5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
viel bedeutete, als dass sie ihn als Nachfolger des Hideyoshi und Führer anerkannten.
Bald darauf forderte man auch Kagekatsu auf, an den Hof nach Osaka zu kommen. Derselbe gab jedoch Unwohlsein vor, sowie, dass er von Taiko-sama die Erlaubniss erhalten habe, drei Jahre auf seinen Besitzungen leben zu dürfen, und kam nicht. Iyeyasu war ungehalten über diese Opposition, übergab den westlichen Theil der Festung Osaka sowie das Schloss zu Fushimi dem Schutze zweier Vasallen und begab sich mit grossem Gefolge nach Yedo, um sich auf die bevorstehenden Kämpfe zu rüsten.
Die Gouverneure Mitsunari und Yoshitaka sandten nun ein Cir- cular an alle Daimios, worin sie gegen Iyeyasu dreizehn verschiedene Klagen erhoben, die darin gipfelten, dass er das Erbe Taiko-sama's an sich reisse, obgleich er diesem versprochen, es Hideyori erhalten helfen zu wollen. Man schwor sich gegenseitig Treue und ernannte Mori Terumoto zum Führer der Liga. Mit dem Heere von etwa 150000 Streitern, das dieselbe rasch zusammen brachte, nahm man den westlichen Theil der Burg von Osaka, hinterliess hier Mori Teru- moto und Masuda Naganori mit einem Beobachtungscorps sowie zum Schutze des Hideyori und rückte mit der Hauptarmee nordwärts vor Fushimi, dessen stattliches Schloss nach zehntägiger Belagerung in ihre Hände fiel, dabei aber in Flammen aufging. Sein Vertheidiger, Torii Mototada, nahm sich bei der Gelegenheit das Leben. Von Fushimi rückte die Armee der Liga nach Omi vor, um Mino und Owari zu besetzen.
Iyeyasu hatte sich von Yedo nach Koyama in Shimotsuke be- geben, wo ihn die Nachricht von der Belagerung von Fushimi er- reichte. Er hielt nun mit seinen Söhnen und Vasallen Rath über die Schritte, welche er zu thun habe, wobei Ii Yoshimasa erklärte, dass dies eine günstige Gelegenheit sei, die Regierung des Landes in seine Hände zu bekommen, die er nicht vorübergehen lassen dürfe. Iyeyasu möge die zerstreuten Truppen sammeln und an ihrer Spitze dem Feinde entgegenrücken. Iyeyasu beschloss, demgemäss zu han- deln. Da jedoch bei der Einnahme der Festungswerke zu Osaka und Fushimi die Familien vieler seiner Anhänger in Gefangenschaft gerathen waren, so stellte er es jedem frei, sich der Liga zuzuge- sellen, um Frau und Kinder zu retten, und versprach sogar denen, die dies thun wollten, sie mit den nöthigen Reisevorräthen zu ver- sehen. Da trat Fukushima Masanori vor und rief aus: "Es ist Niemand unter uns, der unter Umständen, wie die vorliegenden, seinen Lehnsherrn verlassen würde aus Rücksicht auf seine Familie!" Alle
5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
viel bedeutete, als dass sie ihn als Nachfolger des Hideyoshi und Führer anerkannten.
Bald darauf forderte man auch Kagekatsu auf, an den Hof nach Ôsaka zu kommen. Derselbe gab jedoch Unwohlsein vor, sowie, dass er von Taikô-sama die Erlaubniss erhalten habe, drei Jahre auf seinen Besitzungen leben zu dürfen, und kam nicht. Iyeyasu war ungehalten über diese Opposition, übergab den westlichen Theil der Festung Ôsaka sowie das Schloss zu Fushimi dem Schutze zweier Vasallen und begab sich mit grossem Gefolge nach Yedo, um sich auf die bevorstehenden Kämpfe zu rüsten.
Die Gouverneure Mitsunari und Yoshitaka sandten nun ein Cir- cular an alle Daimios, worin sie gegen Iyeyasu dreizehn verschiedene Klagen erhoben, die darin gipfelten, dass er das Erbe Taikô-sama’s an sich reisse, obgleich er diesem versprochen, es Hideyori erhalten helfen zu wollen. Man schwor sich gegenseitig Treue und ernannte Môri Terumoto zum Führer der Liga. Mit dem Heere von etwa 150000 Streitern, das dieselbe rasch zusammen brachte, nahm man den westlichen Theil der Burg von Ôsaka, hinterliess hier Môri Teru- moto und Masuda Naganori mit einem Beobachtungscorps sowie zum Schutze des Hideyori und rückte mit der Hauptarmee nordwärts vor Fushimi, dessen stattliches Schloss nach zehntägiger Belagerung in ihre Hände fiel, dabei aber in Flammen aufging. Sein Vertheidiger, Torii Mototada, nahm sich bei der Gelegenheit das Leben. Von Fushimi rückte die Armee der Liga nach Ômi vor, um Mino und Owari zu besetzen.
