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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
predigte, hörte ihm Niemand zu, weil Kriegslärm und Sorge die Be-
wohner beängstigte. So kehrte er denn nach vierzehntägigem Auf-
enthalte der Stadt den Rücken, um nach Funai in Bungo zurückzu-
kehren. Hier verweilte er noch mehrere Monate, hatte manchen
Streit mit den Bonzen, gegen die ihn der Daimio in Schutz nahm, und
schiffte sich dann auf dem Schiffe des Duarte de Gama nach Macao
ein (1551). Er starb bald darauf auf der Insel Shanshan am Kanton-
flusse am 2. December 1551. Die Saat, die er nach Japan getragen
und die andere Missionäre nach ihm weiter pflanzten und begossen,
trug bald ihre Früchte. Besondere Umstände förderten das Missions-
werk, so dass schon nach zwei Decennien die Zahl der Christen in
Japan auf über 30000 geschätzt wurde. Das Nähere über die Fort-
entwickelung des Christenthums, seine Widersacher und die endliche
Vernichtung desselben soll bei Besprechung der weiteren politischen
Ereignisse in den beiden folgenden Kapiteln angegeben werden.


5. Periode.
Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren
(1573--1603 n. Chr.), Nobunaga, Hideyoshi, Expedition
nach Korea, Schlacht bei Sekigahara
.

Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die interessanteste
und wichtigste Epoche in der Geschichte des japanischen Mittelalters,
das mit ihr abschliesst. Es ist die Zeit der Ausbreitung des Christen-
thums und der ersten blutigen Verfolgungen desselben, die Zeit der
grössten Machtentfaltung des Landes nach Aussen und der folgen-
schwersten Umgestaltungen im Innern. An der Spitze der bedeuten-
den Ereignisse, welche wir für diese Periode zu betrachten haben,
stehen drei berühmte Namen, die gewaltigsten und bedeutendsten
Männer, welche Japan hervorgebracht hat, Nobunaga, Hideyoshi
und Iyeyasu, doch fällt die Hauptrolle des letzteren in den Anfang
des 17. Jahrhunderts.

Wir haben gesehen, dass unter der Dynastie der Ashikaga Japan
nie zum inneren Frieden kam, Bürgerkriege ohne Ende dasselbe ver-
wüsteten, Leben und Eigenthum in den Händen der Gewaltigen lagen,
Druck, Armuth und Noth das Loos des Bürgers und Landmannes
waren, dass die Mikado und Shogune jener Epoche meist wenig An-
sehen und Einfluss, die Gesetze keine Vertheidiger hatten, und dass
diese verwirrten, trostlosen Zustände namentlich um die Mitte des

I. Geschichte des japanischen Volkes.
predigte, hörte ihm Niemand zu, weil Kriegslärm und Sorge die Be-
wohner beängstigte. So kehrte er denn nach vierzehntägigem Auf-
enthalte der Stadt den Rücken, um nach Funai in Bungo zurückzu-
kehren. Hier verweilte er noch mehrere Monate, hatte manchen
Streit mit den Bonzen, gegen die ihn der Daimio in Schutz nahm, und
schiffte sich dann auf dem Schiffe des Duarte de Gama nach Macao
ein (1551). Er starb bald darauf auf der Insel Shanshan am Kanton-
flusse am 2. December 1551. Die Saat, die er nach Japan getragen
und die andere Missionäre nach ihm weiter pflanzten und begossen,
trug bald ihre Früchte. Besondere Umstände förderten das Missions-
werk, so dass schon nach zwei Decennien die Zahl der Christen in
Japan auf über 30000 geschätzt wurde. Das Nähere über die Fort-
entwickelung des Christenthums, seine Widersacher und die endliche
Vernichtung desselben soll bei Besprechung der weiteren politischen
Ereignisse in den beiden folgenden Kapiteln angegeben werden.


5. Periode.
Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren
(1573—1603 n. Chr.), Nobunaga, Hideyoshi, Expedition
nach Korea, Schlacht bei Sekigahara
.

Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die interessanteste
und wichtigste Epoche in der Geschichte des japanischen Mittelalters,
das mit ihr abschliesst. Es ist die Zeit der Ausbreitung des Christen-
thums und der ersten blutigen Verfolgungen desselben, die Zeit der
grössten Machtentfaltung des Landes nach Aussen und der folgen-
schwersten Umgestaltungen im Innern. An der Spitze der bedeuten-
den Ereignisse, welche wir für diese Periode zu betrachten haben,
stehen drei berühmte Namen, die gewaltigsten und bedeutendsten
Männer, welche Japan hervorgebracht hat, Nobunaga, Hideyoshi
und Iyeyasu, doch fällt die Hauptrolle des letzteren in den Anfang
des 17. Jahrhunderts.

Wir haben gesehen, dass unter der Dynastie der Ashikaga Japan
nie zum inneren Frieden kam, Bürgerkriege ohne Ende dasselbe ver-
wüsteten, Leben und Eigenthum in den Händen der Gewaltigen lagen,
Druck, Armuth und Noth das Loos des Bürgers und Landmannes
waren, dass die Mikado und Shôgune jener Epoche meist wenig An-
sehen und Einfluss, die Gesetze keine Vertheidiger hatten, und dass
diese verwirrten, trostlosen Zustände namentlich um die Mitte des

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[306/0332] I. Geschichte des japanischen Volkes. predigte, hörte ihm Niemand zu, weil Kriegslärm und Sorge die Be- wohner beängstigte. So kehrte er denn nach vierzehntägigem Auf- enthalte der Stadt den Rücken, um nach Funai in Bungo zurückzu- kehren. Hier verweilte er noch mehrere Monate, hatte manchen Streit mit den Bonzen, gegen die ihn der Daimio in Schutz nahm, und schiffte sich dann auf dem Schiffe des Duarte de Gama nach Macao ein (1551). Er starb bald darauf auf der Insel Shanshan am Kanton- flusse am 2. December 1551. Die Saat, die er nach Japan getragen und die andere Missionäre nach ihm weiter pflanzten und begossen, trug bald ihre Früchte. Besondere Umstände förderten das Missions- werk, so dass schon nach zwei Decennien die Zahl der Christen in Japan auf über 30000 geschätzt wurde. Das Nähere über die Fort- entwickelung des Christenthums, seine Widersacher und die endliche Vernichtung desselben soll bei Besprechung der weiteren politischen Ereignisse in den beiden folgenden Kapiteln angegeben werden. 5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren (1573—1603 n. Chr.), Nobunaga, Hideyoshi, Expedition nach Korea, Schlacht bei Sekigahara. Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die interessanteste und wichtigste Epoche in der Geschichte des japanischen Mittelalters, das mit ihr abschliesst. Es ist die Zeit der Ausbreitung des Christen- thums und der ersten blutigen Verfolgungen desselben, die Zeit der grössten Machtentfaltung des Landes nach Aussen und der folgen- schwersten Umgestaltungen im Innern. An der Spitze der bedeuten- den Ereignisse, welche wir für diese Periode zu betrachten haben, stehen drei berühmte Namen, die gewaltigsten und bedeutendsten Männer, welche Japan hervorgebracht hat, Nobunaga, Hideyoshi und Iyeyasu, doch fällt die Hauptrolle des letzteren in den Anfang des 17. Jahrhunderts. Wir haben gesehen, dass unter der Dynastie der Ashikaga Japan nie zum inneren Frieden kam, Bürgerkriege ohne Ende dasselbe ver- wüsteten, Leben und Eigenthum in den Händen der Gewaltigen lagen, Druck, Armuth und Noth das Loos des Bürgers und Landmannes waren, dass die Mikado und Shôgune jener Epoche meist wenig An- sehen und Einfluss, die Gesetze keine Vertheidiger hatten, und dass diese verwirrten, trostlosen Zustände namentlich um die Mitte des

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/332>, abgerufen am 13.11.2024.