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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kioto etc.
Sympathien zugewandt hatten, lag seit zwei Jahren im Grabe. Mit
seinem und seines Vaters Tod begann das Schicksal der Taira seinen
raschen verderblichen Lauf; denn es fehlte der Partei von jetzt ab
der Kopf, der sie führte und zusammenhielt, eine Aufgabe, der Mune-
mori nicht gewachsen war. Dieser berief die grossen Würdenträger,
in Kioto und berieth mit ihnen die Lage. Sie erkannten den Ernst
derselben und riethen zu einem Versuche nach Aussöhnung mit den
Gegnern. Munemori aber, dem noch die letzten Ermahnungen seines
Vaters in den Ohren nachklangen, konnte und durfte darauf nicht
eingehen. So schritt man denn zum Entscheidungskampfe.

Schon ein Jahr vor Kiyomori's Tod hatte sich Mochihito, der
zweite Sohn des ausschweifenden und zu Fukuwara gefangen gehal-
tenen Exmikado Go-Shirakawa, mit Yoritomo zum Sturze der Taira
in Verbindung gesetzt; ebenso nahmen die Bonzen des Hiyesan offen
die Partei der Genji. Drei Armeen standen diesen bereit und rückten
nun unaufhaltsam gen Süden vor, die Armee des Kuwanto, geführt
von Yoritomo selbst, die Armee von Mutsu unter Yoshitsune und die
Armee am Nakasendo in Shinano, wo ein Vetter jener, Namens
Yoshinaka, den Oberbefehl hatte. Dieser tritt nun zunächst in
den Vordergrund.

Minamoto-no-Yoshinaka oder Kiso-Yoshinaka hatte
frühzeitig gleich manchem anderen Minamoto durch die Hand der
Taira seinen Vater verloren. Als er zum Manne herangewachsen war,
setzte er sich mit Verwandten und Vasallen im prächtigen Thale des
oberen Kiso-gawa, das der Nakasendo durchschneidet, fest. Wie die
alten deutschen Ritter, so errichteten sie auf den Gipfeln steiler
und schwer zugängiger Berge ringsum ihre Burgen. Auf dem etwa
1300 Meter hohen Yatate-yama hauste Yoshinaka selbst, auf dem fast
gleich hohen Hiyakkinawa ein tapferer Verwandter Imaii Kane-
hira
und auf dem 1900 Meter hohen Yabune einer seiner tapfersten
und berühmtesten Vasallen Higuchi-Jiro. Als der Entscheidungs-
kampf im Gen-Pei-Kassen immer näher rückte, bildete er hier im
Einverständniss mit Yoritomo eine tapfere Armee, mit der er nun,
unterstützt von seinem Onkel Yukiiye, dem jüngsten Bruder des
Yoshitomo, den Nakasendo entlang gegen Kioto vorrückte. Das Heer,
welches ihm Munemori entgegensandte, wurde im Jahre 1182 total
geschlagen. Auf die Kunde davon flüchtete Munemori mit allen Glie-
dern seiner Familie, den jungen (81.) Mikado Antoku und die kaiser-
lichen Insignien mit sich führend, nach Yashima in Sanuki, liess
dagegen die beiden Exkaiser Go-Shirakawa und Takakura in Kioto
zurück. Go-Shirakawa, welcher in der Zwischenzeit eine Art provi-

2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kiôto etc.
Sympathien zugewandt hatten, lag seit zwei Jahren im Grabe. Mit
seinem und seines Vaters Tod begann das Schicksal der Taira seinen
raschen verderblichen Lauf; denn es fehlte der Partei von jetzt ab
der Kopf, der sie führte und zusammenhielt, eine Aufgabe, der Mune-
mori nicht gewachsen war. Dieser berief die grossen Würdenträger,
in Kiôto und berieth mit ihnen die Lage. Sie erkannten den Ernst
derselben und riethen zu einem Versuche nach Aussöhnung mit den
Gegnern. Munemori aber, dem noch die letzten Ermahnungen seines
Vaters in den Ohren nachklangen, konnte und durfte darauf nicht
eingehen. So schritt man denn zum Entscheidungskampfe.

Schon ein Jahr vor Kiyomori’s Tod hatte sich Mochihito, der
zweite Sohn des ausschweifenden und zu Fukuwara gefangen gehal-
tenen Exmikado Go-Shirakawa, mit Yoritomo zum Sturze der Taira
in Verbindung gesetzt; ebenso nahmen die Bonzen des Hiyesan offen
die Partei der Genji. Drei Armeen standen diesen bereit und rückten
nun unaufhaltsam gen Süden vor, die Armee des Kuwantô, geführt
von Yoritomo selbst, die Armee von Mutsu unter Yoshitsune und die
Armee am Nakasendô in Shinano, wo ein Vetter jener, Namens
Yoshinaka, den Oberbefehl hatte. Dieser tritt nun zunächst in
den Vordergrund.