Iyeyasu hatte sich von Yedo nach Koyama in Shimotsuke be- geben, wo ihn die Nachricht von der Belagerung von Fushimi er- reichte. Er hielt nun mit seinen Söhnen und Vasallen Rath über die Schritte, welche er zu thun habe, wobei Ii Yoshimasa erklärte, dass dies eine günstige Gelegenheit sei, die Regierung des Landes in seine Hände zu bekommen, die er nicht vorübergehen lassen dürfe. Iyeyasu möge die zerstreuten Truppen sammeln und an ihrer Spitze dem Feinde entgegenrücken. Iyeyasu beschloss, demgemäss zu han- deln. Da jedoch bei der Einnahme der Festungswerke zu Ôsaka und Fushimi die Familien vieler seiner Anhänger in Gefangenschaft gerathen waren, so stellte er es jedem frei, sich der Liga zuzuge- sellen, um Frau und Kinder zu retten, und versprach sogar denen, die dies thun wollten, sie mit den nöthigen Reisevorräthen zu ver- sehen. Da trat Fukushima Masanori vor und rief aus: »Es ist Niemand unter uns, der unter Umständen, wie die vorliegenden, seinen Lehnsherrn verlassen würde aus Rücksicht auf seine Familie!« Alle
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0369"n="343"/><fwplace="top"type="header">5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.</fw><lb/>
viel bedeutete, als dass sie ihn als Nachfolger des Hideyoshi und<lb/>
Führer anerkannten.</p><lb/><p>Bald darauf forderte man auch Kagekatsu auf, an den Hof nach<lb/>
Ôsaka zu kommen. Derselbe gab jedoch Unwohlsein vor, sowie,<lb/>
dass er von Taikô-sama die Erlaubniss erhalten habe, drei Jahre<lb/>
auf seinen Besitzungen leben zu dürfen, und kam nicht. Iyeyasu<lb/>
war ungehalten über diese Opposition, übergab den westlichen Theil<lb/>
der Festung Ôsaka sowie das Schloss zu Fushimi dem Schutze zweier<lb/>
Vasallen und begab sich mit grossem Gefolge nach Yedo, um sich<lb/>
auf die bevorstehenden Kämpfe zu rüsten.</p><lb/><p>Die Gouverneure Mitsunari und Yoshitaka sandten nun ein Cir-<lb/>
cular an alle Daimios, worin sie gegen Iyeyasu dreizehn verschiedene<lb/>
Klagen erhoben, die darin gipfelten, dass er das Erbe Taikô-sama’s<lb/>
an sich reisse, obgleich er diesem versprochen, es Hideyori erhalten<lb/>
helfen zu wollen. Man schwor sich gegenseitig Treue und ernannte<lb/><hirendition="#g">Môri Terumoto</hi> zum Führer der Liga. Mit dem Heere von etwa<lb/>
150000 Streitern, das dieselbe rasch zusammen brachte, nahm man<lb/>
den westlichen Theil der Burg von Ôsaka, hinterliess hier Môri Teru-<lb/>
moto und Masuda Naganori mit einem Beobachtungscorps sowie zum<lb/>
Schutze des Hideyori und rückte mit der Hauptarmee nordwärts vor<lb/>
Fushimi, dessen stattliches Schloss nach zehntägiger Belagerung in<lb/>
ihre Hände fiel, dabei aber in Flammen aufging. Sein Vertheidiger,<lb/><hirendition="#g">Torii Mototada</hi>, nahm sich bei der Gelegenheit das Leben. Von<lb/>
Fushimi rückte die Armee der Liga nach Ômi vor, um Mino und<lb/>
Owari zu besetzen.</p><lb/><p>Iyeyasu hatte sich von Yedo nach Koyama in Shimotsuke be-<lb/>
geben, wo ihn die Nachricht von der Belagerung von Fushimi er-<lb/>
reichte. Er hielt nun mit seinen Söhnen und Vasallen Rath über die<lb/>
Schritte, welche er zu thun habe, wobei <hirendition="#g">Ii Yoshimasa</hi> erklärte,<lb/>
dass dies eine günstige Gelegenheit sei, die Regierung des Landes<lb/>
in seine Hände zu bekommen, die er nicht vorübergehen lassen dürfe.<lb/>
Iyeyasu möge die zerstreuten Truppen sammeln und an ihrer Spitze<lb/>
