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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc.

Unsere Betrachtungen der hervorragendsten Züge und Beziehungen
der Flora Japans würden des Abschlusses entbehren, wenn wir schliess-
lich nicht auch die Deutung dieser Verhältnisse versuchen oder die
Versuche Anderer hier kurz erwähnen wollten.

Die Ueppigkeit der japanischen Flora wird, wo sie sich, wie in
den Gebirgswaldungen und Bambushainen, zeigt, durch das Zusam-
menwirken eines fruchtbaren Bodens, hoher Temperaturen und reicher,
über das ganze Jahr vertheilter Niederschläge bedingt, die insbe-
sondere auch dem warmen Sommer in beträchtlicher Menge zu theil
werden, der Reichthum und die Mannichfaltigkeit derselben haben
aber daneben noch ganz andere Ursachen. Wenn wir dieselben er-
forschen und zu einem richtigen Verständniss der Vereinigung einer
so grossen Zahl tropisch-indischer, chinesisch-mandschurischer, euro-
päisch-sibirischer und nordost-amerikanischer Gattungen und Arten
mit einer ansehnlichen Menge endemischer Formen gelangen wollen,
müssen wir nicht blos die heutigen geographischen und klimatischen
Verhältnisse in Betracht ziehen, sondern vor allem auch die paläonto-
logische Vorgeschichte dieser Vegetation berücksichtigen; denn wenn
es richtig ist, was Areschoug *) in Bezug auf die ältere skandina-
vische Vegetation sagt, dass die Vegetationsbeschaffenheit eines Landes
nicht ausschliesslich durch die gegenwärtig herrschenden kosmischen
Verhältnisse bestimmt wird, so gilt dies vor allem von Japan. Den
gegenwärtig noch fortdauernden Verhältnissen und einer posttertiären
Einwanderung schreibe ich die tropischen Bestandtheile seiner Flora,
wie nicht minder die arktisch-alpinen, sowie auch die der nördlichen
Waldregion des alten Continentes angehörenden zu, während ich nicht
blos wie Gray und Hooker die nordamerikanischen Glieder der japa-
nischen Flora, sondern auch die blos über China und die Mandschurei
verbreiteten, sowie alle endemischen, als einen sehr alten, der Ter-
tiärzeit entstammenden Grundstock betrachte.

In Folge der Verbindungen der grossen japanischen Inseln durch
die Kurilen mit Kamtschatka, durch Sachalin mit Amurland, durch
Oki, Iki und Tsushima mit Korea und durch die Riukiu mit Formosa
und dem Malayischen Archipel waren der Einwanderung asiatischer
Gewächse von Nord und Süd die Wege gebahnt. Die Unterbrechungen
zwischen den einzelnen Inseln werden durch Meeresströmungen und
Winde gewissermassen überbrückt, welche die Keime leicht von Insel
zu Insel tragen. Aber das Herbeiführen derselben würde allein noch

*) Bidrag till den Skandinaviska Vegetationens Historia af F. W. C. Are-
schoug
.
Rein, Japan I. 13
Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc.

Unsere Betrachtungen der hervorragendsten Züge und Beziehungen
der Flora Japans würden des Abschlusses entbehren, wenn wir schliess-
lich nicht auch die Deutung dieser Verhältnisse versuchen oder die
Versuche Anderer hier kurz erwähnen wollten.

Die Ueppigkeit der japanischen Flora wird, wo sie sich, wie in
den Gebirgswaldungen und Bambushainen, zeigt, durch das Zusam-
menwirken eines fruchtbaren Bodens, hoher Temperaturen und reicher,
über das ganze Jahr vertheilter Niederschläge bedingt, die insbe-
sondere auch dem warmen Sommer in beträchtlicher Menge zu theil
werden, der Reichthum und die Mannichfaltigkeit derselben haben
aber daneben noch ganz andere Ursachen. Wenn wir dieselben er-
forschen und zu einem richtigen Verständniss der Vereinigung einer
so grossen Zahl tropisch-indischer, chinesisch-mandschurischer, euro-
päisch-sibirischer und nordost-amerikanischer Gattungen und Arten
mit einer ansehnlichen Menge endemischer Formen gelangen wollen,
müssen wir nicht blos die heutigen geographischen und klimatischen
Verhältnisse in Betracht ziehen, sondern vor allem auch die paläonto-
logische Vorgeschichte dieser Vegetation berücksichtigen; denn wenn
es richtig ist, was Areschoug *) in Bezug auf die ältere skandina-
vische Vegetation sagt, dass die Vegetationsbeschaffenheit eines Landes
nicht ausschliesslich durch die gegenwärtig herrschenden kosmischen
Verhältnisse bestimmt wird, so gilt dies vor allem von Japan. Den
gegenwärtig noch fortdauernden Verhältnissen und einer posttertiären
Einwanderung schreibe ich die tropischen Bestandtheile seiner Flora,
wie nicht minder die arktisch-alpinen, sowie auch die der nördlichen
Waldregion des alten Continentes angehörenden zu, während ich nicht
blos wie Gray und Hooker die nordamerikanischen Glieder der japa-
nischen Flora, sondern auch die blos über China und die Mandschurei
verbreiteten, sowie alle endemischen, als einen sehr alten, der Ter-
tiärzeit entstammenden Grundstock betrachte.

