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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
starke Festung, in welcher er oft residierte. Wie für Kioto, so
sorgte er auch für Osaka und begründete dadurch die hohe Bedeu-
tung dieser Stadt als Handelsemporium des Reiches. Das blühende
Nagasaki nahm er 1590 dem Daimio von Omura ab und machte es
ebenfalls zur unmittelbaren Reichsstadt. Seine Regierung wurde sehr
populär, da er versöhnlich gegen seine Feinde war, dem Lande Frie-
den brachte und Gesetz und Ordnung in ihre Rechte treten liess.
Im Jahre 1586 erhielt er vom Mikado die Würde eines Kuwambaku *)
oder Regenten, ein Amt, welches bisher nur Fujiwara bekleidet hatten.
Wie er bei aller Verschmitztheit, Unverschämtheit und Selbstsucht
diese Stellung erreichen konnte, ist unbegreiflich. Zu den hier er-
wähnten Fehlern seines Charakters gesellte sich noch, namentlich in
den letzten Jahren seines Lebens, eine grosse Sinnlichkeit. Wie er
seine Frauen oft wechselte, so auch seinen Namen. Seine Eltern
hiessen ihn Hiyoshi-maro, als Soldat nannte er sich Kinoshita
Tokichiro, und als er zu einem berühmten General emporgestiegen
war, aus bloser Laune Hashiba, welchen Namen er aus Silben der
Namen zweier anderen Generäle, Niwa (Ha) und Shibata, zusammen-
setzte. Die Jesuiten schrieben dafür Faxiba und statt Kuwambaku
Cambaku-dono. Seine niedrige Herkunft war ihm und Anderen ein
Stein des Anstosses. Er suchte vergeblich, sich von einer Kugefamilie
abzuleiten und erhielt endlich die Genugthuung, dass ihn der Mikado
mit einem alten Familiennamen Toyotomo belehnte, worauf er sich
Toyotomi Hideyoshi nannte, wie ihn die Geschichte gewöhnlich
bezeichnet. Daneben ist der Name Taiko-sama sehr gebräuch-
lich. Derselbe datiert vom Jahre 1591, in welchem er der Landes-
sitte gemäss zu Gunsten seines Adoptivsohnes Hidetsugu abdankte,
ohne damit die Leitung der Regierung aus den Händen zu geben.
Als Kuwambaku vermochte er die beiden mächtigsten Lehnsfürsten
des Landes, Mori von Choshiu und Iyeyasu, zu bestimmen, nach
Kioto zu kommen und dem Mikado ihre Huldigung darzubringen.
Das gute Verhältniss, welches um diese Zeit zwischen ihm und Iyeyasu
bestand, dauerte bis zu seinem Tode. Es war getrübt worden bald
nach der Niederlage von Shibata und Nobutaka im Jahre 1584, wäh-
rend Hideyoshi und Nobuwo in Osaka waren. Letzterer hielt sich
durch Hideyoshi in seinen Rechten verletzt und wandte sich Hülfe
suchend an Iyeyasu. Dieser gewährte sie, nachdem er entrüstet den

*) Kuwambaku hiess der Regent des Landes im Auftrage des Mikado; der
Sessho regierte während der Minderjährigkeit des Mikado, war also eine Art
Vormund.

I. Geschichte des japanischen Volkes.
starke Festung, in welcher er oft residierte. Wie für Kiôto, so
sorgte er auch für Ôsaka und begründete dadurch die hohe Bedeu-
tung dieser Stadt als Handelsemporium des Reiches. Das blühende
Nagasaki nahm er 1590 dem Daimio von Omura ab und machte es
ebenfalls zur unmittelbaren Reichsstadt. Seine Regierung wurde sehr
populär, da er versöhnlich gegen seine Feinde war, dem Lande Frie-
den brachte und Gesetz und Ordnung in ihre Rechte treten liess.
Im Jahre 1586 erhielt er vom Mikado die Würde eines Kuwambaku *)
oder Regenten, ein Amt, welches bisher nur Fujiwara bekleidet hatten.
Wie er bei aller Verschmitztheit, Unverschämtheit und Selbstsucht
diese Stellung erreichen konnte, ist unbegreiflich. Zu den hier er-
wähnten Fehlern seines Charakters gesellte sich noch, namentlich in
den letzten Jahren seines Lebens, eine grosse Sinnlichkeit. Wie er
seine Frauen oft wechselte, so auch seinen Namen. Seine Eltern
hiessen ihn Hiyoshi-maro, als Soldat nannte er sich Kinoshita
Tokichiro, und als er zu einem berühmten General emporgestiegen
war, aus bloser Laune Hashiba, welchen Namen er aus Silben der
Namen zweier anderen Generäle, Niwa (Ha) und Shibata, zusammen-
setzte. Die Jesuiten schrieben dafür Faxiba und statt Kuwambaku
Cambaku-dono. Seine niedrige Herkunft war ihm und Anderen ein
Stein des Anstosses. Er suchte vergeblich, sich von einer Kugefamilie
abzuleiten und erhielt endlich die Genugthuung, dass ihn der Mikado
mit einem alten Familiennamen Toyotomo belehnte, worauf er sich
Toyotomi Hideyoshi nannte, wie ihn die Geschichte gewöhnlich
bezeichnet. Daneben ist der Name Taikô-sama sehr gebräuch-
lich. Derselbe datiert vom Jahre 1591, in welchem er der Landes-
sitte gemäss zu Gunsten seines Adoptivsohnes Hidetsugu abdankte,
ohne damit die Leitung der Regierung aus den Händen zu geben.
Als Kuwambaku vermochte er die beiden mächtigsten Lehnsfürsten
des Landes, Môri von Chôshiu und Iyeyasu, zu bestimmen, nach
Kiôto zu kommen und dem Mikado ihre Huldigung darzubringen.
Das gute Verhältniss, welches um diese Zeit zwischen ihm und Iyeyasu
bestand, dauerte bis zu seinem Tode. Es war getrübt worden bald
nach der Niederlage von Shibata und Nobutaka im Jahre 1584, wäh-
rend Hideyoshi und Nobuwo in Ôsaka waren. Letzterer hielt sich
durch Hideyoshi in seinen Rechten verletzt und wandte sich Hülfe
suchend an Iyeyasu. Dieser gewährte sie, nachdem er entrüstet den

