Japaner züchten zwei Arten, den gewöhnlichen Goldkarpfen, welchen sie Higoi nennen, und eine davon wesentlich abweichende Fisch- gestalt, Kingio (Goldfisch, Carassus auratus) genannt, die sich vor- nehmlich durch eine eigenthümliche Dreigabelung der langen Afterflosse auszeichnet, indem nämlich neben die senkrechte Ruderflosse noch zwei gleich lange, mehr horizontal gestellte Seitenflossen treten. Der Kingio ist im ganzen empfindlicher und seltener, als der Higoi, zuweilen jedoch, wie in der Goldfischanstalt bei Yokohama, in grosser Zahl zu sehen.
Die meisten der kleineren Süsswasserfische Japans, Arten der Günther'schen Gattungen Pseudogobio, Pseudorasbora, Achilogna- thus, Pseudoperilamprus, Opsariichthys, Misgurnus, Botia, also Ver- wandte unserer Gründlinge, Grundeln und Weissfische, findet man auch in China und Formosa. Sehr häufig ist unter den Bartgrundeln der Dojo (Misgurnus rubripennis Schl.) in den schlammigen Gräben; auch der Tanago (Achilognathus oder Leuciscus lanceolatus), sowie der Ugui (Leuciscus Hakonensis G.) werden viel gefunden.
Die Häringsfamilie (Clupeacei) tritt, ihren sonstigen Ge- wohnheiten entsprechend, vornehmlich im Winter und an den nörd- lichen Küsten der japanischen Inselwelt auf, und zwar reich an Arten und Individuen, doch kennt man die verschiedenen Conservierungs- arten, welche eine Anzahl Glieder derselben für Europa so werthvoll machen, noch wenig und fängt die grossen Mengen zur Erzielung von Thran und Dünger. Hierher gehört vor allem der Iwashi oder Maiwashi (Clupea melanosticta und Cl. gracilis), dessen Herannahen oft durch Mövenschaaren angekündigt und der namentlich im Herbst gemeinsam mit seinem Verfolger, Saba (Scomber pneumatophorus ja- ponicus Schl.), in grosser Menge an der Küste von Yezo und Nord- Hondo gefangen wird. Dasselbe gilt vom Nishin (Clupea harengus L.) und mehreren anderen. Auch der Isaza (Engraulis japonicus Schl.) wird während der kälteren Jahreszeit massenhaft gefangen. Von den grösseren Arten sieht man den Borstenhäring Konoshiro (Chatoessus punctatus Schl.) im Winter viel auf den Märkten. Er wird wenig geschätzt und meist von der ärmeren Klasse gegessen.
Unter den aalartigen Fischen (Muraenidae) ist vor allem der Unagi (Anguilla japonica Schl.) zu nennen, der in allen süssen Gewässern Japans häufig vorkommt, trotz der grossen Zahl, die all- jährlich gefangen wird. Unter den grösseren Meeresbewohnern der Familie sind hervorzuheben der Hamo (Conger bagio Cant.), welcher über 3 Meter lang und 50 Pfund schwer werden soll, der Anago (Congromuraena anago Schl.) und der Kidako (Muraena variegata Richs.).
VIII. Fauna.
Japaner züchten zwei Arten, den gewöhnlichen Goldkarpfen, welchen sie Higoi nennen, und eine davon wesentlich abweichende Fisch- gestalt, Kingio (Goldfisch, Carassus auratus) genannt, die sich vor- nehmlich durch eine eigenthümliche Dreigabelung der langen Afterflosse auszeichnet, indem nämlich neben die senkrechte Ruderflosse noch zwei gleich lange, mehr horizontal gestellte Seitenflossen treten. Der Kingio ist im ganzen empfindlicher und seltener, als der Higoi, zuweilen jedoch, wie in der Goldfischanstalt bei Yokohama, in grosser Zahl zu sehen.
Die meisten der kleineren Süsswasserfische Japans, Arten der Günther’schen Gattungen Pseudogobio, Pseudorasbora, Achilogna- thus, Pseudoperilamprus, Opsariichthys, Misgurnus, Botia, also Ver- wandte unserer Gründlinge, Grundeln und Weissfische, findet man auch in China und Formosa. Sehr häufig ist unter den Bartgrundeln der Dojo (Misgurnus rubripennis Schl.) in den schlammigen Gräben; auch der Tanago (Achilognathus oder Leuciscus lanceolatus), sowie der Ugui (Leuciscus Hakonensis G.) werden viel gefunden.