In Folge der Verbindungen der grossen japanischen Inseln durch
die Kurilen mit Kamtschatka, durch Sachalin mit Amurland, durch
Oki, Iki und Tsushima mit Korea und durch die Riukiu mit Formosa
und dem Malayischen Archipel waren der Einwanderung asiatischer
Gewächse von Nord und Süd die Wege gebahnt. Die Unterbrechungen
zwischen den einzelnen Inseln werden durch Meeresströmungen und
Winde gewissermassen überbrückt, welche die Keime leicht von Insel
zu Insel tragen. Aber das Herbeiführen derselben würde allein noch

*) Bidrag till den Skandinaviska Vegetationens Historia af F. W. C. Are-
schoug
.
Rein, Japan I. 13
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[193/0217] Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc. Unsere Betrachtungen der hervorragendsten Züge und Beziehungen der Flora Japans würden des Abschlusses entbehren, wenn wir schliess- lich nicht auch die Deutung dieser Verhältnisse versuchen oder die Versuche Anderer hier kurz erwähnen wollten. Die Ueppigkeit der japanischen Flora wird, wo sie sich, wie in den Gebirgswaldungen und Bambushainen, zeigt, durch das Zusam- menwirken eines fruchtbaren Bodens, hoher Temperaturen und reicher, über das ganze Jahr vertheilter Niederschläge bedingt, die insbe- sondere auch dem warmen Sommer in beträchtlicher Menge zu theil werden, der Reichthum und die Mannichfaltigkeit derselben haben aber daneben noch ganz andere Ursachen. Wenn wir dieselben er- forschen und zu einem richtigen Verständniss der Vereinigung einer so grossen Zahl tropisch-indischer, chinesisch-mandschurischer, euro- päisch-sibirischer und nordost-amerikanischer Gattungen und Arten mit einer ansehnlichen Menge endemischer Formen gelangen wollen, müssen wir nicht blos die heutigen geographischen und klimatischen Verhältnisse in Betracht ziehen, sondern vor allem auch die paläonto- logische Vorgeschichte dieser Vegetation berücksichtigen; denn wenn es richtig ist, was Areschoug *) in Bezug auf die ältere skandina- vische Vegetation sagt, dass die Vegetationsbeschaffenheit eines Landes nicht ausschliesslich durch die gegenwärtig herrschenden kosmischen Verhältnisse bestimmt wird, so gilt dies vor allem von Japan. Den gegenwärtig noch fortdauernden Verhältnissen und einer posttertiären Einwanderung schreibe ich die tropischen Bestandtheile seiner Flora, wie nicht minder die arktisch-alpinen, sowie auch die der nördlichen Waldregion des alten Continentes angehörenden zu, während ich nicht blos wie Gray und Hooker die nordamerikanischen Glieder der japa- nischen Flora, sondern auch die blos über China und die Mandschurei verbreiteten, sowie alle endemischen, als einen sehr alten, der Ter- tiärzeit entstammenden Grundstock betrachte. In Folge der Verbindungen der grossen japanischen Inseln durch die Kurilen mit Kamtschatka, durch Sachalin mit Amurland, durch Oki, Iki und Tsushima mit Korea und durch die Riukiu mit Formosa und dem Malayischen Archipel waren der Einwanderung asiatischer Gewächse von Nord und Süd die Wege gebahnt. Die Unterbrechungen zwischen den einzelnen Inseln werden durch Meeresströmungen und Winde gewissermassen überbrückt, welche die Keime leicht von Insel zu Insel tragen. Aber das Herbeiführen derselben würde allein noch *) Bidrag till den Skandinaviska Vegetationens Historia af F. W. C. Are- schoug. Rein, Japan I. 13

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/217>, abgerufen am 28.11.2024.