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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc.

Die interessante, blattlose Mistel (Viscum articulatum Burm.) mit
ihren flachen gegliederten und gabelförmig sich theilenden Aesten
erinnert in ihrem Habitus an manche Cacteen. Ihre Heimath erstreckt
sich über die Bergwaldungen Vorder- und Hinter-Indiens, der malayi-
schen Inseln und des wärmeren Australiens, Südchinas und Japans.
Ihre Wirthe sind theils periodisch-, theils immergrüne Bäume und
Sträucher aus sehr verschiedenen Familien. Im südlichen Japan hat
man sie bisher nur auf Symplocos, Litsaea und Eurya gefunden; ich
kann hinzufügen, dass sie in Satsuma auch auf den Aesten der Ca-
mellia japonica vorkommt.

Loranthus Yadoriki S. und Z. wurde zwar bisher nur auf der
Insel Kiushiu gefunden, wo er Ilex und Quercus (Quercus acuta) be-
wohnt, dürfte sich aber ebenfalls weiter nach Süden erstrecken. Von
den beiden epiphytischen Orchideen ist Luisia teres auf Kiushiu ziem-
lich häufig. In Satsuma und osumi bewohnt sie nach meinen Beob-
achtungen den Talgbaum (Rhus succedanea). Da sie auf Java und
auch im südlichen China zu Hause ist, dürfte sie auch den Riukiu-
Inseln nicht fehlen. Auffallend ist, dass Malaxis japonica nach
Savatier auf Cephalotaxus drupacea wohnt und mit diesem in den
Bergwaldungen des mittleren Japan vorkommt, ein Abweichen von
den Gewohnheiten der epiphytischen Orchideen, welches gewiss ohne
Beispiel ist.

Gleich den blattwechselnden Eichen und Magnolien gehen auch
die periodisch belaubten Gattungen der Lauraceen, Ternstroemiaceen,
Araliaceen, Styraceen, Rutaceen, Melastomaceen und anderer tropi-
scher oder in die Tropen hineinragender Familien viel weiter nach
Norden, als die beständig grünen. So finden wir Arten von Lindera,
Actinidia, Acanthopanax, Symplocos, Styrax, Evodia, Osbeckia noch
auf Yezo und dem südlichen Sachalin.

Viel auffallender noch ist die weite nördliche Verbreitung einer
ganzen Reihe von Cucurbitaceen. Während Deutschland nur noch
die bekannte Zaunrübe (Bryonia alba) beherbergt und Nordamerika
nur drei einheimische Arten von eben so vielen Gattungen (Bryonia,
Melothria und Sicyos) kennt, hat Japan 9--10 Arten in 7 Gattungen
(Trichosanthes, Lagenaria, Luffa, Momordica, Melothria, Actinostemma,
Gynostemma). So fand ich noch in Nambu Trichosanthes cucume-
roides Ser. und T. japonica, während Maximowicz bei Hakodate
Gynostemma cissoides Benth. beobachtet hat.

Den Zusammenhang der japanischen Flora mit der tropisch-
indischen zeigt vor allem auch das graciöse Bambusrohr, dieses über-
aus wichtige Glied im Vegetationsbilde japanischer Ortschaften und

Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc.

Die interessante, blattlose Mistel (Viscum articulatum Burm.) mit
ihren flachen gegliederten und gabelförmig sich theilenden Aesten
erinnert in ihrem Habitus an manche Cacteen. Ihre Heimath erstreckt
sich über die Bergwaldungen Vorder- und Hinter-Indiens, der malayi-
schen Inseln und des wärmeren Australiens, Südchinas und Japans.
Ihre Wirthe sind theils periodisch-, theils immergrüne Bäume und
Sträucher aus sehr verschiedenen Familien. Im südlichen Japan hat
man sie bisher nur auf Symplocos, Litsaea und Eurya gefunden; ich
kann hinzufügen, dass sie in Satsuma auch auf den Aesten der Ca-
mellia japonica vorkommt.

Loranthus Yadoriki S. und Z. wurde zwar bisher nur auf der
Insel Kiushiu gefunden, wo er Ilex und Quercus (Quercus acuta) be-
wohnt, dürfte sich aber ebenfalls weiter nach Süden erstrecken. Von
den beiden epiphytischen Orchideen ist Luisia teres auf Kiushiu ziem-
lich häufig. In Satsuma und ôsumi bewohnt sie nach meinen Beob-
achtungen den Talgbaum (Rhus succedanea). Da sie auf Java und
auch im südlichen China zu Hause ist, dürfte sie auch den Riukiu-
Inseln nicht fehlen. Auffallend ist, dass Malaxis japonica nach
Savatier auf Cephalotaxus drupacea wohnt und mit diesem in den
Bergwaldungen des mittleren Japan vorkommt, ein Abweichen von
den Gewohnheiten der epiphytischen Orchideen, welches gewiss ohne
Beispiel ist.

