Von Schmetterlingen (Cho-cho) fallen, wie bereits ange- deutet wurde, namentlich die sogenannten Ritter (Papilio), besonders auf und geben der Fauna ein tropisches Colorit. Nicht weniger als 9--10 Arten dieser stattlichen Sippe finden wir hier vertreten, darunter verschiedene recht häufig vorkommend. Unter ihnen ist Papilio maci- lentus Janson dem Lande eigenthümlich. Ausser ihm fallen noch mehrere andere durch ihre dunkele Farbe, durch Grösse und trägen Flug besonders auf, so P. Dehaani Feb., P. helenus L., P. maakii Brewer, P. demetrius Cramer, P. alcinous Klug. Die Raupen meh- rerer dieser Arten sehen sich sehr ähnlich und leben oft gemeinsam auf den Blättern des Kara-tachi (Citrus trifolia) und des Inu-san-sen (Xanthoxylon schinnifolium). Papilio Hippocrates ist von unserem Schwalbenschwanze kaum zu unterscheiden.
Neben diesen und anderen auffallenden Gestalten finden wir unter den Tagfaltern viele alte Bekannte, wie den Heckenweissling (Pontia crataegi), den kleinen Eisvogel (Limenitis sibylla), das Tag- pfauenauge (Vanessa jo), den Fuchs (Vanessa urticae), den kosmopo- litischen Distelfalter (Vanessa cardui), den Perlmutterfalter (Argynnis paphia) und eine Reihe anderer.
Die Sphingiden, wie Triptogo roseipennis, T. complacens, Acherontia medusa, der japanische Todtenkopf und andere erinnern ebenfalls an unsere Arten. Noch schärfer aber tritt der europäische Charakter bei den Nachtfaltern hervor. Nach Butler sind sie fast ohne Ausnahme identisch oder nahe verwandt mit chinesischen Arten. Schon kennt man allein über 100 auch in England einheimische Species. Bemerkenswerth ist namentlich Pterodecta gloriosa, ein eigenthümlicher Schmetterlings-Schwärmer, welcher am Tage fliegt und sitzend seine Flügel aufrichtet, wie ein Tagfalter. Von seinem beliebten Ruheplatz aus, zu dem er wie eine Thecla immer wieder zurückkehrt, jagt er jedes vorüberfliegende Insect *).
Japan hat 7 grosse Seidenspinner, nämlich Trophaea Artemis Butl. und aliena: Samia, Cynthia, Caligula Jonasii Butl., C. japonica Butl., Rhodia fugax Butl., Antheraea Yama-mai Guerin. Brahmaea japonica ist ein anderer sehr grosser und schöner Bombyx. Eine ausserordentlich häufige und bemerkenswerthe Art ist Caligula japonica
noch Manches zuzufügen haben, was mir zu beobachten entgangen ist, denn ich bin leider auf diesem Gebiete, wie eine beliebte japanische Redensart sagt, "I no naka no kawatsu no gotoku --, wie der Frosch im Brunnen".
*) Für diese und einige andere Beobachtungen bin ich Herrn H. Pryer in Yokohama, dem besten Kenner dieser Thierklasse in Japan, zu besonderem Danke verpflichtet.
VIII. Fauna.
Von Schmetterlingen (Chô-chô) fallen, wie bereits ange- deutet wurde, namentlich die sogenannten Ritter (Papilio), besonders auf und geben der Fauna ein tropisches Colorit. Nicht weniger als 9—10 Arten dieser stattlichen Sippe finden wir hier vertreten, darunter verschiedene recht häufig vorkommend. Unter ihnen ist Papilio maci- lentus Janson dem Lande eigenthümlich. Ausser ihm fallen noch mehrere andere durch ihre dunkele Farbe, durch Grösse und trägen Flug besonders auf, so P. Dehaani Feb., P. helenus L., P. maakii Brewer, P. demetrius Cramer, P. alcinous Klug. Die Raupen meh- rerer dieser Arten sehen sich sehr ähnlich und leben oft gemeinsam auf den Blättern des Kara-tachi (Citrus trifolia) und des Inu-san-sen (Xanthoxylon schinnifolium). Papilio Hippocrates ist von unserem Schwalbenschwanze kaum zu unterscheiden.
Neben diesen und anderen auffallenden Gestalten finden wir unter den Tagfaltern viele alte Bekannte, wie den Heckenweissling (Pontia crataegi), den kleinen Eisvogel (Limenitis sibylla), das Tag- pfauenauge (Vanessa jo), den Fuchs (Vanessa urticae), den kosmopo- litischen Distelfalter (Vanessa cardui), den Perlmutterfalter (Argynnis paphia) und eine Reihe anderer.
Die Sphingiden, wie Triptogo roseipennis, T. complacens, Acherontia medusa, der japanische Todtenkopf und andere erinnern ebenfalls an unsere Arten. Noch schärfer aber tritt der europäische Charakter bei den Nachtfaltern hervor. Nach Butler sind sie fast ohne Ausnahme identisch oder nahe verwandt mit chinesischen Arten. Schon kennt man allein über 100 auch in England einheimische Species. Bemerkenswerth ist namentlich Pterodecta gloriosa, ein eigenthümlicher Schmetterlings-Schwärmer, welcher am Tage fliegt und sitzend seine Flügel aufrichtet, wie ein Tagfalter. Von seinem beliebten Ruheplatz aus, zu dem er wie eine Thecla immer wieder zurückkehrt, jagt er jedes vorüberfliegende Insect *).
Japan hat 7 grosse Seidenspinner, nämlich Trophaea Artemis Butl. und aliena: Samia, Cynthia, Caligula Jonasii Butl., C. japonica Butl., Rhodia fugax Butl., Antheraea Yama-mai Guérin. Brahmaea japonica ist ein anderer sehr grosser und schöner Bombyx. Eine ausserordentlich häufige und bemerkenswerthe Art ist Caligula japonica
noch Manches zuzufügen haben, was mir zu beobachten entgangen ist, denn ich bin leider auf diesem Gebiete, wie eine beliebte japanische Redensart sagt, »I no naka no kawatsu no gotoku —, wie der Frosch im Brunnen«.
*) Für diese und einige andere Beobachtungen bin ich Herrn H. Pryer in Yokohama, dem besten Kenner dieser Thierklasse in Japan, zu besonderem Danke verpflichtet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0254"n="230"/><fwplace="top"type="header">VIII. Fauna.</fw><lb/><p>Von <hirendition="#g">Schmetterlingen (Chô-chô)</hi> fallen, wie bereits ange-<lb/>
deutet wurde, namentlich die sogenannten Ritter (Papilio), besonders<lb/>
auf und geben der Fauna ein tropisches Colorit. Nicht weniger als<lb/>
9—10 Arten dieser stattlichen Sippe finden wir hier vertreten, darunter<lb/>
verschiedene recht häufig vorkommend. Unter ihnen ist Papilio maci-<lb/>
lentus Janson dem Lande eigenthümlich. Ausser ihm fallen noch<lb/>
mehrere andere durch ihre dunkele Farbe, durch Grösse und trägen<lb/>
Flug besonders auf, so P. Dehaani Feb., P. helenus L., P. maakii<lb/>
Brewer, P. demetrius Cramer, P. alcinous Klug. Die Raupen meh-<lb/>
rerer dieser Arten sehen sich sehr ähnlich und leben oft gemeinsam<lb/>
auf den Blättern des Kara-tachi (Citrus trifolia) und des Inu-san-sen<lb/>
(Xanthoxylon schinnifolium). Papilio Hippocrates ist von unserem<lb/>
Schwalbenschwanze kaum zu unterscheiden.</p><lb/><p>Neben diesen und anderen auffallenden Gestalten finden wir<lb/>
unter den Tagfaltern viele alte Bekannte, wie den Heckenweissling<lb/>
(Pontia crataegi), den kleinen Eisvogel (Limenitis sibylla), das Tag-<lb/>
pfauenauge (Vanessa jo), den Fuchs (Vanessa urticae), den kosmopo-<lb/>
litischen Distelfalter (Vanessa cardui), den Perlmutterfalter (Argynnis<lb/>
paphia) und eine Reihe anderer.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Sphingiden</hi>, wie Triptogo roseipennis, T. complacens,<lb/>
Acherontia medusa, der japanische Todtenkopf und andere erinnern<lb/>
ebenfalls an unsere Arten. Noch schärfer aber tritt der europäische<lb/>
Charakter bei den Nachtfaltern hervor. Nach <hirendition="#g">Butler</hi> sind sie fast<lb/>
ohne Ausnahme identisch oder nahe verwandt mit chinesischen Arten.<lb/>
Schon kennt man allein über 100 auch in England einheimische<lb/>
Species. Bemerkenswerth ist namentlich Pterodecta gloriosa, ein<lb/>
eigenthümlicher Schmetterlings-Schwärmer, welcher am Tage fliegt<lb/>
und sitzend seine Flügel aufrichtet, wie ein Tagfalter. Von seinem<lb/>
beliebten Ruheplatz aus, zu dem er wie eine Thecla immer wieder<lb/>
zurückkehrt, jagt er jedes vorüberfliegende Insect <noteplace="foot"n="*)">Für diese und einige andere Beobachtungen bin ich Herrn H. <hirendition="#g">Pryer</hi> in<lb/>
Yokohama, dem besten Kenner dieser Thierklasse in Japan, zu besonderem Danke<lb/>
verpflichtet.</note>.</p><lb/><p>Japan hat 7 grosse Seidenspinner, nämlich Trophaea Artemis<lb/>
Butl. und aliena: Samia, Cynthia, Caligula Jonasii Butl., C. japonica<lb/>
Butl., Rhodia fugax Butl., Antheraea Yama-mai Guérin. Brahmaea<lb/>
japonica ist ein anderer sehr grosser und schöner Bombyx. Eine<lb/>
ausserordentlich häufige und bemerkenswerthe Art ist Caligula japonica<lb/><notexml:id="seg2pn_2_2"prev="#seg2pn_2_1"place="foot"n="**)">noch Manches zuzufügen haben, was mir zu beobachten entgangen ist, denn ich bin<lb/>
leider auf diesem Gebiete, wie eine beliebte japanische Redensart sagt, »I no naka<lb/>
no kawatsu no gotoku —, wie der Frosch im Brunnen«.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[230/0254]
