Jenen Gesammelte ordnen und bestimmen halfen und sich daneben die viel schwierigere Aufgabe stellten, die vielen Beziehungen der japanischen Pflanzenwelt zu den Floren anderer Länder zu deuten.
Ein anderer Grund, wesshalb die Flora von Nihon am längsten und besten bekannt ist, lange bevor andere Theile seiner Naturge- schichte genügende Beachtung fanden, liegt in den hundertfachen nahen Beziehungen der Eingeborenen zur Pflanzenwelt. Die alte chinesische Heilkunde insbesondere, welcher man bis zur Restauration folgte, machte die Erkenntniss und genaue Bestimmung durch Wort und Bild von hunderten von Gewächsen nöthig, und der ausgebildete Natursinn, insbesondere die Freude an schönen Blumen, that das Uebrige. Kein anderes Volk der Erde besitzt eine so alte und aus- gebildete Pflanzen-Nomenclatur, wie die Japaner. Diese landesüb- lichen Namen für eine so grosse Anzahl wildwachsender Gewächse sind einer der besten Beweise dafür, dass Naturanschauung und scharfe Beobachtung sich hier schon sehr frühzeitig entwickelten. So fand denn bereits Thunberg japanische Kräuterbücher mit guten Abbildungen vor, unter denen namentlich eins, Kwawi, obenan steht, dem später andere Werke, wie Somoku Zussetzu und Phonzo zufu sich ebenbürtig angereiht haben. Von den noch lebenden eingeborenen Botanikern Japans aber, die sich um die bessere Kenntniss der Pflan- zenwelt ihres Landes besonders grosse Verdienste erworben haben, nenne ich den ehrwürdigen Ito Keiske, der als Greis im Silber- haar sich die jugendliche Frische und Energie bewahrt hat, mit welcher er vor Jahrzehnten als junger Mann so wesentlich zu den Erfolgen v. Siebold's beitrug.
Die lange Dauer der kälteren Jahreszeit beschränkt die Vegeta- tionsperiode der meisten Gewächse in Yezo auf fünf, im mittleren Japan auf sechs und im südlichen auf sieben Monate des Jahres und unterbricht auch das Wachsthum aller Holzgewächse, selbst der immer- grünen. Alle zeigen daher, wie dies in allen Ländern mit niedrigen Wintertemperaturen und einem regelmässig wiederkehrenden Stillstand des Wachsthums vorkommt, deutliche Jahresringe und liefern nur wenige schwerere Hölzer, und diese nur im südlicheren Theile, wie das Holz von Buxus, Distylium racemosum und immergrünen Eichen.
Man hat wohl als Beispiel für die Eigenthümlichkeiten Japans hervorgehoben, dass hier neben dem Bambusrohr, der Palme und der lorbeerblätterigen, wintergrünen Eiche die nordische Kiefer gedeiht und man die blattwechselnden Baumtypen unserer Wälder wieder findet, ferner bezüglich des Thierreiches neben dem Affen den Bären. In gewisser Beziehung ist dies richtig; betreffs der Palmen muss
VII. Die Flora der japanischen Inseln.
Jenen Gesammelte ordnen und bestimmen halfen und sich daneben die viel schwierigere Aufgabe stellten, die vielen Beziehungen der japanischen Pflanzenwelt zu den Floren anderer Länder zu deuten.
Ein anderer Grund, wesshalb die Flora von Nihon am längsten und besten bekannt ist, lange bevor andere Theile seiner Naturge- schichte genügende Beachtung fanden, liegt in den hundertfachen nahen Beziehungen der Eingeborenen zur Pflanzenwelt. Die alte chinesische Heilkunde insbesondere, welcher man bis zur Restauration folgte, machte die Erkenntniss und genaue Bestimmung durch Wort und Bild von hunderten von Gewächsen nöthig, und der ausgebildete Natursinn, insbesondere die Freude an schönen Blumen, that das Uebrige. Kein anderes Volk der Erde besitzt eine so alte und aus- gebildete Pflanzen-Nomenclatur, wie die Japaner. Diese landesüb- lichen Namen für eine so grosse Anzahl wildwachsender Gewächse sind einer der besten Beweise dafür, dass Naturanschauung und scharfe Beobachtung sich hier schon sehr frühzeitig entwickelten. So fand denn bereits Thunberg japanische Kräuterbücher mit guten Abbildungen vor, unter denen namentlich eins, Kwawi, obenan steht, dem später andere Werke, wie Sômoku Zussetzu und Phonzo zufu sich ebenbürtig angereiht haben. Von den noch lebenden eingeborenen Botanikern Japans aber, die sich um die bessere Kenntniss der Pflan- zenwelt ihres Landes besonders grosse Verdienste erworben haben, nenne ich den ehrwürdigen Ito Keiske, der als Greis im Silber- haar sich die jugendliche Frische und Energie bewahrt hat, mit welcher er vor Jahrzehnten als junger Mann so wesentlich zu den Erfolgen v. Siebold’s beitrug.
