Sommer ein ansehnlicher Theil der gestalten- und artenreichen Fisch- welt des Indischen Oceans und Malayischen Archipels an den Ge- staden Japans, zumal den südlichen, welche man im Winter vergeb- lich hier suchen würde *). Anderseits kommen mit dem Eintritt des nördlichen Monsun schlichter gekleidete Bürger des Ochotskischen Meeres heran und liefern durch ihr massenhaftes Auftreten und schmackhaftes Fleisch eine reiche Nährquelle für viele Bewohner, namentlich der mehr nördlichen Küsten. Diese Thatsachen muss der Ichthyologe wohl beachten; denn wollte er das Bild der japanischen Fischfauna nur so entwerfen, wie sich dasselbe in einer der beiden extremen Jahreszeiten präsentiert, so müsste es nothgedrungen mangel- haft ausfallen und zu irrigen Schlüssen führen.
Die bis jetzt gesammelten und beschriebenen Fische Japans be- finden sich meist im Britisch Museum und in den Museen zu Leyden und Berlin. Unter den älteren Naturforschern, welche mit Japan in Be- rührung kamen, hat nur Thunberg auch den Fischen grössere Auf- merksamkeit zugewandt. Ansehnlich bereicherte dann am Anfange dieses Jahrhunderts das Mitglied der Krusenstern'schen Expedition, v. Langsdorf, unsere Kenntnisse dieser Thierklasse. Die in der Siebold'schen Fauna japonica beschriebenen 358 Arten wurden hauptsächlich von Dr. Bürger in Nagasaki gesammelt. Man muss es diesem Umstande zuschreiben, dass einzelne mehr nordische Fa- milien, wie die der Salmoniden in jenem grossen Werke nur schwach und ungenügend vertreten sind und die Stachelflosser überhaupt in noch viel höherem Grade vorwalten, als in Wirklichkeit. Die Berichte der Perry-Expedition, welche auf den meisten naturwissenschaftlichen Gebieten unsere Kenntnisse über Japan nur wenig förderten, bringen Brevoort's Beschreibungen und meist auch die colorierten Abbil- dungen (leider nicht nach Originalen) von 62 Arten Fischen, darunter eine Anzahl, die bis dahin unbekannt waren. Eine weitere Bereiche- rung erhielt die Fauna durch Bleeker, sodann durch den Zoologen der preussischen Expedition, Dr. E. v. Martens, sowie neuerdings durch Dr. Hilgendorf, während es dem unermüdlichen Fleisse Dr. Günther's, des hervorragendsten lebenden Ichthyologen, ge- lang, durch andere, meist englische Sammler eine ansehnliche Zahl neuer Arten der japanischen Fauna zu sichern.
Man hat die japanischen Meere das Reich der Scomberoideen (Makrelen), aber auch das Reich der Cataphracten (Panzerwangen)
*) Fussend auf diesen Thatsachen gelangte schon 1845 Sir John Richardson zu dem Schlusse, dass jene tropischen Fische mit einer warmen Strömung an Japans Gestade gelangen müssten.
Fische.
Sommer ein ansehnlicher Theil der gestalten- und artenreichen Fisch- welt des Indischen Oceans und Malayischen Archipels an den Ge- staden Japans, zumal den südlichen, welche man im Winter vergeb- lich hier suchen würde *). Anderseits kommen mit dem Eintritt des nördlichen Monsun schlichter gekleidete Bürger des Ochotskischen Meeres heran und liefern durch ihr massenhaftes Auftreten und schmackhaftes Fleisch eine reiche Nährquelle für viele Bewohner, namentlich der mehr nördlichen Küsten. Diese Thatsachen muss der Ichthyologe wohl beachten; denn wollte er das Bild der japanischen Fischfauna nur so entwerfen, wie sich dasselbe in einer der beiden extremen Jahreszeiten präsentiert, so müsste es nothgedrungen mangel- haft ausfallen und zu irrigen Schlüssen führen.
