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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
alt war. Vier Jahre darauf entsagte Tokiyori im Alter von nur
30 Jahren zu Gunsten seines sechsjährigen Sohnes Tokimune der
Regentschaft, wurde Mönch und bereiste als solcher unerkannt das
Land, um dessen Bedürfnisse kennen zu lernen. Bei den Bauern
kehrte er ein und nahm mit ihrer frugalen Kost vorlieb, und wo er
berechtigte Klagen gegen die Verwaltung vernahm, säumte er nicht,
sie dem Erzieher seines Sohnes Hojo-Nagatoki zu berichten. Im
Jahre 1623 starb er. Das gute Andenken, welches er hinterlassen
hat, steht dem seines Vaters Yosutoki kaum nach.

Mit acht Jahren wurde Tokimune, sein Erbe, schon für erwachsen
erklärt, doch führte Nagatoki die Regentschaft weiter. Eine grössere
Widersinnigkeit als die, welche nun die complicierte Staatsmaschine
Japans zeigte, ist kaum denkbar. Da war zunächst Hojo-Tokimune
der Sukken, ein unmündiges Kind unter der Vormundschaft eines
Verwandten, des Nagatoki, berufen, den ebenfalls unreifen, doch
viel älteren Shogun Munetaka zu leiten, während dieser seinerseits
wieder das Staatsruder führen und den unmündigen, machtlosen Mi-
kado vertreten sollte. Es war dies (von 1260--1274) der 90., Namens
Kameyama-Tenno, ein jüngerer Bruder von Go-Fukakusa-Tenno,
welcher zu dessen Gunsten abdiciert hatte.

Der Shogun Munetaka war den chinesischen Wissenschaften sehr
ergeben und verkehrte darum viel mit verschiedenen Priestern, wo-
runter Riyoki, Genye und andere. Indigniert über die unwürdige
Rolle, welche er, der Sohn eines Tenno, dem Shukken und seinem
Vormunde gegenüber spielte, zettelte er mit jenen Priestern eine
Verschwörung an, welche die Ermordung des Nagatoki und Shukken,
sowie die Befreiung des Landes von den Hojo zum Ziele hatte. Naga-
toki kam ihnen jedoch zuvor, Riyoki wurde getödtet, Genye floh
nach Kioto und Munetaka rettete sein Leben nur in Folge der Für-
sprache seines Vaters, des Exmikado Saga II., doch musste er das
Shogunat an seinen Sohn Koreyasu abtreten (1266) und sich
nach Kioto zurückziehen. Nagatoki starb bald nachher, so dass
Tokimune nun als Shukken unumschränkt die Hojo bis zu seinem Tode
repräsentierte.

Ein Ereigniss, dessen Bedeutung und Tragweite über das japa-
nische Inselreich weit hinausragt, fällt in diese Zeit. Es ist die
Invasion der Mongolen unter Kublai-Khan. Hojo Tokimune gehört
das Verdienst, sie zurückgeschlagen und das Land von ihnen befreit
zu haben (1281).

Kublai-Khan oder Kopitsuletsu, wie ihn die Japaner nennen,
hatte an der Spitze seiner Mongolen die Sung-Dynastie in China über

I. Geschichte des japanischen Volkes.
alt war. Vier Jahre darauf entsagte Tokiyori im Alter von nur
30 Jahren zu Gunsten seines sechsjährigen Sohnes Tokimune der
Regentschaft, wurde Mönch und bereiste als solcher unerkannt das
Land, um dessen Bedürfnisse kennen zu lernen. Bei den Bauern
kehrte er ein und nahm mit ihrer frugalen Kost vorlieb, und wo er
berechtigte Klagen gegen die Verwaltung vernahm, säumte er nicht,
sie dem Erzieher seines Sohnes Hôjô-Nagatoki zu berichten. Im
Jahre 1623 starb er. Das gute Andenken, welches er hinterlassen
hat, steht dem seines Vaters Yosutoki kaum nach.

Mit acht Jahren wurde Tokimune, sein Erbe, schon für erwachsen
erklärt, doch führte Nagatoki die Regentschaft weiter. Eine grössere
Widersinnigkeit als die, welche nun die complicierte Staatsmaschine
Japans zeigte, ist kaum denkbar. Da war zunächst Hôjô-Tokimune
der Sukken, ein unmündiges Kind unter der Vormundschaft eines
Verwandten, des Nagatoki, berufen, den ebenfalls unreifen, doch
viel älteren Shôgun Munetaka zu leiten, während dieser seinerseits
wieder das Staatsruder führen und den unmündigen, machtlosen Mi-
kado vertreten sollte. Es war dies (von 1260—1274) der 90., Namens
Kameyama-Tennô, ein jüngerer Bruder von Go-Fukakusa-Tennô,
welcher zu dessen Gunsten abdiciert hatte.

