Nagasaki gesandt, der hier lange vor Anker lag und auf dem viele junge Japaner frei verkehrten, um die Lenkung und Einrichtung solcher Fahrzeuge kennen zu lernen. Dessenungeachtet erreichte Holland diesmal seinen Zweck nicht.
Ueberall in Japan regte man sich. Die Daimios erhielten Er- laubniss, Kriegsschiffe auszurüsten, und mussten viel zur Landesver- theidigung beitragen. Tempelglocken wurden zu Kanonen umge- gossen und am Eingang zu den grossen Städten Yedo, Osaka und andern Batterien errichtet. Der Bakufu hatte ausserdem viel Kosten durch den Wiederaufbau des Mikadoschlosses in Kioto, sowie mehrerer Tempel in Shiba und Uyeno, welche Gebäude durch Feuersbrünste im Jahre zuvor zu Grunde gegangen waren. Durch dies Alles zeigte die Kasse des Bakufu bald eine bedenkliche Ebbe.
Im Jahr 1856 erschien der Nordamerikaner Harris als General- Consul mit Vollmacht in Shimoda, verlangte die Erlaubniss, nach Yedo gehen und den Shogun sprechen zu dürfen, und setzte damit den Bakufu in Aufregung, verfolgte aber so beharrlich sein Ziel, dass dieser end- lich nachgab. In Folge dessen zogen sich die Fürsten von Mito, Owari und Kii, also die nächsten Verwandten des Shogun, unwillig aus der Regierung zurück.
Allmählich lernten die Fremden auch die verwickelte Natur der Machtverhältnisse kennen, sowie, dass die mit dem Bakufu bisher abgeschlossenen Verträge in sofern keine legale Kraft besassen, als der eigentliche Landesherr, der Mikado, sie nicht ratificiert hatte. Harris liess sich jedoch durch solche Bedenken nicht abschrecken. Mitte October 1857 kam er nach Yedo, hatte eine Unterredung mit dem Shogun (Taikun, wie er von den Amerikanern meist genannt wurde) und seinen Ministern, wobei er verlangte, dass Shimoda, welches sich für den Handel als ungeeignet erwiesen hatte, aufge- geben und dafür Kanagawa (Yokohama) und Osaka geöffnet würden, endlich auch, dass einem bevollmächtigten Minister von Amerika ge- stattet werde, dauernd in Yedo zu wohnen. Diese Forderungen glaubte der Bakufu erst dem Mikado und seinem Hofe vorlegen zu müssen, wo die Ansichten darüber, wie in Yedo, getheilt waren. Wiederholt wurden von der Shogunregierung Abgesandte an den Mikado geschickt, um ihm die gedrückte Lage, in welcher sich dieselbe befand, vor- zustellen. Doch überwog hier noch der Einfluss derjenigen Kuge, welche, wie Sanjo und Iwakura, verlangten, es möge der Bakufu alle Verbindung mit den Barbaren abbrechen, worauf dieser dann wieder erklärte, das sei nicht möglich, man habe in Kioto von den Fremden und ihrer Macht keine rechte Vorstellung. Bald darauf wurde Ii
7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
Nagasaki gesandt, der hier lange vor Anker lag und auf dem viele junge Japaner frei verkehrten, um die Lenkung und Einrichtung solcher Fahrzeuge kennen zu lernen. Dessenungeachtet erreichte Holland diesmal seinen Zweck nicht.
Ueberall in Japan regte man sich. Die Daimios erhielten Er- laubniss, Kriegsschiffe auszurüsten, und mussten viel zur Landesver- theidigung beitragen. Tempelglocken wurden zu Kanonen umge- gossen und am Eingang zu den grossen Städten Yedo, Ôsaka und andern Batterien errichtet. Der Bakufu hatte ausserdem viel Kosten durch den Wiederaufbau des Mikadoschlosses in Kiôto, sowie mehrerer Tempel in Shiba und Uyeno, welche Gebäude durch Feuersbrünste im Jahre zuvor zu Grunde gegangen waren. Durch dies Alles zeigte die Kasse des Bakufu bald eine bedenkliche Ebbe.
Im Jahr 1856 erschien der Nordamerikaner Harris als General- Consul mit Vollmacht in Shimoda, verlangte die Erlaubniss, nach Yedo gehen und den Shôgun sprechen zu dürfen, und setzte damit den Bakufu in Aufregung, verfolgte aber so beharrlich sein Ziel, dass dieser end- lich nachgab. In Folge dessen zogen sich die Fürsten von Mito, Owari und Kii, also die nächsten Verwandten des Shôgun, unwillig aus der Regierung zurück.