Die lange Dauer der kälteren Jahreszeit beschränkt die Vegeta- tionsperiode der meisten Gewächse in Yezo auf fünf, im mittleren Japan auf sechs und im südlichen auf sieben Monate des Jahres und unterbricht auch das Wachsthum aller Holzgewächse, selbst der immer- grünen. Alle zeigen daher, wie dies in allen Ländern mit niedrigen Wintertemperaturen und einem regelmässig wiederkehrenden Stillstand des Wachsthums vorkommt, deutliche Jahresringe und liefern nur wenige schwerere Hölzer, und diese nur im südlicheren Theile, wie das Holz von Buxus, Distylium racemosum und immergrünen Eichen.
Man hat wohl als Beispiel für die Eigenthümlichkeiten Japans hervorgehoben, dass hier neben dem Bambusrohr, der Palme und der lorbeerblätterigen, wintergrünen Eiche die nordische Kiefer gedeiht und man die blattwechselnden Baumtypen unserer Wälder wieder findet, ferner bezüglich des Thierreiches neben dem Affen den Bären. In gewisser Beziehung ist dies richtig; betreffs der Palmen muss
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VII. Die Flora der japanischen Inseln.
Jenen Gesammelte ordnen und bestimmen halfen und sich daneben
die viel schwierigere Aufgabe stellten, die vielen Beziehungen der
japanischen Pflanzenwelt zu den Floren anderer Länder zu deuten.
Ein anderer Grund, wesshalb die Flora von Nihon am längsten
und besten bekannt ist, lange bevor andere Theile seiner Naturge-
schichte genügende Beachtung fanden, liegt in den hundertfachen
nahen Beziehungen der Eingeborenen zur Pflanzenwelt. Die alte
chinesische Heilkunde insbesondere, welcher man bis zur Restauration
folgte, machte die Erkenntniss und genaue Bestimmung durch Wort
und Bild von hunderten von Gewächsen nöthig, und der ausgebildete
Natursinn, insbesondere die Freude an schönen Blumen, that das
Uebrige. Kein anderes Volk der Erde besitzt eine so alte und aus-
gebildete Pflanzen-Nomenclatur, wie die Japaner. Diese landesüb-
lichen Namen für eine so grosse Anzahl wildwachsender Gewächse
sind einer der besten Beweise dafür, dass Naturanschauung und
scharfe Beobachtung sich hier schon sehr frühzeitig entwickelten. So
fand denn bereits Thunberg japanische Kräuterbücher mit guten
Abbildungen vor, unter denen namentlich eins, Kwawi, obenan steht,
dem später andere Werke, wie Sômoku Zussetzu und Phonzo zufu
sich ebenbürtig angereiht haben. Von den noch lebenden eingeborenen
Botanikern Japans aber, die sich um die bessere Kenntniss der Pflan-
zenwelt ihres Landes besonders grosse Verdienste erworben haben,
nenne ich den ehrwürdigen Ito Keiske, der als Greis im Silber-
haar sich die jugendliche Frische und Energie bewahrt hat, mit
welcher er vor Jahrzehnten als junger Mann so wesentlich zu den
Erfolgen v. Siebold’s beitrug.
Die lange Dauer der kälteren Jahreszeit beschränkt die Vegeta-
tionsperiode der meisten Gewächse in Yezo auf fünf, im mittleren
Japan auf sechs und im südlichen auf sieben Monate des Jahres und
unterbricht auch das Wachsthum aller Holzgewächse, selbst der immer-
grünen. Alle zeigen daher, wie dies in allen Ländern mit niedrigen
Wintertemperaturen und einem regelmässig wiederkehrenden Stillstand
des Wachsthums vorkommt, deutliche Jahresringe und liefern nur
wenige schwerere Hölzer, und diese nur im südlicheren Theile, wie
das Holz von Buxus, Distylium racemosum und immergrünen Eichen.
Man hat wohl als Beispiel für die Eigenthümlichkeiten Japans
hervorgehoben, dass hier neben dem Bambusrohr, der Palme und der
lorbeerblätterigen, wintergrünen Eiche die nordische Kiefer gedeiht
und man die blattwechselnden Baumtypen unserer Wälder wieder
findet, ferner bezüglich des Thierreiches neben dem Affen den Bären.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/176>, abgerufen am 27.11.2024.
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