Keine anderen Thiere, die Schildkröte vielleicht ausgenommen, treffen wir so häufig in Bilderbüchern und auf den verschiedensten Erzeug- nissen des Kunstgewerbes abgebildet, keine anderen Abbildungen gewähren uns einen besseren Blick in die tiefgreifende Naturbeob- achtung und das hohe Talent der Japaner, das Wahrgenommene lebensvoll und treu darzustellen, wie diese.
Der Kranich (Grus Montignesia Bp.) mit rothem Scheitel, schwar- zen Schwanzfedern und schwarzem Vorderhals, sonst weiss, eine schlanke, edle Vogelgestalt, war und ist dem Japaner heilig und ein Symbol des Glückes. Man begegnet ihm viel seltener als dem eben- falls geschützten Silberreiher, der in Schaaren und ohne Furcht wie in Indien und Aegypten den Arbeiten des Landmannes auf dem Reis- felde, vom Frühling bis zum Spätherbst, folgt und in der Landschafts- staffage durch sein schönes weisses Gefieder, besonders im Hoch- sommer, wenn sein Rücken aus dem lieblichen Grün der Reisflur hervorschaut, eine charakteristische Figur ist. Am häufigsten be- gegnen wir dem grossen Silberreiher (Ardea egretta L.), kurzweg Sagi oder Shiro-sagi genannt, viel seltener dem kleinen Ippai-sagi (Ardea garzetta L.) und dem die Einsamkeit liebenden grauen Reiher (Ardea cinerea), welcher sich mit anderen Sumpf- und Wasservögeln ge- wöhnlich erst nach der Ernte auf dem Reissumpfe einfindet. Auch der kosmopolitische Goi-sagi (Ardea nycticorax L.) fehlt nicht. Gleich den Krähen gründet er oft auf den hohen Kiefern und anderen Bäumen der Parkanlagen colonieweise seinen häuslichen Heerd und wird durch das nächtliche Schreien und andere unangenehme Eigenschaften der menschlichen Umgebung recht lästig, dessen ungeachtet aber freundlich von derselben geduldet. So sah ich z. B. eine Brutstätte dieser Vögel im Schlossparke von Kochi auf der Insel Shikoku mit 80--100 Horsten. Viel seltener erscheint der Hira-sagi oder Löffel- reiher (Platalea major), während ich dem Storche Kodzuru (d. h. kleiner Kranich, Ciconia Boyciana) und seinem Neste nie begegnet bin. Kibitze kommen vor, sind aber nicht häufig, dagegen bilden Strand- läufer und Becassinen, im allgemeinen Shigi genannt, eine vielver- breitete Sippe, die den Winter über kaum einem sumpfigen Reisfelde fehlt. Endlich ist auch noch das Vorkommen des gemeinen Wasser- huhnes oder Ban (Gallinula chloropus L.) zu erwähnen.
Schwimmvögel sind, wie zu erwarten, sehr zahlreich. Sehen wir ab von den Möven und verwandten Bewohnern der See- und Strandregion, so fallen wilde Enten und Gänse durch ihre grosse Häufigkeit besonders auf. Auf einem Teiche 2--3 Meilen nördlich der Sendaibucht fand ich an einem Herbsttage diese Vögel in solcher
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Vögel.
Keine anderen Thiere, die Schildkröte vielleicht ausgenommen, treffen wir so häufig in Bilderbüchern und auf den verschiedensten Erzeug- nissen des Kunstgewerbes abgebildet, keine anderen Abbildungen gewähren uns einen besseren Blick in die tiefgreifende Naturbeob- achtung und das hohe Talent der Japaner, das Wahrgenommene lebensvoll und treu darzustellen, wie diese.
Der Kranich (Grus Montignesia Bp.) mit rothem Scheitel, schwar- zen Schwanzfedern und schwarzem Vorderhals, sonst weiss, eine schlanke, edle Vogelgestalt, war und ist dem Japaner heilig und ein Symbol des Glückes. Man begegnet ihm viel seltener als dem eben- falls geschützten Silberreiher, der in Schaaren und ohne Furcht wie in Indien und Aegypten den Arbeiten des Landmannes auf dem Reis- felde, vom Frühling bis zum Spätherbst, folgt und in der Landschafts- staffage durch sein schönes weisses Gefieder, besonders im Hoch- sommer, wenn sein Rücken aus dem lieblichen Grün der Reisflur hervorschaut, eine charakteristische Figur ist. Am häufigsten be- gegnen wir dem grossen Silberreiher (Ardea egretta L.), kurzweg Sagi oder Shiro-sagi genannt, viel seltener dem kleinen Ippai-sagi (Ardea garzetta L.) und dem die Einsamkeit liebenden grauen Reiher (Ardea cinerea), welcher sich mit anderen Sumpf- und Wasservögeln ge- wöhnlich erst nach der Ernte auf dem Reissumpfe einfindet. Auch der kosmopolitische Goi-sagi (Ardea nycticorax L.) fehlt nicht. Gleich den Krähen gründet er oft auf den hohen Kiefern und anderen Bäumen der Parkanlagen colonieweise seinen häuslichen Heerd und wird durch das nächtliche Schreien und andere unangenehme Eigenschaften der menschlichen Umgebung recht lästig, dessen ungeachtet aber freundlich von derselben geduldet. So sah ich z. B. eine Brutstätte dieser Vögel im Schlossparke von Kochi auf der Insel Shikoku mit 80—100 Horsten. Viel seltener erscheint der Hira-sagi oder Löffel- reiher (Platalea major), während ich dem Storche Kodzuru (d. h. kleiner Kranich, Ciconia Boyciana) und seinem Neste nie begegnet bin. Kibitze kommen vor, sind aber nicht häufig, dagegen bilden Strand- läufer und Becassinen, im allgemeinen Shigi genannt, eine vielver- breitete Sippe, die den Winter über kaum einem sumpfigen Reisfelde fehlt. Endlich ist auch noch das Vorkommen des gemeinen Wasser- huhnes oder Ban (Gallinula chloropus L.) zu erwähnen.