Minamoto-no-Yoshinaka oder Kiso-Yoshinaka hatte
frühzeitig gleich manchem anderen Minamoto durch die Hand der
Taira seinen Vater verloren. Als er zum Manne herangewachsen war,
setzte er sich mit Verwandten und Vasallen im prächtigen Thale des
oberen Kiso-gawa, das der Nakasendô durchschneidet, fest. Wie die
alten deutschen Ritter, so errichteten sie auf den Gipfeln steiler
und schwer zugängiger Berge ringsum ihre Burgen. Auf dem etwa
1300 Meter hohen Yatate-yama hauste Yoshinaka selbst, auf dem fast
gleich hohen Hiyakkinawa ein tapferer Verwandter Imaii Kane-
hira
und auf dem 1900 Meter hohen Yabune einer seiner tapfersten
und berühmtesten Vasallen Higuchi-Jiro. Als der Entscheidungs-
kampf im Gen-Pei-Kassen immer näher rückte, bildete er hier im
Einverständniss mit Yoritomo eine tapfere Armee, mit der er nun,
unterstützt von seinem Onkel Yukiiye, dem jüngsten Bruder des
Yoshitomo, den Nakasendô entlang gegen Kiôto vorrückte. Das Heer,
welches ihm Munemori entgegensandte, wurde im Jahre 1182 total
geschlagen. Auf die Kunde davon flüchtete Munemori mit allen Glie-
dern seiner Familie, den jungen (81.) Mikado Antoku und die kaiser-
lichen Insignien mit sich führend, nach Yashima in Sanuki, liess
dagegen die beiden Exkaiser Go-Shirakawa und Takakura in Kiôto
zurück. Go-Shirakawa, welcher in der Zwischenzeit eine Art provi-

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[271/0297] 2. Periode. Von der Gründung der Hauptstadt Kiôto etc. Sympathien zugewandt hatten, lag seit zwei Jahren im Grabe. Mit seinem und seines Vaters Tod begann das Schicksal der Taira seinen raschen verderblichen Lauf; denn es fehlte der Partei von jetzt ab der Kopf, der sie führte und zusammenhielt, eine Aufgabe, der Mune- mori nicht gewachsen war. Dieser berief die grossen Würdenträger, in Kiôto und berieth mit ihnen die Lage. Sie erkannten den Ernst derselben und riethen zu einem Versuche nach Aussöhnung mit den Gegnern. Munemori aber, dem noch die letzten Ermahnungen seines Vaters in den Ohren nachklangen, konnte und durfte darauf nicht eingehen. So schritt man denn zum Entscheidungskampfe. Schon ein Jahr vor Kiyomori’s Tod hatte sich Mochihito, der zweite Sohn des ausschweifenden und zu Fukuwara gefangen gehal- tenen Exmikado Go-Shirakawa, mit Yoritomo zum Sturze der Taira in Verbindung gesetzt; ebenso nahmen die Bonzen des Hiyesan offen die Partei der Genji. Drei Armeen standen diesen bereit und rückten nun unaufhaltsam gen Süden vor, die Armee des Kuwantô, geführt von Yoritomo selbst, die Armee von Mutsu unter Yoshitsune und die Armee am Nakasendô in Shinano, wo ein Vetter jener, Namens Yoshinaka, den Oberbefehl hatte. Dieser tritt nun zunächst in den Vordergrund. Minamoto-no-Yoshinaka oder Kiso-Yoshinaka hatte frühzeitig gleich manchem anderen Minamoto durch die Hand der Taira seinen Vater verloren. Als er zum Manne herangewachsen war, setzte er sich mit Verwandten und Vasallen im prächtigen Thale des oberen Kiso-gawa, das der Nakasendô durchschneidet, fest. Wie die alten deutschen Ritter, so errichteten sie auf den Gipfeln steiler und schwer zugängiger Berge ringsum ihre Burgen. Auf dem etwa 1300 Meter hohen Yatate-yama hauste Yoshinaka selbst, auf dem fast gleich hohen Hiyakkinawa ein tapferer Verwandter Imaii Kane- hira und auf dem 1900 Meter hohen Yabune einer seiner tapfersten und berühmtesten Vasallen Higuchi-Jiro. Als der Entscheidungs- kampf im Gen-Pei-Kassen immer näher rückte, bildete er hier im Einverständniss mit Yoritomo eine tapfere Armee, mit der er nun, unterstützt von seinem Onkel Yukiiye, dem jüngsten Bruder des Yoshitomo, den Nakasendô entlang gegen Kiôto vorrückte. Das Heer, welches ihm Munemori entgegensandte, wurde im Jahre 1182 total geschlagen. Auf die Kunde davon flüchtete Munemori mit allen Glie- dern seiner Familie, den jungen (81.) Mikado Antoku und die kaiser- lichen Insignien mit sich führend, nach Yashima in Sanuki, liess dagegen die beiden Exkaiser Go-Shirakawa und Takakura in Kiôto zurück. Go-Shirakawa, welcher in der Zwischenzeit eine Art provi-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/297>, abgerufen am 23.11.2024.