*) Kuwambaku hiess der Regent des Landes im Auftrage des Mikado; der
Sesshô regierte während der Minderjährigkeit des Mikado, war also eine Art
Vormund.
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[322/0348] I. Geschichte des japanischen Volkes. starke Festung, in welcher er oft residierte. Wie für Kiôto, so sorgte er auch für Ôsaka und begründete dadurch die hohe Bedeu- tung dieser Stadt als Handelsemporium des Reiches. Das blühende Nagasaki nahm er 1590 dem Daimio von Omura ab und machte es ebenfalls zur unmittelbaren Reichsstadt. Seine Regierung wurde sehr populär, da er versöhnlich gegen seine Feinde war, dem Lande Frie- den brachte und Gesetz und Ordnung in ihre Rechte treten liess. Im Jahre 1586 erhielt er vom Mikado die Würde eines Kuwambaku *) oder Regenten, ein Amt, welches bisher nur Fujiwara bekleidet hatten. Wie er bei aller Verschmitztheit, Unverschämtheit und Selbstsucht diese Stellung erreichen konnte, ist unbegreiflich. Zu den hier er- wähnten Fehlern seines Charakters gesellte sich noch, namentlich in den letzten Jahren seines Lebens, eine grosse Sinnlichkeit. Wie er seine Frauen oft wechselte, so auch seinen Namen. Seine Eltern hiessen ihn Hiyoshi-maro, als Soldat nannte er sich Kinoshita Tokichiro, und als er zu einem berühmten General emporgestiegen war, aus bloser Laune Hashiba, welchen Namen er aus Silben der Namen zweier anderen Generäle, Niwa (Ha) und Shibata, zusammen- setzte. Die Jesuiten schrieben dafür Faxiba und statt Kuwambaku Cambaku-dono. Seine niedrige Herkunft war ihm und Anderen ein Stein des Anstosses. Er suchte vergeblich, sich von einer Kugefamilie abzuleiten und erhielt endlich die Genugthuung, dass ihn der Mikado mit einem alten Familiennamen Toyotomo belehnte, worauf er sich Toyotomi Hideyoshi nannte, wie ihn die Geschichte gewöhnlich bezeichnet. Daneben ist der Name Taikô-sama sehr gebräuch- lich. Derselbe datiert vom Jahre 1591, in welchem er der Landes- sitte gemäss zu Gunsten seines Adoptivsohnes Hidetsugu abdankte, ohne damit die Leitung der Regierung aus den Händen zu geben. Als Kuwambaku vermochte er die beiden mächtigsten Lehnsfürsten des Landes, Môri von Chôshiu und Iyeyasu, zu bestimmen, nach Kiôto zu kommen und dem Mikado ihre Huldigung darzubringen. Das gute Verhältniss, welches um diese Zeit zwischen ihm und Iyeyasu bestand, dauerte bis zu seinem Tode. Es war getrübt worden bald nach der Niederlage von Shibata und Nobutaka im Jahre 1584, wäh- rend Hideyoshi und Nobuwo in Ôsaka waren. Letzterer hielt sich durch Hideyoshi in seinen Rechten verletzt und wandte sich Hülfe suchend an Iyeyasu. Dieser gewährte sie, nachdem er entrüstet den *) Kuwambaku hiess der Regent des Landes im Auftrage des Mikado; der Sesshô regierte während der Minderjährigkeit des Mikado, war also eine Art Vormund.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/348>, abgerufen am 25.11.2024.