Voraus gewiss sein konnte. Hidetada wurde dann zurück nach Yedo gesandt, während Iyeyasu noch länger in Fushimi blieb, dessen Schloss er wieder herrichten liess und woselbst er auch Shimadzu Tadatsune, den Sohn des Yoshihiro von Satsuma, in Audienz empfing. Ukita Hideiye, welcher bei demselben Zuflucht gefunden hatte, wurde nach der Insel Hachijo verbannt. Gegen das Haus Shimadzu aber erwies sich Iyeyasu sehr gnädig und liess es in dem ungeschmälerten Besitz von Satsuma, Osumi und dem südlichen Hiuga.
Im Jahre 1603 wurde Iyeyasu vom Mikado mit dem Titel Udaijin beehrt, sowie zum Haupte der Minamato und Sei-i-tai-shogun ernannt und empfing bald darauf in seiner Residenz Yedo die Huldigung der Barone. Nunmehr stand er auf dem Gipfel der Macht, die ihm in keinem Landestheile weiter bestritten wurde und wozu ihm persönliche Tüchtigkeit und günstige Umstände den Weg gebahnt hatten.
6. Periode. Das Shogunat der Tokugawa oder die Zeit von der Schlacht bei Sekigahara bis zur Restauration der Mi- kadoherrschaft (1600--1868 n. Chr.).
a. Iyeyasu, Hidetada und Iyemitsu. Ausrottung des Christenthums.
Mit der Schlacht von Sekigahara, der blutigsten und folgen- schwersten, welche die japanische Geschichte kennt, beginnt für das Land eine ganz neue Epoche. Es ist das Shogunat der Tokugawa, welche über 250 Jahre lang unbestritten im Besitze der höchsten Ge- walt bleiben und dem Lande nach jahrhundertelangen Bürgerkriegen eine überraschend lange Periode des Friedens sichern. Der Beginn dieser Epoche ist zugleich die Zeit, in welcher das Feudalsystem seine vollendetste Ausbildung erhält, das Christenthum mit allen Mitteln der Gewalt und List ausgerottet und der Verkehr mit Aus- ländern auf Chinesen und Holländer zu Nagasaki beschränkt wird.
Nach schweren Kämpfen war es Iyeyasu gelungen, die höchste Macht, das Shogunat, an sein Haus zu bringen. Sie zu befestigen und demselben zu erhalten, war nun sein ganzes Streben. Dazu schien ihm der Friede im Innern und nach Aussen nöthig. Zu den Massregeln, welche er, beziehungsweise seine nächsten Nachfolger zur Sicherung desselben ergriffen, gehören die Ausrottung des Christen- thums und die detaillierteste Regelung der Beziehungen, in welchen
5. Periode. 6. Periode.
Voraus gewiss sein konnte. Hidetada wurde dann zurück nach Yedo gesandt, während Iyeyasu noch länger in Fushimi blieb, dessen Schloss er wieder herrichten liess und woselbst er auch Shimadzu Tadatsune, den Sohn des Yoshihiro von Satsuma, in Audienz empfing. Ukita Hideiye, welcher bei demselben Zuflucht gefunden hatte, wurde nach der Insel Hachijô verbannt. Gegen das Haus Shimadzu aber erwies sich Iyeyasu sehr gnädig und liess es in dem ungeschmälerten Besitz von Satsuma, Ôsumi und dem südlichen Hiuga.
Im Jahre 1603 wurde Iyeyasu vom Mikado mit dem Titel Udaijin beehrt, sowie zum Haupte der Minamato und Sei-i-tai-shôgun ernannt und empfing bald darauf in seiner Residenz Yedo die Huldigung der Barone. Nunmehr stand er auf dem Gipfel der Macht, die ihm in keinem Landestheile weiter bestritten wurde und wozu ihm persönliche Tüchtigkeit und günstige Umstände den Weg gebahnt hatten.
6. Periode. Das Shôgunat der Tokugawa oder die Zeit von der Schlacht bei Sekigahara bis zur Restauration der Mi- kadoherrschaft (1600—1868 n. Chr.).
a. Iyeyasu, Hidetada und Iyemitsu. Ausrottung des Christenthums.