VIII. Fauna.
Von Schmetterlingen (Chô-chô) fallen, wie bereits ange-
deutet wurde, namentlich die sogenannten Ritter (Papilio), besonders
auf und geben der Fauna ein tropisches Colorit. Nicht weniger als
9—10 Arten dieser stattlichen Sippe finden wir hier vertreten, darunter
verschiedene recht häufig vorkommend. Unter ihnen ist Papilio maci-
lentus Janson dem Lande eigenthümlich. Ausser ihm fallen noch
mehrere andere durch ihre dunkele Farbe, durch Grösse und trägen
Flug besonders auf, so P. Dehaani Feb., P. helenus L., P. maakii
Brewer, P. demetrius Cramer, P. alcinous Klug. Die Raupen meh-
rerer dieser Arten sehen sich sehr ähnlich und leben oft gemeinsam
auf den Blättern des Kara-tachi (Citrus trifolia) und des Inu-san-sen
(Xanthoxylon schinnifolium). Papilio Hippocrates ist von unserem
Schwalbenschwanze kaum zu unterscheiden.
Neben diesen und anderen auffallenden Gestalten finden wir
unter den Tagfaltern viele alte Bekannte, wie den Heckenweissling
(Pontia crataegi), den kleinen Eisvogel (Limenitis sibylla), das Tag-
pfauenauge (Vanessa jo), den Fuchs (Vanessa urticae), den kosmopo-
litischen Distelfalter (Vanessa cardui), den Perlmutterfalter (Argynnis
paphia) und eine Reihe anderer.
Die Sphingiden, wie Triptogo roseipennis, T. complacens,
Acherontia medusa, der japanische Todtenkopf und andere erinnern
ebenfalls an unsere Arten. Noch schärfer aber tritt der europäische
Charakter bei den Nachtfaltern hervor. Nach Butler sind sie fast
ohne Ausnahme identisch oder nahe verwandt mit chinesischen Arten.
Schon kennt man allein über 100 auch in England einheimische
Species. Bemerkenswerth ist namentlich Pterodecta gloriosa, ein
eigenthümlicher Schmetterlings-Schwärmer, welcher am Tage fliegt
und sitzend seine Flügel aufrichtet, wie ein Tagfalter. Von seinem
beliebten Ruheplatz aus, zu dem er wie eine Thecla immer wieder
zurückkehrt, jagt er jedes vorüberfliegende Insect *).
Japan hat 7 grosse Seidenspinner, nämlich Trophaea Artemis
Butl. und aliena: Samia, Cynthia, Caligula Jonasii Butl., C. japonica
Butl., Rhodia fugax Butl., Antheraea Yama-mai Guérin. Brahmaea
japonica ist ein anderer sehr grosser und schöner Bombyx. Eine
ausserordentlich häufige und bemerkenswerthe Art ist Caligula japonica
**)
*) Für diese und einige andere Beobachtungen bin ich Herrn H. Pryer in
Yokohama, dem besten Kenner dieser Thierklasse in Japan, zu besonderem Danke
verpflichtet.
**) noch Manches zuzufügen haben, was mir zu beobachten entgangen ist, denn ich bin
leider auf diesem Gebiete, wie eine beliebte japanische Redensart sagt, »I no naka
no kawatsu no gotoku —, wie der Frosch im Brunnen«.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/254>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.