strömung im Sommer als schmaler Streifen einer kal-
ten Küstenströmung ein, während sie im Winter um einen Grad mehr
nach Süden vordringt. Dieser kalte Meeresstrom heisst bei den Ja-
panern Oya-shiwo. Er hat eine dunkle trübe Farbe und contrastiert
auch hierin auffallend gegen das dunkelblaue Wasser der warmen
Strömung. Die neueren Untersuchungen des »Challenger« und der »Tus-
carora« haben indess die von deutschen Kriegsschiffen gemachten Be-
obachtungen bestätigt und nachgewiesen, dass am nördlichen Rande
des Kuro-shiwo Streifen von diesem und von der kalten arktischen
Strömung mehrmals mit einander abwechseln. In der Strasse La Pérouse
bewirkt jene warme Strömung ein jederzeit offenes Wasser, aber an
der Nord- und Ostküste von Yezo, welche der Oya-shiwo bestreicht,
bedeckt sich das Meer im Winter 1—2 Meilen weit mit dickem Eis.

Betrachten wir nun zum Schlusse auch noch die durch die Mon-
sune bewirkten Triftströmungen an den japanischen Küsten.

Wenn im Sommer auf dem Finnischen Meerbusen mehrere Tage
hindurch Südwind herrscht, steigt das Meerwasser im Seebade Swea-
borg und seine Temperatur, das zu Reval dagegen sinkt und wird
kalt. Ein andauernder Nordwind bewirkt das Umgekehrte und trägt
das warme Wasser an der Oberfläche des Finnischen Meerbusens
dessen Südküste zu. Wie hier die Winde im Kleinen wirken, so
haben die Monsune auf das Wasser der Oberfläche in den ostasiati-
schen Meeren und ihren Buchten einen bedeutenden Einfluss.

Auf der Südseite der kleinen, durch ihre Kieselschwämme bekannt
gewordenen Insel Eno-shima in der Nähe von Yokohama befindet
sich eine Höhle, in welcher ein kleiner Buddhatempel, Benten ge-
nannt, zu sehen ist. Derselbe muss beim Eintritt des Südwest-Mon-
suns, d. h. jedes Frühjahr, um 12—15 Schritte weiter zurückgerückt
werden, weil hier wie an allen südlichen Küsten Japans die Winde
den Sommer über das Wasser stauen und um mindestens 1—2 Fuss
höher treiben, als es im Winter zu stehen pflegt. Selbstverständlich
erstreckt sich dieser Einfluss auch auf das Wasser des Kuro-shiwo,
welches während der Herrschaft des Südwest-Monsuns an die japani-
schen Süd- und Südostküsten unmittelbar herantritt und wesentlich dazu
beiträgt, dass hier um diese Zeit sehr hohe Temperaturen herrschen.
Ueberhaupt aber wird die Wärme des Wassers in seichten Buchten
wesentlich von lokalen Verhältnissen abhängen, von der Stärke der

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[28/0048] II. Küstengestaltung, Meerestheile, Strömungen. insel bei Cap Lopatka ihrer ganzen Länge nach bespült. Sie be- streicht hierauf den Norden und Osten der Insel Yezo und hat hier selbst im Hochsommer kaum 5°C. Wärme. An den östlichen Ge- staden von Nambu endlich, unter dem 39. Breitengrade, engt sich diese arktische Strömung im Sommer als schmaler Streifen einer kal- ten Küstenströmung ein, während sie im Winter um einen Grad mehr nach Süden vordringt. Dieser kalte Meeresstrom heisst bei den Ja- panern Oya-shiwo. Er hat eine dunkle trübe Farbe und contrastiert auch hierin auffallend gegen das dunkelblaue Wasser der warmen Strömung. Die neueren Untersuchungen des »Challenger« und der »Tus- carora« haben indess die von deutschen Kriegsschiffen gemachten Be- obachtungen bestätigt und nachgewiesen, dass am nördlichen Rande des Kuro-shiwo Streifen von diesem und von der kalten arktischen Strömung mehrmals mit einander abwechseln. In der Strasse La Pérouse bewirkt jene warme Strömung ein jederzeit offenes Wasser, aber an der Nord- und Ostküste von Yezo, welche der Oya-shiwo bestreicht, bedeckt sich das Meer im Winter 1—2 Meilen weit mit dickem Eis. Betrachten wir nun zum Schlusse auch noch die durch die Mon- sune bewirkten Triftströmungen an den japanischen Küsten. Wenn im Sommer auf dem Finnischen Meerbusen mehrere Tage hindurch Südwind herrscht, steigt das Meerwasser im Seebade Swea- borg und seine Temperatur, das zu Reval dagegen sinkt und wird kalt. Ein andauernder Nordwind bewirkt das Umgekehrte und trägt das warme Wasser an der Oberfläche des Finnischen Meerbusens dessen Südküste zu. Wie hier die Winde im Kleinen wirken, so haben die Monsune auf das Wasser der Oberfläche in den ostasiati- schen Meeren und ihren Buchten einen bedeutenden Einfluss. Auf der Südseite der kleinen, durch ihre Kieselschwämme bekannt gewordenen Insel Eno-shima in der Nähe von Yokohama befindet sich eine Höhle, in welcher ein kleiner Buddhatempel, Benten ge- nannt, zu sehen ist. Derselbe muss beim Eintritt des Südwest-Mon- suns, d. h. jedes Frühjahr, um 12—15 Schritte weiter zurückgerückt werden, weil hier wie an allen südlichen Küsten Japans die Winde den Sommer über das Wasser stauen und um mindestens 1—2 Fuss höher treiben, als es im Winter zu stehen pflegt. Selbstverständlich erstreckt sich dieser Einfluss auch auf das Wasser des Kuro-shiwo, welches während der Herrschaft des Südwest-Monsuns an die japani- schen Süd- und Südostküsten unmittelbar herantritt und wesentlich dazu beiträgt, dass hier um diese Zeit sehr hohe Temperaturen herrschen. Ueberhaupt aber wird die Wärme des Wassers in seichten Buchten wesentlich von lokalen Verhältnissen abhängen, von der Stärke der

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/48>, abgerufen am 27.11.2024.