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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
Iyeyasu zusammen. Ujimasa, der Feind, hatte unterdess nichts ver-
säumt, um seine acht Provinzen und vor allem die Hauptstadt Odawa
in Vertheidigungszustand zu setzen. Auf Rath des Mikawa-Häupt-
lings wurde die Armee der Verbündeten in drei Theile getheilt. Die
eine sollte Nirayama in Idzu angreifen, eine zweite Yamanaka (auch
Hagi-no-yamanaka, zweite Schlossstadt in Sagami), während Iyeyasu
selbst direct über den Hakonepass, der stark befestigt war, auf Oda-
wara losgehen wollte und Hideyoshi in Reserve bleiben sollte. Nobuwo
befehligte die 30000 Mann gegen Nirayama, während Hidetsugu an
der Spitze von 50000 Mann Nachts gegen Yamanaka aufbrach. Das
Unternehmen war auf allen Seiten mit Erfolg gekrönt, die Vasallen
von Hojo hielten nicht zusammen, so dass Hideyoshi und Iyeyasu
bald vor Odawara standen, das Schloss belagerten und bald auch
einnahmen. Ujimasa wurde gefangen und hingerichtet, sein Sohn
Ujinawo aber und Gefolge nach der Klosterstadt Koya in Kii in die
Verbannung geschickt. Die acht Provinzen des Kuwanto erhielt
Iyeyasu, der bald sein neues Land bereiste und auf Rath des Hide-
yoshi seine Residenz nach Yedo verlegte. Es geschah im Jahre 1590.
Bald wurde aus dem unbedeutenden Fischerdorfe eine blühende Stadt,
die Stadt der Tokugawa. Am Neujahrstage 1591 brachten die Va-
sallen der acht Provinzen des Kuwanto ihrem neuen Lehnsherrn zum
ersten Mal ihre Glückwünsche dar.

Im Herbst 1590 kehrte Hideyoshi nach Kioto zurück, stattete
dem Mikado Bericht über die Pacification des Kuwanto ab und gab
ihm Stab und Schwert zurück. Der Janustempel war damit ge-
schlossen, Friede herrschte im ganzen Reiche. Die mächtigsten
Fürsten, wie Iyeyasu, Mori und Shimatsu, oder Kuwanto, Choshiu,
Satsuma, wie man sie nach ihren Besitzungen auch nennt, waren
befriedigt und Hideyoshi's weiteren grossen Plänen geneigt. Diese
hatten einen weiten Flug. Korea zu züchtigen und wieder zu seinen
längst vergessenen Vasallenpflichten zurückzubringen, ja das mächtige
China zu erobern und sich zum Herrn der Welt (im japanischen Sinne)
zu machen, war der Traum seiner Jugend gewesen und sein höchstes
Ziel als Mann. Vergeblich hatte er Nobunaga gebeten, ihm die Ein-
künfte von Kiushiu nur für ein Jahr und seine Zustimmung zu geben,
um dem Ziele zuzusteuern. Er hatte dasselbe dann nicht aus dem
Auge verloren, als er sich Nobunaga's Nachfolge erkämpfte und seine
Aufmerksamkeit durch mancherlei Vorgänge in Japan selbst stark in
Anspruch genommen war. Nun schritt er zur Ausführung des Ge-
dankens. Zwar fehlte es an jedem triftigen Grunde, die friedlichen
Koreaner mit Krieg zu überziehen, doch seine Insolenz fand Mittel

I. Geschichte des japanischen Volkes.
Iyeyasu zusammen. Ujimasa, der Feind, hatte unterdess nichts ver-
säumt, um seine acht Provinzen und vor allem die Hauptstadt Odawa
in Vertheidigungszustand zu setzen. Auf Rath des Mikawa-Häupt-
lings wurde die Armee der Verbündeten in drei Theile getheilt. Die
eine sollte Nirayama in Idzu angreifen, eine zweite Yamanaka (auch
Hagi-no-yamanaka, zweite Schlossstadt in Sagami), während Iyeyasu
selbst direct über den Hakonepass, der stark befestigt war, auf Oda-
wara losgehen wollte und Hideyoshi in Reserve bleiben sollte. Nobuwo
befehligte die 30000 Mann gegen Nirayama, während Hidetsugu an
der Spitze von 50000 Mann Nachts gegen Yamanaka aufbrach. Das
Unternehmen war auf allen Seiten mit Erfolg gekrönt, die Vasallen
von Hôjô hielten nicht zusammen, so dass Hideyoshi und Iyeyasu
bald vor Odawara standen, das Schloss belagerten und bald auch
einnahmen. Ujimasa wurde gefangen und hingerichtet, sein Sohn
Ujinawo aber und Gefolge nach der Klosterstadt Koya in Kii in die
Verbannung geschickt. Die acht Provinzen des Kuwantô erhielt
Iyeyasu, der bald sein neues Land bereiste und auf Rath des Hide-
yoshi seine Residenz nach Yedo verlegte. Es geschah im Jahre 1590.
Bald wurde aus dem unbedeutenden Fischerdorfe eine blühende Stadt,
die Stadt der Tokugawa. Am Neujahrstage 1591 brachten die Va-
sallen der acht Provinzen des Kuwantô ihrem neuen Lehnsherrn zum
ersten Mal ihre Glückwünsche dar.

