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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
fünf mächtigen Häusern, mit denen das seinige seit lange in Freund-
schaft gelebt hatte, und bat sie um ihren Beistand. Als Satake
Yoshinobu die missliche Lage erkannte, in welche Mitsunari gerathen
war, empfahl er ihm, zu Iyeyasu zu gehen und dessen Schutz zu
erbitten. Iyeyasu empfing ihn sehr freundlich und suchte ihm zu
zeigen, wie unbegründet sein Verdacht und wie verwerflich seine
Handlungen gegen ihn seien. Als aber Kato und die übrigen Feinde
des Mitsunari weiter dessen Tod verlangten, drang Iyeyasu in den
Bugio, seiner Stelle zu entsagen und sich in seine Provinz Omi zurück-
zuziehen. Zum Zeichen, dass er nichts gegen Mitsunari im Schilde
führe, gab er ihm sogar einen seiner Söhne mit. Dann berief er
Mitsunari's Feinde zu sich und bestimmte sie, ihrem Anschlag gegen
denselben zu entsagen. Don Austin (Konishi Yukinaga), ein alter
Freund des Ishida Mitsunari, wollte sich mit diesem auf das Schloss
Sawoyama (Hikone) in Omi in die Verbannung begeben, doch liess
dies Mitsunari nicht zu und bestimmte ihn, in Fushimi zu bleiben.

Mitsunari setzte, ungeachtet des persönlichen, zuvorkommenden
Wesens von Iyeyasu, seine Intriguen gegen denselben fort. In der
Geschichte der Kirche wird sein uns schwer begreifliches Verhalten
damit erklärt und entschuldigt, dass er als Christ seinem dem Hide-
yoshi gegebenen Eide gemäss gehandelt habe, um zu verhüten, dass
Hideyori durch Iyeyasu um sein Erbe komme. Er bewirkte das
Gegentheil, denn er stürzte bald den jungen Prinzen sowohl als auch
sich und alle seine Freunde ins Verderben. Uyesugi Kagekatsu,
der Herr von Echigo und Aidzu und neben Iyeyasu der reichste und
mächtigste Fürst des Nordens, kam zu ihm und verabredete mit ihm
einen Plan, den Daifu-sama im folgenden Jahre (1600) anzugreifen.
Sie beschworen den Vertrag, welchen sie abschlossen, und besiegelten
ihn mit ihrem Blute *). Uyesugi besuchte dann seine Schlösser in
Aidzu. Auch Mori, Ukito, Maeda und Satake besuchten ihre Staaten.
Man sah darin eine Fortsetzung der feindlichen Vorbereitungen gegen
Iyeyasu und rieth diesem, den Gegnern zuvorzukommen und sich des
westlichen Theiles vom Schlosse zu Osaka zu bemächtigen. Dies
geschah Mitte Winter **). Zu Neujahr 1600 brachten die meisten
Barone dem Daifu-sama in Osaka ihre Glückwünsche dar, was so

*) Diese alte Sitte, einen Eid oder ein Zeugniss vor Gericht zu bekräftigen,
bestand darin, dass unter das Document ein Tropfen Blut vom Mittelfinger der
rechten Hand gesetzt und mit dem Daumennagel aufgedrückt wurde. Wir finden
dieselbe noch im Jahre 1877 bei Gelegenheit des Verhöres von Gouverneur Oyama
(siehe Aufstand von Satsuma).
**) Hideyori behielt den centralen Theil der Festung.

I. Geschichte des japanischen Volkes.
fünf mächtigen Häusern, mit denen das seinige seit lange in Freund-
schaft gelebt hatte, und bat sie um ihren Beistand. Als Satake
Yoshinobu die missliche Lage erkannte, in welche Mitsunari gerathen
war, empfahl er ihm, zu Iyeyasu zu gehen und dessen Schutz zu
erbitten. Iyeyasu empfing ihn sehr freundlich und suchte ihm zu
zeigen, wie unbegründet sein Verdacht und wie verwerflich seine
Handlungen gegen ihn seien. Als aber Katô und die übrigen Feinde
des Mitsunari weiter dessen Tod verlangten, drang Iyeyasu in den
Bugiô, seiner Stelle zu entsagen und sich in seine Provinz Ômi zurück-
zuziehen. Zum Zeichen, dass er nichts gegen Mitsunari im Schilde
führe, gab er ihm sogar einen seiner Söhne mit. Dann berief er
Mitsunari’s Feinde zu sich und bestimmte sie, ihrem Anschlag gegen
denselben zu entsagen. Don Austin (Konishi Yukinaga), ein alter
Freund des Ishida Mitsunari, wollte sich mit diesem auf das Schloss
Sawoyama (Hikone) in Ômi in die Verbannung begeben, doch liess
dies Mitsunari nicht zu und bestimmte ihn, in Fushimi zu bleiben.

