Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.I. Geschichte des japanischen Volkes. fünf mächtigen Häusern, mit denen das seinige seit lange in Freund-schaft gelebt hatte, und bat sie um ihren Beistand. Als Satake Yoshinobu die missliche Lage erkannte, in welche Mitsunari gerathen war, empfahl er ihm, zu Iyeyasu zu gehen und dessen Schutz zu erbitten. Iyeyasu empfing ihn sehr freundlich und suchte ihm zu zeigen, wie unbegründet sein Verdacht und wie verwerflich seine Handlungen gegen ihn seien. Als aber Kato und die übrigen Feinde des Mitsunari weiter dessen Tod verlangten, drang Iyeyasu in den Bugio, seiner Stelle zu entsagen und sich in seine Provinz Omi zurück- zuziehen. Zum Zeichen, dass er nichts gegen Mitsunari im Schilde führe, gab er ihm sogar einen seiner Söhne mit. Dann berief er Mitsunari's Feinde zu sich und bestimmte sie, ihrem Anschlag gegen denselben zu entsagen. Don Austin (Konishi Yukinaga), ein alter Freund des Ishida Mitsunari, wollte sich mit diesem auf das Schloss Sawoyama (Hikone) in Omi in die Verbannung begeben, doch liess dies Mitsunari nicht zu und bestimmte ihn, in Fushimi zu bleiben. Mitsunari setzte, ungeachtet des persönlichen, zuvorkommenden *) Diese alte Sitte, einen Eid oder ein Zeugniss vor Gericht zu bekräftigen, bestand darin, dass unter das Document ein Tropfen Blut vom Mittelfinger der rechten Hand gesetzt und mit dem Daumennagel aufgedrückt wurde. Wir finden dieselbe noch im Jahre 1877 bei Gelegenheit des Verhöres von Gouverneur Oyama (siehe Aufstand von Satsuma). **) Hideyori behielt den centralen Theil der Festung.
I. Geschichte des japanischen Volkes. fünf mächtigen Häusern, mit denen das seinige seit lange in Freund-schaft gelebt hatte, und bat sie um ihren Beistand. Als Satake Yoshinobu die missliche Lage erkannte, in welche Mitsunari gerathen war, empfahl er ihm, zu Iyeyasu zu gehen und dessen Schutz zu erbitten. Iyeyasu empfing ihn sehr freundlich und suchte ihm zu zeigen, wie unbegründet sein Verdacht und wie verwerflich seine Handlungen gegen ihn seien. Als aber Katô und die übrigen Feinde des Mitsunari weiter dessen Tod verlangten, drang Iyeyasu in den Bugiô, seiner Stelle zu entsagen und sich in seine Provinz Ômi zurück- zuziehen. Zum Zeichen, dass er nichts gegen Mitsunari im Schilde führe, gab er ihm sogar einen seiner Söhne mit. Dann berief er Mitsunari’s Feinde zu sich und bestimmte sie, ihrem Anschlag gegen denselben zu entsagen. Don Austin (Konishi Yukinaga), ein alter Freund des Ishida Mitsunari, wollte sich mit diesem auf das Schloss Sawoyama (Hikone) in Ômi in die Verbannung begeben, doch liess dies Mitsunari nicht zu und bestimmte ihn, in Fushimi zu bleiben. Mitsunari setzte, ungeachtet des persönlichen, zuvorkommenden *) Diese alte Sitte, einen Eid oder ein Zeugniss vor Gericht zu bekräftigen, bestand darin, dass unter das Document ein Tropfen Blut vom Mittelfinger der rechten Hand gesetzt und mit dem Daumennagel aufgedrückt wurde. Wir finden dieselbe noch im Jahre 1877 bei Gelegenheit des Verhöres von Gouverneur Ôyama (siehe Aufstand von Satsuma). **) Hideyori behielt den centralen Theil der Festung.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0368" n="342"/><fw place="top" type="header">I. Geschichte des japanischen Volkes.</fw><lb/> fünf mächtigen Häusern, mit denen das seinige seit lange in Freund-<lb/> schaft gelebt hatte, und bat sie um ihren Beistand. Als Satake<lb/> Yoshinobu die missliche Lage erkannte, in welche Mitsunari gerathen<lb/> war, empfahl er ihm, zu Iyeyasu zu gehen und dessen Schutz zu<lb/> erbitten. Iyeyasu empfing ihn sehr freundlich und suchte ihm zu<lb/> zeigen, wie unbegründet sein Verdacht und wie verwerflich seine<lb/> Handlungen gegen ihn seien. Als aber Katô und die übrigen Feinde<lb/> des Mitsunari weiter dessen Tod verlangten, drang Iyeyasu in den<lb/> Bugiô, seiner Stelle zu entsagen und sich in seine Provinz Ômi zurück-<lb/> zuziehen. Zum Zeichen, dass er nichts gegen Mitsunari im Schilde<lb/> führe, gab er ihm sogar einen seiner Söhne mit. Dann berief er<lb/> Mitsunari’s Feinde zu sich und bestimmte sie, ihrem Anschlag gegen<lb/> denselben zu entsagen. Don Austin (Konishi Yukinaga), ein alter<lb/> Freund des Ishida Mitsunari, wollte sich mit diesem auf das Schloss<lb/> Sawoyama (Hikone) in Ômi in die Verbannung begeben, doch liess<lb/> dies Mitsunari nicht zu und bestimmte ihn, in Fushimi zu bleiben.