Schwimmvögel sind, wie zu erwarten, sehr zahlreich. Sehen wir ab von den Möven und verwandten Bewohnern der See- und Strandregion, so fallen wilde Enten und Gänse durch ihre grosse Häufigkeit besonders auf. Auf einem Teiche 2—3 Meilen nördlich der Sendaibucht fand ich an einem Herbsttage diese Vögel in solcher
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Vögel.
Keine anderen Thiere, die Schildkröte vielleicht ausgenommen, treffen
wir so häufig in Bilderbüchern und auf den verschiedensten Erzeug-
nissen des Kunstgewerbes abgebildet, keine anderen Abbildungen
gewähren uns einen besseren Blick in die tiefgreifende Naturbeob-
achtung und das hohe Talent der Japaner, das Wahrgenommene
lebensvoll und treu darzustellen, wie diese.
Der Kranich (Grus Montignesia Bp.) mit rothem Scheitel, schwar-
zen Schwanzfedern und schwarzem Vorderhals, sonst weiss, eine
schlanke, edle Vogelgestalt, war und ist dem Japaner heilig und ein
Symbol des Glückes. Man begegnet ihm viel seltener als dem eben-
falls geschützten Silberreiher, der in Schaaren und ohne Furcht wie
in Indien und Aegypten den Arbeiten des Landmannes auf dem Reis-
felde, vom Frühling bis zum Spätherbst, folgt und in der Landschafts-
staffage durch sein schönes weisses Gefieder, besonders im Hoch-
sommer, wenn sein Rücken aus dem lieblichen Grün der Reisflur
hervorschaut, eine charakteristische Figur ist. Am häufigsten be-
gegnen wir dem grossen Silberreiher (Ardea egretta L.), kurzweg Sagi
oder Shiro-sagi genannt, viel seltener dem kleinen Ippai-sagi (Ardea
garzetta L.) und dem die Einsamkeit liebenden grauen Reiher (Ardea
cinerea), welcher sich mit anderen Sumpf- und Wasservögeln ge-
wöhnlich erst nach der Ernte auf dem Reissumpfe einfindet. Auch
der kosmopolitische Goi-sagi (Ardea nycticorax L.) fehlt nicht. Gleich
den Krähen gründet er oft auf den hohen Kiefern und anderen Bäumen
der Parkanlagen colonieweise seinen häuslichen Heerd und wird
durch das nächtliche Schreien und andere unangenehme Eigenschaften
der menschlichen Umgebung recht lästig, dessen ungeachtet aber
freundlich von derselben geduldet. So sah ich z. B. eine Brutstätte
dieser Vögel im Schlossparke von Kochi auf der Insel Shikoku mit
80—100 Horsten. Viel seltener erscheint der Hira-sagi oder Löffel-
reiher (Platalea major), während ich dem Storche Kodzuru (d. h.
kleiner Kranich, Ciconia Boyciana) und seinem Neste nie begegnet bin.
Kibitze kommen vor, sind aber nicht häufig, dagegen bilden Strand-
läufer und Becassinen, im allgemeinen Shigi genannt, eine vielver-
breitete Sippe, die den Winter über kaum einem sumpfigen Reisfelde
fehlt. Endlich ist auch noch das Vorkommen des gemeinen Wasser-
huhnes oder Ban (Gallinula chloropus L.) zu erwähnen.
Schwimmvögel sind, wie zu erwarten, sehr zahlreich. Sehen
wir ab von den Möven und verwandten Bewohnern der See- und
Strandregion, so fallen wilde Enten und Gänse durch ihre grosse
Häufigkeit besonders auf. Auf einem Teiche 2—3 Meilen nördlich
der Sendaibucht fand ich an einem Herbsttage diese Vögel in solcher
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/235>, abgerufen am 22.11.2024.
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