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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
Einflusse eines heidnischen Onkels, der die Christen hasste, suchte er
Taiko-sama zu überbieten und verfolgte die Christen auf das grau-
samste. Zu Funai, wo das Evangelium seine ersten eifrigen Bekenner
gefunden hatte, wurde der erste zum Märtyrer. Es war ein siebzig-
jähriger Greis, Namens Joram Macama, ein alter tapferer Soldat, der
am 27. Juli 1589 auf Befehl des Königs Nachts getödtet wurde.
Seine Frau und Kinder waren die nächsten, welche den Tod erlitten.
In dieser Zeit der ersten Verfolgungen zeigte sich die Standhaftigkeit
der meisten Christen im schönsten Lichte. Angesichts derselben wuchs
die Zahl der Gläubigen in überraschender Weise, nach den Berichten
um 10000 jährlich.

Alles wäre vielleicht wieder ins rechte Geleise gekommen, wenn
dem Christenthume nicht ein neuer Feind von ganz anderer Seite
erwachsen wäre. Im Jahre 1592 erschien Lupus di Liano, ein Ge-
sandter des Gouverneurs der Philippinen, um sich bei Taiko-sama
über portugiesische Kaufleute zu beklagen. Auf seiner Rückreise
ging derselbe mit seinem Schiffe unter. Ein Jahr darauf folgte ihm
ein neuer Abgesandter in Begleitung von vier spanischen Francis-
canern. Dieselben baten Taiko-sama um die Erlaubniss, sein Schloss
sehen und sich in Kioto ein Haus bauen zu dürfen. Beides wurde
ihnen, die sich als Gesandte benahmen, gewährt, doch unter der aus-
drücklichen Bedingung, dass sie nicht predigen würden. "Sie werden
meinem Befehle nicht entgegen handeln, wenn sie klug sind, wenn
nicht, so will ich sie lehren, über mich zu lachen", antwortete Taiko-
sama dem Gouverneur von Kioto, als dieser ihm seine Besorgniss
aussprach. Doch die Bettelmönche kümmerten sich weder um das
Verbot, noch ihr Versprechen, predigten öffentlich in ihren Gewändern
und erregten die Gemüther durch die Heftigkeit ihrer Sprache und
die Zwietracht, welche sie in die Gemeinde der Christen selbst
brachten. Auch liessen sie andere Ordensbrüder nachkommen, er-
richteten eine Kirche in Kioto, eine in Osaka und waren eben daran,
eine dritte in Nagasaki zu gründen, als Taiko-sama, aufs höchste er-
zürnt über ihr Gebahren, ihrem Thun ein gewaltsames Ende machte.
Er erneute seinen Befehl gegen die fremden Missionäre, liess die
Häuser der Franciscaner und Jesuiten in Kioto, Osaka und Sakai
umstellen, ihre Insassen gefangen nehmen, in den Hauptstrassen dieser
Städte umherführen und durch einen Beamten den Schandpfahl voraus-
tragen, auf dessen Brett eine Inschrift folgenden Inhaltes sich befand:
Taiko-sama.

Ich habe diese Leute zum Tode verurtheilt, weil sie von den
Philippinen nach Japan gekommen sind, sich für Gesandte ausgegeben

I. Geschichte des japanischen Volkes.
Einflusse eines heidnischen Onkels, der die Christen hasste, suchte er
Taikô-sama zu überbieten und verfolgte die Christen auf das grau-
samste. Zu Funai, wo das Evangelium seine ersten eifrigen Bekenner
gefunden hatte, wurde der erste zum Märtyrer. Es war ein siebzig-
jähriger Greis, Namens Joram Macama, ein alter tapferer Soldat, der
am 27. Juli 1589 auf Befehl des Königs Nachts getödtet wurde.
Seine Frau und Kinder waren die nächsten, welche den Tod erlitten.
In dieser Zeit der ersten Verfolgungen zeigte sich die Standhaftigkeit
der meisten Christen im schönsten Lichte. Angesichts derselben wuchs
die Zahl der Gläubigen in überraschender Weise, nach den Berichten
um 10000 jährlich.

