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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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1. Periode. Von der Gründung des Reiches Yamato etc.
hervorgeht, dass seit Saujin-Tenno dieser barbarische Gebrauch wieder
vorgekommen war.

Im Jahre 662 kam der kaiserliche Prinz Nakano-oye, welcher
unter seinen beiden Vorgängern die Verwaltung geleitet hatte, als
38. Herrscher auf den Thron (662--670). Sein historischer Name ist
Tenji-Tenno. Mehrere bemerkenswerthe Ereignisse zeichnen seine
kurze Herrschaft aus. Hierher gehört vor allem, dass er das höchste
Amt eines Ministerpräsidenten Daijo-Daijin (Grosser Minister der
grossen Regierung) creierte und damit seinen ältesten Sohn Otomo
betraute, während er seinen Freund und Rathgeber Nakatomi-no-
Kamatari
zum Naidaijin machte. Zugleich gestattete er Naka-
tomi, als ein Zeichen seiner Anerkennung für viele treue Dienste, für
sich und seine Familie den Namen Fujiwara zu führen. Fuji-
wara
(Glycinenfeld) ist neben dem Mikado-Hause die älteste Familie
Japans, ein Geschlecht, das in der Folge eine hohe Rolle spielte und
sich bis auf unsere Zeit mancher Vorrechte erfreut hat.

Unter der Regierung des Tenji-Tenno überzog der König von
Shiraki, unterstützt durch China, das Land Kudara mit Krieg, schlug
die japanische Besatzung und zwang sie zur Einschiffung in ihre
Heimath. Mehrere Tausend Bewohner Kudaras folgten und fanden
in Japan freundliche Aufnahme. Man vertheilte sie zur Niederlassung
unter die einzelnen Provinzen und gewährte ihnen, wie früheren Ein-
wanderern, eine zehnjährige Steuerfreiheit, welche später vom 40. Mi-
kado noch weiter ausgedehnt wurde *). Dieser Herrscher, unter dem
Namen Temmu-Tenno bekannt, suchte während seiner Regierungs-
zeit (673--686) China noch weiter nachzuahmen als seine Vorgänger.
Er schuf eine Menge neuer Rangstufen, erliess detaillierte Anordnungen
bezüglich der Haartracht, namentlich bei Hofe, und machte das
buddhistische Bekenntniss obligatorisch. Auch verbot er den Fleisch-
genuss. Unter seiner Regierung wurde die erste Silbermine des
Landes entdeckt, und zwar auf Tsu-shima.

Als 41. Souverain wird in den Annalen die Kaiserin Jito-Tenno
(687--696) angeführt. Unter ihrer Regierung war die Zahl der Buddha-

*) Durch Besiegung und Vermischung der eingeborenen Emishi einerseits,
der Koreaner anderseits mit den Bewohnern des Reiches Yamato entstand das
japanische Volk, das zwar seinen mongolischen Typus in Körperbau und Sprache
im allgemeinen noch bewahrt hat, aber darin doch, und mehr noch durch seinen
Nationalcharakter wesentlich von allen Völkern Ostasiens abweicht. Und diese
abweichenden Züge sind es gerade, durch welche es sich uns in der Neuzeit so
sehr genähert hat und so viel mehr sympathisch geworden ist, als alle übrigen
Glieder des chinesischen Culturkreises.

1. Periode. Von der Gründung des Reiches Yamato etc.
hervorgeht, dass seit Sûjin-Tennô dieser barbarische Gebrauch wieder
vorgekommen war.

Im Jahre 662 kam der kaiserliche Prinz Nakano-oye, welcher
unter seinen beiden Vorgängern die Verwaltung geleitet hatte, als
38. Herrscher auf den Thron (662—670). Sein historischer Name ist
Tenji-Tennô. Mehrere bemerkenswerthe Ereignisse zeichnen seine
kurze Herrschaft aus. Hierher gehört vor allem, dass er das höchste
Amt eines Ministerpräsidenten Daijô-Daijin (Grosser Minister der
grossen Regierung) creïerte und damit seinen ältesten Sohn Otomo
betraute, während er seinen Freund und Rathgeber Nakatomi-no-
Kamatari
zum Naidaijin machte. Zugleich gestattete er Naka-
tomi, als ein Zeichen seiner Anerkennung für viele treue Dienste, für
sich und seine Familie den Namen Fujiwara zu führen. Fuji-
wara
(Glycinenfeld) ist neben dem Mikado-Hause die älteste Familie
Japans, ein Geschlecht, das in der Folge eine hohe Rolle spielte und
sich bis auf unsere Zeit mancher Vorrechte erfreut hat.

Unter der Regierung des Tenji-Tennô überzog der König von
Shiraki, unterstützt durch China, das Land Kudara mit Krieg, schlug
die japanische Besatzung und zwang sie zur Einschiffung in ihre
Heimath. Mehrere Tausend Bewohner Kudaras folgten und fanden
in Japan freundliche Aufnahme. Man vertheilte sie zur Niederlassung
unter die einzelnen Provinzen und gewährte ihnen, wie früheren Ein-
wanderern, eine zehnjährige Steuerfreiheit, welche später vom 40. Mi-
kado noch weiter ausgedehnt wurde *). Dieser Herrscher, unter dem
Namen Temmu-Tennô bekannt, suchte während seiner Regierungs-
zeit (673—686) China noch weiter nachzuahmen als seine Vorgänger.
Er schuf eine Menge neuer Rangstufen, erliess detaillierte Anordnungen
bezüglich der Haartracht, namentlich bei Hofe, und machte das
buddhistische Bekenntniss obligatorisch. Auch verbot er den Fleisch-
genuss. Unter seiner Regierung wurde die erste Silbermine des
Landes entdeckt, und zwar auf Tsu-shima.

Als 41. Souverain wird in den Annalen die Kaiserin Jitô-Tennô
(687—696) angeführt. Unter ihrer Regierung war die Zahl der Buddha-

*) Durch Besiegung und Vermischung der eingeborenen Emishi einerseits,
der Koreaner anderseits mit den Bewohnern des Reiches Yamato entstand das
japanische Volk, das zwar seinen mongolischen Typus in Körperbau und Sprache
im allgemeinen noch bewahrt hat, aber darin doch, und mehr noch durch seinen
Nationalcharakter wesentlich von allen Völkern Ostasiens abweicht. Und diese
abweichenden Züge sind es gerade, durch welche es sich uns in der Neuzeit so
sehr genähert hat und so viel mehr sympathisch geworden ist, als alle übrigen
Glieder des chinesischen Culturkreises.
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[253/0279] 1. Periode. Von der Gründung des Reiches Yamato etc. hervorgeht, dass seit Sûjin-Tennô dieser barbarische Gebrauch wieder vorgekommen war. Im Jahre 662 kam der kaiserliche Prinz Nakano-oye, welcher unter seinen beiden Vorgängern die Verwaltung geleitet hatte, als 38. Herrscher auf den Thron (662—670). Sein historischer Name ist Tenji-Tennô. Mehrere bemerkenswerthe Ereignisse zeichnen seine kurze Herrschaft aus. Hierher gehört vor allem, dass er das höchste Amt eines Ministerpräsidenten Daijô-Daijin (Grosser Minister der grossen Regierung) creïerte und damit seinen ältesten Sohn Otomo betraute, während er seinen Freund und Rathgeber Nakatomi-no- Kamatari zum Naidaijin machte. Zugleich gestattete er Naka- tomi, als ein Zeichen seiner Anerkennung für viele treue Dienste, für sich und seine Familie den Namen Fujiwara zu führen. Fuji- wara (Glycinenfeld) ist neben dem Mikado-Hause die älteste Familie Japans, ein Geschlecht, das in der Folge eine hohe Rolle spielte und sich bis auf unsere Zeit mancher Vorrechte erfreut hat. Unter der Regierung des Tenji-Tennô überzog der König von Shiraki, unterstützt durch China, das Land Kudara mit Krieg, schlug die japanische Besatzung und zwang sie zur Einschiffung in ihre Heimath. Mehrere Tausend Bewohner Kudaras folgten und fanden in Japan freundliche Aufnahme. Man vertheilte sie zur Niederlassung unter die einzelnen Provinzen und gewährte ihnen, wie früheren Ein- wanderern, eine zehnjährige Steuerfreiheit, welche später vom 40. Mi- kado noch weiter ausgedehnt wurde *). Dieser Herrscher, unter dem Namen Temmu-Tennô bekannt, suchte während seiner Regierungs- zeit (673—686) China noch weiter nachzuahmen als seine Vorgänger. Er schuf eine Menge neuer Rangstufen, erliess detaillierte Anordnungen bezüglich der Haartracht, namentlich bei Hofe, und machte das buddhistische Bekenntniss obligatorisch. Auch verbot er den Fleisch- genuss. Unter seiner Regierung wurde die erste Silbermine des Landes entdeckt, und zwar auf Tsu-shima. Als 41. Souverain wird in den Annalen die Kaiserin Jitô-Tennô (687—696) angeführt. Unter ihrer Regierung war die Zahl der Buddha- *) Durch Besiegung und Vermischung der eingeborenen Emishi einerseits, der Koreaner anderseits mit den Bewohnern des Reiches Yamato entstand das japanische Volk, das zwar seinen mongolischen Typus in Körperbau und Sprache im allgemeinen noch bewahrt hat, aber darin doch, und mehr noch durch seinen Nationalcharakter wesentlich von allen Völkern Ostasiens abweicht. Und diese abweichenden Züge sind es gerade, durch welche es sich uns in der Neuzeit so sehr genähert hat und so viel mehr sympathisch geworden ist, als alle übrigen Glieder des chinesischen Culturkreises.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/279>, abgerufen am 24.11.2024.