Die Häringsfamilie (Clupeacei) tritt, ihren sonstigen Ge- wohnheiten entsprechend, vornehmlich im Winter und an den nörd- lichen Küsten der japanischen Inselwelt auf, und zwar reich an Arten und Individuen, doch kennt man die verschiedenen Conservierungs- arten, welche eine Anzahl Glieder derselben für Europa so werthvoll machen, noch wenig und fängt die grossen Mengen zur Erzielung von Thran und Dünger. Hierher gehört vor allem der Iwashi oder Maiwashi (Clupea melanosticta und Cl. gracilis), dessen Herannahen oft durch Mövenschaaren angekündigt und der namentlich im Herbst gemeinsam mit seinem Verfolger, Saba (Scomber pneumatophorus ja- ponicus Schl.), in grosser Menge an der Küste von Yezo und Nord- Hondo gefangen wird. Dasselbe gilt vom Nishin (Clupea harengus L.) und mehreren anderen. Auch der Isaza (Engraulis japonicus Schl.) wird während der kälteren Jahreszeit massenhaft gefangen. Von den grösseren Arten sieht man den Borstenhäring Konoshiro (Chatoëssus punctatus Schl.) im Winter viel auf den Märkten. Er wird wenig geschätzt und meist von der ärmeren Klasse gegessen.
Unter den aalartigen Fischen (Muraenidae) ist vor allem der Unagi (Anguilla japonica Schl.) zu nennen, der in allen süssen Gewässern Japans häufig vorkommt, trotz der grossen Zahl, die all- jährlich gefangen wird. Unter den grösseren Meeresbewohnern der Familie sind hervorzuheben der Hamo (Conger bagio Cant.), welcher über 3 Meter lang und 50 Pfund schwer werden soll, der Anago (Congromuraena anago Schl.) und der Kidako (Muraena variegata Richs.).
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VIII. Fauna.
Japaner züchten zwei Arten, den gewöhnlichen Goldkarpfen, welchen
sie Higoi nennen, und eine davon wesentlich abweichende Fisch-
gestalt, Kingio (Goldfisch, Carassus auratus) genannt, die sich vor-
nehmlich durch eine eigenthümliche Dreigabelung der langen Afterflosse
auszeichnet, indem nämlich neben die senkrechte Ruderflosse noch zwei
gleich lange, mehr horizontal gestellte Seitenflossen treten. Der Kingio
ist im ganzen empfindlicher und seltener, als der Higoi, zuweilen jedoch,
wie in der Goldfischanstalt bei Yokohama, in grosser Zahl zu sehen.
Die meisten der kleineren Süsswasserfische Japans, Arten der
Günther’schen Gattungen Pseudogobio, Pseudorasbora, Achilogna-
thus, Pseudoperilamprus, Opsariichthys, Misgurnus, Botia, also Ver-
wandte unserer Gründlinge, Grundeln und Weissfische, findet man
auch in China und Formosa. Sehr häufig ist unter den Bartgrundeln
der Dojo (Misgurnus rubripennis Schl.) in den schlammigen Gräben;
auch der Tanago (Achilognathus oder Leuciscus lanceolatus), sowie
der Ugui (Leuciscus Hakonensis G.) werden viel gefunden.
Die Häringsfamilie (Clupeacei) tritt, ihren sonstigen Ge-
wohnheiten entsprechend, vornehmlich im Winter und an den nörd-
lichen Küsten der japanischen Inselwelt auf, und zwar reich an Arten
und Individuen, doch kennt man die verschiedenen Conservierungs-
arten, welche eine Anzahl Glieder derselben für Europa so werthvoll
machen, noch wenig und fängt die grossen Mengen zur Erzielung von
Thran und Dünger. Hierher gehört vor allem der Iwashi oder
Maiwashi (Clupea melanosticta und Cl. gracilis), dessen Herannahen
oft durch Mövenschaaren angekündigt und der namentlich im Herbst
gemeinsam mit seinem Verfolger, Saba (Scomber pneumatophorus ja-
ponicus Schl.), in grosser Menge an der Küste von Yezo und Nord-
Hondo gefangen wird. Dasselbe gilt vom Nishin (Clupea harengus L.)
und mehreren anderen. Auch der Isaza (Engraulis japonicus Schl.)
wird während der kälteren Jahreszeit massenhaft gefangen. Von den
grösseren Arten sieht man den Borstenhäring Konoshiro (Chatoëssus
punctatus Schl.) im Winter viel auf den Märkten. Er wird wenig
geschätzt und meist von der ärmeren Klasse gegessen.
Unter den aalartigen Fischen (Muraenidae) ist vor allem
der Unagi (Anguilla japonica Schl.) zu nennen, der in allen süssen
Gewässern Japans häufig vorkommt, trotz der grossen Zahl, die all-
jährlich gefangen wird. Unter den grösseren Meeresbewohnern der
Familie sind hervorzuheben der Hamo (Conger bagio Cant.), welcher
über 3 Meter lang und 50 Pfund schwer werden soll, der Anago
(Congromuraena anago Schl.) und der Kidako (Muraena variegata
Richs.).
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/250>, abgerufen am 24.11.2024.
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