1620 fand er auf einem der Hügel an der Yedobucht seinem Wunsche gemäss eine hübsche Grabstätte. In Yedo aber erhielt eine Strasse zu seinem Andenken den Namen Anjin Cho (Pilotengasse).
Die Eröffnung des holländischen Handels mit Japan wurde durch Spex und Segersohn um das Jahr 1610 bewirkt. Bei den Verhand- lungen, welche in Suruga vor Iyeyasu und dann vor dessen Sohn, dem Shogun, in Yedo stattfanden, diente Adams als Dolmetscher und Befürworter. Offenbar waren die gefügigen Holländer den Tokugawa sehr willkommen, konnte man doch aus ihnen, die nicht Missions- drang, sondern nur Handelsinteressen nach Japan führten, all die Handelsvortheile ziehen, welche die verhassten Namban gebracht hatten, sie auch als Lehrer im Kanonengiessen, der Schiesspulverbe- reitung und mancher anderen nützlichen und begehrenswerthen Fertig- keit viel besser verwenden, als die Jesuiten. Dazu kam, dass die Abneigung der neuen Fremdlinge gegen die Portugiesen und Spanier und deren Religion kaum geringer war, als diejenige der tonangeben- den Heiden, ja es wird nicht ohne Grund behauptet, dass die An- klage der Staatsgefährlichkeit und manche falsche Beschuldigung gegen die Jesuiten und ihre Lehre, welche jene schon geschilderten blutigen Verfolgungen der Christen hervorriefen, von den Holländern und Engländern wesentlich genährt wurden. Ja noch mehr! Nach den Mittheilungen des durchaus glaubwürdigen und wohl unterrichteten E. Kaempfer und anderen Anzeichen kann es kaum noch bezwei- felt werden, dass bei dem letzten grossen Act gegen die eingeborenen Christen, nämlich bei der Belagerung und Einnahme von Arima auf Shimabara, die Holländer nicht anstanden, eine Probe ihres Gehor- sams und ihrer Feindschaft gegen das katholische Christenthum zu geben, welche den Japanern genügen konnte. "Unser Resident Köke- becker", heisst es bei Kaempfer ausdrücklich, "verfügte sich selbst mit dem noch vorhandenen Schiffe nach Shimabara und beschoss binnen 14 Tagen die belagerten Christen sowohl vom Schiffe als auch vom Lande aus mit 426 groben Kanonenschüssen".
In Folge des Freibriefes, den Adams und Spex von Iyeyasu für den holländischen Handel erlangt hatten, gründete Spex auf einer kleinen Insel im Hafen von Hirado eine Factorei. Fast zur näm- lichen Zeit sandte die East-India-Company von England aus drei Schiffe unter dem Oberbefehle des Capitain John Saris mit einem Briefe des Königs James I. an den Kaiser (Shogun) von Japan, um ebenfalls Handelsverbindungen mit diesem Lande anzuknüpfen. Saris erreichte im Juni 1613 Hirado, fand aber weder bei den Hol- ländern, noch den Portugiesen viel Entgegenkommen. Zwei Monate
I. Geschichte des japanischen Volkes.
1620 fand er auf einem der Hügel an der Yedobucht seinem Wunsche gemäss eine hübsche Grabstätte. In Yedo aber erhielt eine Strasse zu seinem Andenken den Namen Anjin Chô (Pilotengasse).
Die Eröffnung des holländischen Handels mit Japan wurde durch Spex und Segersohn um das Jahr 1610 bewirkt. Bei den Verhand- lungen, welche in Suruga vor Iyeyasu und dann vor dessen Sohn, dem Shôgun, in Yedo stattfanden, diente Adams als Dolmetscher und Befürworter. Offenbar waren die gefügigen Holländer den Tokugawa sehr willkommen, konnte man doch aus ihnen, die nicht Missions- drang, sondern nur Handelsinteressen nach Japan führten, all die Handelsvortheile ziehen, welche die verhassten Namban gebracht hatten, sie auch als Lehrer im Kanonengiessen, der Schiesspulverbe- reitung und mancher anderen nützlichen und begehrenswerthen Fertig- keit viel besser verwenden, als die Jesuiten. Dazu kam, dass die Abneigung der neuen Fremdlinge gegen die Portugiesen und Spanier und deren Religion kaum geringer war, als diejenige der tonangeben- den Heiden, ja es wird nicht ohne Grund behauptet, dass die An- klage der Staatsgefährlichkeit und manche falsche Beschuldigung gegen die Jesuiten und ihre Lehre, welche jene schon geschilderten blutigen Verfolgungen der Christen hervorriefen, von den Holländern und Engländern wesentlich genährt wurden. Ja noch mehr! Nach den Mittheilungen des durchaus glaubwürdigen und wohl unterrichteten E. Kaempfer und anderen Anzeichen kann es kaum noch bezwei- felt werden, dass bei dem letzten grossen Act gegen die eingeborenen Christen, nämlich bei der Belagerung und Einnahme von Arima auf Shimabara, die Holländer nicht anstanden, eine Probe ihres Gehor- sams und ihrer Feindschaft gegen das katholische Christenthum zu geben, welche den Japanern genügen konnte. »Unser Resident Köke- becker«, heisst es bei Kaempfer ausdrücklich, »verfügte sich selbst mit dem noch vorhandenen Schiffe nach Shimabara und beschoss binnen 14 Tagen die belagerten Christen sowohl vom Schiffe als auch vom Lande aus mit 426 groben Kanonenschüssen«.
