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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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4. Periode. Das Shogunat der Ashikaga vom Falle der Hojo etc.
Er bot ein seltenes Beispiel von Anspruchslosigkeit und Sittenreinheit,
entsprechend der Begeisterung und Ueberzeugungstreue, mit welcher
er Gottes Wort unter den Japanern verkündete. Es geschah dies zuerst
1549 in Kagoshima, der Hauptstadt von Satsuma. Dorthin war Xavier
von Malacca aus in Begleitung zweier andern Jesuiten, Balthasar de
Torres und Johann Fernandez, und eines Japaners auf einer chinesi-
schen Dschunke gekommen und hatte bei dem Hause Shimadzu, der
Daimiofamilie, und der Bevölkerung eine freundliche Aufnahme ge-
funden. Als Dolmetscher diente ihm sein japanischer Begleiter Anjiro,
ein junger Samurai, der seinerzeit eines Mordes wegen auf das Cor-
sarenschiff nach Tanega-shima geflüchtet und dann mit Pinto und seinen
Begleitern nach Macao gelangt war. Später kam er nach Goa, lernte
portugiesisch, wurde Christ und auf den Namen Paul getauft und war
wohl für Xavier eine Haupttriebfeder in seinen Entschlüssen.

Auf Xavier machten die Japaner den günstigsten Eindruck. In
seinen Epistolae Japonicae wünscht er sich Glück, dass er hier keine
frechen Mohamedaner, noch schmutzige Juden treffe. Keine andere
ungläubige Nation habe ihm so sehr gefallen als diese, die sich so
gesittet und gutmüthig benehme und so frei von Falschheit und Bosheit
sei. An einer anderen Stelle verleiht er von neuem diesen Eindrücken
Worte, indem er sagt: "Ich kann nicht aufhören, diese Japaner zu
loben, ich bin wahrhaft entzückt von ihnen".

Die Hoffnungen, welche Xavier an diese ersten Eindrücke knüpfte,
sollten sich jedoch nicht verwirklichen. Der Daimio war missmuthig
darüber, dass die portugiesischen Kaufleute Waffen und Handelsvor-
theile seinem Gegner Otomo von Bungo gebracht hatten und nicht
ihm. Hierzu kam der Einfluss der Priester, welche ihn warnten, die
neue Lehre zu begünstigen, und so musste Xavier bald mit seiner
Begleitung Kagoshima wieder verlassen. Sie begaben sich nach
Hirado, dann nach Nagato und Bungo und wurden überall aufs beste
empfangen. Auch gelang es ihnen hier bald, christliche Gemeinden
zu gründen.

Von Yamaguchi in Nagato aus reiste Xavier 1550 zu Fuss nach
Kioto (Miyako). Krieg erfüllte das Land, und bewaffnete Banden
machten die Strasse unsicher. In der Hauptstadt fand der fromme
Pilger statt des von Marco Polo geschilderten Glanzes Ruinen, Verwir-
rung und Elend. Er wollte den Kubosama (Shogun) und den Dairi
(Mikado) sprechen, konnte aber dies Ziel nicht erreichen. Seine arm-
selige Kleidung und das bescheidene Auftreten machten ihn verächt-
lich. Er tröstete sich, als er hörte, dass beide, Mikado und Shogun,
nur geringen Einfluss im Lande hätten. In den Strassen, wo er dann

Rein, Japan I. 20

4. Periode. Das Shôgunat der Ashikaga vom Falle der Hôjô etc.
Er bot ein seltenes Beispiel von Anspruchslosigkeit und Sittenreinheit,
entsprechend der Begeisterung und Ueberzeugungstreue, mit welcher
er Gottes Wort unter den Japanern verkündete. Es geschah dies zuerst
1549 in Kagoshima, der Hauptstadt von Satsuma. Dorthin war Xavier
von Malacca aus in Begleitung zweier andern Jesuiten, Balthasar de
Torres und Johann Fernandez, und eines Japaners auf einer chinesi-
schen Dschunke gekommen und hatte bei dem Hause Shimadzu, der
Daimiofamilie, und der Bevölkerung eine freundliche Aufnahme ge-
funden. Als Dolmetscher diente ihm sein japanischer Begleiter Anjiro,
ein junger Samurai, der seinerzeit eines Mordes wegen auf das Cor-
sarenschiff nach Tanega-shima geflüchtet und dann mit Pinto und seinen
Begleitern nach Macao gelangt war. Später kam er nach Goa, lernte
portugiesisch, wurde Christ und auf den Namen Paul getauft und war
wohl für Xavier eine Haupttriebfeder in seinen Entschlüssen.

Auf Xavier machten die Japaner den günstigsten Eindruck. In
seinen Epistolae Japonicae wünscht er sich Glück, dass er hier keine
frechen Mohamedaner, noch schmutzige Juden treffe. Keine andere
ungläubige Nation habe ihm so sehr gefallen als diese, die sich so
gesittet und gutmüthig benehme und so frei von Falschheit und Bosheit
sei. An einer anderen Stelle verleiht er von neuem diesen Eindrücken
Worte, indem er sagt: »Ich kann nicht aufhören, diese Japaner zu
loben, ich bin wahrhaft entzückt von ihnen«.