Mit der Schlacht von Sekigahara, der blutigsten und folgen- schwersten, welche die japanische Geschichte kennt, beginnt für das Land eine ganz neue Epoche. Es ist das Shôgunat der Tokugawa, welche über 250 Jahre lang unbestritten im Besitze der höchsten Ge- walt bleiben und dem Lande nach jahrhundertelangen Bürgerkriegen eine überraschend lange Periode des Friedens sichern. Der Beginn dieser Epoche ist zugleich die Zeit, in welcher das Feudalsystem seine vollendetste Ausbildung erhält, das Christenthum mit allen Mitteln der Gewalt und List ausgerottet und der Verkehr mit Aus- ländern auf Chinesen und Holländer zu Nagasaki beschränkt wird.
Nach schweren Kämpfen war es Iyeyasu gelungen, die höchste Macht, das Shôgunat, an sein Haus zu bringen. Sie zu befestigen und demselben zu erhalten, war nun sein ganzes Streben. Dazu schien ihm der Friede im Innern und nach Aussen nöthig. Zu den Massregeln, welche er, beziehungsweise seine nächsten Nachfolger zur Sicherung desselben ergriffen, gehören die Ausrottung des Christen- thums und die detaillierteste Regelung der Beziehungen, in welchen
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5. Periode. 6. Periode.
Voraus gewiss sein konnte. Hidetada wurde dann zurück nach Yedo
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Schloss er wieder herrichten liess und woselbst er auch Shimadzu
Tadatsune, den Sohn des Yoshihiro von Satsuma, in Audienz empfing.
Ukita Hideiye, welcher bei demselben Zuflucht gefunden hatte, wurde
nach der Insel Hachijô verbannt. Gegen das Haus Shimadzu aber
erwies sich Iyeyasu sehr gnädig und liess es in dem ungeschmälerten
Besitz von Satsuma, Ôsumi und dem südlichen Hiuga.
Im Jahre 1603 wurde Iyeyasu vom Mikado mit dem Titel Udaijin
beehrt, sowie zum Haupte der Minamato und Sei-i-tai-shôgun ernannt
und empfing bald darauf in seiner Residenz Yedo die Huldigung der
Barone. Nunmehr stand er auf dem Gipfel der Macht, die ihm in
keinem Landestheile weiter bestritten wurde und wozu ihm persönliche
Tüchtigkeit und günstige Umstände den Weg gebahnt hatten.
6. Periode.
Das Shôgunat der Tokugawa oder die Zeit von der
Schlacht bei Sekigahara bis zur Restauration der Mi-
kadoherrschaft (1600—1868 n. Chr.).
a. Iyeyasu, Hidetada und Iyemitsu. Ausrottung des Christenthums.
Mit der Schlacht von Sekigahara, der blutigsten und folgen-
schwersten, welche die japanische Geschichte kennt, beginnt für das
Land eine ganz neue Epoche. Es ist das Shôgunat der Tokugawa,
welche über 250 Jahre lang unbestritten im Besitze der höchsten Ge-
walt bleiben und dem Lande nach jahrhundertelangen Bürgerkriegen
eine überraschend lange Periode des Friedens sichern. Der Beginn
dieser Epoche ist zugleich die Zeit, in welcher das Feudalsystem
seine vollendetste Ausbildung erhält, das Christenthum mit allen
Mitteln der Gewalt und List ausgerottet und der Verkehr mit Aus-
ländern auf Chinesen und Holländer zu Nagasaki beschränkt wird.
Nach schweren Kämpfen war es Iyeyasu gelungen, die höchste
Macht, das Shôgunat, an sein Haus zu bringen. Sie zu befestigen
und demselben zu erhalten, war nun sein ganzes Streben. Dazu
schien ihm der Friede im Innern und nach Aussen nöthig. Zu den
Massregeln, welche er, beziehungsweise seine nächsten Nachfolger
zur Sicherung desselben ergriffen, gehören die Ausrottung des Christen-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/373>, abgerufen am 13.11.2024.
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