Die bis jetzt gesammelten und beschriebenen Fische Japans be- finden sich meist im Britisch Museum und in den Museen zu Leyden und Berlin. Unter den älteren Naturforschern, welche mit Japan in Be- rührung kamen, hat nur Thunberg auch den Fischen grössere Auf- merksamkeit zugewandt. Ansehnlich bereicherte dann am Anfange dieses Jahrhunderts das Mitglied der Krusenstern’schen Expedition, v. Langsdorf, unsere Kenntnisse dieser Thierklasse. Die in der Siebold’schen Fauna japonica beschriebenen 358 Arten wurden hauptsächlich von Dr. Bürger in Nagasaki gesammelt. Man muss es diesem Umstande zuschreiben, dass einzelne mehr nordische Fa- milien, wie die der Salmoniden in jenem grossen Werke nur schwach und ungenügend vertreten sind und die Stachelflosser überhaupt in noch viel höherem Grade vorwalten, als in Wirklichkeit. Die Berichte der Perry-Expedition, welche auf den meisten naturwissenschaftlichen Gebieten unsere Kenntnisse über Japan nur wenig förderten, bringen Brevoort’s Beschreibungen und meist auch die colorierten Abbil- dungen (leider nicht nach Originalen) von 62 Arten Fischen, darunter eine Anzahl, die bis dahin unbekannt waren. Eine weitere Bereiche- rung erhielt die Fauna durch Bleeker, sodann durch den Zoologen der preussischen Expedition, Dr. E. v. Martens, sowie neuerdings durch Dr. Hilgendorf, während es dem unermüdlichen Fleisse Dr. Günther’s, des hervorragendsten lebenden Ichthyologen, ge- lang, durch andere, meist englische Sammler eine ansehnliche Zahl neuer Arten der japanischen Fauna zu sichern.
Man hat die japanischen Meere das Reich der Scomberoideen (Makrelen), aber auch das Reich der Cataphracten (Panzerwangen)
*) Fussend auf diesen Thatsachen gelangte schon 1845 Sir John Richardson zu dem Schlusse, dass jene tropischen Fische mit einer warmen Strömung an Japans Gestade gelangen müssten.
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Fische.
Sommer ein ansehnlicher Theil der gestalten- und artenreichen Fisch-
welt des Indischen Oceans und Malayischen Archipels an den Ge-
staden Japans, zumal den südlichen, welche man im Winter vergeb-
lich hier suchen würde *). Anderseits kommen mit dem Eintritt des
nördlichen Monsun schlichter gekleidete Bürger des Ochotskischen
Meeres heran und liefern durch ihr massenhaftes Auftreten und
schmackhaftes Fleisch eine reiche Nährquelle für viele Bewohner,
namentlich der mehr nördlichen Küsten. Diese Thatsachen muss der
Ichthyologe wohl beachten; denn wollte er das Bild der japanischen
Fischfauna nur so entwerfen, wie sich dasselbe in einer der beiden
extremen Jahreszeiten präsentiert, so müsste es nothgedrungen mangel-
haft ausfallen und zu irrigen Schlüssen führen.
Die bis jetzt gesammelten und beschriebenen Fische Japans be-
finden sich meist im Britisch Museum und in den Museen zu Leyden und
Berlin. Unter den älteren Naturforschern, welche mit Japan in Be-
rührung kamen, hat nur Thunberg auch den Fischen grössere Auf-
merksamkeit zugewandt. Ansehnlich bereicherte dann am Anfange
dieses Jahrhunderts das Mitglied der Krusenstern’schen Expedition,
v. Langsdorf, unsere Kenntnisse dieser Thierklasse. Die in der
Siebold’schen Fauna japonica beschriebenen 358 Arten wurden
hauptsächlich von Dr. Bürger in Nagasaki gesammelt. Man muss
es diesem Umstande zuschreiben, dass einzelne mehr nordische Fa-
milien, wie die der Salmoniden in jenem grossen Werke nur schwach
und ungenügend vertreten sind und die Stachelflosser überhaupt in
noch viel höherem Grade vorwalten, als in Wirklichkeit. Die Berichte
der Perry-Expedition, welche auf den meisten naturwissenschaftlichen
Gebieten unsere Kenntnisse über Japan nur wenig förderten, bringen
Brevoort’s Beschreibungen und meist auch die colorierten Abbil-
dungen (leider nicht nach Originalen) von 62 Arten Fischen, darunter
eine Anzahl, die bis dahin unbekannt waren. Eine weitere Bereiche-
rung erhielt die Fauna durch Bleeker, sodann durch den Zoologen
der preussischen Expedition, Dr. E. v. Martens, sowie neuerdings
durch Dr. Hilgendorf, während es dem unermüdlichen Fleisse
Dr. Günther’s, des hervorragendsten lebenden Ichthyologen, ge-
lang, durch andere, meist englische Sammler eine ansehnliche Zahl
neuer Arten der japanischen Fauna zu sichern.
Man hat die japanischen Meere das Reich der Scomberoideen
(Makrelen), aber auch das Reich der Cataphracten (Panzerwangen)
*) Fussend auf diesen Thatsachen gelangte schon 1845 Sir John Richardson
zu dem Schlusse, dass jene tropischen Fische mit einer warmen Strömung an Japans
Gestade gelangen müssten.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/241>, abgerufen am 16.02.2025.
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