Die Hoffnungen, welche Xavier an diese ersten Eindrücke knüpfte,
sollten sich jedoch nicht verwirklichen. Der Daimio war missmuthig
darüber, dass die portugiesischen Kaufleute Waffen und Handelsvor-
theile seinem Gegner Ôtomo von Bungo gebracht hatten und nicht
ihm. Hierzu kam der Einfluss der Priester, welche ihn warnten, die
neue Lehre zu begünstigen, und so musste Xavier bald mit seiner
Begleitung Kagoshima wieder verlassen. Sie begaben sich nach
Hirado, dann nach Nagato und Bungo und wurden überall aufs beste
empfangen. Auch gelang es ihnen hier bald, christliche Gemeinden
zu gründen.

Von Yamaguchi in Nagato aus reiste Xavier 1550 zu Fuss nach
Kiôto (Miyako). Krieg erfüllte das Land, und bewaffnete Banden
machten die Strasse unsicher. In der Hauptstadt fand der fromme
Pilger statt des von Marco Polo geschilderten Glanzes Ruinen, Verwir-
rung und Elend. Er wollte den Kubosama (Shôgun) und den Dairi
(Mikado) sprechen, konnte aber dies Ziel nicht erreichen. Seine arm-
selige Kleidung und das bescheidene Auftreten machten ihn verächt-
lich. Er tröstete sich, als er hörte, dass beide, Mikado und Shôgun,
nur geringen Einfluss im Lande hätten. In den Strassen, wo er dann

Rein, Japan I. 20
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[305/0331] 4. Periode. Das Shôgunat der Ashikaga vom Falle der Hôjô etc. Er bot ein seltenes Beispiel von Anspruchslosigkeit und Sittenreinheit, entsprechend der Begeisterung und Ueberzeugungstreue, mit welcher er Gottes Wort unter den Japanern verkündete. Es geschah dies zuerst 1549 in Kagoshima, der Hauptstadt von Satsuma. Dorthin war Xavier von Malacca aus in Begleitung zweier andern Jesuiten, Balthasar de Torres und Johann Fernandez, und eines Japaners auf einer chinesi- schen Dschunke gekommen und hatte bei dem Hause Shimadzu, der Daimiofamilie, und der Bevölkerung eine freundliche Aufnahme ge- funden. Als Dolmetscher diente ihm sein japanischer Begleiter Anjiro, ein junger Samurai, der seinerzeit eines Mordes wegen auf das Cor- sarenschiff nach Tanega-shima geflüchtet und dann mit Pinto und seinen Begleitern nach Macao gelangt war. Später kam er nach Goa, lernte portugiesisch, wurde Christ und auf den Namen Paul getauft und war wohl für Xavier eine Haupttriebfeder in seinen Entschlüssen. Auf Xavier machten die Japaner den günstigsten Eindruck. In seinen Epistolae Japonicae wünscht er sich Glück, dass er hier keine frechen Mohamedaner, noch schmutzige Juden treffe. Keine andere ungläubige Nation habe ihm so sehr gefallen als diese, die sich so gesittet und gutmüthig benehme und so frei von Falschheit und Bosheit sei. An einer anderen Stelle verleiht er von neuem diesen Eindrücken Worte, indem er sagt: »Ich kann nicht aufhören, diese Japaner zu loben, ich bin wahrhaft entzückt von ihnen«. Die Hoffnungen, welche Xavier an diese ersten Eindrücke knüpfte, sollten sich jedoch nicht verwirklichen. Der Daimio war missmuthig darüber, dass die portugiesischen Kaufleute Waffen und Handelsvor- theile seinem Gegner Ôtomo von Bungo gebracht hatten und nicht ihm. Hierzu kam der Einfluss der Priester, welche ihn warnten, die neue Lehre zu begünstigen, und so musste Xavier bald mit seiner Begleitung Kagoshima wieder verlassen. Sie begaben sich nach Hirado, dann nach Nagato und Bungo und wurden überall aufs beste empfangen. Auch gelang es ihnen hier bald, christliche Gemeinden zu gründen. Von Yamaguchi in Nagato aus reiste Xavier 1550 zu Fuss nach Kiôto (Miyako). Krieg erfüllte das Land, und bewaffnete Banden machten die Strasse unsicher. In der Hauptstadt fand der fromme Pilger statt des von Marco Polo geschilderten Glanzes Ruinen, Verwir- rung und Elend. Er wollte den Kubosama (Shôgun) und den Dairi (Mikado) sprechen, konnte aber dies Ziel nicht erreichen. Seine arm- selige Kleidung und das bescheidene Auftreten machten ihn verächt- lich. Er tröstete sich, als er hörte, dass beide, Mikado und Shôgun, nur geringen Einfluss im Lande hätten. In den Strassen, wo er dann Rein, Japan I. 20

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/331>, abgerufen am 22.11.2024.