</p><lb/> <p>Mitsunari setzte, ungeachtet des persönlichen, zuvorkommenden<lb/> Wesens von Iyeyasu, seine Intriguen gegen denselben fort. In der<lb/> Geschichte der Kirche wird sein uns schwer begreifliches Verhalten<lb/> damit erklärt und entschuldigt, dass er als Christ seinem dem Hide-<lb/> yoshi gegebenen Eide gemäss gehandelt habe, um zu verhüten, dass<lb/> Hideyori durch Iyeyasu um sein Erbe komme. Er bewirkte das<lb/> Gegentheil, denn er stürzte bald den jungen Prinzen sowohl als auch<lb/> sich und alle seine Freunde ins Verderben. <hi rendition="#g">Uyesugi Kagekatsu</hi>,<lb/> der Herr von Echigo und Aidzu und neben Iyeyasu der reichste und<lb/> mächtigste Fürst des Nordens, kam zu ihm und verabredete mit ihm<lb/> einen Plan, den Daifu-sama im folgenden Jahre (1600) anzugreifen.<lb/> Sie beschworen den Vertrag, welchen sie abschlossen, und besiegelten<lb/> ihn mit ihrem Blute <note place="foot" n="*)">Diese alte Sitte, einen Eid oder ein Zeugniss vor Gericht zu bekräftigen,<lb/> bestand darin, dass unter das Document ein Tropfen Blut vom Mittelfinger der<lb/> rechten Hand gesetzt und mit dem Daumennagel aufgedrückt wurde. Wir finden<lb/> dieselbe noch im Jahre 1877 bei Gelegenheit des Verhöres von Gouverneur Ôyama<lb/> (siehe Aufstand von Satsuma).</note>. Uyesugi besuchte dann seine Schlösser in<lb/> Aidzu. Auch Môri, Ukito, Maëda und Satake besuchten ihre Staaten.<lb/> Man sah darin eine Fortsetzung der feindlichen Vorbereitungen gegen<lb/> Iyeyasu und rieth diesem, den Gegnern zuvorzukommen und sich des<lb/> westlichen Theiles vom Schlosse zu Ôsaka zu bemächtigen. Dies<lb/> geschah Mitte Winter <note place="foot" n="**)">Hideyori behielt den centralen Theil der Festung.</note>. Zu Neujahr 1600 brachten die meisten<lb/> Barone dem Daifu-sama in Ôsaka ihre Glückwünsche dar, was so<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0368]
I. Geschichte des japanischen Volkes.
fünf mächtigen Häusern, mit denen das seinige seit lange in Freund-
schaft gelebt hatte, und bat sie um ihren Beistand. Als Satake
Yoshinobu die missliche Lage erkannte, in welche Mitsunari gerathen
war, empfahl er ihm, zu Iyeyasu zu gehen und dessen Schutz zu
erbitten. Iyeyasu empfing ihn sehr freundlich und suchte ihm zu
zeigen, wie unbegründet sein Verdacht und wie verwerflich seine
Handlungen gegen ihn seien. Als aber Katô und die übrigen Feinde
des Mitsunari weiter dessen Tod verlangten, drang Iyeyasu in den
Bugiô, seiner Stelle zu entsagen und sich in seine Provinz Ômi zurück-
zuziehen. Zum Zeichen, dass er nichts gegen Mitsunari im Schilde
führe, gab er ihm sogar einen seiner Söhne mit. Dann berief er
Mitsunari’s Feinde zu sich und bestimmte sie, ihrem Anschlag gegen
denselben zu entsagen. Don Austin (Konishi Yukinaga), ein alter
Freund des Ishida Mitsunari, wollte sich mit diesem auf das Schloss
Sawoyama (Hikone) in Ômi in die Verbannung begeben, doch liess
dies Mitsunari nicht zu und bestimmte ihn, in Fushimi zu bleiben.
Mitsunari setzte, ungeachtet des persönlichen, zuvorkommenden
Wesens von Iyeyasu, seine Intriguen gegen denselben fort. In der
Geschichte der Kirche wird sein uns schwer begreifliches Verhalten
damit erklärt und entschuldigt, dass er als Christ seinem dem Hide-
yoshi gegebenen Eide gemäss gehandelt habe, um zu verhüten, dass
Hideyori durch Iyeyasu um sein Erbe komme. Er bewirkte das
Gegentheil, denn er stürzte bald den jungen Prinzen sowohl als auch
sich und alle seine Freunde ins Verderben. Uyesugi Kagekatsu,
der Herr von Echigo und Aidzu und neben Iyeyasu der reichste und
mächtigste Fürst des Nordens, kam zu ihm und verabredete mit ihm
einen Plan, den Daifu-sama im folgenden Jahre (1600) anzugreifen.
Sie beschworen den Vertrag, welchen sie abschlossen, und besiegelten
ihn mit ihrem Blute *). Uyesugi besuchte dann seine Schlösser in
Aidzu. Auch Môri, Ukito, Maëda und Satake besuchten ihre Staaten.
Man sah darin eine Fortsetzung der feindlichen Vorbereitungen gegen
Iyeyasu und rieth diesem, den Gegnern zuvorzukommen und sich des
westlichen Theiles vom Schlosse zu Ôsaka zu bemächtigen. Dies
geschah Mitte Winter **). Zu Neujahr 1600 brachten die meisten
Barone dem Daifu-sama in Ôsaka ihre Glückwünsche dar, was so
*) Diese alte Sitte, einen Eid oder ein Zeugniss vor Gericht zu bekräftigen,
bestand darin, dass unter das Document ein Tropfen Blut vom Mittelfinger der
rechten Hand gesetzt und mit dem Daumennagel aufgedrückt wurde. Wir finden
dieselbe noch im Jahre 1877 bei Gelegenheit des Verhöres von Gouverneur Ôyama
(siehe Aufstand von Satsuma).
**) Hideyori behielt den centralen Theil der Festung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |