Species von Deshima aus in die Sammlungen Hollands, doch blieb es den Conchyliologen der letzten zwei Jahrzehnte vorbehalten, dieses Gebiet eingehender zu erforschen. Durch Sammler, wie Dr. Stimpson, Nuhn, Adams, Schrenk, Boeddinghaus, v. Martens, Hilgendorf, den Verfasser und Andere wurde das bekannte Material wesentlich vermehrt, während die Land- und Süsswasserfauna vor- nehmlich durch die drei Letztgenannten näher erschlossen wurde.
Die bedeutendsten Arbeiten über die Mollusken Japans sind von Adams, Crosse, Dunker, Gould, Kobelt, Lischke, v. Martens und v. Schrenk erschienen. Dunker gibt in seiner ersten Fauna 128 Arten Meeresconchylien an. In der Arbeit von Lischke finden wir bereits 327 Species beschrieben und theilweise abgebildet, während das neueste Werk von Dunker über den Gegenstand gegen 1200 bis zur Stunde bekannte Arten aufzählt und kritisch beleuchtet *). Dass aber hiermit der Formenreichthum noch lange nicht erschöpft ist und Späterkommende noch eine beträchtliche Nachlese halten können, beweist schon der Umstand, dass selbst die Fischmärkte von Kagoshima und Tokio, auf welche doch nur die leicht erreichbaren grösseren und in Menge vorkommenden Thiere ge- langen, erst vor wenigen Jahren zwei bisher noch nicht beschriebene Species lieferten.
Wenn v. Martens bezüglich der Land- und Süsswasser-Mollusken die Ansicht aussprach, dass sie gleich den Süsswasserfischen sich im wesentlichen denen der ostasiatischen Küstenländer anreihen, so findet dieselbe durch die vielen neuen Funde Hilgendorf's und meine eigenen nur eine weitere Bestätigung. Die Zahl der tropisch-indi- schen Formen ist gering gegenüber den Arten, welche nach China und Sibirien weisen. Nach Kobelt**) sind jetzt 193 Arten bekannt. Charakteristisch ist das Ueberwiegen der Gruppen Camena, Fruticicola und Plectotropis unter der Gattung Helix, der Artenreichthum, in welchem die Clausilien vorkommen, das Auftreten zahlreicher Palu- dinen, Cyrenen und Dipsas in süssen Gewässern, vornehmlich soweit solche mit dem Reisbau in Beziehung stehen, sowie der auf nassen Reisfeldern ebenfalls häufigen Melanien. Unter den 57 Species Helix (Maimaitsuburi, d. h. wandernde Köpfe) ist die sehr häufige H. quaesita stets links gewunden und neben der sehr veränderlichen H. peliomphala Pfr. die verbreitetste Art. Von 34 Arten Clausilia (Kiserugai, Pfeifen-
*) Dieses Hauptwerk über die marinen Conchylien Japans wird demnächst bei Fischer in Cassel erscheinen.
**) Fauna molluscorum extramarinorum Japoniae. Abhandlg. der Senckenb. Naturf. Gesellschaft XI, pag. 1--168.
Mollusken.
Species von Deshima aus in die Sammlungen Hollands, doch blieb es den Conchyliologen der letzten zwei Jahrzehnte vorbehalten, dieses Gebiet eingehender zu erforschen. Durch Sammler, wie Dr. Stimpson, Nuhn, Adams, Schrenk, Boeddinghaus, v. Martens, Hilgendorf, den Verfasser und Andere wurde das bekannte Material wesentlich vermehrt, während die Land- und Süsswasserfauna vor- nehmlich durch die drei Letztgenannten näher erschlossen wurde.
Die bedeutendsten Arbeiten über die Mollusken Japans sind von Adams, Crosse, Dunker, Gould, Kobelt, Lischke, v. Martens und v. Schrenk erschienen. Dunker gibt in seiner ersten Fauna 128 Arten Meeresconchylien an. In der Arbeit von Lischke finden wir bereits 327 Species beschrieben und theilweise abgebildet, während das neueste Werk von Dunker über den Gegenstand gegen 1200 bis zur Stunde bekannte Arten aufzählt und kritisch beleuchtet *). Dass aber hiermit der Formenreichthum noch lange nicht erschöpft ist und Späterkommende noch eine beträchtliche Nachlese halten können, beweist schon der Umstand, dass selbst die Fischmärkte von Kagoshima und Tôkio, auf welche doch nur die leicht erreichbaren grösseren und in Menge vorkommenden Thiere ge- langen, erst vor wenigen Jahren zwei bisher noch nicht beschriebene Species lieferten.
Wenn v. Martens bezüglich der Land- und Süsswasser-Mollusken die Ansicht aussprach, dass sie gleich den Süsswasserfischen sich im wesentlichen denen der ostasiatischen Küstenländer anreihen, so findet dieselbe durch die vielen neuen Funde Hilgendorf’s und meine eigenen nur eine weitere Bestätigung. Die Zahl der tropisch-indi- schen Formen ist gering gegenüber den Arten, welche nach China und Sibirien weisen. Nach Kobelt**) sind jetzt 193 Arten bekannt. Charakteristisch ist das Ueberwiegen der Gruppen Camena, Fruticicola und Plectotropis unter der Gattung Helix, der Artenreichthum, in welchem die Clausilien vorkommen, das Auftreten zahlreicher Palu- dinen, Cyrenen und Dipsas in süssen Gewässern, vornehmlich soweit solche mit dem Reisbau in Beziehung stehen, sowie der auf nassen Reisfeldern ebenfalls häufigen Melanien. Unter den 57 Species Helix (Maimaitsuburi, d. h. wandernde Köpfe) ist die sehr häufige H. quaesita stets links gewunden und neben der sehr veränderlichen H. peliomphala Pfr. die verbreitetste Art. Von 34 Arten Clausilia (Kiserugai, Pfeifen-
*) Dieses Hauptwerk über die marinen Conchylien Japans wird demnächst bei Fischer in Cassel erscheinen.
**) Fauna molluscorum extramarinorum Japoniae. Abhandlg. der Senckenb. Naturf. Gesellschaft XI, pag. 1—168.
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Mollusken.
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den Conchyliologen der letzten zwei Jahrzehnte vorbehalten, dieses
Gebiet eingehender zu erforschen. Durch Sammler, wie Dr. Stimpson,
Nuhn, Adams, Schrenk, Boeddinghaus, v. Martens,
Hilgendorf, den Verfasser und Andere wurde das bekannte Material
wesentlich vermehrt, während die Land- und Süsswasserfauna vor-
nehmlich durch die drei Letztgenannten näher erschlossen wurde.
Die bedeutendsten Arbeiten über die Mollusken Japans sind
von Adams, Crosse, Dunker, Gould, Kobelt, Lischke,
v. Martens und v. Schrenk erschienen. Dunker gibt in seiner
ersten Fauna 128 Arten Meeresconchylien an. In der Arbeit von
Lischke finden wir bereits 327 Species beschrieben und theilweise
abgebildet, während das neueste Werk von Dunker über den
Gegenstand gegen 1200 bis zur Stunde bekannte Arten aufzählt und
kritisch beleuchtet *). Dass aber hiermit der Formenreichthum noch
lange nicht erschöpft ist und Späterkommende noch eine beträchtliche
Nachlese halten können, beweist schon der Umstand, dass selbst
die Fischmärkte von Kagoshima und Tôkio, auf welche doch nur die
leicht erreichbaren grösseren und in Menge vorkommenden Thiere ge-
langen, erst vor wenigen Jahren zwei bisher noch nicht beschriebene
Species lieferten.
Wenn v. Martens bezüglich der Land- und Süsswasser-Mollusken
die Ansicht aussprach, dass sie gleich den Süsswasserfischen sich im
wesentlichen denen der ostasiatischen Küstenländer anreihen, so findet
dieselbe durch die vielen neuen Funde Hilgendorf’s und meine
eigenen nur eine weitere Bestätigung. Die Zahl der tropisch-indi-
schen Formen ist gering gegenüber den Arten, welche nach China
und Sibirien weisen. Nach Kobelt **) sind jetzt 193 Arten bekannt.
Charakteristisch ist das Ueberwiegen der Gruppen Camena, Fruticicola
und Plectotropis unter der Gattung Helix, der Artenreichthum, in
welchem die Clausilien vorkommen, das Auftreten zahlreicher Palu-
dinen, Cyrenen und Dipsas in süssen Gewässern, vornehmlich soweit
solche mit dem Reisbau in Beziehung stehen, sowie der auf nassen
Reisfeldern ebenfalls häufigen Melanien. Unter den 57 Species Helix
(Maimaitsuburi, d. h. wandernde Köpfe) ist die sehr häufige H. quaesita
stets links gewunden und neben der sehr veränderlichen H. peliomphala
Pfr. die verbreitetste Art. Von 34 Arten Clausilia (Kiserugai, Pfeifen-
*) Dieses Hauptwerk über die marinen Conchylien Japans wird demnächst bei
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**) Fauna molluscorum extramarinorum Japoniae. Abhandlg. der Senckenb.
Naturf. Gesellschaft XI, pag. 1—168.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/259>, abgerufen am 24.11.2024.
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