Mitsunari setzte, ungeachtet des persönlichen, zuvorkommenden
Wesens von Iyeyasu, seine Intriguen gegen denselben fort. In der
Geschichte der Kirche wird sein uns schwer begreifliches Verhalten
damit erklärt und entschuldigt, dass er als Christ seinem dem Hide-
yoshi gegebenen Eide gemäss gehandelt habe, um zu verhüten, dass
Hideyori durch Iyeyasu um sein Erbe komme. Er bewirkte das
Gegentheil, denn er stürzte bald den jungen Prinzen sowohl als auch
sich und alle seine Freunde ins Verderben. Uyesugi Kagekatsu,
der Herr von Echigo und Aidzu und neben Iyeyasu der reichste und
mächtigste Fürst des Nordens, kam zu ihm und verabredete mit ihm
einen Plan, den Daifu-sama im folgenden Jahre (1600) anzugreifen.
Sie beschworen den Vertrag, welchen sie abschlossen, und besiegelten
ihn mit ihrem Blute *). Uyesugi besuchte dann seine Schlösser in
Aidzu. Auch Môri, Ukito, Maëda und Satake besuchten ihre Staaten.
Man sah darin eine Fortsetzung der feindlichen Vorbereitungen gegen
Iyeyasu und rieth diesem, den Gegnern zuvorzukommen und sich des
westlichen Theiles vom Schlosse zu Ôsaka zu bemächtigen. Dies
geschah Mitte Winter **). Zu Neujahr 1600 brachten die meisten
Barone dem Daifu-sama in Ôsaka ihre Glückwünsche dar, was so

*) Diese alte Sitte, einen Eid oder ein Zeugniss vor Gericht zu bekräftigen,
bestand darin, dass unter das Document ein Tropfen Blut vom Mittelfinger der
rechten Hand gesetzt und mit dem Daumennagel aufgedrückt wurde. Wir finden
dieselbe noch im Jahre 1877 bei Gelegenheit des Verhöres von Gouverneur Ôyama
(siehe Aufstand von Satsuma).
**) Hideyori behielt den centralen Theil der Festung.
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[342/0368] I. Geschichte des japanischen Volkes. fünf mächtigen Häusern, mit denen das seinige seit lange in Freund- schaft gelebt hatte, und bat sie um ihren Beistand. Als Satake Yoshinobu die missliche Lage erkannte, in welche Mitsunari gerathen war, empfahl er ihm, zu Iyeyasu zu gehen und dessen Schutz zu erbitten. Iyeyasu empfing ihn sehr freundlich und suchte ihm zu zeigen, wie unbegründet sein Verdacht und wie verwerflich seine Handlungen gegen ihn seien. Als aber Katô und die übrigen Feinde des Mitsunari weiter dessen Tod verlangten, drang Iyeyasu in den Bugiô, seiner Stelle zu entsagen und sich in seine Provinz Ômi zurück- zuziehen. Zum Zeichen, dass er nichts gegen Mitsunari im Schilde führe, gab er ihm sogar einen seiner Söhne mit. Dann berief er Mitsunari’s Feinde zu sich und bestimmte sie, ihrem Anschlag gegen denselben zu entsagen. Don Austin (Konishi Yukinaga), ein alter Freund des Ishida Mitsunari, wollte sich mit diesem auf das Schloss Sawoyama (Hikone) in Ômi in die Verbannung begeben, doch liess dies Mitsunari nicht zu und bestimmte ihn, in Fushimi zu bleiben. Mitsunari setzte, ungeachtet des persönlichen, zuvorkommenden Wesens von Iyeyasu, seine Intriguen gegen denselben fort. In der Geschichte der Kirche wird sein uns schwer begreifliches Verhalten damit erklärt und entschuldigt, dass er als Christ seinem dem Hide- yoshi gegebenen Eide gemäss gehandelt habe, um zu verhüten, dass Hideyori durch Iyeyasu um sein Erbe komme. Er bewirkte das Gegentheil, denn er stürzte bald den jungen Prinzen sowohl als auch sich und alle seine Freunde ins Verderben. Uyesugi Kagekatsu, der Herr von Echigo und Aidzu und neben Iyeyasu der reichste und mächtigste Fürst des Nordens, kam zu ihm und verabredete mit ihm einen Plan, den Daifu-sama im folgenden Jahre (1600) anzugreifen. Sie beschworen den Vertrag, welchen sie abschlossen, und besiegelten ihn mit ihrem Blute *). Uyesugi besuchte dann seine Schlösser in Aidzu. Auch Môri, Ukito, Maëda und Satake besuchten ihre Staaten. Man sah darin eine Fortsetzung der feindlichen Vorbereitungen gegen Iyeyasu und rieth diesem, den Gegnern zuvorzukommen und sich des westlichen Theiles vom Schlosse zu Ôsaka zu bemächtigen. Dies geschah Mitte Winter **). Zu Neujahr 1600 brachten die meisten Barone dem Daifu-sama in Ôsaka ihre Glückwünsche dar, was so *) Diese alte Sitte, einen Eid oder ein Zeugniss vor Gericht zu bekräftigen, bestand darin, dass unter das Document ein Tropfen Blut vom Mittelfinger der rechten Hand gesetzt und mit dem Daumennagel aufgedrückt wurde. Wir finden dieselbe noch im Jahre 1877 bei Gelegenheit des Verhöres von Gouverneur Ôyama (siehe Aufstand von Satsuma). **) Hideyori behielt den centralen Theil der Festung.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/368>, abgerufen am 22.11.2024.