Gleich den blattwechselnden Eichen und Magnolien gehen auch
die periodisch belaubten Gattungen der Lauraceen, Ternstroemiaceen,
Araliaceen, Styraceen, Rutaceen, Melastomaceen und anderer tropi-
scher oder in die Tropen hineinragender Familien viel weiter nach
Norden, als die beständig grünen. So finden wir Arten von Lindera,
Actinidia, Acanthopanax, Symplocos, Styrax, Evodia, Osbeckia noch
auf Yezo und dem südlichen Sachalin.

Viel auffallender noch ist die weite nördliche Verbreitung einer
ganzen Reihe von Cucurbitaceen. Während Deutschland nur noch
die bekannte Zaunrübe (Bryonia alba) beherbergt und Nordamerika
nur drei einheimische Arten von eben so vielen Gattungen (Bryonia,
Melothria und Sicyos) kennt, hat Japan 9—10 Arten in 7 Gattungen
(Trichosanthes, Lagenaria, Luffa, Momordica, Melothria, Actinostemma,
Gynostemma). So fand ich noch in Nambu Trichosanthes cucume-
roides Ser. und T. japonica, während Maximowicz bei Hakodate
Gynostemma cissoides Benth. beobachtet hat.

Den Zusammenhang der japanischen Flora mit der tropisch-
indischen zeigt vor allem auch das graciöse Bambusrohr, dieses über-
aus wichtige Glied im Vegetationsbilde japanischer Ortschaften und

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[187/0211] Zusammensetzung der japan. Flora u. weitere bemerkenswerthe Züge etc. Die interessante, blattlose Mistel (Viscum articulatum Burm.) mit ihren flachen gegliederten und gabelförmig sich theilenden Aesten erinnert in ihrem Habitus an manche Cacteen. Ihre Heimath erstreckt sich über die Bergwaldungen Vorder- und Hinter-Indiens, der malayi- schen Inseln und des wärmeren Australiens, Südchinas und Japans. Ihre Wirthe sind theils periodisch-, theils immergrüne Bäume und Sträucher aus sehr verschiedenen Familien. Im südlichen Japan hat man sie bisher nur auf Symplocos, Litsaea und Eurya gefunden; ich kann hinzufügen, dass sie in Satsuma auch auf den Aesten der Ca- mellia japonica vorkommt. Loranthus Yadoriki S. und Z. wurde zwar bisher nur auf der Insel Kiushiu gefunden, wo er Ilex und Quercus (Quercus acuta) be- wohnt, dürfte sich aber ebenfalls weiter nach Süden erstrecken. Von den beiden epiphytischen Orchideen ist Luisia teres auf Kiushiu ziem- lich häufig. In Satsuma und ôsumi bewohnt sie nach meinen Beob- achtungen den Talgbaum (Rhus succedanea). Da sie auf Java und auch im südlichen China zu Hause ist, dürfte sie auch den Riukiu- Inseln nicht fehlen. Auffallend ist, dass Malaxis japonica nach Savatier auf Cephalotaxus drupacea wohnt und mit diesem in den Bergwaldungen des mittleren Japan vorkommt, ein Abweichen von den Gewohnheiten der epiphytischen Orchideen, welches gewiss ohne Beispiel ist. Gleich den blattwechselnden Eichen und Magnolien gehen auch die periodisch belaubten Gattungen der Lauraceen, Ternstroemiaceen, Araliaceen, Styraceen, Rutaceen, Melastomaceen und anderer tropi- scher oder in die Tropen hineinragender Familien viel weiter nach Norden, als die beständig grünen. So finden wir Arten von Lindera, Actinidia, Acanthopanax, Symplocos, Styrax, Evodia, Osbeckia noch auf Yezo und dem südlichen Sachalin. Viel auffallender noch ist die weite nördliche Verbreitung einer ganzen Reihe von Cucurbitaceen. Während Deutschland nur noch die bekannte Zaunrübe (Bryonia alba) beherbergt und Nordamerika nur drei einheimische Arten von eben so vielen Gattungen (Bryonia, Melothria und Sicyos) kennt, hat Japan 9—10 Arten in 7 Gattungen (Trichosanthes, Lagenaria, Luffa, Momordica, Melothria, Actinostemma, Gynostemma). So fand ich noch in Nambu Trichosanthes cucume- roides Ser. und T. japonica, während Maximowicz bei Hakodate Gynostemma cissoides Benth. beobachtet hat. Den Zusammenhang der japanischen Flora mit der tropisch- indischen zeigt vor allem auch das graciöse Bambusrohr, dieses über- aus wichtige Glied im Vegetationsbilde japanischer Ortschaften und

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/211>, abgerufen am 28.11.2024.