Alles wäre vielleicht wieder ins rechte Geleise gekommen, wenn
dem Christenthume nicht ein neuer Feind von ganz anderer Seite
erwachsen wäre. Im Jahre 1592 erschien Lupus di Liano, ein Ge-
sandter des Gouverneurs der Philippinen, um sich bei Taikô-sama
über portugiesische Kaufleute zu beklagen. Auf seiner Rückreise
ging derselbe mit seinem Schiffe unter. Ein Jahr darauf folgte ihm
ein neuer Abgesandter in Begleitung von vier spanischen Francis-
canern. Dieselben baten Taikô-sama um die Erlaubniss, sein Schloss
sehen und sich in Kiôto ein Haus bauen zu dürfen. Beides wurde
ihnen, die sich als Gesandte benahmen, gewährt, doch unter der aus-
drücklichen Bedingung, dass sie nicht predigen würden. »Sie werden
meinem Befehle nicht entgegen handeln, wenn sie klug sind, wenn
nicht, so will ich sie lehren, über mich zu lachen«, antwortete Taikô-
sama dem Gouverneur von Kiôto, als dieser ihm seine Besorgniss
aussprach. Doch die Bettelmönche kümmerten sich weder um das
Verbot, noch ihr Versprechen, predigten öffentlich in ihren Gewändern
und erregten die Gemüther durch die Heftigkeit ihrer Sprache und
die Zwietracht, welche sie in die Gemeinde der Christen selbst
brachten. Auch liessen sie andere Ordensbrüder nachkommen, er-
richteten eine Kirche in Kiôto, eine in Ôsaka und waren eben daran,
eine dritte in Nagasaki zu gründen, als Taikô-sama, aufs höchste er-
zürnt über ihr Gebahren, ihrem Thun ein gewaltsames Ende machte.
Er erneute seinen Befehl gegen die fremden Missionäre, liess die
Häuser der Franciscaner und Jesuiten in Kiôto, Ôsaka und Sakai
umstellen, ihre Insassen gefangen nehmen, in den Hauptstrassen dieser
Städte umherführen und durch einen Beamten den Schandpfahl voraus-
tragen, auf dessen Brett eine Inschrift folgenden Inhaltes sich befand:
Taikô-sama.

Ich habe diese Leute zum Tode verurtheilt, weil sie von den
Philippinen nach Japan gekommen sind, sich für Gesandte ausgegeben

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[336/0362] I. Geschichte des japanischen Volkes. Einflusse eines heidnischen Onkels, der die Christen hasste, suchte er Taikô-sama zu überbieten und verfolgte die Christen auf das grau- samste. Zu Funai, wo das Evangelium seine ersten eifrigen Bekenner gefunden hatte, wurde der erste zum Märtyrer. Es war ein siebzig- jähriger Greis, Namens Joram Macama, ein alter tapferer Soldat, der am 27. Juli 1589 auf Befehl des Königs Nachts getödtet wurde. Seine Frau und Kinder waren die nächsten, welche den Tod erlitten. In dieser Zeit der ersten Verfolgungen zeigte sich die Standhaftigkeit der meisten Christen im schönsten Lichte. Angesichts derselben wuchs die Zahl der Gläubigen in überraschender Weise, nach den Berichten um 10000 jährlich. Alles wäre vielleicht wieder ins rechte Geleise gekommen, wenn dem Christenthume nicht ein neuer Feind von ganz anderer Seite erwachsen wäre. Im Jahre 1592 erschien Lupus di Liano, ein Ge- sandter des Gouverneurs der Philippinen, um sich bei Taikô-sama über portugiesische Kaufleute zu beklagen. Auf seiner Rückreise ging derselbe mit seinem Schiffe unter. Ein Jahr darauf folgte ihm ein neuer Abgesandter in Begleitung von vier spanischen Francis- canern. Dieselben baten Taikô-sama um die Erlaubniss, sein Schloss sehen und sich in Kiôto ein Haus bauen zu dürfen. Beides wurde ihnen, die sich als Gesandte benahmen, gewährt, doch unter der aus- drücklichen Bedingung, dass sie nicht predigen würden. »Sie werden meinem Befehle nicht entgegen handeln, wenn sie klug sind, wenn nicht, so will ich sie lehren, über mich zu lachen«, antwortete Taikô- sama dem Gouverneur von Kiôto, als dieser ihm seine Besorgniss aussprach. Doch die Bettelmönche kümmerten sich weder um das Verbot, noch ihr Versprechen, predigten öffentlich in ihren Gewändern und erregten die Gemüther durch die Heftigkeit ihrer Sprache und die Zwietracht, welche sie in die Gemeinde der Christen selbst brachten. Auch liessen sie andere Ordensbrüder nachkommen, er- richteten eine Kirche in Kiôto, eine in Ôsaka und waren eben daran, eine dritte in Nagasaki zu gründen, als Taikô-sama, aufs höchste er- zürnt über ihr Gebahren, ihrem Thun ein gewaltsames Ende machte. Er erneute seinen Befehl gegen die fremden Missionäre, liess die Häuser der Franciscaner und Jesuiten in Kiôto, Ôsaka und Sakai umstellen, ihre Insassen gefangen nehmen, in den Hauptstrassen dieser Städte umherführen und durch einen Beamten den Schandpfahl voraus- tragen, auf dessen Brett eine Inschrift folgenden Inhaltes sich befand: Taikô-sama. Ich habe diese Leute zum Tode verurtheilt, weil sie von den Philippinen nach Japan gekommen sind, sich für Gesandte ausgegeben

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/362>, abgerufen am 25.11.2024.