dem Feinde entgegenrücken. Iyeyasu beschloss, demgemäss zu han-<lb/>
deln. Da jedoch bei der Einnahme der Festungswerke zu Ôsaka<lb/>
und Fushimi die Familien vieler seiner Anhänger in Gefangenschaft<lb/>
gerathen waren, so stellte er es jedem frei, sich der Liga zuzuge-<lb/>
sellen, um Frau und Kinder zu retten, und versprach sogar denen,<lb/>
die dies thun wollten, sie mit den nöthigen Reisevorräthen zu ver-<lb/>
sehen. Da trat <hirendition="#g">Fukushima Masanori</hi> vor und rief aus: »Es ist<lb/>
Niemand unter uns, der unter Umständen, wie die vorliegenden, seinen<lb/>
Lehnsherrn verlassen würde aus Rücksicht auf seine Familie!« Alle<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[343/0369]
5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
viel bedeutete, als dass sie ihn als Nachfolger des Hideyoshi und
Führer anerkannten.
Bald darauf forderte man auch Kagekatsu auf, an den Hof nach
Ôsaka zu kommen. Derselbe gab jedoch Unwohlsein vor, sowie,
dass er von Taikô-sama die Erlaubniss erhalten habe, drei Jahre
auf seinen Besitzungen leben zu dürfen, und kam nicht. Iyeyasu
war ungehalten über diese Opposition, übergab den westlichen Theil
der Festung Ôsaka sowie das Schloss zu Fushimi dem Schutze zweier
Vasallen und begab sich mit grossem Gefolge nach Yedo, um sich
auf die bevorstehenden Kämpfe zu rüsten.
Die Gouverneure Mitsunari und Yoshitaka sandten nun ein Cir-
cular an alle Daimios, worin sie gegen Iyeyasu dreizehn verschiedene
Klagen erhoben, die darin gipfelten, dass er das Erbe Taikô-sama’s
an sich reisse, obgleich er diesem versprochen, es Hideyori erhalten
helfen zu wollen. Man schwor sich gegenseitig Treue und ernannte
Môri Terumoto zum Führer der Liga. Mit dem Heere von etwa
150000 Streitern, das dieselbe rasch zusammen brachte, nahm man
den westlichen Theil der Burg von Ôsaka, hinterliess hier Môri Teru-
moto und Masuda Naganori mit einem Beobachtungscorps sowie zum
Schutze des Hideyori und rückte mit der Hauptarmee nordwärts vor
Fushimi, dessen stattliches Schloss nach zehntägiger Belagerung in
ihre Hände fiel, dabei aber in Flammen aufging. Sein Vertheidiger,
Torii Mototada, nahm sich bei der Gelegenheit das Leben. Von
Fushimi rückte die Armee der Liga nach Ômi vor, um Mino und
Owari zu besetzen.
Iyeyasu hatte sich von Yedo nach Koyama in Shimotsuke be-
geben, wo ihn die Nachricht von der Belagerung von Fushimi er-
reichte. Er hielt nun mit seinen Söhnen und Vasallen Rath über die
Schritte, welche er zu thun habe, wobei Ii Yoshimasa erklärte,
dass dies eine günstige Gelegenheit sei, die Regierung des Landes
in seine Hände zu bekommen, die er nicht vorübergehen lassen dürfe.
Iyeyasu möge die zerstreuten Truppen sammeln und an ihrer Spitze
dem Feinde entgegenrücken. Iyeyasu beschloss, demgemäss zu han-
deln. Da jedoch bei der Einnahme der Festungswerke zu Ôsaka
und Fushimi die Familien vieler seiner Anhänger in Gefangenschaft
gerathen waren, so stellte er es jedem frei, sich der Liga zuzuge-
sellen, um Frau und Kinder zu retten, und versprach sogar denen,
die dies thun wollten, sie mit den nöthigen Reisevorräthen zu ver-
sehen. Da trat Fukushima Masanori vor und rief aus: »Es ist
Niemand unter uns, der unter Umständen, wie die vorliegenden, seinen
Lehnsherrn verlassen würde aus Rücksicht auf seine Familie!« Alle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/369>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.