Der Shôgun Munetaka war den chinesischen Wissenschaften sehr
ergeben und verkehrte darum viel mit verschiedenen Priestern, wo-
runter Riyôki, Genye und andere. Indigniert über die unwürdige
Rolle, welche er, der Sohn eines Tennô, dem Shukken und seinem
Vormunde gegenüber spielte, zettelte er mit jenen Priestern eine
Verschwörung an, welche die Ermordung des Nagatoki und Shukken,
sowie die Befreiung des Landes von den Hôjô zum Ziele hatte. Naga-
toki kam ihnen jedoch zuvor, Riyôki wurde getödtet, Genye floh
nach Kiôto und Munetaka rettete sein Leben nur in Folge der Für-
sprache seines Vaters, des Exmikado Saga II., doch musste er das
Shôgunat an seinen Sohn Koreyasu abtreten (1266) und sich
nach Kiôto zurückziehen. Nagatoki starb bald nachher, so dass
Tokimune nun als Shukken unumschränkt die Hôjô bis zu seinem Tode
repräsentierte.

Ein Ereigniss, dessen Bedeutung und Tragweite über das japa-
nische Inselreich weit hinausragt, fällt in diese Zeit. Es ist die
Invasion der Mongolen unter Kublai-Khan. Hôjô Tokimune gehört
das Verdienst, sie zurückgeschlagen und das Land von ihnen befreit
zu haben (1281).

Kublai-Khan oder Kopitsuletsu, wie ihn die Japaner nennen,
hatte an der Spitze seiner Mongolen die Sung-Dynastie in China über

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[286/0312] I. Geschichte des japanischen Volkes. alt war. Vier Jahre darauf entsagte Tokiyori im Alter von nur 30 Jahren zu Gunsten seines sechsjährigen Sohnes Tokimune der Regentschaft, wurde Mönch und bereiste als solcher unerkannt das Land, um dessen Bedürfnisse kennen zu lernen. Bei den Bauern kehrte er ein und nahm mit ihrer frugalen Kost vorlieb, und wo er berechtigte Klagen gegen die Verwaltung vernahm, säumte er nicht, sie dem Erzieher seines Sohnes Hôjô-Nagatoki zu berichten. Im Jahre 1623 starb er. Das gute Andenken, welches er hinterlassen hat, steht dem seines Vaters Yosutoki kaum nach. Mit acht Jahren wurde Tokimune, sein Erbe, schon für erwachsen erklärt, doch führte Nagatoki die Regentschaft weiter. Eine grössere Widersinnigkeit als die, welche nun die complicierte Staatsmaschine Japans zeigte, ist kaum denkbar. Da war zunächst Hôjô-Tokimune der Sukken, ein unmündiges Kind unter der Vormundschaft eines Verwandten, des Nagatoki, berufen, den ebenfalls unreifen, doch viel älteren Shôgun Munetaka zu leiten, während dieser seinerseits wieder das Staatsruder führen und den unmündigen, machtlosen Mi- kado vertreten sollte. Es war dies (von 1260—1274) der 90., Namens Kameyama-Tennô, ein jüngerer Bruder von Go-Fukakusa-Tennô, welcher zu dessen Gunsten abdiciert hatte. Der Shôgun Munetaka war den chinesischen Wissenschaften sehr ergeben und verkehrte darum viel mit verschiedenen Priestern, wo- runter Riyôki, Genye und andere. Indigniert über die unwürdige Rolle, welche er, der Sohn eines Tennô, dem Shukken und seinem Vormunde gegenüber spielte, zettelte er mit jenen Priestern eine Verschwörung an, welche die Ermordung des Nagatoki und Shukken, sowie die Befreiung des Landes von den Hôjô zum Ziele hatte. Naga- toki kam ihnen jedoch zuvor, Riyôki wurde getödtet, Genye floh nach Kiôto und Munetaka rettete sein Leben nur in Folge der Für- sprache seines Vaters, des Exmikado Saga II., doch musste er das Shôgunat an seinen Sohn Koreyasu abtreten (1266) und sich nach Kiôto zurückziehen. Nagatoki starb bald nachher, so dass Tokimune nun als Shukken unumschränkt die Hôjô bis zu seinem Tode repräsentierte. Ein Ereigniss, dessen Bedeutung und Tragweite über das japa- nische Inselreich weit hinausragt, fällt in diese Zeit. Es ist die Invasion der Mongolen unter Kublai-Khan. Hôjô Tokimune gehört das Verdienst, sie zurückgeschlagen und das Land von ihnen befreit zu haben (1281). Kublai-Khan oder Kopitsuletsu, wie ihn die Japaner nennen, hatte an der Spitze seiner Mongolen die Sung-Dynastie in China über

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/312>, abgerufen am 22.11.2024.