Allmählich lernten die Fremden auch die verwickelte Natur der Machtverhältnisse kennen, sowie, dass die mit dem Bakufu bisher abgeschlossenen Verträge in sofern keine legale Kraft besassen, als der eigentliche Landesherr, der Mikado, sie nicht ratificiert hatte. Harris liess sich jedoch durch solche Bedenken nicht abschrecken. Mitte October 1857 kam er nach Yedo, hatte eine Unterredung mit dem Shôgun (Taikún, wie er von den Amerikanern meist genannt wurde) und seinen Ministern, wobei er verlangte, dass Shimoda, welches sich für den Handel als ungeeignet erwiesen hatte, aufge- geben und dafür Kanagawa (Yokohama) und Ôsaka geöffnet würden, endlich auch, dass einem bevollmächtigten Minister von Amerika ge- stattet werde, dauernd in Yedo zu wohnen. Diese Forderungen glaubte der Bakufu erst dem Mikado und seinem Hofe vorlegen zu müssen, wo die Ansichten darüber, wie in Yedo, getheilt waren. Wiederholt wurden von der Shôgunregierung Abgesandte an den Mikado geschickt, um ihm die gedrückte Lage, in welcher sich dieselbe befand, vor- zustellen. Doch überwog hier noch der Einfluss derjenigen Kuge, welche, wie Sanjô und Iwakura, verlangten, es möge der Bakufu alle Verbindung mit den Barbaren abbrechen, worauf dieser dann wieder erklärte, das sei nicht möglich, man habe in Kiôto von den Fremden und ihrer Macht keine rechte Vorstellung. Bald darauf wurde Ii
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7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
Nagasaki gesandt, der hier lange vor Anker lag und auf dem viele
junge Japaner frei verkehrten, um die Lenkung und Einrichtung
solcher Fahrzeuge kennen zu lernen. Dessenungeachtet erreichte
Holland diesmal seinen Zweck nicht.
Ueberall in Japan regte man sich. Die Daimios erhielten Er-
laubniss, Kriegsschiffe auszurüsten, und mussten viel zur Landesver-
theidigung beitragen. Tempelglocken wurden zu Kanonen umge-
gossen und am Eingang zu den grossen Städten Yedo, Ôsaka und
andern Batterien errichtet. Der Bakufu hatte ausserdem viel Kosten
durch den Wiederaufbau des Mikadoschlosses in Kiôto, sowie mehrerer
Tempel in Shiba und Uyeno, welche Gebäude durch Feuersbrünste
im Jahre zuvor zu Grunde gegangen waren. Durch dies Alles zeigte
die Kasse des Bakufu bald eine bedenkliche Ebbe.
Im Jahr 1856 erschien der Nordamerikaner Harris als General-
Consul mit Vollmacht in Shimoda, verlangte die Erlaubniss, nach Yedo
gehen und den Shôgun sprechen zu dürfen, und setzte damit den Bakufu
in Aufregung, verfolgte aber so beharrlich sein Ziel, dass dieser end-
lich nachgab. In Folge dessen zogen sich die Fürsten von Mito,
Owari und Kii, also die nächsten Verwandten des Shôgun, unwillig
aus der Regierung zurück.
Allmählich lernten die Fremden auch die verwickelte Natur der
Machtverhältnisse kennen, sowie, dass die mit dem Bakufu bisher
abgeschlossenen Verträge in sofern keine legale Kraft besassen, als
der eigentliche Landesherr, der Mikado, sie nicht ratificiert hatte.
Harris liess sich jedoch durch solche Bedenken nicht abschrecken.
Mitte October 1857 kam er nach Yedo, hatte eine Unterredung mit
dem Shôgun (Taikún, wie er von den Amerikanern meist genannt
wurde) und seinen Ministern, wobei er verlangte, dass Shimoda,
welches sich für den Handel als ungeeignet erwiesen hatte, aufge-
geben und dafür Kanagawa (Yokohama) und Ôsaka geöffnet würden,
endlich auch, dass einem bevollmächtigten Minister von Amerika ge-
stattet werde, dauernd in Yedo zu wohnen. Diese Forderungen glaubte
der Bakufu erst dem Mikado und seinem Hofe vorlegen zu müssen,
wo die Ansichten darüber, wie in Yedo, getheilt waren. Wiederholt
wurden von der Shôgunregierung Abgesandte an den Mikado geschickt,
um ihm die gedrückte Lage, in welcher sich dieselbe befand, vor-
zustellen. Doch überwog hier noch der Einfluss derjenigen Kuge,
welche, wie Sanjô und Iwakura, verlangten, es möge der Bakufu alle
Verbindung mit den Barbaren abbrechen, worauf dieser dann wieder
erklärte, das sei nicht möglich, man habe in Kiôto von den Fremden
und ihrer Macht keine rechte Vorstellung. Bald darauf wurde Ii
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/425>, abgerufen am 25.11.2024.
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