In Folge des Freibriefes, den Adams und Spex von Iyeyasu für den holländischen Handel erlangt hatten, gründete Spex auf einer kleinen Insel im Hafen von Hirado eine Factorei. Fast zur näm- lichen Zeit sandte die East-India-Company von England aus drei Schiffe unter dem Oberbefehle des Capitain John Saris mit einem Briefe des Königs James I. an den Kaiser (Shôgun) von Japan, um ebenfalls Handelsverbindungen mit diesem Lande anzuknüpfen. Saris erreichte im Juni 1613 Hirado, fand aber weder bei den Hol- ländern, noch den Portugiesen viel Entgegenkommen. Zwei Monate
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I. Geschichte des japanischen Volkes.
1620 fand er auf einem der Hügel an der Yedobucht seinem Wunsche
gemäss eine hübsche Grabstätte. In Yedo aber erhielt eine Strasse
zu seinem Andenken den Namen Anjin Chô (Pilotengasse).
Die Eröffnung des holländischen Handels mit Japan wurde durch
Spex und Segersohn um das Jahr 1610 bewirkt. Bei den Verhand-
lungen, welche in Suruga vor Iyeyasu und dann vor dessen Sohn,
dem Shôgun, in Yedo stattfanden, diente Adams als Dolmetscher und
Befürworter. Offenbar waren die gefügigen Holländer den Tokugawa
sehr willkommen, konnte man doch aus ihnen, die nicht Missions-
drang, sondern nur Handelsinteressen nach Japan führten, all die
Handelsvortheile ziehen, welche die verhassten Namban gebracht
hatten, sie auch als Lehrer im Kanonengiessen, der Schiesspulverbe-
reitung und mancher anderen nützlichen und begehrenswerthen Fertig-
keit viel besser verwenden, als die Jesuiten. Dazu kam, dass die
Abneigung der neuen Fremdlinge gegen die Portugiesen und Spanier
und deren Religion kaum geringer war, als diejenige der tonangeben-
den Heiden, ja es wird nicht ohne Grund behauptet, dass die An-
klage der Staatsgefährlichkeit und manche falsche Beschuldigung
gegen die Jesuiten und ihre Lehre, welche jene schon geschilderten
blutigen Verfolgungen der Christen hervorriefen, von den Holländern
und Engländern wesentlich genährt wurden. Ja noch mehr! Nach
den Mittheilungen des durchaus glaubwürdigen und wohl unterrichteten
E. Kaempfer und anderen Anzeichen kann es kaum noch bezwei-
felt werden, dass bei dem letzten grossen Act gegen die eingeborenen
Christen, nämlich bei der Belagerung und Einnahme von Arima auf
Shimabara, die Holländer nicht anstanden, eine Probe ihres Gehor-
sams und ihrer Feindschaft gegen das katholische Christenthum zu
geben, welche den Japanern genügen konnte. »Unser Resident Köke-
becker«, heisst es bei Kaempfer ausdrücklich, »verfügte sich selbst
mit dem noch vorhandenen Schiffe nach Shimabara und beschoss
binnen 14 Tagen die belagerten Christen sowohl vom Schiffe als auch
vom Lande aus mit 426 groben Kanonenschüssen«.
In Folge des Freibriefes, den Adams und Spex von Iyeyasu für
den holländischen Handel erlangt hatten, gründete Spex auf einer
kleinen Insel im Hafen von Hirado eine Factorei. Fast zur näm-
lichen Zeit sandte die East-India-Company von England aus drei
Schiffe unter dem Oberbefehle des Capitain John Saris mit einem
Briefe des Königs James I. an den Kaiser (Shôgun) von Japan,
um ebenfalls Handelsverbindungen mit diesem Lande anzuknüpfen.
Saris erreichte im Juni 1613 Hirado, fand aber weder bei den Hol-
ländern, noch den Portugiesen viel Entgegenkommen. Zwei Monate
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/410>, abgerufen am 25.11.2024.
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