Im Herbst 1590 kehrte Hideyoshi nach Kiôto zurück, stattete
dem Mikado Bericht über die Pacification des Kuwantô ab und gab
ihm Stab und Schwert zurück. Der Janustempel war damit ge-
schlossen, Friede herrschte im ganzen Reiche. Die mächtigsten
Fürsten, wie Iyeyasu, Môri und Shimatsu, oder Kuwantô, Chôshiu,
Satsuma, wie man sie nach ihren Besitzungen auch nennt, waren
befriedigt und Hideyoshi’s weiteren grossen Plänen geneigt. Diese
hatten einen weiten Flug. Korea zu züchtigen und wieder zu seinen
längst vergessenen Vasallenpflichten zurückzubringen, ja das mächtige
China zu erobern und sich zum Herrn der Welt (im japanischen Sinne)
zu machen, war der Traum seiner Jugend gewesen und sein höchstes
Ziel als Mann. Vergeblich hatte er Nobunaga gebeten, ihm die Ein-
künfte von Kiushiu nur für ein Jahr und seine Zustimmung zu geben,
um dem Ziele zuzusteuern. Er hatte dasselbe dann nicht aus dem
Auge verloren, als er sich Nobunaga’s Nachfolge erkämpfte und seine
Aufmerksamkeit durch mancherlei Vorgänge in Japan selbst stark in
Anspruch genommen war. Nun schritt er zur Ausführung des Ge-
dankens. Zwar fehlte es an jedem triftigen Grunde, die friedlichen
Koreaner mit Krieg zu überziehen, doch seine Insolenz fand Mittel

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[324/0350] I. Geschichte des japanischen Volkes. Iyeyasu zusammen. Ujimasa, der Feind, hatte unterdess nichts ver- säumt, um seine acht Provinzen und vor allem die Hauptstadt Odawa in Vertheidigungszustand zu setzen. Auf Rath des Mikawa-Häupt- lings wurde die Armee der Verbündeten in drei Theile getheilt. Die eine sollte Nirayama in Idzu angreifen, eine zweite Yamanaka (auch Hagi-no-yamanaka, zweite Schlossstadt in Sagami), während Iyeyasu selbst direct über den Hakonepass, der stark befestigt war, auf Oda- wara losgehen wollte und Hideyoshi in Reserve bleiben sollte. Nobuwo befehligte die 30000 Mann gegen Nirayama, während Hidetsugu an der Spitze von 50000 Mann Nachts gegen Yamanaka aufbrach. Das Unternehmen war auf allen Seiten mit Erfolg gekrönt, die Vasallen von Hôjô hielten nicht zusammen, so dass Hideyoshi und Iyeyasu bald vor Odawara standen, das Schloss belagerten und bald auch einnahmen. Ujimasa wurde gefangen und hingerichtet, sein Sohn Ujinawo aber und Gefolge nach der Klosterstadt Koya in Kii in die Verbannung geschickt. Die acht Provinzen des Kuwantô erhielt Iyeyasu, der bald sein neues Land bereiste und auf Rath des Hide- yoshi seine Residenz nach Yedo verlegte. Es geschah im Jahre 1590. Bald wurde aus dem unbedeutenden Fischerdorfe eine blühende Stadt, die Stadt der Tokugawa. Am Neujahrstage 1591 brachten die Va- sallen der acht Provinzen des Kuwantô ihrem neuen Lehnsherrn zum ersten Mal ihre Glückwünsche dar. Im Herbst 1590 kehrte Hideyoshi nach Kiôto zurück, stattete dem Mikado Bericht über die Pacification des Kuwantô ab und gab ihm Stab und Schwert zurück. Der Janustempel war damit ge- schlossen, Friede herrschte im ganzen Reiche. Die mächtigsten Fürsten, wie Iyeyasu, Môri und Shimatsu, oder Kuwantô, Chôshiu, Satsuma, wie man sie nach ihren Besitzungen auch nennt, waren befriedigt und Hideyoshi’s weiteren grossen Plänen geneigt. Diese hatten einen weiten Flug. Korea zu züchtigen und wieder zu seinen längst vergessenen Vasallenpflichten zurückzubringen, ja das mächtige China zu erobern und sich zum Herrn der Welt (im japanischen Sinne) zu machen, war der Traum seiner Jugend gewesen und sein höchstes Ziel als Mann. Vergeblich hatte er Nobunaga gebeten, ihm die Ein- künfte von Kiushiu nur für ein Jahr und seine Zustimmung zu geben, um dem Ziele zuzusteuern. Er hatte dasselbe dann nicht aus dem Auge verloren, als er sich Nobunaga’s Nachfolge erkämpfte und seine Aufmerksamkeit durch mancherlei Vorgänge in Japan selbst stark in Anspruch genommen war. Nun schritt er zur Ausführung des Ge- dankens. Zwar fehlte es an jedem triftigen Grunde, die friedlichen Koreaner mit Krieg zu überziehen, doch seine Insolenz fand Mittel

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/350>, abgerufen am 25.11.2024.